Paresen treten zumeist als Para- oder Hemisymptomatik auf, sie können jedoch auch eine Mono- oder Tetrasymptomatik bilden. Der Grad der Lähmung reicht von partieller Schwäche bis zu vollständiger Schlaffheit, die Symptomatik kann mit Zittern oder Schütteln der betroffenen Extremitäten verbunden sein. Bei Gangstörungen ist charakteristisch, dass die Patienten oft eine Bezugsperson als Stütze heranziehen, um ihren Schwächen und Gleichgewichtsstörungen durch das Anlehnen an die erwachsenen Personen entgegenzuwirken.
Zur Abgrenzung
generalisierter tonisch-klonischer Anfälle sind bei
dissoziativen Anfällen folgende Aspekte zu beachten:
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Augen sind meist geschlossen,
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keine weite lichtstarre Pupille oder Blickdeviation,
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Kornealreflex erhalten,
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Fehlen von RR-Spitzen und Zyanose,
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Zungenbiss selten,
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Einnässen und -koten selten,
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dysrhythmisches Bewegungsmuster in der klonischen Phase,
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normaler Prolaktinspiegel 15–30 min nach dem Anfall.
Die bei
dissoziativen Störungen zu berücksichtigenden Differenzialdiagnosen sind in der folgenden Übersicht aufgelistet.
Auch im Bereich der
somatoformen Störungen wird die Therapie im Allgemeinen auf zwei verschiedenen Schienen gleichzeitig angebahnt. Symptomspezifische Therapien umfassen Krankengymnastik, evtl. Biofeedback-Verfahren etc., die es dem Patienten erleichtern, im Symptom eine Linderung zu erfahren. Andererseits soll die psychotherapeutische Behandlung die altersgerechte Bewältigung von Entwicklungsaufgaben unterstützen helfen.
Für den Umgang mit präsentierten
Schmerzen und körperlichen Symptomen hat es sich grundsätzlich bewährt, Schmerzen und Symptome immer ernst zu nehmen und nie anzuzweifeln. Unverständnis und Abwiegeln haben nämlich die Patienten und ihre Eltern schon während verschiedener Kontakte zu anderen Ärzten zur Genüge erlebt. Bei
Kopfschmerzen sollen die Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft eingehalten werden. Neben medikamentösen kommen auch nichtmedikamentöse Verfahren zur Prophylaxe zur Anwendung. Auf die Behandlung komorbider psychiatrischer Störungen ist unbedingt zu achten. Eine Übersicht über unterschiedliche (Psycho-)Therapiestudien zeigt eine deutliche Reduktion sowohl dissoziativer als auch depressiver Symptome. Effektstärken werden um rund 0,7 angegeben. Die in der Übersicht zitierten 4 Fallstudien und 16 Outcome-Studien werden als methodisch schwach bezeichnet, sodass gefolgert werden kann, dass es Hinweise, aber noch keine Beweise für die therapeutische Wirksamkeit gibt.
Die Therapiefoki des psychotherapeutischen Settings konzentrieren sich im ersten Schritt auf eine Sicherung der Gegenwart, Entspannung und Entlastung stehen im Vordergrund. Komorbiditäten und die Komplexität der zusammengesetzten Symptomatik müssen beachtet und behandelt werden. Die Kommunikation der Patienten mit ihrer Familie, aber auch mit gleichaltrigen Schulkollegen und dem weiteren sozialen Umfeld muss therapeutisch einbezogen werden. Schließlich kann eine Neustrukturierung von Erfahrung und eine Traumabewältigung durch spezifische Therapieangebote notwendig sein. Die schon erwähnten affektregulatorischen und selbstwertsteigernden Angebote bleiben kontinuierlicher Teil des therapeutischen Settings.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Diagnostik und Therapie multidimensional ausgerichtet sein sollen. Die therapeutische Beziehung wird am Kontinuum zwischen hirnorganischen und psychischen Problemkomponenten der Symptomatik ausgerichtet. Je stärker die Störung als funktionell imponiert, umso mehr sollte der Fokus auf die
Psychotherapie gerichtet werden. Je deutlicher eine Organbeeinträchtigung, umso mehr sollte der Fokus auch auf somatische Therapieangebote bezogen sein. Dissoziative und
somatoforme Störungen sollten immer in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Pädiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt werden.