Skip to main content

Psychopathologie

Verfasst von: Katrin Skala und Paul L. Plener
Bei der Untersuchung von Patient:innen stützen wir uns auf spontan oder durch Nachfrage vorgebrachte Erlebnisse, Beschwerden und Symptome sowie die Verhaltensbeobachtung. Der psychopathologische Befund dient der Beurteilung, strukturierten Erfassung und Bewertung der verschiedenen Bereiche des menschlichen Erlebens. Dieses strukturierte Vorgehen bezieht sich auf eine spezifische Nomenklatur, die es erleichtern soll, die Eindrücke objektivierbar und nachvollziehbar darzulegen. Die Psychopathologie liefert keine kategorial-nosologischen Systeme, sondern zeichnet einzig ein möglichst präzises Bild der aktuellen Erlebens- und Verhaltenswelt eines Menschen.

Einleitung

Bei der Untersuchung von Patient:innen stützen wir uns auf spontan oder durch Nachfrage vorgebrachte Erlebnisse, Beschwerden und Symptome sowie die Verhaltensbeobachtung. Der psychopathologische Befund dient der Beurteilung, strukturierten Erfassung und Bewertung der verschiedenen Bereiche des menschlichen Erlebens. Dieses strukturierte Vorgehen bezieht sich auf eine spezifische Nomenklatur, die es erleichtern soll, die Eindrücke objektivierbar und nachvollziehbar darzulegen. Die Psychopathologie liefert keine kategorial-nosologischen Systeme, sondern zeichnet einzig ein möglichst präzises Bild der aktuellen Erlebens- und Verhaltenswelt eines Menschen.
In diesem Kapitel soll eine Einführung in die Psychopathologie erfolgen. Es sollen Grundlagen zur Psychopathologie an sich sowie die Formalstruktur der psychopathologischen Status dargestellt und die relevantesten psychopathologischen Begriffe erläutert und anhand von Fallbeispielen konkretisiert werden.

Was ist Psychopathologie?

Die Psychopathologie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Erfassung der verschiedenen Formen eines krankhaft veränderten Bewusstseins, Erinnerungsvermögens oder Gefühlslebens befasst. Psychopathologie ist darüber hinaus die wissenschaftliche Methodenlehre in der Psychiatrie, wobei psychologische Denkkategorien auf psychische Krankheiten angewendet werden. Untersucht wird somit die psychische Seite hinter abnormen seelischen Phänomenen und Zuständen. Die Pathologie ist grundsätzlich in Relation zur Physiologie zu sehen, d. h. dass wir, wenn wir über Pathologie sprechen, in einem ersten Schritt auch über die Norm sprechen müssen.

Was ist eigentlich normal?

Was Normalität betrifft gibt es unterschiedliche Perspektiven. So geht etwa die gesellschaftliche Perspektive der Frage nach, wie ein Mensch in der Gesellschaft funktioniert und sich einordnen kann, während die individuelle Perspektive hinterfragt, ob das Individuum sich wohl fühlt, zufrieden ist und von sich sagen kann, glücklich zu sein und gute Beziehungen zu haben. Die therapeutische Perspektive letztendlich verfolgt Ideale einer gesunden Persönlichkeitsstruktur und hat Wachstum, Entwicklung, Autonomie und Stressbewältigung als Zielvariablen. Darüber hinaus definieren wir einen Menschen als normal, wenn er altersgemäße Selbstständigkeit an den Tag legt und die Fähigkeit zur Gestaltung von Beziehungen sowie ein harmonisches Zusammenspiel von Denken, Fühlen, Wollen und Handeln zeigt.
Grundsätzlich gilt es, sich zu vergegenwärtigen, dass die sog. Durchschnittsnorm jenes Verhalten beschreibt, das die Mehrzahl der Menschen eines bestimmten Geschlechts und einer bestimmten Altersgruppe innerhalb einer bestimmten Gruppe, Gesellschaft oder Kultur in gewissen Situationen zeigt. Sie beschreibt also das akzeptierte „muss/soll/kann/darf“-Verhalten. Es ist wichtig festzuhalten, dass es diesbezüglich keine messbare, für alle Menschen in allen Kulturen verbindlich gültige Norm gibt. Kulturübergreifend werden jedoch Menschen üblicherweise dann als außerhalb der Norm stehend betrachtet, wenn sie unvorhersehbar und anders als üblich handeln, nicht mit anderen kommunizieren oder in disharmonischer Beziehung zur jeweiligen Gesellschaft stehen. Allgemeingültig scheint jedoch, dass psychische Probleme sich durch Störungen im Bereich der Leistungsfähigkeit, Genussfähigkeit und Beziehungsfähigkeit zeigen.

Geschichtliches und Klassifikationssysteme

Die Geschichte der Psychopathologie ist eng mit der Geschichte der Psychiatrie verbunden. Während die Anfänge der Psychopathologie in der Antike zu finden sind, unter anderem mit Aristoteles´ Werk „de Anima“ (Aristoteles 2011), wurde die Lehre der Psychopathologie im 19. Jahrhundert im Rahmen der sog. neuen Psychopathologie von Psychiatern wie Karl Jaspers (Jaspers 1973) oder Kurt Schneider (Schneider 1976) fortgeführt. Der Begriff „Psychopathologie“ wurde erstmals 1878 vom Freiburger Psychiater Hermann Emminghaus geprägt, der auch als Verfasser des ersten kinder- und jugendpsychiatrischen Lehrbuchs in deutscher Sprache gilt (Emminghaus 1887).
Neue Entwicklungen der Psychopathologie die Krankheitsdiagnosen betreffend, finden sich in zunehmend wissenschaftlich fundierter Ausgestaltung in den Klassifikationssystemen der Weltgesundheitsorganisation, der ICD und der amerikanischen psychiatrischen Fachgesellschaft, dem DSM.
Ein Instrument zur Formalisierung des psychopathologischen Befundes stellt das AMDP-System (System der Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation) dar (AG für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie 2022). Dessen Kernstück stellen 100 psychopathologische Symptome aus den Bereichen Bewusstseinsstörung, Orientierungsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen und Gedächtnisstörungen, formale Denkstörungen, Befürchtungen und Zwänge, Wahn, Sinnestäuschung, Ich-Störung, Störungen der Affektivität, Antriebsmangel und Antriebsstörung und psychomotorische Störungen, zirkadiane Besonderheiten sowie andere Störungen dar. Aus diesen Symptomen lassen sich folgende Syndrome bilden: paranoid-halluzinatorisches Syndrom, depressives Syndrom, psychoorganisches Syndrom, manisches Syndrom, Hostilitätssyndrom, vegetatives Syndrom, apathisches Syndrom sowie Zwangssyndrom.
Am AMDP-System orientiert wurde das Psychopathologische Befundsystem für Kinder und Jugendliche (CASCAP-D, Clinical Assessment Scale for Child and Adolescent Psychopathology) entwickelt (Döpfner et al. 2022). Es dient ebenfalls der Erfassung der wichtigsten Merkmale psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter.

Der Psychopathologische Befund

Der psychopathologische Befund ist ein Befund, der psychopathologische Symptome (Auffälligkeiten und Veränderungen) mithilfe fest definierter Begriffe erfasst. Er gliedert sich in die beiden Teile „Noopsyche“ und „Thymopsyche“. Zwischen diesen Bereichen werden Angstsymptome, Zwangssymptome und psychotische Symptome wie Halluzinationen oder Symptome eines Wahns beschrieben.

Noopsyche

Die Noopsyche wird als der Teil des Seelenlebens definiert, der den Intellekt, also den kognitiven Anteil der Psyche, betrifft und für Urteilsvermögen, Intelligenz und Denken verantwortlich ist. Abgeleitet ist die Bezeichnung aus dem griechischen Wort „noos“ für Verstand und „psyche“ für Geist bzw. Seele.
Die Noopsyche beinhaltet folgende Qualitäten:
  • Bewusstsein
  • Orientierung,
  • Sensorium
  • Intelligenz (Auffassung, Aufmerksamkeit, Konzentration),
  • Gedächtnis,
  • Denken und Sprache.

Thymopsyche

Die Thymopsyche ist jener Teil des Seelenlebens, der die Affektivität, das Gemüt betrifft, d. h. überwiegend mit den Gefühlen zu tun hat. Der Begriff leitet sich von „thymos“ (altgriech., Lebenskraft) ab. Dieser ist ein Ausdruck für die Gemütsanlage eines Menschen.
Die Thymopsyche beinhaltet folgende Qualitäten:
  • Stimmung,
  • Befindlichkeit
  • Affekt,
  • Affizierbarkeit,
  • Antrieb,
  • Psychomotorik
  • Biorhythmus (Schlaf, Wachheit, Menstruation),
  • Triebe,
  • Vegetativum.

Psychopathologische Befunderhebung

In der psychopathologischen Befunderhebung beurteilen wir folgende Kategorien (Tab. 1).
Tab. 1
Aufbau und Begriffe des psychopathologischen Status
Merkmal
Dimensionen
Norm
Abweichungen
Weitere Begriffe
NOOPSYCHE
Bewusstsein
    
 
Qualitative Bewusstseinslage
Klar, ungetrübt
Oneiroid, Delir
Bewusstseinserweiterung,
Bewusstseinseinengung,
Bewusstseinsverschiebung
 
Quantitative Bewusstseinslage
Wach
Physiologisch:
müde, somnolent schlafend;
pathologisch:
müde, somnolent, soporös, komatös
 
Orientierung
Zeitlich,
räumlich,
situativ,
zur Person
Orientiert
Desorientiert,
umorientiert
 
Auffassung
 
Unauffällig
Beeinträchtigt
 
Konzentration
 
Unauffällig
Beeinträchtigt
 
Aufmerksamkeit
 
Unauffällig
Beeinträchtigt
 
Mnestik
 
Unauffällig
Beeinträchtigt
 
Kurzzeitgedächtnis
 
Unauffällig
Beeinträchtigt
 
Langzeitgedächtnis
 
Unauffällig
Beeinträchtigt
Paramnesie,
Konfabulation
Intelligenz
 
Grobklinisch unauffällig
Hinweise auf Minder-/Hochbegabung
 
Duktus
Tempo
Unauffällig
Beschleunigt,
stark beschleunigt,
verlangsamt,
stark verlangsamt
 
 
Kohärenz
Kohärent
Sprunghaft,
abschweifend,
zerfahren,
gehemmt,
umständlich
Gedankendrängen,
ideenflüchtiges Denken,
Grübeln,
Vorbeireden,
Duktuspausen,
Sperrungen,
Neologismen,
Kontaminationen
 
Themenkreis
Weiter Themenkreis
Eingeengt,
iterierend,
perseverierend,
haftend
 
ABNORME BEFÜRCHTUNGEN UND ZWÄNGE; WAHRNEHMUNGSVERÄNDERUNGEN
Angst
Allgemeine Ängstlichkeit
Keine
Vorhanden
Misstrauen,
 
Keine
Vorhanden
 
 
Soziale Ängste
Keine
Vorhanden
 
Zwang
Zwangsgedanken
Keine
Vorhanden
 
 
Zwangsimpulse
Keine
Vorhanden
 
 
Zwangshandlungen
Keine
Vorhanden
 
Wahn
Wahnsymptomatik
Keine
Wahnstimmung,
Wahngedanken,
Wahnwahrnehmung,
Wahneinfall
 
 
Wahninhalte
Keine
Beziehungswahn,
Eifersuchtswahn,
Schuldwahn,
Größenwahn,
Verfolgungswahn,
hypochondrischer Wahn
 
 
Systematisierung
Keine
Beschreibung der Eckdaten des Systems
 
 
Wahndynamik
Keine
Positiv/negativ gestimmt
 
Sinnestäuschungen
Illusionen
Keine,
selten
Optische Illusionen,
akustische Illusionen,
olfaktorische Illusionen,
gustatorische Illusionen,
taktile Illusionen,
koenästhetische Illusionen
 
 
Keine
Optische Halluzinationen,
akustische Halluzinationen,
olfaktorische Halluzinationen,
gustatorische halluzinationen,
taktile Halluzinationen,
koenästhetische Halluzinationen
Mikroptische Halluzinationen,
szenische Halluzinationen,
Stimmenhören
Ich-Störungen
Keine
vorhanden
 
 
Keine
vorhanden
 
 
Gedankenstörungen
Keine
Gedankenausbreitung
Gedankenentzug
Gedankeneingebung
 
THYMOPSYCHE
Affektstörungen
Befindlichkeit
Positiv getönt
Negativ getönt
 
 
Stimmung
Euthym
Subdepressiv,
depressiv,
hypomanisch,
manisch
Euphorie,
Dysphorie
 
Affizierbarkeit
In beiden Skalenbereichen adäquat gegeben
Im positiven/negativen Skalenbereich eingeschränkt/kaum/nicht gegeben
 
 
Affekt
Adäquat
Arm,
starr,
flach,
überschießend,
labil,
inkontinent,
parathym
Ratlosigkeit,
Gefühl der Gefühllosigkeit,
Störung der Vitalgefühle,
Hoffnungslosigkeit,
innere Unruhe,
Klagsamkeit,
Insuffizienzgefühle,
gesteigertes Selbstwertgefühl,
Schuldgefühle
Antrieb
 
Unauffällig
Vermindert,
stark vermindert,
gesteigert,
stark gesteigert
Bewegungssturm,
motorische Unruhe,
Parakinesien,
manieriertes, theatralisches, bizarres Verhalten,
Mutismus,
Logorrhoe
Zirkadiane Besonderheiten
 
Keine
Morgendliches/abendliches Pessimum,
morgendliche/abendliche Remission
 
Andere Störungen
 
Keine
 
Sozialer Rückzug,
soziale Umtriebigkeit,
Aggressivität,
Mangel an Krankheitsgefühl,
Mangel an Krankheitseinsicht,
Ablehnung der Behandlung
Schlafstörungen
 
Keine
Einschlafstörung,
Durchschlafstörung,
vorzeitiges Erwachen,
zerhackter Schlaf
 
Vegetativum
 
Keine Auffälligkeiten
Schwitzen, Zittern, Erbrecken, Hypo- oder Hypertonus
 
Appetit, Durst Libido
 
Keine Auffälligkeiten
Verminderung/Steigerung von Appetit, Durst oder Libido, Gewichtszunahme, Gewichtsverlust
 
Selbst- und Fremdgefährdung
Selbstgefährdung
Keine
Suizidgedanken,
Suizidimpulse,
Suizidplan
 
 
Fremdgefährdung
Keine
Gedanken, Impuls oder Plan, eine andere Person physisch zu schädigen
 

Erscheinungsbild

Bei der Beurteilung des Erscheinungsbildes gilt es mit Vorsicht vorzugehen. Idealerweise werden nur dann Angaben zum Erscheinungsbild des Patienten gemacht, wenn dieses einen Hinweis auf eine bestehende psychische Erkrankung gibt. So ist es etwa sinnvoll anzuführen, dass ein Patient seine Mütze innen mit Alufolie ausgekleidet hat oder in witterungsinadäquater oder sozial vollkommen unpassender Bekleidung erscheint, völlig verschmutzt oder blutverschmiert ist. Vorsicht ist hingegen bei allem geboten, was als Wertung wahrgenommen werden kann, auch in Hinblick darauf, dass neben verändernden Moden auch das Verständnis dafür, welche Kleidung als situationsadäquat beurteilt werden kann, durchaus Veränderungsprozessen ausgesetzt sein kann. Da gerade Jugendliche mit ihrem Erscheinungsbild gerne experimentieren, empfiehlt sich hier eine hohe Toleranzschwelle.

Veränderung der Bewusstseinslage

Bewusstseinsstörungen sind psychopathologische Symptome, bei denen die Klarheit des Denkens beeinträchtigt ist.
Man unterscheidet qualitative Bewusstseinsstörungen, wie Delir, Dämmerzustand, Oneiroid oder Verwirrtheit, und quantitative Bewusstseinsstörungen. Bei letzteren unterscheidet man wiederum physiologische quantitative Bewusstseinsstörungen (mit dem Kontinuum: Müdigkeit-Somnolenz-Schlaf) und pathologische quantitative Bewusstseinsstörungen (mit dem Kontinuum: Müdigkeit-Somnolenz-Sopor-Koma).
  • Delir: ist eine akute, organisch bedingte Psychose mit qualitativer Bewusstseinsstörung in Form von Bewusstseinstrübung, Aufmerksamkeits-, Orientierungs- und Wahrnehmungsstörungen sowie affektiven und vegetativen Symptomen.
  • Dämmerzustand: ist ein Zustand, der wenige Minuten bis Wochen dauert. Je nach Ausprägung sind Denken, Handeln, Wahrnehmen der Umgebung und Orientierung eingeschränkt. Der Betroffene verliert den Kontakt zur Umwelt und lebt in traumhaften bis ekstatischen Zuständen. Typischerweise weist die Erinnerung beim Dämmerzustand Lücken auf oder fehlt sogar komplett.
  • Oneiroid: ist eine Störung des Bewusstseins in der Form eines traumähnlichen Zustandes mit szenischen Halluzinationen und illusionären Verkennungen unter starker affektiver Beteiligung.
  • Sopor: ist eine schwere Form der quantitativen Bewusstseinsstörung, aus der die Betroffenen nur durch starke körperliche Reize (Schmerzreize) erweckbar sind. Auch dann erreichen sie jedoch nicht einen völligen Wachzustand.
  • Koma: ist der schwerste Grad der quantitativen Bewusstseinsstörung (Bewusstlosigkeit), bei der der Patient durch äußere Reize nicht mehr erweckbar ist und nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt auf Schmerzreize reagiert.

Veränderung der Orientierung

Orientierungsstörungen sind psychopathologische Symptome, bei denen das Bescheidwissen über Zeit, Ort, Situation und eigene Person beeinträchtigt ist. Folglich spricht man von räumlicher, zeitlicher und situativer Orientierung sowie von Orientierung zur Person.
Man beurteilt die Orientierung hinsichtlich der Frage, ob die Betroffenen wissen an welchem Ort, an welchem Zeitpunkt und in welcher Situation sie sich befinden und ob sie korrekte Angaben zu Ihrer Person machen können. Können sie es nicht, spricht man von Desorientierung den jeweiligen Parameter betreffend.
Eine weitere Qualität der Orientierungsstörungen ist die Umorientierung. Diese beschreibt einen Zustand, in dem Patient:innen überzeugt sind, sich an einem anderen Ort, zu einem anderen Zeitpunkt oder in einer anderen Situation als der tatsächlichen zu befinden oder eben eine andere Person zu sein als sie tatsächlich sind.
Bei der Überprüfung der Orientierung fragen wir die Patient:innen nach dem Datum und dem Ort, an dem Sie sich gerade befinden. Ebenso können wir fragen, ob ihnen bewusst ist in welcher Situation sie sich gerade befinden. Die Orientierung zur Person, welche das Wissen über die eigenen Person und also sie selbst bezeichnet, überprüfen wir üblicherweise insofern, als wir beobachten, ob die Patient:innen adäquate Angaben zu ihrer Biografie und zu ihrer Person machen können. Diese Kompetenz bildet gleichzeitig die Funktionsfähigkeit des Langzeitgedächtnisses ab. Es ist augenscheinlich, dass es einen großen Unterschied macht, ob man das gegenwärtige Datum nicht exakt im Kopf hat oder eventuell den falschen Wochentag nennt oder ob man weder das aktuelle Jahr nennen noch die Jahreszeit beschreiben kann. Während die Desorientierung also die Unfähigkeit Zeit, Ort Situation oder Person korrekt zu beschreiben ein Symptom ist, das bei Verwirrtheitszuständen, Intoxikationen und Demenzen häufig auftritt, stellt die Umorientierung ein gleichsam schwerwiegenderes psychopathologisches Symptom dar. Umorientierung bedeutet, dass man sehr wohl Angaben zu Zeit, Ort, Situation und Person machen kann, diese jedoch falsch sind oder in anderen Worten nicht mit der Mehrheitsmeinung übereinstimmen. Es ist leicht nachvollziehbar, dass ein Mensch, der in der Untersuchungssituation in einer psychiatrischen Klinik der Gegenwart überzeugt ist, sich im Jahr 1950 und gegenwärtig im Wald auf der Jagd zu befinden auch weitere psychopathologische Symptome aufweisen wird.

Aufmerksamkeit und Gedächtnisstörungen

Aufmerksamkeitsstörungen sind psychopathologische Symptome, bei denen die Wahrnehmung von Umweltreizen beeinträchtigt ist. Hierbei werden Auffassungsstörungen, also die Unfähigkeit, Wahrnehmungen und Erlebnisse in ihrer Bedeutung zu begreifen und sinnvoll miteinander zu verbinden, und Konzentrationsstörungen, also das Unvermögen sich auf eine Sache oder Tätigkeit zu konzentrieren, beurteilt. Gedächtnisstörungen sind psychopathologische Symptome, bei denen die Fähigkeit Eindrücke oder Erfahrungen zu speichern oder abzurufen beeinträchtigt ist.

Merkfähigkeit (Mnestik)

Eine Merkfähigkeitsstörung ist eine Gedächtnisstörung mit der Unfähigkeit, Gegenstände, Zahlen oder andere frische Eindrücke über einen kurzen Zeitraum (von in etwa 10 min) zu behalten, also sich zu merken und wiederzugeben. Die Merkfähigkeit ist abhängig von unterschiedlichen Einflussfaktoren, wie Stimmung, Wachheit, emotionaler Gehalt der zu merkenden Inhalte oder Erregungsniveau.
In Abgrenzung von allgemeinen Gedächtnisstörungen liegt bei der Merkfähigkeitsstörung die Betonung auf der mangelnden Fähigkeit zur Wiedererkennung und dem Abrufen neuer Informationen.
Die Merkfähigkeit kann geprüft werden, indem man die Patienten bestimmte Silben, Wörter oder Zahlenreihen nach einer bestimmten Zeit nachsprechen lässt. In einer Untersuchungssituation finden sich allerdings üblicherweise auch andere Wege, wie etwa das Nachfragen nach etwas, was kurz davor besprochen wurde, einen orientierenden Überblick über die Merkfähigkeit zu erhalten.

Gedächtnis

Eine Gedächtnisstörung bezeichnet die Unfähigkeit, Ereignisse, die länger als 10 min zurückliegen zu behalten und wiederzugeben. Hierbei unterscheiden wir zwischen Kurz-, Intermediär-, und Langzeitgedächtnis.

Amnesie

Lücken im Gedächtnis werden als Amnesie bezeichnet, wobei eine retrograde Amnesie die Unfähigkeit beschreibt, sich Vorfälle vor einem bestimmten Ereignis zu merken, während eine anterograde Amnesie eine Gedächtnislücke nach einem Ereignis bezeichnet. Eine Konfabulation beschreibt den Versuch, Erinnerungslücken mit Einfällen zu füllen, die vom Patienten selbst für Erinnerungen gehalten werden, im Gegensatz zu erfundenen Geschichten aber nicht wiederholt werden können. Eine Paramnesie hingegen bezeichnet eine Fehlerinnerung, die vom Patienten für eine reale Erinnerung gehalten wird. Dies kann z. B. im Rahmen eines Wahns oder von sog. Deja-vu-Erlebnissen beobachtet werden.

Intelligenz

Im Rahmen der psychopathologischen Befunderhebung kann allenfalls ein orientierendes Urteil über die Intelligenz gebildet werden. Bei sich aufdrängendem Eindruck einer Intelligenzminderung oder einer vermuteten sehr hohen Begabung kann ausgeführt werden, dass dem klinischen Anschein nach der Verdacht auf Minderbegabung oder Hochbegabung besteht. Ebenso kann beschrieben werden, dass dem klinischen Eindruck nach die Intelligenz im Normbereich liegt.

Formale Denkstörungen

Formale Denkstörungen sind psychopathologische Symptome, bei denen eine Beeinträchtigung des Denkablaufs auftritt.
Formale Denkstörungen sind a priori konzeptuell nicht ganz einfach zu verstehen. Da wir nicht Gedanken lesen können, besteht der einzige Weg auf formale Denkstörungen zu schließen über die Beobachtung der Sprache, welche uns Aufschluss über den Denkfluss des Patienten gibt. Bei der Beurteilung der formalen Denkstörungen beachten wir das Tempo des Gedankenflusses, die Kohärenz, also den Zusammenhang der Gedanken, und versuchen die Frage zu beantworten, ob das Denkziel erreicht wird und ob der Patient imstande ist über verschiedene Themen zu sprechen oder dazu neigt bei jeder Frage rasch zu einem bestimmten, immer gleichen Thema zu kommen (Themenkreis).
  • Tempo: Der Duktus kann im Tempo unauffällig, beschleunigt, stark beschleunigt, verlangsamt oder stark verlangsamt sein.
  • Kohärenz: Der Ductus kann kohärent, d. h. in sich schlüssig von einem Gedankengang zum nächsten übergehen, aber auch sprunghaft, entgleitend, zerfahren, umständlich oder ideenflüchtig sein. Es können Duktuspausen, Sperrungen oder Einschübe auftreten.
  • Denkziel: Hier wird die Frage beantwortet, ob ein Gedanke zu Ende gedacht und also das Ziel des Gedankens erreicht wird.
  • Themenkreis: Dieser Begriff beurteilt über die Dichotomie „weiter/enger Themenkreis“ die Fähigkeit des Patienten, inhaltlich über verschiedene Dinge sprechen zu können.
Weitere Begriffe, mit denen wir Störungen im Denkablauf beschreiben, sind beispielsweise:
  • Gehemmtes Denken: Dies beschreibt ein vom Patienten subjektiv erlebtes, gehemmtes, mühsames und stockendes Denken.
  • Verlangsamtes Denken: Ein von außen wahrgenommenes, langsames, schleppendes, mühevolles Denken, das vom Untersucher bemerkt werden kann.
  • Umständliches Denken: Hierbei kann Nebensächliches nicht von Wesentlichem unterschieden werden, die Patienten verlieren sich an unwichtigen Einzelheiten und Details, ohne aber ganz vom Ziel abzukommen.
  • Eingeengtes Denken: Hier besteht eine Einschränkung des Denkens auf wenige Inhalte bzw. das Hängenbleiben an wenigen oder einzelnen Themen.
  • Perseverierendes Denken: Hier werden Denkinhalte wiederholt vorgetragen, das Denken haftet sinnentleert an Worten oder Phrasen (Wortwiederholungen, Verbigerationen).
  • Grübeln: Subjektiv wahrgenommenes, unablässiges, aber nicht zwanghaftes Wiederholen unangenehmer Gedanken, Inhalte oder Themen bezogen auf aktuelle Probleme oder aber auch vergangene Ereignisse, wobei hier die Gedanken als eigene Gedanken wahrgenommen werden.
  • Gedankendrängen: Als mit übermäßigem Druck erlebte, wiederkehrende, teils sinnvolle, teils sinnlose Einfälle.
  • Ideenflüchtiges Denken: Hier sind die Denkinhalte nicht straff zum Ziel führend, sondern assoziativ aufgelockert.
  • Vorbeireden: Beim Vorbeireden kann auf die an sich sinngemäß verstandene Frage nicht adäquat geantwortet werden.
  • Gedankenabreißen: Beschreibt einen plötzlichen Abbruch eines bis dahin flüssigen Gedankengangs ohne erkennbaren Grund.
  • Inkohärentes oder zerfahrenes Denken: Hier werden die Denkinhalte zusammenhanglos und zerfahren vorgetragen (dissoziiertes Denken, Sprachzerfall).
  • Neologistisches Denken: Beschreibt das Auftreten von Wortneubildungen, also Neologismen oder nicht gängigen Zusammensetzungen bekannter Worte (Kontaminationen), die nicht unmittelbar verständlich sind.
Beispiel für Störungen im Denkablauf:
Am besten sei hier ein Beispiel genannt: Würde man einem Patienten die Frage stellen, was er in der Früh getan hat, bevor er zu diesem Termin gekommen ist, würde ein Mensch mit normalen Duktus möglicherweise antworten: „Ich bin aufgestanden, habe geduscht und gefrühstückt, mich angezogen und Zähne geputzt, bin dann mit der U-Bahn und dem Autobus hierher gefahren und habe in der Ambulanz Platz genommen.“
Jemand mit einem sprunghaften Duktus würde diese Frage möglicherweise wie folgt beantworten: „Nach dem Aufstehen habe ich Zeitung gelesen, haben Sie schon gehört von diesem schrecklichen Unfall? Wenn ich schon dabei bin: Ich hatte auch vor einem Jahr einen Unfall, zum Glück ist mir aber nichts passiert, meiner Tante jedoch ist bei einem Autounfall einiges passiert, unter anderem hat sie sich die Hüfte gebrochen.“
Jemand, der wiederum einen zerfahrenen Duktus hat würde obige Frage möglicherweise so beantworten: „Bevor ich hergekommen bin, habe ich in den Himmel geschaut … die Sterne waren aber schon weg … mögen Sie Sterne? … Ich habe eine Sternschnuppe gesehen, aber das ist schon lange her … vieles ist schon lange her.“

Abnorme Befürchtungen und Zwänge

Abnorme Befürchtungen sind psychopathologische Symptome, bei denen die Vorstellungen ängstlich (nicht wahnhaft) verändert sind und das Verhalten mitbestimmen. Zwänge sind psychopathologische Symptome, bei denen Gedanken, Impulse und Handlungen wiederkehrend auftreten, nicht abgestellt werden können und als unsinnig erlebt werden.
Hier werden sowohl spezifische Ängste als auch allgemeines Misstrauen oder etwa hypochondrische Befürchtungen angeführt.
  • Misstrauen: ist das ängstlich unsichere Beobachten von Umgebungsvorgängen.
  • Hypochondrie: ist die Angst, krank zu sein oder zu werden, obwohl man objektiv gesund ist.
  • Phobie: bezeichnet sich immer wieder aufdrängende Angstgefühle gegenüber spezifischen Situationen oder Objekten.
  • Zwangsgedanken: sind willentlich nicht abstellbare Gedanken. Zu ihnen gehören Zwangsideen, Zwangsvorstellungen, Zwangserinnerungen, zwanghaftes Grübeln, zwanghaftes Fragen und zwanghafte Befürchtungen.
  • Zwangsimpulse: sind willentlich nicht abstellbare Impulse, Zwangshandlungen durchzuführen.
  • Zwangshandlungen: sind schließlich die willentlich nicht abstellbaren zwanghaften Handlungen.

Sinnestäuschungen

Sinnestäuschungen sind psychopathologische Symptome, die mit einer Beeinträchtigung der sinnlichen Wahrnehmung einhergehen.
Man unterscheidet hierbei grundsätzlich Illusionen oder Verkennungen von Halluzinationen. Während Illusionen ein reales Substrat haben, das als etwas Anderes wahrgenommen wird als es darstellt (wie etwa ein Busch, der im Zwielicht als Mensch wahrgenommen wird oder ein Rauschen, das als das Rufen des eigenen Namens gehört wird), haben Halluzinationen kein sinnliches Substrat. Es werden hier also Dinge sinnlich erfasst, die keine physikalische Grundlage zur Sinneswahrnehmung bieten. Wir unterscheiden Halluzinationen nach dem betroffenen Sinneskanal in optische, akustische, gustatorische oder olfaktorische Halluzinationen sowie sog. Körper-Halluzinationen. Bei Letzteren gilt es wiederum, zwei verschiedene Arten zu differenzieren: zum einen die taktilen Halluzinationen, welche Wahrnehmungen an der Körperoberfläche beschreiben, zum anderen die koenästhetischen Halluzinationen, welche Wahrnehmungen im Körperinneren beschreiben.
Dies ist insofern relevant, als anhand der Art der Halluzinationen auf verschiedene Krankheitsbilder geschlossen werden kann. Während taktile Halluzinationen häufig bei hirnorganischen Störungsbildern und hier vor allem deliranten Zustandsbildern wie etwa dem Alkoholentzug vorkommen, sind koenästhetische Halluzinationen weitgehend Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis vorbehalten.
Eine Sonderform der Halluzinationen stellt das „Stimmenhören“ dar. Hierbei werden, ohne dass jemand sprechen würde, Stimmen gehört, die dialogisch, kommentierend oder imperativ sein können.

Ich- Störungen

Ich-Störungen sind psychopathologische Symptome, bei denen das Erleben der eigenen Person oder der Umwelt beeinträchtigt ist.
Bei Ich-Störungen ist gleichsam die Grenze zwischen der eigenen Person und der Umwelt nicht scharf konturiert und so kommt es zu verschiedenen Symptomen, bei welchen das Gefühl entsteht, sich in Bezug zur Umwelt unwirklich zu fühlen oder von dieser nicht abgegrenzt zu sein. Von Betroffenen wird oft das Gefühl geschildert außerhalb der Realität zu stehen und diese „wie im Film“ zu betrachten.
  • Derealisation: ist das Gefühl, dass die Umwelt irreal und fremdartig ist.
  • Depersonalisation: beschreibt das Gefühl, dass der eigene Körper, die eigene Person oder Teile des Körpers einem fremdartig und unwirklich erscheinen.
  • Gedanken-Ausbreitung: beschreibt den Eindruck, dass andere die Gedanken kennen oder lesen können.
  • Gedanken-Entzug: bezeichnet das Gefühl, dass die Gedanken von anderen bewusst weggenommen oder abgezogen werden können (Gedanken-Enteignung).
  • Gedanken-Eingebung: beschreibt den Eindruck, dass die eigenen Gedanken nicht in einem selbst entstanden sind, sondern von anderen eingegeben, gesteuert, aufgedrängt oder gelenkt würden.
  • Gefühl des Gemachten: ist ein, zumeist diffuses Gefühl, dass etwas mit einem oder um einen herum passiere („gemacht werde“), auf das man keinen Einfluss nehmen kann, das aber Auswirkungen auf einen selbst hat.

Wahn

Ein Wahn ist ein psychopathologisches Syndrom, bei dem die Denkinhalte wahnhaft verändert sind: Wahnhaft heißt a priori evident, subjektiv gewiss, unkorrigierbar, fakultativ im Widerspruch zur Realität auftretend mit und ohne affektive Beteiligung.
Ein Wahn ist also ein Gedankenkonstrukt, bei welchem die Betroffenen von einer bestimmten Idee vollkommen überzeugt (subjektiv gewiss) und von dieser Idee auch nicht durch Logik oder zwingende Schlüsse abzubringen sind (unkorrigierbar). Fakultativ beinhaltet diese Idee auch Fakten, die unmöglich so sein können wie angeführt. Wenn das letzte Kriterium, also die Unmöglichkeit des Wahninhaltes nicht vorhanden ist, kann es sehr schwierig sein, einen Wahn als solchen zu erkennen.
Beispiel für Wahn:
„Ich weiß, dass ich der Auserwählte bin (subjektive Gewissheit), auch wenn Sie mir erzählen, dass es den schon einmal gegeben hat (Unkorrigierbarkeit). Mich besuchen auch immer wieder Engel, die mir diese Tatsache bestätigen (Unmöglichkeit des Inhaltes).“
  • Wahnstimmung: ist eine Stimmungsveränderung mit wahnhaftem Bedeutungszumessen, Meinen und Vermuten.
  • Wahnwahrnehmung: ist ein Wahrnehmungsmodus, bei welchem alltäglichen Wahrnehmungen eine besondere Bedeutung zugemessen wird. Es kommt also zu wahnhafter Deutung richtiger Sinneswahrnehmung oder wahnhafter Interpretation realer Wahrnehmungen (reale Personen werden als Verfolger wahrgenommen oder das reale Lächeln einer Kollegin wird als verschwörerisch interpretiert).
  • Wahneinfall: ist ein Einfall von wahnhaften Meinungen oder Überzeugungen, der plötzlich auftritt.
  • Wahngedanken: sind Gedanken, an denen dauerhaft festgehalten wird und die wahnhaft sind, wie etwa ein persistierender Verfolgungswahn.
  • Systematisierter Wahn: ein Wahnsystem heißt nicht zuletzt deshalb so, weil bei der sog. Wahn-Aufbauarbeit verschiedene Wahn-Einfälle und Wahn-Gedanken in sich logisch zu einem System verknüpft werden. Ein systematisierter Wahn ist somit ein Wahnsystem, das eine innere Logik hat.
  • Wahndynamik: ist der Affekt, mit dem ein Wahn erlebt wird, wie z. B. die Euphorie, die im Rahmen eines Größenwahns auftritt.
Nach dem Inhalt unterscheiden wir verschiedene Arten von Wahn. Ein Beziehungswahn ist ein Wahn mit einer Fehlbeurteilung der Beziehung zu anderen Menschen (wie etwa der Liebeswahn). Beim Beeinträchtigungs- oder Verfolgungswahn fühlt ein Patient sich wahnhaft verfolgt oder beeinträchtigt. Bei einem Eifersuchtswahn ist der Patient wahnhaft davon überzeugt, vom Partner betrogen oder hintergangen zu werden. Ein Patient mit Schuldwahn ist wahrhaft davon überzeugt schuldig zu sein oder sich verschuldet zu haben und jemand mit Verarmungswahn ist wahnhaft davon überzeugt, zu verarmen oder bereits verarmt zu sein. Bei einem hypochondrischen Wahn ist der Patient wahnhaft davon überzeugt, krank zu sein dem Siechtum oder Tod verfallen zu sein und der Größenwahn geht mit der wahnhaften Überzeugung einher, eine herausragende und besondere Persönlichkeit zu sein.

Affektstörungen

Affektstörungen sind psychopathologische Symptome, bei welchen die Gefühle und Emotionen verändert sind.
Bei der Beschreibung der Affektivität bezieht man sich auf verschiedene zeitliche Dimensionen. Mit dem Begriff der Befindlichkeit beschreiben wir die Grundgestimmtheit in den letzten Tagen bis sogar Wochen, der Begriff der Stimmung beschreibt die aktuelle Gestimmtheit und die Affizierbarkeit und der Affekt geben uns schließlich Aufschluss darüber, wie affektiv schwingungsfähig der Patient zum aktuellen Zeitpunkt ist
Während die Befindlichkeit als indifferent, positiv getönt oder negativ getönt beschrieben wird, stehen uns bei der Stimmung die Qualitäten euthym für normale Stimmung sowie subdepressiv und depressiv für Verstimmungen in den pathologisch negativen Bereich sowie hypoman und manisch für Auslenkungen in den pathologisch positiven Bereich zur Verfügung. Mit der Affizierbarkeit beschreiben wir die aktuelle affektive Schwingungsfähigkeit der Patienten. Wir beurteilen hierbei, ob sie in der Untersuchungssituation positive und negative Affekte empfinden und zeigen können. Wenn das in adäquater Weise der Fall ist, beschreiben wir dies als „in beiden Skalenbereichen adäquat affizierbar“. Bei Einschränkungen der Affizierbarkeit in einem der Skalenbereiche würden wir dies „im positiven (oder negativen) Skalenbereich eingeschränkt oder nicht affizierbar“ nennen.
Was den Affekt betrifft, so werden in einem längeren Gespräch wohl verschiedene Affekte auftreten. Ein Patient kann im Laufe einer Exploration sowohl Freude als auch Trauer, Wut Verzweiflung und weitere Affekte erleben. Diese werden jedoch nicht kursorisch aufgezählt, es wird vielmehr die allgemeine Reagibilität der Affekte und also eigentlich die Art und Amplitude der affektiven Auslenkung beschrieben.
So wird der Affekt mit dem Begriff adäquat beschrieben, wenn er physiologisch ist. Pathologische Begriffe beinhalten z. B.
  • „arm“ für einen Affekt, der ein wenig eingeschränkt ist,
  • „starr“ für einen Affekt, der wie eingemauert imponiert,
  • „überschießend“, wenn die affektive Auslenkung als zu intensiv wahrgenommen wird,
  • „labil“, wenn kleinste Gefühlswahrnehmungen zu deutlicher affektiver Reaktion führen und
  • „inkontinent“, wenn der Eindruck besteht, dass die Affekte gleichsam vollkommen ungebremst auftreten.
Ein „flacher Affekt“ beschreibt einen Affekt, bei welchen der Untersucher keine Emotionen beim Gegenüber wahrnehmen kann und von „Parathymie“ oder „Affektdissoziation“ spricht man, wenn der beschriebene Affekt und die zum Ausdruck gebrachte Gefühlsregung inkongruent sind.
Zugehörige Begriffe sind:
  • Ratlosigkeit: bezeichnet ein sich nicht Zurechtfinden mit sich selbst, seiner Situation und seiner Umgebung.
  • Gefühl der Gefühllosigkeit: ein leidvoll erlebter Mangel an affektiver Mitschwingungsfähigkeit, Gemütsleere und -öde im Selbsterleben.
  • Störung der Vitalgefühle: ein Darniederliegen der allgemeinen Leibgefühle, von Kraft und Lebendigkeit, körperlicher und seelischer Frische, Spannkraft und Schwung.
  • Hoffnungslosigkeit: eine pessimistische Grundstimmung mit beeinträchtigtem Glauben an eine positive Zukunft.
  • Euphorie: übersteigertes Wohlbefinden, Behagen, Heiterkeit, Zuversicht und ein gesteigertes Vitalgefühl.
  • Dysphorie: eine missmutige Stimmungslage mit der Bereitschaft zu aggressiv getönten, affektiven Ausbrüchen.
  • Innere Unruhe: das Erleben von seelischer Bewegung, einem Zustand von Aufregung oder Spannung.
  • Klagsamkeit /Jammrigkeit: ein situationsinadäquat intensives oder andauerndes Wehklagen über Schmerz und Kummer mit Worten, Mimik und Gestik.
  • Insuffizienzgefühl: das Gefühl, nichts wert zu sein, unfähig oder untüchtig zu sein.
  • Gesteigertes Selbstwertgefühl: das Gefühl, besonders viel wert zu sein, besonders fähig oder besonders wichtig zu sein.
  • Schuldgefühl: das Gefühl, für eine Tat, einen Gedanken oder für Wünsche verantwortlich zu sein, die vor einer weltlichen oder religiösen Instanz verwerflich sind.

Antriebs- und psychomotorische Störungen

Antriebsstörungen sind psychopathologische Symptome, bei denen die Aktivität beeinträchtigt ist.
Während der physiologische, also gesunde Antrieb als unauffällig bezeichnet wird, beschreiben wir eine Erhöhung des Antriebsniveaus als gesteigerten oder stark gesteigerten Antrieb und eine Reduktion als verminderten oder stark verminderten Antrieb. Bei der Beurteilung des Antriebs gilt es die de facto vom Patienten verwertbare Energie zu beurteilen und nicht etwa nur die Psychomotorik. Während Antrieb und Psychomotorik sehr häufig Hand in Hand gehen und also ein Patient, der sich kaum bewegt und nur sehr langsam spricht auch einen verminderten Antrieb hat, kann ein Patient auch psychomotorisch unruhig sein und dennoch einen verminderten Antrieb im Sinne einer verminderten Energie, Tätigkeiten zu exekutieren, haben.
Zugehörige Begriffe sind:
  • Antriebsarmut: bezeichnet einen Mangel an Energie und Initiative, üblicherweise mit spärlicher spontaner Motorik und mangelnder Initiative im Gespräch. Der Patient wirkt in sich selbst versunken.
  • Antriebshemmung: beschreibt eine gebremste Energie und Initiative. Der Patient möchte gerne etwas zu Wege bringen, bricht jedoch ab und schafft es nicht, eine Aktion bis zum Ende durchzuhalten.
  • Antriebssteigerung: bezeichnet eine Zunahme von Aktivität und Initiative im Rahmen einer geordneten und zielgerichteten Tätigkeit.
  • Motorische Unruhe: bezeichnet ziellose und ungerichtete motorische Aktivität, die sich bis zur Tobsucht steigern kann.
  • Parakinesien: sind qualitativ abnorme, meist komplexe Bewegungen, die häufig sowohl Gestik als auch Mimik und nicht selten auch die Sprache betreffen.
  • Manieriertes/bizarres Verhalten: beschreibt nicht alltägliche Bewegungen und Handlungen, die verstiegen, verschroben, possenhaft und verschnörkelt oder auch spielerisch ausgeführt werden.
  • Theatralisches Verhalten: bezeichnet das übersteigerte Dramatisieren von Situationen, Beschwerden oder Störungen.
  • Mutismus/Submutismus: beschreibt die Wortkargheit oder das Schweigen aus psychischen Gründen.
  • Logorrhoe: bezeichnet das übermäßige Sprechen als Folge eines unstillbaren Rededranges.

Zirkadiane Besonderheiten

Zirkadiane Schwankungen beschreiben die regelhafte Veränderung psychopathologischer Symptome oder der allgemeinen Befindlichkeit und das Verhalten über den Tagesverlauf.
Relativ häufig kommt es vor, dass etwa depressive Verstimmungen in den frühen Morgenstunden am ausgeprägtesten sind und oft sehen wir auch Anspannungszustände regelhaft am Abend und kaum zu anderen Uhrzeiten auftreten. Dies beschreiben wir mit dem Begriff der zirkadianen Schwankung der Symptome. Häufig sind etwa ein morgendliches oder abendliches Pessimum und in Analogie eine morgendliche oder abendliche Remission, die jeweils auftretende Verschlechterung oder Erleichterung der Symptomatik beschreiben.

Andere Störungen

Weitere psychopathologische Symptome können Diagnose-unspezifisch vorkommen:
  • Sozialer Rückzug: bezeichnet die Reduktion bzw. den Abbruch von sozialen Beziehungen und oder sozialen Aktivitäten (Schule, Arbeit etc.).
  • Soziale Umtriebigkeit: beschreibt die Verstärkung sozialer Aktivitäten.
  • Aggressivität: bezeichnet aggressives Verhalten gegenüber Personen, Dingen oder sich selbst.
  • Suizidalität: suizidale Gedanken, Handlungen und Versuche.
  • Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten: sich selbst zugefügte Verletzungen oder Schädigungen der Körperoberfläche ohne suizidale Intention, die sozial nicht akzeptiert sind.
  • Mangel an Krankheitsgefühl oder Krankheitseinsicht: das nicht vorhandene Gefühl, krank zu sein oder die nicht vorhandene Einsicht krank zu sein.

Schlaf, Vegetativum, Appetit, Durst, Libido

Schlaf

Psychische Erkrankungen gehen regelhaft mit Schlafstörungen einher, wobei verschiedene Formen unterschieden werden können:
  • Einschlafstörungen: Hier beträgt die Einschlaflatenz zumindest eine halbe Stunde.
  • Durchschlafstörung: nächtliches Erwachen mit der Unfähigkeit, innerhalb zumindest einer halben Stunde wieder einschlafen zu können.
  • Vorzeitiges Erwachen: bezeichnet das Erwachen eine oder mehrere Stunden vor der notwendigen Weckzeit, ohne sich erholt zu fühlen und ohne wieder einschlafen zu können.
  • Zerhackter Schlaf: Über den gesamten Nachtverlauf gibt es nur kurze und unregelmäßige Episoden, in denen geschlafen werden kann.

Veränderungen in Appetit und/oder Durst

Eine Steigerung oder Verminderung des Appetites ist bei psychischen Erkrankungen häufig und soll jedenfalls erfragt werden. Ebenso gilt es, Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust in den Monaten vor der Vorstellung zu erheben.
Auch eine Erhöhung oder Verminderung des Durstgefühls kann häufig mit psychischen Erkrankungen einhergehen.

Libido

Eine Verminderung oder Erhöhung der sexuellen Appetenz kommt ebenfalls häufig bei psychischen Erkrankungen vor.

Vegetativum

Schwitzen, Zittern, Erbrechen, Hyper- oder Hypotonus korrelieren mit einigen psychiatrischen oder auch somatischen Zustandsbildern, wie etwa Intoxikationen oder Entzugssyndromen. Auch organische Erkrankungen, die psychische Symptome mit sich bringen, zeigen sich häufig in vegetativen Auslenkungen.

Selbst- und Fremdgefährdung

Bei jeder Exploration müssen natürlich Suizidalität (Kap. „Suizidalität im Kindes- und Jugendalter“) sowie Impulse oder der Wunsch anderen Menschen etwas anzutun, erhoben werden.

Der normale psychopathologische Status

Der/die Pat ist nicht bewusstseinsgetrübt, allseits orientiert. Konzentration und Aufmerksamkeit sind grobklinisch unauffällig, Mnestik unauffällig, kein Hinweis für Beeinträchtigung im Kurz- oder Langzeitgedächtnis. Der Duktus ist im Tempo unauffällig, kohärent, das Denkziel direkt erreichend, weiter Themenkreis. Kein Hinweis auf Angst- oder Zwangssymptomatik, kein Hinweis auf Halluzinationen, überwertige Ideen oder Ich- Störungen. Stimmung euthym, Befindlichkeit indifferent, Antrieb unauffällig, Affizierbarkeit in beiden Skalenbereichen gegeben, Affekt adäquat. Schlaf, Appetit, Durst und Libido unauffällig, Vegetativum unauffällig. Kein Hinweis auf Selbst-oder Fremdgefährdung.
Fallbeispiel Schizophrenie
Der 16-jährige Linus wirkt in der Schule zunehmend müde und abwesend. Von einer Lehrerin darauf angesprochen, bricht er in Tränen aus und erklärt, er wolle nicht mehr leben. In der daraufhin eingeleiteten Vorstellung an der KJP erzählt er von einer seit rund einem halben Jahr bestehenden und zunehmend unerträglich werdenden Symptomatik. Er erzählt schnell, wechselt thematisch sehr rasch und kann sich häufig bereits nach einem Satz nicht mehr an die gestellte Frage erinnern. Linus ist psychomotorisch unruhig, ängstlich, habe das Gefühl, dass etwas mit ihm gemacht werde, er gleichsam ferngesteuert würde, hätte auch vereinzelt den Eindruck, dass seine Gedanken nicht seine eigenen seien. Immer wieder sehe er am Schulweg Zeichen, so habe z. B. zuletzt ein Kreuz an einer Kirche am Schulweg aufgeleuchtet, als er daran vorbeigekommen sei, was bedeutet habe, dass er auf den rechten Weg umkehren müsse. Auch manche seiner Mitschülerinnen würden sich durch subtile Zeichen während des Unterrichtes über ihn unterhalten. Er habe zunehmend Schwierigkeiten, abends zur Ruhe zu kommen, brauche zumindest eine Stunde, um einzuschlafen, wache nachts häufig auf und liege dann oft stundenlang wach. In diesen Zeiten habe er öfters das Gefühl, jemand würde im Zimmer sein und ihm ins Ohr flüstern. Während der letzten Monate habe er ca. 5 kg an Gewicht verloren, da er sich außer Haus nicht mehr zu essen getraue. Freude finde er seit längerem an nichts mehr, seinen früheren Hobbys (Lesen, Zeichnen, Fußball spielen) sei er seit Beginn der Symptomatik nicht mehr nachgekommen. Auch seinen ehemaligen Freundeskreis habe er zur Gänze verloren.
Psychopathologischer Status
Der Pat ist nicht bewusstseinsgetrübt, die Orientierung nicht beurteilbar. Konzentration und Aufmerksamkeit eingeschränkt, Mnestik reduziert. Der Duktus im Tempo beschleunigt, sprunghaft, das Denkziel mitunter nicht erreichend. Ich-Störungen im Sinne von Gedankeneingebung und dem Gefühl des Gemachten. Kein Hinweis auf Zwangssymptomatik, generelle Ängstlichkeit, Hinweise auf optische Verkennungen, akustische Halluzinationen, Anmutungserlebnisse, Interpretationen und Beziehungsideen, fragliche Vergiftungsängste. Stimmung subdepressiv, Befindlichkeit negativ getönt, Antrieb vermindert bei psychomotorischer Unruhe, Affizierbarkeit ausschließlich im negativen Skalenbereich, Affekt nicht beurteilbar. Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen, reduzierte Nahrungsaufnahme. Selbst- und Fremdgefährdung sind nicht beurteilbar.
Fallbeispiel Depression
Die 14-jährige Marie wird von der Pädiatrie übernommen, wo sie für 30 h zur Überwachung nach Medikamentenintoxikation in suizidaler Absicht aufgenommen war. In der Erstbegutachtung ist sie noch sediert, hypoton und müde, döst immer wieder weg und benötigt oft sehr lange, um auf Fragen zu antworten. Wiederholt „verliert sie den Faden“ und muss nachfragen, was sie zuvor gefragt wurde. An die letzten beiden Tage kann sie sich nicht erinnern, biografische Details kann sie jedoch präzise angeben. Sie weiß, wo sie sich befindet, das Datum kann sie nicht nennen. Marie berichtet von einer sukzessiven Stimmungsverschlechterung seit knapp einem Jahr. Anfangs habe sie weniger Freude an Dingen empfunden, die ihr zuvor Spaß gemacht hätten und ihre Freizeitaktivitäten sukzessive reduziert. Mit der Zeit habe sie sich auch zunehmend von Ihren Freundinnen zurückgezogen und kaum mehr an gemeinsamen Aktivitäten teilgenommen. Aktuell verbringt sie ihre Tage untätig im Bett, einzig Serien schaue sie vereinzelt noch gerne an. Seit rund drei Monaten falle es ihr auch sehr schwer, sich in der Schule zu konzentrieren und zuletzt haben sich ihre Noten – von einem sehr guten Ausgangsniveaukommend - auch deutlich verschlechtert. Sie negiert Angst- oder Zwangssymptome sowie produktive Symptome. Sie schlafe seit längerem schlecht, benötige bis zu vier Stunden, um einschlafen zu können und schlafe in Folge nur unruhig. Sie sehe sich als Belastung für ihre Familie und fände es für diese besser, wenn sie nicht mehr da wäre. Angaben zu Gewichtsverlust kann sie aktuell nicht machen. Marie habe zunehmend keinen Sinn mehr im Leben gesehen und seit einigen Monaten mit dem Gedanken gespielt, sich das Leben zu nehmen. Aktuell sei sie eher unglücklich, den Suizidversuch überlebt zu haben, habe weiterhin vor, sich das Leben zu nehmen, für weitere diesbezügliche Handlungen sei sie aber aktuell zu müde.
Psychopathologischer Status
Die Patientin ist müde bis somnolent, räumliche und situative Orientierung sowie Orientierung zur Person sind gegeben, zeitlich unsicher orientiert. Amnesie für die letzten 48 h, Hinweise für Beeinträchtigung von Mnestik und Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis grobklinisch unauffällig. Intelligenz nicht beurteilbar. aber vermutlich im Normbereich Der Duktus im Tempo deutlich verlangsamt, kohärent mit häufigen Pausen und öfterem Gedankenabreißen, das Denkziel zumeist nur mit Hilfe erreichend, thematisch auf ihre Symptomatik eingeengt. Kein Hinweis auf ängstliche oder zwängliche Symptomatik, kein Hinweis auf Halluzinationen, Ich- Störungen oder Schuldideen. Stimmung depressiv, Befindlichkeit negativ getönt, Antrieb vermindert, Affizierbarkeit fast ausschließlich im negativen Skalenbereich gegeben, affektarm. Vegetativum: Hypotonus, ansonsten unauffällig, Appetit, Durst Libido nicht exploriert, aktuell Suizidgedanken und -pläne, kein Hinweis auf Fremdgefährdung.

Zusammenfassung

Die Psychopathologie ist das zentrale Instrumentarium der Psychiatrie, um Patient:innen in ihrer aktuellen psychischen Verfassung zu beschreiben. Über das Vorgehen nach dem immer gleichen Algorithmus kann so verhältnismäßig einfach eine sehr präzise und plastische Darstellung der gegenwärtigen Symptomatik der Patient:nnen erfolgen. Dies dient sowohl dazu, Veränderungen während des Verlaufs präzise zu beschreiben, als auch eine Darstellung der Symptomatik für Außenstehende (etwa Kolleg:innen, die die Nachbehandlung übernehmen) nachvollziehbar zu beschreiben.
Literatur
AG für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie (Hrsg) (2022) Das AMDP-System. Manual zur Dokumentation des psychischen Befundes in Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Hogrefe
Aristoteles (2011) Über die Seele: Griechisch/Deutsch. Gernot Krapinger (Hrsg). Reclams Universal-Bibliothek
Döpfner M et al (2022) Psychopathologisches Befund-System für Kinder und Jugendliche (CASCAP-2) Manual mit Glossar und Explorationsleitfaden. Hegrefe
Emminghaus H (1887) Die psychischen Störungen des Kindesalters. Laupp, Tübingen
Jaspers K (1973) Allgemeine Psychopathologie: ein Leitfaden für Studierende, Ärzte und Psychologen, 9. Aufl. Springer
Schneider K (1976) Klinische Psychopathologie, 11. Aufl. Thieme
Weiterführende Literatur
Aigner M, Paulitsch K, Berg D, Lenz G (2020) Psychopathologie: Anleitung zur psychiatrischen Exploration, 2. Aufl. UTB
Döpfner M, Berner W, Breuer D, Flechtner H, Lehmkuhl G (2022) Psychopathologisches Befund-System für Kinder und Jugendliche (CASCAP-2). Hogrefe
Fähndrich E, Stieglitz R-D (2020) Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen Befundes: Halbstrukturiertes Interview anhand des AMDP-Systems, 4. Aufl. Hogrefe
Payk TR (2020) Psychopathologie: Vom Symptom zur Diagnose, 5. Aufl. Springer
Scharfetter C (2020) Allgemeine Psychopathologie, 8. Aufl. Thieme