Definitionsgemäß spricht man von
Fieber ab einer Körperkerntemperatur von 38,3 °C, Temperaturen zwischen 37,5 und 38,3 °C werden als subfebril bezeichnet. Die Körperkerntemperatur wird von hypothalamischen Zentren im Bereich um 37 °C (±0,5–0,75 °C) mit einer zirkadianen Rhythmik (morgens niedrig, früh abends hoch) konstant gehalten. Wärme- und kälteempfindliche neuronale Rezeptoren der präoptischen Region des Hypothalamus messen die Temperatur des Blutes und erhöhen bzw. vermindern ihre Signalleistung abhängig davon, ob die Bluttemperatur höher oder niedriger als der vorgegebene
Sollwert ist. Pathophysiologisch kommt es beim Fieber zu einer Sollwertverstellung im Hypothalamus, ausgelöst durch eine Reihe von
Zytokinen (endogene Pyrogene) wie
Interleukine (insbesondere IL6) oder Tumornekrosefaktoren (TNF), die durch
Bakterien und deren
Toxine bzw. bei Malignomen, immunologischen, rheumatologischen sowie anderen entzündlichen Erkrankungen aus Entzündungszellen freigesetzt werden. Diese Zytokine bewirken über die Cyclooxygenase die Bildung von
Prostaglandin E2 aus Arachidonsäure mit der Folge einer Temperatursollwertverstellung im Hypothalamus. Konsekutiv steigt die Körpertemperatur infolge einer vermehrten Wärmeproduktion, vor allem durch Steigerung der muskulären Stoffwechselleistung.
Die verschiedenen Fieberformen (remittierend, septisch-intermittierend, kontinuierlich, hektisch) sind diagnostisch wenig hilfreich. Ausgenommen hiervon sind die periodischen Fiebersyndrome (
familiäres Mittelmeerfieber;
Hyper-IgD-Syndrom; TNF-Rezeptor-assoziiertes periodisches Syndrom [TRAPS];
PFAPA-Syndrom [periodisches
Fieber, aphthöse Stomatitis, Pharyngitis und zervikale Adenitis]; Kap. „Episodische Fiebersyndrome – autoinflammatorische Syndrome“). Auch die Höhe des Fiebers oder das Ansprechen auf verschiedene Antipyretika führen selten zu einer Diagnose.
Als Hyperpyrexie werden Zustände mit Erhöhung der Körperkerntemperatur über 41 °C bezeichnet. Selten ist hierfür eine Infektion der Grund, häufiger sind zentralnervöse Erkrankungen, wie z. B. eine Hirnblutung verantwortlich. Die Hyperpyrexie ist zu unterscheiden von der Hyperthermie, einer vom
Sollwert des hypothalamischen Regelkreises unabhängigen und unkontrollierten Temperaturerhöhung, wie z. B. bei extremer Hitzeeinwirkung oder bei der
malignen Hyperthermie im Rahmen von
Muskelerkrankungen und Zufuhr von bestimmten Medikamenten. Bei der seltenen
malignen Hyperthermie (bei 1:4.000–1:250.000 Narkosen) handelt es sich um eine genetisch determinierte Überempfindlichkeit (autosomal-dominante Mutation in
RYR1) gegenüber verschiedenen Anästhetika und Succinylcholin (Suxamethonium). Nach Exposition entwickeln die betroffenen Patienten eine gesteigerte Stoffwechselaktivität, welche mit Rhabdomyolyse, Hyperkaliämie, Hyperpyrexie und
Nierenversagen einhergeht. Unter den endokrinologischen Störungen ist vor allem die
Hyperthyreose als Ursache erhöhter Körpertemperatur infolge eines gesteigerten Metabolismus zu nennen. Bei der Hyperthermie gelten andere therapeutische Richtlinien als bei
Fieber und Hyperpyrexie (Kap. „Akzidentelle
Hypothermie und Hyperthermie bei Kindern und Jugendlichen“ und Kap. „Stoffwechselbedingte Myopathien bei Kindern und Jugendlichen“).