Zentrale (thymische) T-Zell-Entwicklung
Das Thymusstroma wird in der 4.–6. Gestationswoche aus den endodermalen Epithelien der 3. Schlundtasche gebildet. Für die Ausreifung der thymischen Stromazellen sind verschiedene Transkriptionsfaktoren sowie Wachstums- und Differenzierungsfaktoren notwendig. Von spezieller klinischer Bedeutung sind hemizygote
Deletionen des Bereichs 22q.11, welche unter anderem mit Thymusdysfunktion im Rahmen eines
DiGeorge-Syndroms einhergehen können. In Einzelfällen wurden Mutationen in TBX1, welches in diesem Bereich liegt und die orchestrierte Expression von Transkriptionsfaktoren steuert, beschrieben. Deletionen im Bereich 10p können eine ähnliche Klinik hervorrufen. Mutationen in CHD7 sind verantwortlich für Thymushypo- oder -aplasien im Rahmen eines
CHARGE-Syndroms. Mutationen, welche zu Verlust des Transkriptionsfakors FOXN1 führen, resultieren in einer Thymusaplasie, was die Bedeutung dieses Faktors für die Thymusepithelentwicklung aufzeigt. Ohne den Einfluss der Thymusepithelzellen unterbleibt die Bildung von T-Zellen und es kommt zu einem schweren kombinierten Immundefekt.
Ab der 8. Gestationswoche wandern die ersten hämatopoetischen Vorläuferzellen aus der Leber und ab der 22. Gestationswoche dann aus dem
Knochenmark in den Thymus ein, wo sie in wenigen Wochen zu T-Zellen ausreifen. Der Eintritt dieser unreifen Zellen in die Thymusanlage erfolgt über Gefäße im Bereich der kortikomedullären Übergangszone. Die anschließende Differenzierung dieser Vorläuferzellen zu reifen T-Zellen erfolgt über intermediäre Entwicklungsstufen, welche sowohl durch die Expression von Oberflächenmolekülen als auch durch spezielle genetische Eigenheiten präzise definiert werden können (Tab.
3). Schließlich sind vergleichbar zur B-Zell-Entwicklung für die Ausreifung auch unterschiedliche Wachstums- und Differenzierungsfaktoren sowie verschiedene Moleküle an der Oberfläche der thymischen Stromazellen notwendig, wie etwa mit Peptiden beladene MHC-Moleküle (siehe unten). Im Gegensatz zu der Situation in Mäusen, welche ohne periphere T-Zellen geboren werden, setzt die T-Zell-Bildung beim Menschen vorgeburtlich ein. Bereits ab der 24. SSW können verschiedene T-Zell-Populationen (inklusive
regulatorischen T-Zellen) in Milz und Lymphknoten nachgewiesen werden. Eine Thymektomie beim menschlichen Neonaten bleibt (im Gegensatz zu einer solchen bei der Maus) somit ohne nennenswerte Konsequenzen hinsichtlich Immundysregulation.
Tab. 3Charakteristische molekulare und phänotypische Eigenschaften der αβ-T-Zell-Entwicklungsstadien
Multipotente Vorläuferzellen | Genomische Anordnung, Umlagerung der TCRδ-Kette möglich | – | Vorläuferzellen für dendritische Zellen, NK- (, B-) und T-Zellen, sehr geringes erythromyeloides Potenzial | CD34 + IL-7Rα + CD38 dim [CD45RA +/−] CD1a − CD2 − CD10 + CD3−, CD4− CD5 −[CD7 +/−] CD8− CD24 − |
Prä-T1 | Umlagerung der δ-, γ- und β-Kette | – | T-Zell-Linien Vorläufer (αβ- und γδ-T-Zell-Entwicklung möglich), Beschränkung auf T-Zell-Linienentwicklung | CD34+, IL-7Rα+, CD38+, CD1a+, CD2+, CD3−, CD5+, CD7+, CD4−, CD8− |
Prä-T2 (CD4ISP = CD4+ intermediate single positive) | Umlagerung der β-Kette; hohe RAG-Expression | Expression von Prä-T-Zell-Rezeptor (β-Kette und Surrogat-α-Kette) möglich | Schaffung eines breiten T-Zell-Repertoires αβ- und γδ-T-Zellentwicklung möglich, positive Selektion möglich | CD34−, IL-7Rα+, CD38+, CD1a+, CD2+, CD3−, CD5+, CD7+, CD4+, CD8− zytoplasmatische TCRβ Expression möglich |
EDP (early double positive) | β-Kette umgelagert | Prä-T-Zell-Rezeptor | Positive Selektion | CD34−, CD38+, CD1a+, CD2+, CD3+, CD5+, CD7+, CD4+, CD8α+ |
DP (double positive) | Umlagerung der α-Kette | α:β-T-Zell-Rezeptor | Positive Selektion, negative Selektion | CD34−, CD38+, CD1a+, CD2+, CD3+, CD5+, CD7+, CD4+, CD8α+ CD8β+ |
CD4 SP (single positive) | α-Kette und β-Kette umgelagert | α:β-T-Zell-Rezeptor | Negative Selektion | CD34−, CD38±, CD1a−, CD2+, CD3+, CD5+, CD7+, CD4+, CD8− |
CD8 SP | α-Kette und β-Kette umgelagert | α:β-T-Zell-Rezeptor | Negative Selektion | CD34−, CD38±, CD1a−, CD2+, CD3+, CD5+, CD7+, CD4−, CD8+ |
Der Thymus ist zeitlebens ein aktiver Ort der T-Zell-Produktion, doch nimmt die Zahl der neu gebildeten und in die Peripherie emigrierenden T-Zellen bereits im 2. Lebensjahr und dann speziell während und nach der
Pubertät deutlich und schließlich kontinuierlich ab. Während ihrer Entwicklung beginnen die noch unreifen Thymozyten mit der Expression eines vollständigen T-Zell-Antigenrezeptors. Die dabei gebildete Vielfalt an Antigenrezeptorspezifitäten wird in zur B-Zell-Entwicklung analoger Weise durch den Vorgang der somatischen Rekombination ermöglicht. Dabei werden für die Bildung der V-Region der jeweiligen T-Zell-Antigenrezeptorketten jeweils einzelne Gene der entsprechenden Variable(V)-, Diversity(D)- bzw. Joining(J)-Gensegmente verwendet. Für die V-Region der α-Kette des T-Zell-Antigenrezeptors sind ca. 70 V
α- und 61 J
α-Gene bekannt, während für die entsprechenden Abschnitte der β-Kette 52 V
β-, 2 D
β- und 13 J
β-Gene vorhanden sind. Für die γ- und δ-Ketten der T-Zell-Antigenrezeptoren stehen eine deutlich geringere Anzahl von V-, D- bzw. J-Genen bereit, obwohl die mit diesen Genen gebildeten unterschiedlichen
Spezifitäten jene der αβ-T-Zell-Antigenrezeptoren übertreffen. Während der Rekombination der unterschiedlichen Genabschnitte kommt es an den Vereinigungsstellen der einzelnen Gene zum zusätzlichen Einbau bzw. Verlust von einzelnen Nukleotiden, was die gebildete Sequenzvielfalt weiter erhöht. Gemeinsam führen diese molekularen Ereignisse zu einer Diversität der T-Zell-Antigenrezeptorvielfalt, welche für die αβ-T-Zell-Antigenrezeptoren rechnerisch in der Größenordnung von 10
16 und für die γδ-T-Zell-Antigenrezeptoren im Bereich von 10
18 liegen. Die tatsächlich gebildete und nachweislich zirkulierende T-Zell-Antigenrezeptorvielfalt ist wahrscheinlich deutlich geringer. Durch die bei der somatischen Rekombination bestehenden genetischen Kontrollen wird ebenfalls sichergestellt, dass jede T-Zelle in der Regel nur eine einzige Antigenspezifität exprimieren kann (allelic exclusion). Allerdings ist dieser Prozess nicht komplett, sodass ein kleiner Prozentsatz der T-Zellen 2 verschiedene TCRα-Ketten exprimiert, was zu 2 verschiedenen TCRαβ-Rezeptor-Sets mit unterschiedlichen Spezifitäten auf einer individuellen T-Zelle führt. Die T-Zelle bedient sich derselben V(D)J-Rekombinasen, welche für die Rekombination der B-Zell-Antigenrezeptorgene notwendig sind. Somit führt ein katalytischer Defekt von
RAG und anderer für die Rekombination notwendigen Moleküle zu einem schweren Mangel nicht nur an T-, sondern auch
B-Lymphozyten.
Die von unreifen T-Zellen gebildeten und an der Oberfläche exprimierten Antigenrezeptoren werden – ebenfalls wie bei den B-Zellen – nach dem Zufallsprinzip erzeugt. Es bedarf deshalb einer Spezifitätskontrolle, die aus sequenziellen positiven und negativen Selektionsschritten besteht und sicherstellt, dass die auf reifen T-Zellen exprimierten Antigenrezeptoren nicht gegen Selbst gerichtet sind. Hierzu werden die T-Zell-Antigenrezeptoren an körpereigenen Proteinen so ausgewählt, dass sie letztlich keine Selbstpeptide im Kontext von körpereigenen MHC-Molekülen mit hoher
Affinität erkennen können (sog. negative Selektion). Zellen mit entsprechender autoreaktiver T-Zell-Rezeptorspezifität werden durch programmierten Zelltod eliminiert. Alternativ werden sie in
regulatorische T-Zellen umprogrammiert, welche aktiv die Immunantwort unterdrücken können. Andererseits sollen T-Zell-Antigenrezeptoren körperfremde
Antigene im Kontext von körpereigenen MHC-Molekülen erkennen können (sog. positive Selektion). Diese lebenswichtigen Selektionsprozesse erfolgen in engem Kontakt mit unterschiedlichen Thymusstromazellen, wie etwa für die positive Selektion mit kortikalen Epithelzellen und für die negative Selektion mit medullären Epithelzellen sowie
dendritischen Zellen und
Makrophagen. Für die zur negativen Selektion notwendige Expression von Selbstantigenen bedarf es unter anderem der Funktion von AIRE
(autoimmune regulator), einem Transkriptionsfaktor und -enhancer. Dieses Molekül stellt sicher, dass medulläre Epithelzellen (und evtl. auch dendritische Zellen) Selbstantigene, welche typischerweise in peripheren Organen (z. B.
Insulin in β-Zellen der Pankreasinseln) vorkommen, in promiskuitiver Weise in medullären Thymusepithelzellen exprimiert und auf MHC-Molekülen präsentiert werden. Ein funktionelles Fehlen von AIRE ist als molekulare Ursache für das
APECED-Syndrom (APECED,
autoimmune polyendocrinopathy ectodermal dystrophy) verantwortlich. Dabei kommt es aufgrund eines Mangels an AIRE zu einer fehlenden thymischen Repräsentation von Selbstantigenen und damit zu einem Ausbleiben der negativen Selektion von autoreaktiven T-Zellen. Durch die Vorgänge der positiven und negativen Selektion werden ca. 95 % der unreifen Thymozyten durch programmierten Zelltod von der vollständigen Ausreifung ausgeschlossen, da der von ihnen gebildete klonale T-Zell-Antigenrezeptor entweder die körpereigenen Peptid/MHC-Komplexe nicht oder aber mit zu starker Affinität erkennt. Schließlich führt die thymische Selektion der T-Zell-Antigenrezeptoren auch dazu, dass T-Zellen, welche Antigene im Kontext mit MHC-Klasse-I-Molekülen (HLA-A, -B, -C) erkennen, den Korezeptor
CD8 an ihrer Oberfläche tragen, während T-Zellen mit einer Rezeptorspezifität für Antigene, welche von MHC-Klasse-II-Molekülen (
HLA-DR, -DQ, -DP) präsentiert werden, den Korezeptor
CD4 exprimieren.
Periphere T-Zell-Entwicklung
Reife
T-Lymphozyten verlassen den Thymus hauptsächlich über die Blutzirkulation und können anschließend vor allem in den parakortikalen Abschnitten der Lymphknoten und in den periarteriolären Arealen der Milz sowie im Ductus thoracicus nachgewiesen werden. Ihre
Migration in lymphatisches Gewebe erfolgt gerichtet über die Bindung von
Adhäsionsmolekülen auf der T-Zell-Oberfläche an die für sie spezifische
Liganden auf kuboidalen Endothelzellen der postkapillären Venulen.
Sowohl durch die kontinuierliche Neuproduktion von naiven T-Zellen als auch durch die rasche Vermehrung von T-Zellen, welche spezifische
Antigene erkennen, unterliegt der periphere T-Zell-Pool ständiger Umwandlung. Einerseits soll die Verfügbarkeit eines breiten Repertoires an T-Zell-Rezeptorspezifitäten sichergestellt sein. Andererseits sollen antigenerfahrene T-Zellen (sog. Memory-T-Zellen) für die rasche Antwort auf Reexposition mit dem entsprechenden Stimulus persistieren. Rezeptoren auf T-Zellen, welche Homing,
Migration und die Erkennung von Wachstums- und Differenzierungsfaktoren steuern, regulieren diese Prozesse im Zusammenspiel mit den entsprechenden
Liganden, die ihrerseits in den Kompartimenten in sekundären lymphatischen Organen unterschiedlich vorhanden sind. Zudem ist der
Metabolismus der T-Zellen abhängig vom Differenzierungsgrad und dem umgebenden Milieu. Trotzdem kommt es durch die mit zunehmendem Alter fortschreitende Involution des Thymus aber z. B. auch durch persistierende, intermittierend reaktivierende Viren im Verlauf des Lebens zu einer Einschränkung des Repertoires an T-Zell-Rezeptorspezifitäten. Im gealterten Organismus schränkt dies die Fähigkeit des Immunsystems auf neue Antigene zu reagieren ein.
Die Frequenz naiver peripherer T-Zellen für ein bestimmtes
Antigen ist mit 1:10
4 bis 10
6 Zellen äußerst gering, weshalb die Proliferation in Folge der T-Zell-Aktivierung die wichtige Gewähr bietet, dass genügend spezifische T-Zellen für eine effiziente Immunantwort zur Verfügung stehen. In Abhängigkeit der molekularen Beschaffenheit des stimulierenden Antigens, der Art der
antigenpräsentierenden Zelle und weiterer intrinsischer Faktoren können sich aktivierte T-Zellen zu Effektorzellen mit unterschiedlicher Funktion differenzieren.
Die zytotoxischen T-Zellen erkennen und töten Zielzellen, welche Fremdantigene an ihrer Oberfläche präsentieren. Dieser T-Zelltyp ist charakteristischerweise durch die Oberflächenexpression des Korezeptors
CD8 gekennzeichnet und erkennt
Antigene, welche von MHC-Klasse-I-Molekülen präsentiert werden. Helfer-T-Zellen stimulieren die humorale Antwort durch B-Zellen und induzieren die Bildung einer zellulären Immunabwehr sowohl durch zytotoxische T-Zellen als auch andere Effektorzellen. Diese Subpopulation von T-Zellen ist in der Regel durch die Expression des Korezeptors
CD4 charakterisiert und exprimiert einen Antigenrezeptor, der Fremdantigene ausschließlich im Kontext von MHC-Klasse-II-Molekülen erkennt. Schließlich werden im Thymus auch
regulatorische T-Zellen gebildet, welche in einer antigenspezifischen Weise zur Aufrechterhaltung der immunologischen
Toleranz in der Peripherie beitragen.
T-Zellen können aufgrund ihres sezernierten Zytokinmusters in funktionell unterschiedliche Subpopulationen differenziert werden: Diese sog. Typ-1-T-Zellen bilden charakteristischerweise die
Zytokine Interleukin-2, Interferon-γ und Tumornekrosefaktor-β. Die durch Typ-1-Zellen (T-Helfer-1-Zellen, TH1) erwirkte Aktivierung von
Makrophagen, T-Zellen und
natürlichen Killerzellen ist für die Aktivierung und Differenzierung zu funktionell kompetenten Effektorzellen einer zellvermittelten Immunantwort gegen Viren, intrazellulär gelegenen
Bakterien und Protozoen von zentraler Bedeutung. Typ-2-T-Zellen (T-Helfer-2-Zellen, TH2) zeichnen sich durch die Synthese und Sekretion von Zytokinen wie IL-4, IL-10 und IL-13 aus und ermöglichen damit sowohl die Bildung von neutralisierenden
Antikörpern unterschiedlicher Isotypen als auch die Entwicklung von Mastzellen, basophilen und eosinophilen Granulozyten. Die Dichotomie in Typ-1- und Typ-2-T-Zellen ist sowohl typisch für T-Zellen mit einem αβ-T-Zell-Antigenrezeptor, kann aber auch bei
T-Lymphozyten mit einem γ/δ-Antigenrezeptor beobachtet werden. Die Produktion und Sekretion von IL-17 charakterisiert die sog. TH17-T-Zellen, welche sich aus naiven CD4-positiven T-Zellen differenzieren. Diesem, als Th17-Zelle beschriebenen, Zelltyp wurde initial die Urheberschaft für die Gewebsdestruktion in einer Reihe von Autoimmunerkrankungen zugeschrieben. In der Tat reichern sich Th17-Zellen in entzündetem Gewebe an, wo sie proinflammatorische Zytokine (IL-17A, IL-17F, IFN-γ, IL-21, IL-22) sezernieren. Th17-Zellen kommt damit auch eine wesentliche Bedeutung in der Immunität gegen Pilze sowie intra- und extrazelluläre Bakterien zu. Für ihre Entwicklung sind TGFβ, IL-1β, IL-23 sowie die Transkriptionsfaktoren Stat3, Ror-α und Ror-γt von Bedeutung. TH9-T-Zellen, identifiziert durch hohe IL-9-Produktion, entstehen ebenfalls aus naiven T-Zellen, welche im Rahmen der Aktivierung unter Einfluss von TGFβ und IL-4 standen. Ihnen wird eine Bedeutung im Rahmen von allergischen Prozessen, wie beispielsweise Asthma, zugeschrieben. Eine wichtige Rolle in der B-Zell-Hilfe zur Produktion von Antikörpern mit hoher
Affinität kommt den follikulären T-Helfer-Zellen (TFH) zu, welche sich in Abhängigkeit vom Transkriptionsfaktor Bcl-6 entwickeln. Durch die Expression von bestimmten Chemokinrezeptoren (insbesondere CXCR5) können sie in B-Zell-Follikel einwandern. IL-21, ICOS und CD40L produziert durch TFH induziert die Proliferation von B-Zellen und deren Klassenwechsel. Dies ist sowohl im Rahmen der Impfantwort und Infektionen wichtig, aber im negativen Sinne auch bei antikörpervermittelten Autoimmunerkrankungen.
Zytotoxische T-Zellen können nach vollständiger Aktivierung durch antigen-, korezeptor- und zytokinvermittelte Signale virusinfizierte Zellen, Tumorzellen und allogene Transplantate abtöten. Dabei erfolgt der apoptotische Zelltod über zwei unterschiedliche molekulare Mechanismen: Beim sog. sekretorischen Mechanismus wird der lytische Inhalt von Granula in polarisierter Weise in den Spalt zwischen T-Zelle und Zielzelle ausgeschüttet. Die dabei freigesetzten Perforinmoleküle fügen sich in der Folge in die Membran der Zielzelle ein, wo sie zu die Lipiddoppelschicht durchbrechenden Kanälen aggregieren. Dadurch wird einerseits die Homöostase der Zielzelle gestört, und andererseits können über diese Poren weitere Granulainhalte, wie die Serinproteasen Granzym A und B, ins Zellinnere gelangen. Diese proteolytischen
Enzyme katalysieren biochemische Veränderungen, welche schließlich zur Aktivierung von Kaspasen führen und so den programmierten Zelltod der attackierten Zielzelle bewirken. Der zweite Mechanismus, über welchen zytotoxische T-Zellen ihre Zielzelle töten, aktiviert an der Zielzelloberfläche exprimierte Fas-Moleküle (CD95). Dabei stimulieren CD95-Liganden an der Oberfläche stimulierter T-Zellen die Aggregation von Fas und triggern dadurch eine Kaskade von Proteasen, welche gleichfalls zur
Apoptose der Zielzelle führen. Die Fas:Fas-Liganden-vermittelte Apoptose ist physiologischerweise auch Bestandteil einer jeden Immunantwort, denn durch den Vorgang des programmierten Zelltodes wird nach Ablauf der Antigenerkennung und -beseitigung die klonale Expansion von T- und B-Zellen eingeschränkt und die spezifische Immunantwort beendet. Die Bedeutung der Fas:Fas-Liganden-induzierten Apoptose für die Aufrechterhaltung der immunologischen Homöostase spiegelt sich in der Beobachtung wider, dass das funktionelle Fehlen dieses Mechanismus für das autoimmune lymphoproliferative Syndrom (ALPS) verantwortlich ist.
Die antigenvermittelte Aktivierung von
T-Lymphozyten induziert in der Regel auch sog. Gedächtniszellen. Bei diesen Zellen handelt es sich um Effektorzellen, welche bei erneuter Exposition gegenüber demselben
Antigen schneller und intensiver eine sog. Sekundärantwort auslösen können. T-Gedächtniszellen sind ebenfalls im Rahmen anamnestischer Immunantworten für den gewünschten Effekt des Vakzineschutzes verantwortlich und können trotz offensichtlichen Ausbleibens einer Reexposition gegenüber ihrem spezifischen Antigen über Jahre bis Jahrzehnte persistieren.
Im peripheren Blut von Gesunden können autoreaktive T-Zellen nachgewiesen werden, da die negative Selektion dieser Zellen im Thymus nur unvollständig gelingt. Dennoch lösen diese autoreaktiven T-Zellen normalerweise keine gewebeschädigenden Autoimmunphänomene aus, da die immunologische T-Zell-Toleranz gegenüber Selbst durch zusätzliche (sog. periphere) Mechanismen sichergestellt wird. Erkennung von Selbstantigenen in Abwesenheit eines kostimulierenden Signals hindert autoreaktive T-Zellen daran, auch bei zukünftiger entsprechender Antigenexposition aktiviert zu werden. Autoreaktive T-Zellen können ferner infolge übermäßiger Stimulation den programmierten Zelltod erleiden und auf diese Weise eliminiert werden.
Chronische Infektionen mit entsprechender prolongierter Stimulation von T-Zellen führen zu deren Erschöpfung und Dysfunktion im Sinne einer reduzierten Proliferation, Zytokinproduktion und Zytotoxizität. Diese lassen sich phänotypisch durch erhöhte Expression von sog. Immune-checkpoint-Molekülen charakterisieren, beispielsweise PD-1 (programmed cell death protein 1), CTLA-4 (cytotoxic T-lymphocyte-associated protein 4), LAG-3 (lymphocyte-activation gene 3) und TIM-3 (T-cell immunoglobulin and mucin domain 3). Dies dient auch als Schutz vor überschießender T-Zell-Reaktion, welche zu Gewebeschaden führen kann. Diese Immune-checkpoints limitieren jedoch auch die T-Zell-vermittelte Eliminierung von Krebszellen. In den letzten Jahren wurde deren Bedeutung im Kontext von Malignität für therapeutische Zwecke entdeckt, was zur Marktreife von Antagonisten dieser T-Zell-inhibierenden Faktoren geführt hat. Als Nebeneffekt solcher Therapien wird erwartungsgemäß auch die Anergie von potenziell autoreaktiven T-Zellen aufgehoben, was zu teils schweren Autoimmunphänomenen führen kann.
Als weiteres Instrument zur Dämpfung einer überschießenden Immunantwort sowie zur Kontrolle von autoreaktiven T-Zellen dienen die bereits erwähnten
regulatorischen T-Zellen, welche phänotypisch durch die konstitutiv hohe Expression des Transkriptionsfaktors Foxp3 und der α-Kette des IL-2-Rezeptors (
CD25) charakterisiert sind. Sie werden entweder im Thymus als „natürliche“ regulatorische T-Zellen (nTreg) gebildet, oder können sich in peripheren Organen im Rahmen einer Immunreaktion mit permissivem Zytokinmilieu als „induzierte“ regulatorische T-Zellen (iTreg) entwickeln. Ihre immunsuppressive Aktivität erreichen sie durch die Sekretion von TGF-β, IL-10 und IL-35, durch inhibitorische Interaktion mit Zielzellen via CTLA-4 (cytotoxic T-lymphocyte
antigen 4) und LAP (latency associated peptide) sowie durch CD39- und CD73-vermittelte Freisetzung von Adenosin, welches die Produktion von proinflammatorischen
Zytokinen durch Effektor-T-Zellen reduziert. Zusätzlich verfügen Foxp3-positive regulatorische T-Zellen über die Fähigkeit, Effektor-T-Zellen zu lysieren. Der X-chromosomal vererbte Mangel des Transkriptionsfaktors Foxp3 führt zu einer fehlenden Ausbildung von regulatorischen T-Zellen und damit zu dem von schweren Autoimmunerkrankungen gekennzeichneten
IPEX-Syndrom (IPEX, immune dysfunction, polyendocrinopathy, enteropathy, X-linked). Klassischerweise wird diese regulatorische Funktion durch CD4-exprimierende αβ-T-Zellen ausgeübt. Allerdings sind auch andere T-Zell-Typen daran beteiligt. In den letzten Jahren wurde auch für γδ-T-Zellen eine direkte T-Effektor-Zell-Suppression beschrieben. Auch können γδ-T-Zellen durch Induktion klassischer regulatorischer T-Zellen die Immunreaktion modulieren.
Die sog. Typ-1-regulatorischen Zellen (Tr1) sind Foxp3-negative und in der Peripherie induzierte
regulatorische T-Zellen, welche ursprünglich im Rahmen allogener Stammzelltransplantationen als Toleranz-vermittelnde Zellen erstmals beschrieben wurden. Wenn es auch zurzeit keine definitiven Oberflächenmarker zur einfachen und definitiven Abgrenzung der Tr1-Zellen gibt, so können diese doch über die ausgesprochen hohe Sekretion von immunmodulatorischen
Zytokinen (insbesondere IL-10 und TGF-β) und Fehlen der Produktion von IL-2 und IL-4 funktionell charakterisiert werden. Hohe IL-10-Konzentrationen bewirken eine Dämpfung der antigenpräsentierenden Funktion von
dendritischen Zellen und
Makrophagen. Dabei kommt es zu einer Verminderung der Expression von HLA und kostimulierenden Molekülen (z. B. CD80/86) sowie der Freisetzung proinflammatorischen Zytokinen (z. B. IL-12). Wie bei Foxp3-positiven regulatorischen T-Zellen gehören auch die Beeinflussung des Stoffwechsels durch Adenosin und die Zelllyse zum suppressorischen Repertoire der Tr1-Zellen. Die hohe immunsuppressive und -modulatorische Potenz von regulatorischen T-Zellen wird z. B. in der allogenen Stammzelltransplantation zur Prävention oder Behandlung der
Graft-versus-Host-Erkrankung ausgenutzt.