Lungenembolie und Lungeninfarkt
Das Substrat pulmonalarterieller Embolien sind meist Thromben, die aus verschiedenen Venengebieten herrühren können. In Frage kommen die Hohlvenen, Venen des Beckens und Abdomens, Nierenvenen, Venen der unteren und der oberen Extremitäten und Kopfvenen. Thromben können sich aber auch im rechten Herzen gebildet haben im Gefolge von zentralvenösen Kathetern, einer bakteriellen
Endokarditis oder durch eine reduzierte Flussgeschwindigkeit des Blutes, wie sie bei
Vorhofflattern bzw. -flimmern oder bei eingeschränkter Kontraktionsfähigkeit des Herzens (nach kardiogenem Schock oder
dilatativer Kardiomyopathie) zu finden ist. Weitere Substrate für Embolien sind Fett oder Fremdmaterialien wie abgerissene zentralvenöse Katheter, Luft (nach Operationen, iatrogen) oder andere Fremdkörper.
Häufig gehen dem Embolieereignis Wirbelsäulen- oder Rückenmarksverletzungen, schwere Verbrennungen und längere Inaktivierung voraus. Femoral- oder Beckenvenen sind bei Kindern typische Ursprungsorte nach Skolioseoperationen. Ventrikuloatriale Shunts zur Liquorableitung können Quellen rezidivierender
Lungenembolien sein. Weitere typische Situationen sind bei Früh- und Neugeborenen liegende Umbilikalvenenkatheter, Dehydratationszustände, Asphyxie mit nachfolgender
respiratorischer Insuffizienz, Ablösung eines unter Lysebehandlung unvollständig aufgelösten Thrombus von einem zentralvenösen Katheter, Sichelzellanämie, angeborene zyanotische Herzfehler und rekurrierende Tumorembolien. Bei Adoleszenten können kürzlich abgelaufene Aborte, Drogenmissbrauch, orale Kontrazeptiva und/oder angeborene Hyperkoagulationszustände, wie eine verminderte Produktion von
Protein C oder S, ein Antithrombin-III- oder Faktor-V-(Leiden-)Mangel Ursachen für Embolien sein. Jugendliche mit einer Thrombose oder einer Lungenembolie weisen in 52 % der Fälle angeborene oder erworbene prothrombotische Faktoren auf. Fettembolien entstehen meist nach Knochenfrakturen oder durch nekrotisches Knochenmarkgewebe bei Sichelzellanämie. Patienten mit einer singulären Herzkammer sind nach Fontan-Typ-Operationen einem besonderen Risiko für Thrombenbildungen im Bereich des ehemaligen rechten Vorhofs und der herznahen Hohlvenen ausgesetzt, die dann Ausgangspunkte für Lungenembolien sein können. Venöse Lungeninfarkte bei pulmonalvenösen Obstruktionen treten wegen des reichen kollateralen Netzwerks selten auf. Meist liegt in diesen Fällen eine sklerosierende
Mediastinitis mit Obstruktion mehrerer großer Lungenvenen vor. Als andere Ursachen sind beschrieben: linksatriales Myxom, linksatrialer Thrombus bei
Mitralstenose, Thrombosierung nach Lungenresektion, kongenitale Pulmonalvenenstenosen und Tumorausbreitung.