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Pädiatrie
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Publiziert am: 27.07.2024 Bitte beachten Sie v.a. beim therapeutischen Vorgehen das Erscheinungsdatum des Beitrags.

Virale Infektionen der Haut bei Kindern und Jugendlichen

Verfasst von: Regina Fölster-Holst
Warzen werden durch HPV (humane Papillomviren) hervorgerufen und treten sehr oft bei Kindern und Jugendlichen auf. Bei einer besonders starken Ausdehnung der Warzen sollte auch an eine Immundefizienz gedacht werden. Die Warzen werden durch verschiedene HPV-Genotypen (mittlerweile > 100) verursacht. Sehr oft erfolgt die Infektion in Schulen und Schwimmbädern bzw. Turnhallen.

Warzen

Definition
Warzen werden durch HPV (humane Papillomviren) hervorgerufen und treten sehr oft bei Kindern und Jugendlichen auf. Bei einer besonders starken Ausdehnung der Warzen sollte auch an eine Immundefizienz gedacht werden. Die Warzen werden durch verschiedene HPV-Genotypen (mittlerweile >100) verursacht. Sehr oft erfolgt die Infektion in Schulen und Schwimmbädern bzw. Turnhallen.
Klinische Symptome und Verlauf
Warzen können je nach Genotyp und Lokalisation unterschiedliche morphologische Läsionen darstellen. Bevorzugt treten Plantarwarzen, Hand- und Fingerwarzen, insbesondere im periungualen Bereich, plane Warzen im Gesichtsbereich sowie Condylomata-acuminata-artige Warzen im Analbereich bei Kindern auf. Letztere können, müssen aber nicht zwangsläufig als Hinweis auf eine Kindesmisshandlung bewertet werden. Die Genotypisierung dieser Effloreszenzen ermöglicht die Zuordnung zu den vulgären Warzen.
Therapie
Obwohl Warzen in der Regel nach einigen Monaten bis Jahren zur spontanen Regression neigen, können sie, insbesondere im Plantarbereich, zu sehr schmerzhaften Veränderungen führen. Deshalb bieten sich je nach Lokalisation unterschiedliche Vorgehensweisen an (Kürettagen, Abpflastern, Fluorouracil-Lösungen, Kryotherapie). Auch der Einsatz immunmodulatorischer Substanzen wie Imiquimod (Aldara) kann insbesondere im Gesicht oder im Genitalbereich hilfreich sein.

Mollusca contagiosa

Mollusca contagiosa (Abb. 1), durch DNS-Quaderviren der Pockengruppe verursachte Dellwarzen, treten häufig bei Kindern mit atopischer Diathese oder anderen Immundefekten (z. B. HIV) auf. Die meist hautfarbenen, rundlichen, zentral gedellten Papeln sind selbstlimitierend und bedürfen normalerweise keiner Therapie. Die Autorin hat beste Erfahrungen mit einer abwartenden Haltung gemacht, wobei lediglich mit synthetischen Gerbstoffen behandelt wird. Schwimmbäder sollten nicht besucht werden, da die Kinder Infektionsquellen für andere Personen darstellen.
Bei atopischer Dermatitis kann es zu einer massiven, generalisierten Aussaat im Sinne eines Eczema molluscatum kommen.
Bei ausgedehntem Befall und langem Bestehen kann eine Kürettagebehandlung der Papeln nach vorheriger topischer anästhetischer Vorbehandlung, z. B. mit EMLA-Creme (Cave! Aufgrund der möglichen Nebenwirkung einer Methämogobinämie nicht großflächig anwenden), durchgeführt werden. Alternativ sind bei immungesunden Kindern immunmodulatorisch oder irritativ wirkende Externa eine Therapieoption, beispielsweise mit Kaliumhydroxidlösung (z. B. InfectoDell), 5-Fluorouracil (z. B. Verrumal-Lösung, zusätzlich ist Salicylsäure und Dimethylsulfoxid enthalten) und Imiquimod (Aldara).

Hand-Fuß-Mund-Krankheit

Bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK), einer hochinfektiösen, jedoch benignen, durch Coxsackie-Viren (vor allem A16) und ECHO-Viren hervorgerufenen Krankheit, besteht meist ein typisches klinisches Bild. Neben aphthoiden Erscheinungen im Bereich der Mundschleimhaut, insbesondere auf der Zunge, treten kleine Bläschen auf erythematösem Grund in den Palmoplantarregionen auf. Selten kommt es auch zu Allgemeinerscheinungen wie Fieber und Kopfschmerzen. Besondere diagnostische Maßnahmen sind aufgrund der klassischen Symptomatik nicht notwendig, zumal dieses Exanthem in der Regel nach 1–2 Wochen spontan und ohne Komplikationen abheilt.
Aktuell kommen die atypischen Formen der HFMK, ausgelöst durch Coxsackie A6, wesentlich häufiger vor. Sie unterscheiden sich von der oben genannten klassischen Form durch einen ausgedehnteren Befall, periorale Impetigo-artige Läsionen und einen reduzierten Allgemeinzustand mit Fieber und Abgeschlagenheit. Die Therapie ist symptomatisch.

Hautveränderungen bei COVID-19-Infektionen

Corona-Viren (CoV), behüllte RNA-Viren, sind für SARS-Virus-Infektionen verantwortlich.
Am häufigsten ist die Lunge betroffen, was sich durch die Symptome Pneumonie und Dypnoe, begleitet von Husten und Fieber, zeigt. Offensichtlich zeigen Kinder mildere Verläufe. Begleitende Hautveränderungen bieten ein breites morphologisches Spektrum. Das reicht von lokalen Chilblain-ähnlichen Hautveränderungen über Akroischämien an Händen und Füßen bis hin zu generalisierten Exanthemen. Morphologisch sind makulopapulöse, vesikulöse, urtikarielle und petechiale Effloreszenzen beschrieben, die am ehesten als Reaktion des Immunsystems auf den Erreger aufzufassen sind.
Selten kommt es bei Kindern 2–6 Wochen nach durchgemachter schwerer SARS-CoV-2-Infektion zum „multisystemic inflammatory syndrome“ (MIS-C, Synonym: PIMS = pädiatrisches inflammatorisches multisystemisches Syndrom), das durch folgende Kriterien gekennzeichnet ist:
  • schwere Erkrankung mit Indikation zur stationären Aufnahme,
  • Fieber > 38,9°,
  • hohe Entzündungsparameter,
  • Beteiligung von mindestens zwei Organsystemen,
  • nachgewiesene SARS-CoV-2-Infektion oder Kontakt mit COVID-19 Erkrankten innerhalb der letzten vier Wochen,
  • kein Hinweis auf eine andere Diagnose.
MIS-C zeigt viele Parallelen zum Kawasaki-Syndrom (KS), jedoch lassen sich folgende Unterschiede herausarbeiten:
  • KS betrifft Kinder < 5 Jahre, MIS-C kann in jedem Alter auftreten, Hauptmanifestationsalter ist das 8. Lebensjahr.
  • Während die Komplikationen des KS hauptsächlich Koronaraneurysmen betreffen, zeigen die Patienten mit MIS-C v. a. verminderte Auswurfleistung des Herzens und linksventrikuläre Dysfunktion, die Komplikationen des Herzens sind bei MIS-C weniger häufig als beim KS.
  • Gastrointestinale and neurologische Symptom sind bei Patienten mit MIS-C häufiger als bei denen mit KS.
  • Laborchemisch finden sich bei MIS-C verglichen zum KS niedrigere Thrombozyten- und Lymphozytenzahlen sowie höhere Level für C-reaktives Protein (CRP), während die Patienten mit KS eine Eosinophilie zeigen, steht bei den Patienten mit MIS-C eine Eosinopenie im Vordergrund.
Weiterführende Literatur
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Hoste L, Van Paemel R, Haerynck F (2021) Multisystem inflammatory syndrome in children related to COVID-19: a systematic review. Eur J Pediatr 180:2019–2034CrossRefPubMedPubMedCentral