Kniegelenk | Zu Beginn der Erkrankung am häufigsten betroffene Gelenkregion (>80 %) | Schwellung, Überwärmung, Beugeschonhaltung (Abb. 1), schmerzhafte Einschränkung von Streckung und/oder Beugung | Arthrosonografie mit Power-Doppler-Untersuchung zum Nachweis von Synovialitis (Abb. 2), Gelenkerguss, Enthesitis, Baker-Zyste Bei Verdacht auf Enthesitis auch Untersuchung der kollateralen Ligamente, und Sehnenansätze des Pes anserinus, lateral longitudinal des iliotibialen Bandes | Lyme-Arthritis Vorderer idiopathischer Knieschmerz Verletzung, Trauma | Im Langzeitverlauf mögliche Entwicklung von Achsenfehlstellungen: Beugekontrakturen, Außenrotation des Unterschenkels mit Pseudovalgusstellung und Subluxation der Tibia nach dorsal. Folgeschäden: Fixierte Rotationsfehlstellungen des Beins, Fußfehlbelastungen mit Vorfußadduktion und Fußverschmächtigungen durch langdauernde Schonhaltung. Wachstumsstörungen: Beinlängendifferenz durch Wachstumsbeschleunigung auf der erkrankten Seite, Überwachstum und Reifungsvorsprung der medialen Femurkondyle und/oder der Patella |
Sprunggelenk | Zu Beginn der Erkrankung zweithäufigstes betroffenes Gelenk (30 %). Das obere Sprunggelenk (OSG) und/oder alle Kompartimente des unteren Sprunggelenks können betroffen sein. Auch Fußwurzelentzündungen (Tarsitiden) können bereits bei kleinen Kindern im Rahmen einer OA auftreten (Abb. 4 und 5) | Schwellung, Überwärmung, Schonhinken, Gangauffälligkeiten, schmerzhafte Bewegungseinschränkung besonders der Flexion Lokaler Druckschmerz bei Beteiligung des Talonavikulargelenks und/oder Kalkaneonavikulargelenks und/oder der Tarsometatarsalgelenke (Gänslen-Zeichen). Auch Schmerzen bei der Pro- und Supination, belastungsabhängige Schmerzen bei Belastung (laufen, hüpfen etc.) | Arthrosonografie: Längs- und Querschnitt über dem OSG (Abb. 3), Talo- und Kalkaneonavikulargelenk und den Tarsometatarsalgelenken, medial, lateral und dorsal über dem Subtalargelenk sowie Darstellung der angrenzenden Sehnen: gute Beurteilbarkeit der Region mit Power-Doppler-Untersuchung (Abb. 6), entzündliche Veränderungen sind bei Kleinkindern vom Gelenkknorpel schwer abgrenzbar (seitendifferenter Befund!, Entrundung) | Bei Tarsitis an Enthesitis-assoziierte Arthritis bzw. juvenile Spondyloarthritis denken Koalitio calcaneonaviculare CRMO/CNO Aseptische Knochennekrosen: Morbus Köhler I (Os naviculare pedis), Morbus Silverskjöld (Os cuboideum), Morbus Mouchet ( Talus), Morbus Haglund ( Calcaneus) | Im Langzeitverlauf mögliche Entwicklung von Fehlstellungen: Rheumatischer Knicksenkfuß (am häufigsten), Hacken- oder Hohlfuß, Zehenfehlstellungen Wachstumsstörungen: Fußverschmächtigung infolge Fehlbelastung Bei fortgeschrittenem Verlauf ist das Sprunggelenk eine prognostisch ungünstige Gelenkregion wegen der gestörten Statik und Belastbarkeit sowie möglicher ausgeprägter Erosionen. |
Zehengelenke | Wegen der häufig fehlenden klinischen Symptome wird eine Arthritis hier oft übersehen, daher sonografische Untersuchung sinnvoll | Schwellungen, Druck- und Bewegungsschmerz, Bewegungseinschränkung der Zehengrundgelenke, Schongang, Muskelverkürzung, Hallux valgus und andere Zehenfehlstellungen | Arthrosonografie: dorsaler Längsschnitt über den Metatarsophalangeal- und proximalen Interphalangealgelenken mit Power-Doppler-Untersuchung, sehr sensitiv (Abb. 7) | An Psoriasis-Arthritis (insbesondere bei Daktylitis) und Enthesitis-assoziierte Arthritis denken Aseptische Knochennekrose: Morbus Köhler II bzw. Köhler-Freiberg (Metatarsaleköpfchen 2 und 3) | Beeinträchtigung der Fußabrollung möglich, pathologische Hornhautbildung bei Fehlbelastung, frühzeitige Behandlung und Hilfsmittelversorgung durch Einlagen und geeignetes Schuhwerk erforderlich |
Ellenbogengelenk | Dritthäufigstes bei der OA betroffenes Gelenk | Fehlende Überstreckung bzw. Streckdefizit des Ellenbogengelenks und endgradige Einschränkung der Supination. Manchmal Schwellung in der Fossa olecrani tastbar | Arthrosonografie mit Power-Doppler-Untersuchung: Ventraler radialer und ulnarer Längsschnitt sowie Querschnitt, dorsaler Längsschnitt und Querschnitt über Fossa olecrani, mediale und laterale Enthesen | Aseptische Knochennekrose: Morbus Panner (Capitulum humeri), Morbus Hegemann (Radiuskopf) | Verschmächtigung des Arms bei lang dauernder Schonhaltung. Kontraktur des Ellenbogengelenks (ist oft relativ therapieresistent) |
Handgelenk | Vierthäufigstes bei der OA betroffenes Gelenk | Überwärmung, Schwellung, lokaler Druckschmerz und schmerzhafte Bewegungseinschränkung (Dorsalextension > Volarflexion, Radial- > Ulnarbewegung, evtl. auch Supination eingeschränkt bei Beteiligung des Radiokarpalgelenkes), Schonhaltung in Ulnardeviation | Arthrosonografie: Dorsaler Längsschnitt- und Querschnitt radiokarpal, midkarpal und karpometatarsal, palmarer Längsschnitt, Extensoren- und Flexorensehnen im Längs- und Querschnitt mit Power-Doppler zur Darstellung einer Synovialitis (Abb. 8) | Aseptische Knochennekrosen: Morbus Preiser (Os scaphoideum), Morbus Dietrich (Metacarpalköpfchen), Morbus Thiemann (Basis der Mittelphalanx) | Im Langzeitverlauf mögliche Entwicklung von Fehlstellungen mit Funktionseinbußen: Abweichung der Mittelhand nach ulnar (Abb. 9), teilweise mit kompensatorischer Gegenbewegung der Finger nach radial im Sinne einer juvenilen Handskoliose, Subluxation des Carpus nach volar (Bajonettstellung); röntgenologischen Veränderungen: Wachstumsvorsprung, Erosionen der Carpalia mit knöcherner Entrundung (Abb. 10), bei fortgeschrittenem Verlauf Ankylose der Carpalia, Vergrößerung der Radiusepiphyse mit Erosionen und Wachstumsverzögerung der Ulnaepiphyse, Erosionen des Radioulnargelenks |
Fingergelenke | Primär bei etwa 12 % (Laxer und Clarke 2000), im Verlauf häufig bei der extended Oligoarthritis betroffen | Schwellungen (Abb. 11), Druckschmerz und Bewegungseinschränkungen (Streckung, passive und aktive Flexion eingeschränkt) | Arthrosonografie: dorsaler und palmarer Längsschnitt über den Metacarpophalangealgelenken, proximalen und distalen Interphalangeal-Gelenken und Kollateralligamenten, volarer und dorsaler Längs- und Querschnitt über den Beugesehnen der Finger und der Hohlhand mit Power-Doppler-Untersuchung (Abb. 12) | Bei Daktylitis oder isoliertem Befall von distalen Interphalangeal-Gelenken vorrangig an eine Psoriasisarthritis denken Typische sonografische Veränderungen bei Daktylitis: Gelenkerguss mit Synovialitis, Paratenonitis, Tenosynovialitis, Enthesitis, Weichteilschwellung | Im Langzeitverlauf Entwicklung von Fehlstellungen wie Schwanenhals- und Knopflochdeformitäten möglich |
Kiefergelenk | Fällt häufig erst im Verlauf auf, ca. 40 % der Patienten betroffen: Bei persistierender OA in etwa einem Drittel der Fälle, bei extended OA in etwa drei Viertel der Fälle (Twilt et al. 2004) | Druckschmerz (typischerweise beim Druck nach kraniodorsal), asymmetrische Mundöffnung mit Abweichung zur erkrankten Seite, eingeschränkte Mundöffnung (grober Richtwert: <4 cm oder <3 Querfinger), aber: nicht selten asymptomatisch | Inspektion (Frage: schiefe oder eingeschränkte Mundöffnung, Gesichtsasymmetrie mit Wachstumsstörungen der Mandibula) Palpation (Frage: Krepitation, Druckschmerz), kieferorthopädische Funktionsuntersuchungen Die sonografische Beurteilung ist erschwert (evtl. Entrundung des Kiefergelenkköpfchens, bei Höherstand eingeschränkte Darstellbarkeit) Die Kernspintomografie, evtl. mit Gadolinium-Kontrastdarstellung, bietet eine gute Beurteilungsmöglichkeit auch der entzündlichen Prozesse | Aseptische Knochennekrose (cave: mögliche Nebenwirkung einer Bisphosphonattherapie) CRMO/CNO am Kiefergelenk | Im Langzeitverlauf mögliche Entwicklung von röntgenologischen Veränderungen: frühzeitige Abflachung des Gelenkköpfchens aufgrund des hohen intraartikulären Drucks kraniofazialen Wachstumsstörungen (hohes Risiko bei Befall vor dem 4. Lebensjahr): Mandibuläre Mikrognathie, Gesichtsdysmorphie („Vogelgesicht“) Eine Zusammenarbeit mit spezialisierten Kieferorthopäden ist sinnvoll |
Schultergelenk | Befall zu Erkrankungsbeginn untypisch, eher im Verlauf bei extended Oligoarthritis | Schwellung (v. a. ventral im Bereich der Bizepssehne), Synovialiszyste (Abb. 13) Schmerzhafte Bewegungseinschränkungen (Abduktion, Außen- > Innenrotation) Muskuläre Veränderungen der Rotatorenmanschette sind im Kindesalter sehr selten | Sonografisch gut zugänglich; Arthrosonografie mit Längs- und Querschnitten dorsal, lateral, ventral sowie axillär einschließlich Power-Doppler-Untersuchung. Erguss in dynamischer Untersuchung, evtl. auch axillär gut darstellbar Untersuchung der Rotatorenmanschette, der langen Bizepssehne längs und quer, Sehnenansätze von Subscapularis und Supraspinatus, der subacromialen, acromioclaviculären und sternoclaviculären Region | Bei Befall des Sternoclaviculargelenks und Osteitis der medialen Clavicula an CRMO/CNO denken | Im Langzeitverlauf Entwicklung von erosiven Veränderungen möglich |
Hüftgelenk | Selten primär beteiligt, typische Erstmanifestation einer Enthesitis-assoziierten Arthritis bzw. Spondyloarthritis | Schonhinken, schmerzhafte Bewegungseinschränkungen (Innenrotation, Abduktion, Extension) | Arthrosonografie: ventraler Längs- und Querschnitt über dem Hüftgelenk mit Power-Doppler-Untersuchung zum Nachweis eines Ergusses mit Synovialitis, evtl. Enthesitis, lateraler Längs- und Querschnitt über Trochanter major (Enthesitis und Bursitis), Gluteus-medius-Ansatz, Spina iliaca anterior (Sartorius) und anterior inferior (Rectus femoris Sehne) zum Nachweis einer Enthesitis Sehr sensitive Beurteilung auch mittels MRT möglich | Breite Differenzialdiagnostik erforderlich Bei isolierter Coxitis nicht primär an OA denken, sondern z. B. an Enthesitis-assoziierte Arthritis; evtl. HLA-B 27 assoziierte reaktive Arthritis Maligne Knochentumoren (z. B. Osteosarkom, Ewing- Sarkom) Tuberkulose Aseptische Knochennekrosen: Morbus Calvé/Legg/Perthes (Femurkopf), Morbus van Neck ( Synchondrosis ischiopubica), Morbus Pierson (Symphyse) | Ungünstige Gelenkregion mit hoher Druckbelastung für das Gelenk. Erhöhtes Risiko für erosive Veränderungen und avaskuläre Knochennekrosen bei protrahiertem Verlauf |
Halswirbelsäule | Selten bei persistierender OA, aber möglich. Eher bei Kindern (v.a. nach längerem Krankheitsverlauf mit hoher Krankheitsaktivität) mit extended Oligoarthritis | Schmerzen und morgendliche Steifigkeit. Bewegungseinschränkungen der Reklination, Seitneigung, Rotation mit Asymmetrie der Kopfdrehung oder Mitbewegen der oberen Extremität | MRT (besonders zum Nachweis entzündlicher Veränderungen), Röntgen bei fortgeschrittenem Verlauf | Der HWS-Befall ist auch typisch für die systemische Form der JIA, auch zu Beginn einer Schubsituation | Im Langzeitverlauf sind radiologische Veränderungen (z. B. Höhenminderung von HWK) bei einem Drittel der Patienten beschrieben. Atlanto-axiale Subluxation oder apophyseale Gelenkankylosen (C2–C3) scheinen bei der oligoartikulären Verlaufsform selten zu sein |
Lendenwirbelsäule, Sakroiliakalgelenke | Entwickeln sich hier entzündliche Affektionen spricht dies eher für das Vorliegen bzw. den Übergang in eine Enthesitis-assoziierte Arthritis bzw. Spondyloarthritis bzw. eine andere Differenzialdiagnose | Druckschmerz über den Iliosakralgelenken, variable Beinlängendifferenz Vorlaufphänomen, pathologischer Spine-Test, pathologisches Mennell-Zeichen, pathologischer Schober-Test | Frühzeitige MRT Diagnostik, auch aus differenzialdiagnostischen Gründen | Enthesitis-assoziierte Arthritis bzw. Spondyloarthritis Axiale Psoriasis-Arthritis Chronisch entzündliche Darmerkrankung CRMO Cave: Ausschluss Malignom (maligner Knochentumor, Lymphom) | Bei HLA-B27-positiven Patienten (typischerweise bei Jungen mit Beginnalter ≥6 Jahre) kann sich im Verlauf aus der OA eine Enthesitis-assoziierte Arthritis entwickeln |