Behandlung prostatakarzinomspezifischer Komplikationen
Es gibt 3 Gruppen von prostatakarzinomspezifischen Komplikationen:
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Lokal: subvesikale Obstruktion, Harnleiterobstruktion, Rektumkompression. Derartige Probleme sollten unter Abwägung der Prognose und des Zustandes mit möglichst wenig invasiven lokalen Maßnahmen parallel zur systemischen Therapie (Androgendeprivation und ggf. Chemotherapie) bereinigt werden:
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Eine subvesikale Obstruktion wird am besten transurethral, z. B. mit TUR-P oder Laserevaporisation behandelt. In manchen Fällen ist das Schaffen einer Miktionsrinne ausreichend.
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Eine Harnleiterobstruktion sollte nur bei ausreichender Partialfunktion der betroffenen Seite, guter Gesamtprognose und klinischer Notwendigkeit (z. B. wegen Bisphosphonattherapie) behandelt werden. Eine isolierte distale Harnleiterobstruktion bei unauffälliger Miktion sollte durch eine einfache Harnleiterneuim plantation therapiert werden. Bei ausreichender Blasenkapazität sind höher gelegene Stenosen z. B. durch Psoas-Hitch-Plastik gut behandelbar. DJ-Katheter sind als palliative Harnableitung nur für eine begrenzte Zeit geeignet, für eine längere Periode kommt als Alternative zur Nephrostomie ein Detour-System in Frage.
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Besteht eine unmittelbare Gefahr eines Ileus infolge einer Rektuminfiltration, und systemische Maßnahmen versprechen keine schnelle Wirkung, sollte zügig ein doppelläufiger Anus praeter angelegt werden. Bei mangelnder Wirkung und/oder weiterer lokaler Progredienz bei ansonsten sehr guter Prognose ist die vollständige Exenteration mit Anlage eines endständigen Anus praeter und Harnableitung v. a. dann angezeigt, wenn lokale Symptome (Schmerzen) bestehen.
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Metastasenbedingte Komplikationen:
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Rückenmarkkompression:Massive Schmerzen, Sensibilitätsstörungen, Paresen oder Dysfunktionen sind alarmierende Leitsymptome einer beginnenden Rückenmarkkompression und erfordern ein sofortiges, notfallmäßiges Handeln. Idealerweise sollte schnellinterdisziplinär (Neurochirurgie, Traumatologie, Urologie, Strahlentherapie) diskutiert und entschieden werden, welches Verfahren für den Patienten die größte Effektivität und Behandlungsgeschwindigkeit verspricht.
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Andere Knochenkomplikation: Bei (drohenden)Frakturen muss in Abwägung der Stabilität erörtert werden, ob eine Radiation allein, nach Möglichkeit in Kombination mit der Gabe von Bisphosphonaten(insbesondere Zoledronsäure) oder Denosumab, oder eine Radiation in Kombination mit einer stabilisierenden Maßnahme wie etwa einem Korsett zum Ziel führt.
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Intrazerebrale Metastasen: Bei Prostatakrebs sind Hirnmetastasen sehr selten, deshalb sollten sie bei Beginn der Therapie möglichst bioptisch gesichert werden. Standard ist eine sofortige, hoch dosierte Gabe von Kortison und eine 3D-geplante perkutane Radiotherapie.
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Schmerzen: Ziel einer medikamentösen Schmerztherapie ist eine möglichst fortwährende Schmerzfreiheit auf der einen Seite und ein möglichst großer Erhalt der individuellen Mobilität sowie eine Begrenzung möglicher Nebenwirkungen auf der anderen Seite. Anzuwenden ist das WHO-Stufenschema:
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Stufe 1: Nichtopioid – Koanalgetikum
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Stufe 2: Schwaches Opioid – Nichtopioid – Koanalgetikum
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Stufe 3: Starkes Opioid – Nichtopioid – Koanalgetikum
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Stufe 4: Parenterale Applikation (Schmerztherapeut sinnvoll)
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Stufe 5: Neurodestruktive Verfahren (nur für ausgesuchte Einzelfälle)
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Eine lokale Strahlentherapie (gering fraktioniert) kann eine hohe analgetische Wirkung in kurzer Zeit erzielen und ist insbesondere in Fällen knochenbedingter Schmerzen, die eine medikamentöse Therapie gemäß Stufe 3 oder mehr nötig machen, zu empfehlen.