Die FKDS erlaubt die Beurteilung der Anatomie, der Morphologie und der Hämodynamik von Gefäßen. Die funktionelle Untersuchung kann durch die genaue Bestimmung der Untersuchungstiefe und der optimalen Platzierung der Probenentnahmestelle („sample volume“) bestimmten Gefäßabschnitten zugeordnet werden. Durch die Kenntnis und optimale Einstellung des Beschallungswinkels können die Dopplerfrequenzen in Flussgeschwindigkeiten umgerechnet werden. Das folgende Kapitel soll nun die Anwendung der Methode durch die Beschreibung der Untersuchung einzelner Gefäßprovinzen erläutern. Für eine genauere Darstellung der physikalischen Grundlagen und der Anwendung verweisen wir auf die Vielzahl der Standardwerke zu diesem Thema.
Allgemein werden bei diesem Verfahren die Flussrichtung und die Flussgeschwindigkeit des Blutes farbkodiert dargestellt, während stationäre Bildpunkte (Gefäßwand, umgebendes Bindegewebe) in Grauwerten abgebildet werden. Die Flussrichtung wird in roten und blauen Farbtönen kodiert, während die Flussgeschwindigkeit durch Unterschiede in der Helligkeit dargestellt wird. Die Farbzuordnung der Strömungsrichtung kann prinzipiell vom Untersucher festgelegt werden, wobei normalerweise ein Fluss vom Schallkopf weg rot, ein Fluss in Richtung Schallkopf blau kodiert wird. Da der Zeitbedarf für die Erstellung des farbkodierten Bildes von der Zahl der Farblinien abhängt, sollte versucht werden, im B-Bild mit möglichst wenig Farblinien auszukommen. Insofern sollte die Farbbox nicht unnötig groß gewählt werden.
Zusätzlich steht bei modernen Duplexsonographiegeräten oft ein „Power-Doppler-“ oder „Color-Energy-Doppler-Verfahren“ zur Verfügung. Bei diesem Verfahren wird das Energieniveau des Dopplersignals ohne Richtungskodierung monochrom wiedergegeben. Hierdurch gelingt eine sensitivere Darstellung langsamer Blutflüsse. Das Verfahren ist nicht winkelabhängig. Flussrichtung, Flussgeschwindigkeit und Flussqualität können jedoch nicht dargestellt werden.
Extrakranielle Arterien
Die Duplexsonographie der extrakraniellen hirnversorgenden Arterien stellt eine der häufigsten ultraschallbasierten Untersuchungen dar. Dabei kommt dem Untersuchungsverfahren eine besondere Bedeutung zu, da durch die Kombination der morphologischen und hämodynamischen Untersuchung die Indikation zur Revaskularisierung dieser Gefäßprovinz gestellt werden kann. In den Vereinigten Staaten von Amerika erfolgt die präoperative Gefäßbildgebung vor einer Arteria-carotis
-Endarterektomie in 80 % der Fälle ausschließlich per Ultraschall. Die
Prävalenz einer über 50 %igen Stenose liegt bei symptomatischen Patienten (Apoplex, TIA, PRIND) bei 18–20 % (Brown et al.
1989; Carroll
1989). Dabei ist die Prävalenz bei asymptomatischen Patienten, die zur Duplexsonographie der Karotis überwiesen werden, mit ca. 14 % nicht wesentlich niedriger (de Virgilio et al.
1997). Neben den arteriosklerotischen Läsionen können wichtige differenzialdiagnostische Erkrankungen wie
Vaskulitiden, aneurysmatische Aufweitungen, Gefäßverschlüsse und
Dissektionen beurteilt werden.
Periphere Arterien
Durch die Duplexsonographie der peripheren Arterien gelingt die morphologische und hämodynamische Beurteilung von Gefäßprozessen. Die Untersuchung besitzt in der Hand eines erfahrenen Untersuchers eine hohe Sensitivität und Spezifität, ist durch die flächendeckende Verfügbarkeit ein ideales Screeninginstrument und bildet hierdurch die Grundlage zur Planung weiterer diagnostischer und therapeutischer Schritte in der modernen Gefäßmedizin.
Halsvenen, Venensystem der Extremitäten
Für eine genaue Darstellung der Anatomie des Venensystems verweisen wir auf die Fachliteratur. Die Untersuchung der Halsvenen und des subfaszialen Venensystems der oberen und unteren Extremitäten erfolgt üblicherweise mit einem 7,5-MHz-Linearschallkopf. Bei ungenügender Eindringtiefe kann es bei adipösen Patienten notwendig sein einen 3,5- bis 5-MHz-Sektorschallkopf einzusetzen, der auch regelhaft für die Untersuchung der V. cava und der Beckenvenen eingesetzt wird. Für die Untersuchung epifaszialer Extremitätenvenen kann neben dem 7,5-MHz-Schallkopf zusätzlich ein 12-MHz-Linearschallkopf eigesetzt werden, der u. a. eine bessere Beurteilung der Venenwand (postphlebitische Veränderungen?) erlaubt. Die Untersuchung der Venen erfolgt mit einer gegenüber der arteriellen Untersuchung verminderten Pulsrepetitionsfrequenz (PRF) von <15 cm/s.
Halsvenen
Die Untersuchung der Halsvenen erfolgt in Analogie zur Untersuchung der Halsarterien. In Oberkörperhochlagerung kann es in Abhängigkeit des Volumenstatus des Patienten zu einem spontanen Kollaps der V. jugularis und V. subclavia kommen. Um eine bessere Venenfüllung zu erreichen, sollte der Kopf bei dieser Untersuchung möglichst flach gelagert werden. Zusätzlich kann der Patient durch ein Valsalva-Manöver die Füllung der Venen kurzfristig anheben. Überprüft werden die Flussverhältnisse sowie die Kompressibilität der Gefäße. Als Normalbefund findet sich ein atemmodulierter Fluss der V. jugularis mit inspiratorischer Steigerung und exspiratorischer Verminderung. Zusätzlich findet sich herznah eine kardiale Modulation durch den Schluss der Trikuspidalklappe.
Armvenen
Die Untersuchung der V. axillaris erfolgt am liegenden Patienten mit flach gelagertem Oberkörper. Der Fluss der V. axillaris ist normalerweise atem- und in unterschiedlichem Maße kardial moduliert. Die epifaszialen und subfaszialen Armvenen lassen sich am sitzenden Patienten nach Anlage einer
Staubinde am Oberarm bequem untersuchen. Die Beurteilung erfolgt durch Überprüfung der Flussverhältnisse im Farbmodus sowie der Durchgängigkeit durch Kompression. Bei aufgetriebener, nicht kompressibler Vene und fehlendem Flusssignal ist von einer Thrombose auszugehen. Bei distal offenem Venensystem findet sich in diesen Abschnitten ein nicht mehr atem- oder kardial modulierter Dauerfluss. Die Diagnose einer sehr zentral sitzenden Thrombose der infraklavikulären V. subclavia oder der V. brachiocephalica kann durch das Fehlen der direkten Visualisierung des thrombosierten Venensegments Schwierigkeiten bereiten. Ein Verdacht auf ein relevantes proximales Strombahnhindernis ergibt sich dann durch den im Seitenvergleich vermindert atem- und kardial modulierten Fluss der distalen V. subclavia und V. axillaris.
Beinvenen
Die Oberschenkelvenen werden in Rückenlage untersucht. Für die Darstellung der V. poplitea sollte der Patient in Bauchlage unter Verwendung einer Lagerungsrolle im Bereich der Sprunggelenke untersucht werden. Die Untersuchung der Unterschenkelvenen erfolgt am sitzenden Patienten mit seitlich von der Untersuchungsliege hängenden Unterschenkeln. Posteriore und fibulare Venen lassen sich von dorsal, die anteriore Venengruppe von ventral untersuchen. Der Fluss in den Beinvenen ist beim liegenden Patienten normalerweise atemmoduliert, mit einem inspiratorischen Stopp und einer Zunahme des nach zentral gerichteten Flusses bei Exspiration. Die Venenklappenfunktion der Mündungsklappe der V. saphena magna und der V. femoralis superficialis wird mittels Valsalva-Pressversuch überprüft. Der Venenklappenschluss weiter distal gelegener Venensegmente kann im PW-Doppler-Modus, durch proximale Kompression überprüft werden.
Bei Verdacht auf eine
tiefe Beinvenenthrombose sollte auf ein Valsalva-Manöver verzichtet werden. Bei dieser Fragestellung erfolgt eine systematische
Kompressionssonographie bei der das subfasziale Venensystem im Querschnitt, beginnend in der Leiste, repetitiv nach distal komprimiert wird. Bei inkompressibler oder teilkompressibler Vene kann in Verbindung mit den oben beschriebenen Flussphänomenen der distalen Venenabschnitte eine Venenthrombose diagnostiziert werden. Ein weiteres Kriterium ist das gelegentlich sichtbare, flottierende proximale Thrombusende. Sonomorphologisch sind frische Thrombosen häufig echoarm bis echofrei und nur durch ihre fehlende Komprimierbarkeit zu erkennen. Bei venösem Querschnittsverschluss des Beckens bzw. Oberschenkels, kann die Kompression der distalen Gefäßabschnitte durch einen erhöhten intravasalen Füllungsdruck erheblich erschwert werden. Zusätzlich kann es in solchen Situationen aufgrund der venösen Stase Schwierigkeiten bereiten einen Spontanfluss in den distalen Venenabschnitten nachzuweisen. Bei bereits fehlendem Flusssignal in der V. femoralis communis oder einem nicht atemmoduliertem venösen Dauerfluss im Seitenvergleich kann der Verdacht auf eine
Beckenvenenthrombose gestellt werden.
Zur Klärung dieses Befundes ist die Untersuchung der Beckenvenen mittels eines 3,5- bis 5-MHz-Sektorschallkopfes im Gefäßlängsschnitt, im Farbmodus hilfreich. Eine Kompression der Beckenvenen im Gefäßquerschnitt kann in Abhängigkeit vom Körperbau des Patienten und der Schmerzhaftigkeit der Untersuchung nur von limitierter Aussagekraft sein. Nach Ausschluss einer Oberschenkel- oder
Beckenvenenthrombose erfolgt die weitere Kompressionssonographie der V. poplitea in Bauchlage und der Unterschenkelvenen am sitzenden Patienten, wie oben ausgeführt. Zur Vermeidung einer schmerzhaften Untersuchung und besseren Beurteilbarkeit sollte die Kompression am distalen Oberschenkel und im Bereich der Wade unter Gegendruck mit der freien Hand erfolgen. Die Sensitivität der Kompressionssonographie der proximalen tiefen
Beinvenenthrombose liegt bei >95 %. Unter Verwendung neuester Gerätetechnik und in der Hand eines erfahrenen Untersuchers ist die Sensitivität der Kompressionssonographie zur Diagnose einer tiefen Unterschenkelvenenthrombose nur geringfügig geringer.
Zur Abklärung einer Varikose ist die FKDS die aktuell wichtigste Methode. Zunächst gilt es, zwischen einer primären (idiopathischen) und einer sekundären Varikose, wie sie im Rahmen eines postthrombotischen Syndroms auftritt, zu unterscheiden. Zum Ausschluss eines postthrombotischen Syndroms erfolgt eine Kompressionssonographie sowie Prüfung des Venenklappenschlusses des epifaszialen und subfaszialen Venensystems wie oben beschrieben. Dies ist von besonderer Wichtigkeit, da eine sekundäre Varikose auf dem Boden postthrombotischer Veränderungen einen Umgehungskreislauf darstellt und eine chirurgische Entfernung der Varizen oft kontraindiziert ist. Des Weiteren ist die Frage nach dem proximalen Insuffizienzpunkt (Mündungsklappe oder Perforansvene), dem Typ (komplette vs. inkomplette Stammvarikose vs. Seitenastvarikose) sowie dem distalen Insuffizienzpunkt zu klären. Zur Beantwortung dieser Fragen, auf deren Basis die chirurgische Therapie der primären Varikose geplant werden kann, kann es sinnvoll sein, den Patienten nicht nur im Liegen, sondern auch im Stehen zu untersuchen. Bei Vorliegen einer schmerzhaften Entzündung und Thrombosierung von Varizen spricht man von einer Varikophlebitis.
Die Kompressionssonographie der Beinvenen dient in dieser Situation zur Dokumentation der Ausprägung und Beziehung der thrombosierten Varizen zum tiefen Venensystem. Die Entfernung des Thrombus zur venösen Crosse oder zu Perforansvenen sollte in Zentimetern dokumentiert werden. Eine Varikophlebitis ist die häufigste Komplikation einer Varikose und bedarf normalerweise keiner weiteren Abklärung. Liegt eine Entzündung und Thrombose nicht varikös veränderter epifaszialer Venensegmente vor, spricht man von einer Thrombophlebitis. Diese sollte in jedem Fall, besonders aber bei rezidivierenden Thrombophlebitiden (Thrombophlebitis saltans) weiter differenzialdiagnostisch abgeklärt werden, da sie in Verbindung mit Malignomen und entzündlichen Systemerkrankungen auftreten können.
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