Kardiale Spätfolgen, die sich sowohl als
Kardiomyopathie, als auch als
Herzrhythmusstörungen oder als
koronare Herzerkrankung manifestieren können, treten insbesondere nach Anthrazyklin-haltiger Chemotherapie oder nach einer thorakalen Radiatio auf. Langzeitüberlebende nach einer Krebserkrankung im Kindesalter haben, im Vergleich zur Normalbevölkerung, ein 15-fach erhöhtes Risiko, eine
Herzinsuffizienz zu entwickeln, sowie ein 7- bis 8-fach erhöhtes Risiko für eine frühzeitige, kardial bedingte Mortalität. Das Risiko hängt hierbei stark von der erhaltenen Anthrazyklin-Dosis ab, da bei niedrigeren kumulativen Dosen unter 250 mg/m
2 weniger als 5 %, nach Dosen zwischen 250 und 600 mg/m
2 knapp 10 % sowie bei Patienten, die über 600 mg/m
2 erhalten haben, 30 % von einer Herzinsuffizienz betroffen sind. Zudem erhöht eine thorakale Radiatio die Wahrscheinlichkeit für eine Herzinsuffizienz sowie für weitere kardiale Komplikationen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Herzinsuffizienz nimmt mit zunehmendem Abstand zum Therapieende stetig zu und beträgt 30 Jahre nach Abschluss der onkologischen Behandlung über 7,5 %. Da sich eine beginnende Herzinsuffizienz zunächst klinisch asymptomatisch präsentieren kann, eine frühe Diagnose und Behandlung jedoch entscheidend für die Prognose der Erkrankung sind, werden in der aktuellen Leitlinie der International Guideline Harmonisation Group (IGHG) regelmäßige Nachsorge-/Vorsorgeuntersuchungen empfohlen. Insbesondere die Patienten, die durch eine hoch dosierte Anthrazyklin-Therapie und/oder eine hoch dosierte Radiatio ein hohes Risiko für kardiale Spätfolgen haben, sollten in 5-jährigen Intervallen lebenslang untersucht werden. Als Untersuchungsmethode der Wahl ist die Echokardiografie vorgesehen, die nichtinvasiv bereits frühzeitig Einschränkungen der linksventrikulären Pumpfunktion nachweisen kann. Da außerdem rapide Krankheitsverläufe bei schwangeren Langzeitüberlebenden ohne bekannte kardiale Vorerkrankung beschrieben sind, wird eine zusätzliche Untersuchung während der Frühschwangerschaft empfohlen. Das individuelle Risiko für kardiale Spätfolgen nach einer onkologischen Therapie im Kindesalter kann über den CCSS Cardiovascular Risk Calculator der nordamerikanischen Childhood Cancer Survivor Study (CCSS) ermittelt werden (
https://ccss.stjude.org/tools-and-documents/calculators-and-other-tools/ccss-cardiovascular-risk-calculator.html).