Bekannte Risikofaktoren wie Nikotinabusus sollten beendet und ein
Diabetes mellitus suffizient therapiert werden (Tab.
4), wobei andere Zielwerte bei Dialysepatienten gelten (HbA1c von 8,5 %) und die Vermeidung von
Hypoglykämien im Vordergrund steht. Die Behandlung einer Dyslipidämie sollte insbesondere in früheren Stadien der
Niereninsuffizienz erfolgen, da Dialysepatienten in Studien nicht von einer Statintherapie profitierten. Zur Blutdrucktherapie werden zunächst
ACE-Hemmer, AT-Rezeptor-Antagonisten und
Betablocker empfohlen (Kap. Pharmakologische Therapie der
Hypertonie). Die Therapie der
koronaren Herzerkrankung erfolgt wie in den Leitlinien empfohlen (Kap. Stabile koronare Herzerkrankung), es gibt keine Rationale für eine weniger aggressive Therapie bei nierenkranken Patienten. Eine partielle Korrektur der
Anämie kann zur Rückbildung einer linksventrikulären Hypertrophie führen. Zu hohe Hämoglobinwerte durch eine Erythropoetintherapie (>13,5 d/dl) sind mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Ursachen für eine Inflammation sollten diagnostiziert und therapiert werden, künstliche Materialen (z. B. Dialysekatheter) sollten vermieden werden. Zur Prävention kardiovaskulärer Kalzifikationen wird eine Optimierung des Mineralhaushalts empfohlen (Kap. Chronische Niereninsuffizienz: Störungen im Mineral- und Knochenstoffwechsel).
Tab. 4
Behandlung und Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen und Risikofaktoren bei chronischer Niereninsuffizienz.
Nikotinabusus
| - Sofortiger Stopp |
Lebensstil
| - Ausgewogene Diät - Vermeidung eines Protein-Energie-Wasting - Regelmäßige körperliche Aktivität |
Blutdruck
| Therapie vorzugsweise mit - ACE-Hemmer/AT-Rezeptorantagonisten - Betablocker |
Koronare Herzerkrankung
| - Therapie wie bei Nierengesunden (Kap. Stabile koronare Herzerkrankung) |
Diabetes mellitus
| - Optimale Blutzuckerkontrolle anstreben (Ziel HbA1c 8,5 % bei Hämodialysepatienten) |
Dyslipidämie
| - Therapie in frühen Niereninsuffizienzstadien; keine neue Therapie bei Dialysepatienten |
Volumen
| - Bei Prädialysepatienten: Volumen- und Salzrestriktion - Bei Dialysepatienten: effizientere Dialyse |
Anämie
| - Zielhämoglobinwert 11–12 g/dl (Kap. Chronische Niereninsuffizienz: Anämie) |
Inflammation
| - Sorgfältige Abklärung bei erhöhtem CRP - Verwendung biokompatibler Membranen - Verwendung ultrareinen Wassers - Vermeidung künstlicher Materialien |
Kardiovaskuläre Kalzifikationen
| - Optimierung des Mineralhaushalts (Kap. Chronische Niereninsuffizienz: Störungen im Mineral- und Knochenstoffwechsel) |
Oxidativer Stress
| - Therapie nicht etabliert |
Homozysteinämie
| - Therapie nicht etabliert |
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion weisen zwar nach einer Intervention einer
koronaren Herzerkrankung (Stentung oder Bypassoperation) ein erhöhtes Mortalitätsrisiko im Vergleich zu Nierengesunden auf. Nichtsdestotrotz gibt es Hinweise, dass eine frühe interventionelle Therapie einer koronaren Herzerkrankung bzw. eines akuten Koronarsyndroms mit einer Überlebensverbesserung einhergeht. Bezüglich des besten Therapieverfahrens für eine koronare Herzerkrankung bei Dialysepatienten gibt es Hinweise, dass bei einer Mehrgefäßerkrankung das Langzeitüberleben durch eine Bypassoperation mit Verwendung der A. thoracica interna günstiger ist. Bei einer nur kurzen Lebenserwartung ist die Stentung indiziert, wobei „drug-eluting“ Stents auch bei niereninsuffizienten Patienten mit besserer Prognose assoziiert sind.