Die American Thyroid Association (ATA) empfiehlt die Durchführung einer Halssonografie und einer Feinnadelaspirationszytologie
zur Beurteilung pädiatrischer Schilddrüsenknoten (Rossi et al.
2017). Die sonografische Beurteilung der Knotenstrukturen sollte unter Beurteilung bekannter Risikofaktoren
(Mikroverkalkungen, Echogenität, Perfusion, Begrenzung, Durchmesser, Wachstum, Lymphknotenvergrößerung) erfolgen, und durch erfahrene Untersucher durchgeführt werden. Eine Risikostratifikation von Schilddrüsenknoten bei Kindern kann beispielsweise anhand des TI-RADS Systems (Kwak et al.
2011) oder des durch die ATA empfohlenen Evaluationsmodus (Francis et al.
2015; Haugen et al.
2016; Lim-Dunham
2019) erfolgen. Zu beachten ist hierbei, dass Schilddrüsenknoten in Kinderkollektiven per se mit einer höheren Malignitätsrate assoziiert sind als in Erwachsenenkohorten, weswegen das Malignitätsrisiko im Falle ähnlicher Ultraschallbefunde bei Kindern mitunter höher eingestuft werden muss (Lim-Dunham
2019). Zur adäquaten Beurteilung ist zudem die Kenntnis der besonderen kindlichen Anatomie von Wichtigkeit. Anteile des Thymus können dorsal der Schilddrüsenlappen oder im Bereich des unteren Pols dargestellt werden und erscheinen als echoarme Raumforderung mit kleinen echoreichen Einlagerungen, welche nicht mit Mikroverkalkungen verwechselt werden sollten. Thymusanteile können auch in der Schilddrüse beobachtet werden und sind von malignitätsverdächtigen Knoten schwer zu differenzieren (Lignitz et al.
2008). Nicht selten sind auch reaktiv vergrößert erscheinende Lymphknoten darstellbar. Analog zu Erwachsenenkohorten, besitzt die Feinnadelaspirationszytologie auch bei Kindern und Jugendlichen eine wesentliche Einschränkung bei der Beurteilung follikulärer Läsionen (LiVolsi und Baloch
2005; Rosai
2005). Da bei Kindern häufiger papilläre Karzinome der follikulären Variante zugrunde liegen als in Erwachsenenkohorten, ist die Gefahr falsch-negativer Zytologiebefunde größer. Die Subgruppe der follikulär differenzierten PTC führt, aufgrund der methodologisch bedingten Schwierigkeit einer Beurteilung von kapsulärer und vaskulärer Invasion, in vielen Fällen zu Befunden, welche keine sichere Abgrenzung zu benignen follikulären Läsionen zulassen (Staubitz und Musholt
2019). Eine zusätzliche Schwierigkeit stellt die 2017 neu definierte Entität der nichtinvasiven follikulären Schilddrüsenneoplasie mit papillären, nukleären Merkmalen („noninvasive follicular thyroid neoplasm with papillary-like nuclear features“, NIFTP) dar, welche ebenfalls rein zytologisch nicht sicher diagnostiziert werden kann, und als Borderline-Tumorentität differenzialdiagnostisch zu papillären
Schilddrüsenkarzinomen in Betracht gezogen werden muss (Lloyd et al.
2017; Staubitz und Musholt
2019). Die Ergänzung einer molekularen Analyse
von Feinnadelpunktaten kann hierbei von Nutzen sein. Da bei Kindern und Jugendlichen jedoch beispielsweise die bekannte
BRAF-V600E-Mutation, die bei Nachweis in Feinnadelpunktaten für das PTC pathognomonisch ist, seltener vorliegt als in Erwachsenenkollektiven (Rossi et al.
2017), kann auch die molekulare Untersuchung die Dignität eines Schilddrüsenknotens im Hauptteil der Fälle, nicht in jedem Fall, klären. Die wahre Natur eines „suspekten“ Schilddrüsenknotens bleibt daher in vielen Fällen präoperativ unbekannt (Alonso et al.
2003; Carling und Udelsman
2005; LiVolsi und Baloch
2005; Kennedy und Robinson
2016; Rossi et al.
2017; Alkhars et al.
2018; Bollig et al.
2018; Pittock
2018). Diese Schwierigkeit spiegelt sich in den Malignitätsraten verschiedener spezialisierter Zentren wider, welche einen Überblick über die histologischen Entitäten bei Kindern und Jugendlichen publizierten, die einer Schilddrüsenresektion zugeführt wurden (jeweils <50 %, Tab.
1). Neben malignen
Schilddrüsenerkrankungen kann die Indikation zur Operation ebenso bei benignen Erkrankungen gestellt werden. Die Indikation zur Operation benigner Schilddrüsenerkrankungen sollte nach Empfehlung der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Endokrinologie (CAEK) der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) an den Leitlinien zur chirurgischen Therapie benigner Schilddrüsenerkrankungen Erwachsener orientiert werden (Musholt et al.
2011). Die Indikationen schließen einen therapierefraktären
Morbus Basedow oder das follikuläre Adenom (zur histologischen Abklärung) ein.
Tab. 1
Malignitätsraten spezialisierter Zentren bei Schilddrüsenresektionen in Kollektiven von Kindern und Jugendlichen
Canadian Pediatric Thyroid Nodule (CaPTN) Study Group 2008 | 141 | 3–18 | 43 |
| 175 | 1–18 | 36 |
| 35 | 3–22 | 37 |
| 464 | 2–24 | 39 |
| 155 | 3–20 | 34 |