Akut-toxisches Kontaktekzem
Das akut-toxische Kontaktekzem ist auf das von der auslösenden Noxe exponierte Areal beschränkt. Streuphänomene, wie sie typisch für das akut-allergische Kontaktekzem sind, fehlen. Eine vorherige Sensibilisierung besteht nicht. Im betroffenen Bereich finden sich Erythem und Schwellung. Vesikel, Bullae und Erosionen können sich um im weiteren Verlauf zusammen mit Schuppung und/oder Krustenbildung entwickeln. Je nach Tiefe der Schädigung der Epidermis kann es zu tiefen Nekrosen und Narbenbildung kommen.
Die akute irritative Kontaktdermatitis wird nach einmaligem Kontakt v. a. durch reizende Chemikalien hervorgerufen. Es besteht eine oberflächliche Hautreizung, die durch Juckreiz, Erythem und Schwellung gekennzeichnet ist. Eine Blasenbildung und Verschorfung ist nur bei hoher Konzentration und langer Einwirkzeit z. B. über getränkte Kleidung möglich. Nach Beendigung des Kontaktes ist die Prognose gut.
Eine
phototoxische Dermatitis setzt meistens innerhalb von 24 h nach Kontakt mit dem auslösenden Agens nach Kontakt mit UV-Licht ein. Klinisch findet sich eine Quaddelbildung
(sofort oder mit Verzögerung einsetzend) oder sonnenbrandähnlichen Hautveränderungen (durch eine an sich von der Haut reaktionslos tolerierte UV-Dosis), die bei manchen Substanzen mit verzögerter Ausbildung von Bläschen und Blasen innerhalb von wenigen Stunden verbunden sein können.
Schmerzen (stechend oder brennend) werden bei machen Substanzen beschrieben und können bereits während der Exposition auftreten. Der Verlauf und die Prognose sind abhängig vom Ausmaß der Gewebeschädigung. Nach der Abheilung der akuten Läsionen können Pigmentverschiebungen für Monate bis Jahre zurückbleiben (Moore
2002; Neumann und Schauder
2013). Wichtige auslösende Noxen finden sich in Tab.
2. Die Berloque-Dermatitis und die Wiesengräser-Dermatitis sind Sonderformen der phototoxischen Dermatitis (Tab.
3). Zusätzlich werden porphyrieähnliche Hautveränderungen (Pseudoporphyrie): beschrieben. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass eine verstärkte Verletzlichkeit der Haut besteht und Blasenbildung nach Traumata beschrieben werden (Neumann und Schauder
2013).
Tab. 3
Typische Sonderformen der toxischen Photodermatitis
Berloque-Dermatitis | Fleckförmige oder streifenförmige Hyperpigmentierungen nach Anwendung von parfümhaltigen Externa und UV-Einwirkung Frauen sind häufiger als Männer betroffen Auslösend sind ätherische Öle aus der Gruppe der Bergamottöle oder ähnliche ätherische Öle, die Furocumarine als obligat phototoxische Substanzen enthalten |
Wiesengräser-Dermatitis | Akut-phototoxische Dermatitis mit Erythem, Uritikaria und Blasen. Nach Abheilung starke Hyperpigmentierung in irregulärer Verteilung entsprechend dem Kontakt mit furocumarinhaltigen Pflanzenteilen |
Typische Symptome einer
Verätzung sind rasch einsetzender
Schmerz und Rötung, ggf. mit Blasenbildung bis hin zu Erosionen und tiefen Nekrosen. Klinisch ähnelt das Bild einer Verbrennung. Manche chemisch bedingten Verätzungen werden erst nach einer Latenzzeit von bis zu mehreren Stunden sichtbar. Bei der Säureverätzung fallen makroskopisch grauweiße bis braunschwarze Krusten oder auch gelbliche Verschorfungen auf. Eine Sonderform ist die Flusssäureverätzung, hier können sich die Symptome u. U. verzögert entwickeln. Klinisch findet sich eine rasch einsetzende Rötung und Brennen. Die Oberfläche der Haut kann jedoch u. U. auch wenig beeinträchtigt sein. Im Verlauf bilden sich äußerst schmerzhafte Entzündungen aus, z. T. mit Übergang in hartnäckige Geschwüre, die sehr schlecht heilen. Zur Therapieplanung sollte ein Giftinformationszentrum zu Rate gezogen werden. Flusssäure kann nicht nur zu Narbenbildung der Haut, sondern auch zu Verlust von Knochensubstanz führen. Dagegen führen Laugen zu dem typischen Bild einer Kolliquitionsnekrose. Makroskopisch sind grauweiße, gallertartige Quellungen wie z. B. durch Ammoniak oder wässrige Lösungen von
Natrium oder
Kalium sichtbar. Es können sich weißliche, breiige Ansammlungen von nekrotischem Gewebe bilden. Die Prognose der Verätzungen ist ähnlich der bei Verbrennungen. Bei Flusssäureverätzungen ist die Prognose von der durchgeführten Therapie abhängig.
Klinisch imponieren bei der Verätzung durch Phenol weiße schmerzlose, pergamentartige Nekrosen und Ätzschorfe als grau-weiße Läsionen mit gerötetem Rand sowie die sog. Phenol-Gangrän. Da Phenol gut über die Haut resorbiert wird, findet sich je nach exponierter Fläche und Einwirkzeit auch eine systemische Beteiligung. Die Prognose hängt vom Ausmaß der resorbierten Menge einerseits und von dem Ausmaß der lokalen Hautschädigung ab.
Nach Kontakt mit Lost werden große gekammerte subepidermale Blasen mit Hautverfärbung im Umkreis, Juckreiz und Erythem beobachtet. Es bilden sich u. U. tiefe Nekrosen (tiefe bullöse ulzerierende Form). Die Hautveränderungen sind sehr schmerzhaft. Die Latenzzeit zwischen Exposition und Klinik beträgt 2–12 h. Nach 4–6 Tagen ist das Vollbild der nekrotischen Veränderungen erreicht und die abgehobene Epidermis stirbt ab. Nach 4 Wochen entsteht eine neue Epidermis. Die Reepithelialisierung beginnt vom Rand der Läsion in der Regel 2–3 Wochen post Expositionem. Die Epithelisierung kann bis zu 8 (−12) Wochen dauern. Pigmentierungsstörungen und Narben bleiben zurück. Da Lost zudem über die Haut resorbiert wird, sind ggf. weitere Organsysteme betroffen.
Der milchige Saft vieler Arten der
Euphorbiaceae kann zu Erythemen, Schwellung und die Bildung von Blasen und Follikel führen. Typischerweise treten die Veränderungen 2–8 h nach Kontakt auf und können nach 8–24 h ihr
Maximum erreichen. Anschließend bilden sich die Symptome im Allgemeinen rasch zurück. Allerdings können Pigmentverschiebungen zurückbleiben.
Nach Kontakt mit den
toxischen Härchen (Setae) der Prozessionsspinnerraupen (Thaumetopoeidae) entwickeln sich innerhalb von mehreren Stunden
Urtikaria, Erythem und Papeln, bei vorheriger Sensibilisierung treten die Hautveränderungen rascher auf. Es besteht Juckreiz oder Brennen. Die Prognose ist gut, über Tage bis Wochen bilden sich die Hautveränderungen wieder zurück.
Unmittelbar nach dem Kontakt mit der in der Ostsee beheimateten
Haar
qualle (Feuerqualle, Cyanea capillata) entwickelt sich lokal ein brennender
Schmerz. Die Haut des exponierten Areals schwillt an und rötet sich (häufig striemenartig). Die Symptome bilden sich in der Regel innerhalb von 2 Tagen wieder zurück. Nach Kontakt mit der Kompassqualle Chrysaora hyoscella kommt es ähnlich wie bei der Feuerqualle zu sofortigen Brennschmerzen, striemenförmigen Nesselverletzungen und Erythem mit Schwellung und Bläschenbildung. Kleine Nekrosen sind möglich. Die Hautveränderungen halten länger als bei der Feuerqualle, in der Regel über mehrere Tage, an (Mebs
2010).
Toxisch bedingter Haarausfall
Zahlreiche Zytostatika können einen Haarausfall auslösen Das Ausmaß des Haarverlustes kann, auch in Abhängigkeit von den eingesetzten Einzelsubstanzen, variieren. Meistens tritt der Haarausfall innerhalb von 7–10 Tagen nach Beginn der Chemotherapie auf, und ist nach 1–2 Monaten am stärksten ausgeprägt.
Plötzlicher diffuser Haarausfall ist ein wichtiges Leitsymptom für eine Thalliumvergiftung. Der Haarverlust tritt meisten innerhalb der 2. Woche nach Exposition auf. Der Haarausfall ist diffus beginnend am Kopfhaar. Im Verlauf sind die Körperhaare, laterale Augenbrauen, evtl. auch Achsel- und Schamhaare betroffen. Anhidrosis und trockene leicht schuppige Haut sind weitere unspezifische dermale Symptome. Der weitere Verlauf und die Prognose ist abhängig von der aufgenommen Menge und wird durch die weiteren Thalliumwirkungen bestimmt.