Die aPTT misst die Gerinnungszeit von Beginn der Aktivierung von Gerinnungsfaktor XII (F12)/Präkallikrein zu F12a/Kallikrein bis zur Bildung eines Fibringerinnsels. Damit bestimmt der Test das intrinsische System und die gemeinsame Endstrecke der Gerinnungskaskade (vgl. Abb. im Eintrag Thrombinaktivität in Plasma).
Physikalisch-chemisches Prinzip
Das PTT-Reagenz enthält nur die Phospholipide (PL), daher der Name „partielles Thromboplastin“, da der Tissue Factor (wie im PT-Reagenz) nicht enthalten ist. Inkubation von Plasma mit einem Oberflächenaktivator (z. B. Kaolin oder Ellagsäure) aktiviert das Kontaktsystem, nach Rekalzifizierung wird die gesamte Gerinnungskaskade ausgelöst. Die Zeit bis zur Bildung eines Fibringerinnsels wird gemessen. Die aPTT erfasst deutlich sensitiver einen Gerinnungsfaktorenmangel des intrinsischen Systems (8, 9, 11, 12, Präkallikrein und High-Molecular-Weight Kininogen) als einen Faktorenmangel der gemeinsamen Endstrecke der Gerinnung (Fibrinogen, 2, 5, 10).
Das Ergebnis des aPTT-Tests wird in Sekunden angegeben; selten als Ratio bezogen auf die Gerinnungszeit gemessen an einem Normalplasmapool.
Ein Faktorenmangel oder pathologische Antikörper (Lupus-Antikoagulans, Antikörper gegen Gerinnungsfaktoren) können zu einer Verlängerung der aPTT führen. Beim Plasmamischtest (Plasmatauschversuch; nach Ausschluss von Antikoagulanzien) wird die Patientenprobe 1+1 mit Normalplasma gemischt und die aPTT direkt gemessen (oder nach 60-minütiger Inkubation zur Diagnose progressiv wirksamer Inhibitoren). Der Test ist positiv, wenn sich die Gerinnungszeit im 1+1-Ansatz um >5 s verlängert.
Einsatzgebiet
Als Gruppentest zur Erfassung von Gerinnungsstörungen, insbesondere der Hämophilie A und B. Zur Überwachung von unfraktioniertem Heparin. Als Screeningmethode zur Erfassung von Inhibitoren.
Untersuchungsmaterial
Citratplasma.
Instrumentierung
Die aPTT lässt sich auf verschiedene Großgeräte und Vollautomaten adaptieren und mit verschiedenen Messprinzipen durchführen: mechanische Messung mit der Häkchenmethode oder Kugelmethode in einem Koagulometer, durch Trübungsmessung oder Kombination einer optischen mit einer mechanischen Messung zur Erfassung der Fibrinbildung.
Referenzbereich
Reagenzabhängig zwischen 25–40 s für die meisten automatisierten Methoden.
Spezifität
Bestimmt im Wesentlichen die Aktivitäten des intrinsischen Systems.
Sensitivität
Die unterschiedlichen aPTT-Reagenzien weisen erhebliche Unterschiede in der Empfindlichkeit für Faktormangel auf. In Abhängigkeit vom Faktor muss die Faktoraktivität unter 15–45 % liegen, bevor die aPTT verlängert ist. Ebenso reagieren die einzelnen aPTT-Reagenzien unterschiedlich auf die Anwesenheit eines Lupus-Antikoagulans. Bedingt durch extrem starke intrinsische Aktivierung der Probe ist die aPTT ein relativ grober Test, viele Patienten mit normaler aPTT haben Störungen im intrinsischen System, die nur durch Durchführung eines neuen Thrombingenerierungstests wie dem INCA („intrinsic coagulation activity assay“) oder dem RECA („recalcified coagulation activity assay“) diagnostiziert werden können.
Fehlermöglichkeit
Die aPTT-Reagenzien sind nicht standardisiert, sodass es erhebliche Abweichungen in ihrer Faktor- und Inhibitorsensitivität gibt.
Praktikabilität – Automatisierung – Kosten
Die aPTT kann mit verschiedenen Geräten und mit verschiedenen Messprinzipien durchgeführt werden. Geringe Kosten.
Bewertung – Methodenhierarchie
Gruppentest, Routinetest.
Literatur
Barthels M (2004) Gerinnungsdiagnostik Hämostaseologie 24:123–135
Barthels M, Depka M (2002) Gerinnungskompendium. Georg ThiemeVerlag, Stuttgart
Stief TW (2009) Ellagic acid as a stable INCA-trigger. Hemost Lab 2:23–32