Unter
Pharmakokinetik wird die Wechselwirkung des Körpers mit dem Pharmakon verstanden, also seine Resorption, Absorption, Verteilung und Verstoffwechselung, inklusive der Elimination (Gerlach et al.
2016; Kölch et al. 2012; Gründer und Benkert
2012). Dabei können viele Faktoren die Pharmakokinetik auf den verschiedenen Ebenen beeinflussen, wie beispielsweise die gleichzeitige Einnahme von Antazida, Grapefruitsäften etc., die dazu führen können, dass die Aufnahme des Pharmakons gehemmt wird. Bei der Verstoffwechselung können Pharmaka miteinander interagieren, indem sie den Abbau einer Substanz durch
Enzyminduktion oder -hemmung
beschleunigen oder verlangsamen. Von Bedeutung in der Praxis ist insbesondere die
Halbwertszeit (HWZ) eines Arzneimittels: Die Halbwertszeit gibt an, wie lange es dauert, bis der Plasmaspiegel
einer Substanz auf die Hälfte des maximalen Werts abgefallen ist. Ebenso wichtig kann die Zeit sein, in der der maximale Plasmaspiegel erreicht wird, die sog. t max. Die
Bioverfügbarkeit eines Arzneimittels kann vereinfacht erklärt werden als der Anteil einer Substanz, der überhaupt wirksam werden kann. Auch die Bioverfügbarkeit
ist pharmakokinetisch wichtig. Die Bioverfügbarkeit wird u. a. von der Applikationsform, der Art der Darreichung (z. B. retardierte Präparate), aber auch vom Abbau z. B. in der Leber (sog.
First-pass-Effekt) beeinflusst. Ebenso wird die Pharmakokinetik von Abbauprozessen, wie etwa in der Leber über das Cytochrom-P450-Monoxygenasen-System beeinflusst. Genetische Besonderheiten können zu einer langsameren Verstoffwechselung von Substanzen führen (sog. genetisch bedingte „poor metabolizer“, „rapid metabolizer“ und „ultrarapid metabolizer“). Dosen, die für den „rapid metabolizer“ unbedenklich sind, können beim „poor metabolizer“ kumulieren und zu vermehrten Nebenwirkungen führen. Auch andere Arzneimittel und andere Stoffe, wie z. B. Zigaretten können Einfluss auf das Cytochrom-System
insofern nehmen, als dass sie die
Enzyme hemmen oder aktivieren und damit zu einem schnelleren oder langsameren Abbau von Arzneimitteln beitragen können. Einen anderen Weg der Eliminierung stellt die Niere dar. Stoffe, die über die Niere ausgeschieden werden, können wenn z. B. die Nierenfunktion eingeschränkt ist (erniedrigte Clearance) schlechter ausgeschieden werden oder, wie im Falle von
Lithium, aufgrund der Konkurrenz von anderen Salzen/Ionen verzögert eliminiert werden. Der Steady State
bezeichnet das Erreichen eines stabilen Gleichgewichts zwischen Aufnahme und Elimination eines Arzneimittels. Im Steady State sollte, wenn notwendig, auch die Plasmakonzentration in der klinischen Praxis bestimmt werden. Meist tritt der Steady State nach 4 HWZ (der Enddosis) ein.
Die
Pharmakodynamik bezeichnet die Wirkung einer Substanz an Zielstrukturen des Körpers, also z. B. die Besetzung von Rezeptoren, die Modulation von Elektrolytkanälen etc. Die Wirkung und Wechselwirkung von
Psychopharmaka an Rezeptor
en und Transportern im ZNS kann wie folgt beschrieben werden: Entweder zeigen sie einen kompetitiven Synergismus, d. h. sie wirken, wie ein köpereigener Transmitter
an einem gemeinsamen Rezeptor, oder sie zeigen einen funktionellen Synergismus, d. h. sie üben ihren Effekt an unterschiedlichen Angriffspunkten aus. Beides kann zur Wirkungsverstärkung führen. Ein kompetitiver Antagonismus dagegen bedeutet, dass eine reversible oder irreversible Verdrängung am gleichen Rezeptor, wie etwa ein Transmitter ansetzt. Ein funktioneller Antagonismus setzt dagegen wiederum an unterschiedlichen Angriffspunkten an. Beide letztgenannten Mechanismen können zur Abschwächung von Signalen führen, die z. B. durch den eigentlichen Transmitter ausgelöst würden. Die Wirkung eines Psychopharmakons kann an der Zelle über Ionenkanäle vermittelt sein oder auch über Signalkaskaden (wie z. B. über c-AMP etc.).
Verallgemeinernd kann gesagt werden, dass
Psychopharmaka entweder die Aktivität von
Neurotransmittern (z. B.
Dopamin,
Serotonin oder
Noradrenalin) imitieren, steigern oder reduzieren. Sie führen entweder zur Verstärkung einer (reduzierten) Aktivität eines Neurons oder hemmen den Effekt übermäßig aktiver Neurone. Manche Psychopharmaka wirken lediglich auf einen Neurotransmitter, andere beeinflussen verschiedene Neurotransmittersysteme. Viele Psychopharmaka haben eine zwar unterschiedliche starke
Affinität zu einzelnen Rezeptoren, sind jedoch selten sehr spezifisch affin zu nur einem Rezeptor oder Rezeptorsubtyp. Zusätzlich werden neuromodulatorische und -genetische Effekte von Psychopharmaka diskutiert (z. B. Auslösung von
Apoptose, Wirkungen auf die Neurogenese etc.). Die detaillierten zellulären Wirkmechanismen sind oft im Einzelnen unbekannt, sodass mehrere Hypothesen für die letztendliche Wirkung diskutiert werden. So wird bei der Antidepressiva-Gruppe der SSRI nicht allein die Hemmung der Serotoninwiederaufnahme für den antidepressiven Effekt als bedeutsam diskutiert, sondern auch der Einfluss über Glukokortikoidrezeptoren auf das HPA-System und Effekte auf die Neurogenese bzw. in neueren Hypothesen hinsichtlich möglicher Beeinflussung der Konnektivität, im Sinne einer Normalisierung dysfunktionaler Aktivierungen und eines verbesserten Reward-processings (Harmer et al.
2017). Ebenso ist bis heute nicht eindeutig geklärt, wie
Antipsychotika wirken, wenngleich evident ist, dass sie Einfluss auf den Dopaminstoffwechsel nehmen. Die Nebenwirkungen gerade auch der Antipsychotika können dagegen durch die spezifischen Rezeptorprofil
e (Affinität z. B. für histaminerge Rezeptoren etc.) recht gut erklärt werden. Bei Psychostimulanzien wiederum ist die Wirkung über die Hemmung des Dopamintransporters und die daraus folgende rasche höhere Verfügbarkeit von Dopamin an der Synapse relativ klar. Antikonvulsiva sollen über die Beeinflussung von Ionenkanälen ihre Wirkung vermitteln.