Intraoperatives Vorgehen
Bei der primären Lagerung des Patienten ist darauf zu achten, dass gerade bei durchblutungsgestörten Patienten prominente Knochenareale vor Drucknekrosen geschützt werden. Dies betrifft insbesondere die Knöchel, die Sakrumregion, bei voramputierten Patienten aber gegebenenfalls auch die Femurkondylen. Diese sind durch entsprechende entlastende Lagerungen vor Dekubiti zu schützen.
Die Abdeckung muss bei amputationschirurgischen Eingriffen so gewährleistet sein, dass die Extremität frei bewegt werden kann, aber auch, dass bei eventuell intraoperativ sich verändernder Situation und Notwendigkeit zu einer höheren Amputation die jeweils höhere Amputationshöhe noch möglich bleibt.
Bei Gefäßpatienten ist es in aller Regel sinnvoll, keine Blutleere oder Blutsperre anzulegen, da die Durchblutung im Amputationsgebiet per se vermindert ist. Bei allen anderen Indikationen bietet sich eine Blutsperre bzw. Blutleere an. Ausnahmen hiervon sind die Amputationen oberhalb von Knie- und Ellbogengelenk, wo zur besseren Beurteilung und Nutzung der Gewebeverschieblichkeit und aufgrund der lokalen Situation eine Blutsperre bzw. Blutleere nicht sinnvoll einzusetzen ist.
Die
Anästhesie bei Amputationseingriffen untergliedert sich je nach Absprache des Patienten mit dem Anästhesisten in Lokal- und Regional- oder Allgemeinnarkosen. Im Hinblick auf die Reduktion von Phantomschmerzen sollte darauf geachtet werden, dass bereits durch die Anästhesieverfahren eine Afferenz von Schmerzreizen beispielsweise bei der Durchtrennung von Nerven vermieden wird, was durch Peridural- oder
Spinalanästhesien besser gewährleistet wird. Hat sich der Patient für eine Allgemeinnarkose entschieden, ist intraoperativ darauf zu achten, dass vor jeder chirurgischen Nervendurchtrennung der jeweilige Nerv zunächst perineural mit
Lokalanästhetika infiltriert wird, um diese Afferenz zu unterbinden.
Intraoperativ macht sich der Operateur einen Eindruck über die Durchblutung der Muskulatur. Hinweise für eine mangelhafte Durchblutung sind ödematöse Aufquellungen und Flüssigkeitsimbibierungen, vor allem aber thrombosierte Venen. Insbesondere diese sind Anzeichen für eine zu niedrig gewählte Amputationshöhe. Unterstützt werden kann diese Prüfung durch eine Beurteilung der Fibrillation der Muskulatur. Hierzu beobachtet man die Reaktion der Muskulatur bei queren Anschnitten. Üblicherweise kommt es hierbei zu einem Fibrillieren der Muskulatur, wenn diese vital ist. Fehlt diese, ist eine adäquate Durchblutung sehr fraglich.
Im Hinblick auf die
Stumpfdeckung ist in den allermeisten Fällen (exklusive Knieexartikulation und
Ellbogengelenksexartikulation) anzustreben, dass das knöcherne Stumpfende möglichst durch Muskelanteile gedeckt wird. Klassischerweise adaptiert man dabei Muskelgruppen aneinander über dem knöchernen Stumpfende (Myoplastik) oder fixiert diese transossär am Knochen (Myodese). Dabei sind strangulierende Muskelnähte unbedingt zu vermeiden, da sie unweigerlich zu Nekrosen führen. Bei der Fixation im Knochen ist bei den Myodesen darauf zu achten, dass die entsprechenden Fixationspunkte (beispielsweise am Periost) genügend Halt bieten. Bei der Verwendung von transossären Bohrlöchern ist darauf zu achten, dass diese nicht zu weit peripher am Knochenende liegen und dass vom Nahtmaterial möglichst auf nicht resorbierbare Materialen verzichtet wird, da diese sich häufig in den Bohrkanälen „durchfräsen“.
Gefäße werden etwa 2–3 Querfinger oberhalb des knöchernen Stumpfendes separat umstochen und ligiert, die Elektrokoagulation sollte sparsam verwendet werden, da sie gewebetraumatisierend ist. Nerven werden – falls eine Begleitarterie vorhanden ist – ebenfalls nach perineuraler Infiltration umstochen und anschließend scharf glatt durchtrennt. Es ist dabei darauf zu achten, dass die Nerven etwa 3–4 Querfinger oberhalb des knöchernen Stumpfendes reseziert und in Areale verlagert werden, wo sie klassischerweise durch die spätere prothetische Versorgung keinem Druck ausgesetzt sind. Alte Techniken, bei denen die Nerven in der Muskulatur fixiert werden oder gar am Stumpfende fixiert werden, sind obsolet!
Sehnenfaszien, Ligamente und Menisken sind bradytrophe Gewebe, die bei durchblutungsgestörten Patienten aus dem Stumpfende zu entfernen sind.