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DGIM Innere Medizin
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Publiziert am: 03.09.2015

Marisken

Verfasst von: Jürgen Feisthammel
Bei Marisken handelt es sich um gutartige bindegewebige Tumoren des Analrands und machen typischerweise keine Beschwerden. Marisken sind meist eine Blickdiagnose und bedürfen in der Regel keiner Therapie.

Definition

Bei Marisken („anal skin tags“) handelt es sich um gutartige bindegewebige Tumoren des Analrands (Abb. 1). Sie können sowohl einzeln auftreten, als auch einen sog. Mariskenkranz bilden. Die Größe variiert von kleinen Vorwölbungen bis zu mehrere Zentimeter großen Hautläppchen (Stein 2003).

Pathophysiologie

Die meisten Marisken entwickeln sich ohne erkennbare Ursache. Gelegentlich diskutiert wird das Auftreten von Marisken als Restzustand einer Perianalvenenthrombose.
Im Gegensatz zu diesen primären Marisken finden sich bei verschiedenen Krankheiten mariskenartige Veränderungen, so z. B. die Vorpostenfalte bei chronischen Analfissuren (typischerweise an der hinteren Kommissur) oder die oft multipel auftretenden Bindegewebstumoren bei analem Befall eines Morbus Crohn (Kap. Morbus Crohn). Auch nach Operationen (z. B. wegen Hämorrhoiden; Kap. Hämorrhoiden und Hämorrhoidalleiden) finden sich manchmal Marisken als Folgezustand.
Histologisch handelt es sich bei primären Marisken um Angiofibrome (Brühl 2005).

Epidemiologie

Marisken können in jedem Alter auftreten, mit zunehmendem Alter werden sie aber häufiger beobachtet.

Klinik

Marisken machen typischerweise keine Beschwerden und fallen meist zufällig im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung auf. Bei größeren Marisken kann den Patienten aber die Analhygiene schwer fallen und entsprechende Folgezustände nach sich ziehen (z. B. irritativ-toxisches Analekzem).

Diagnostik

Marisken sind meist eine Blickdiagnose. Bei unklaren Befunden (Abschn. 6) sollte eine Biopsie erwogen werden.

Differenzialdiagnostik

Sowohl von Patienten als auch gelegentlich von in der Proktologie weniger erfahrenen Ärzten werden Marisken gerne mit Hämorrhoiden verwechselt bzw. gleichgesetzt. Die Unterscheidung fällt leicht, wenn durch Inspektion der Analregion die Herkunft des Gewebes ergründet wird. Während prolabierende Hämorrhoiden von intraanal kommen, wachsen die Marisken am äußeren Analrand.
Bei atypischen Marisken (hartes Gewebe, vulnerable Oberfläche, atypische Form oder Position, rasche Größenänderung) muss ein Malignom durch Biopsie ausgeschlossen werden.

Therapie

Die meisten Marisken bedürfen keiner Therapie. Es reicht meist, wenn den Patienten die Harmlosigkeit des Befundes versichert wird. Der Patient sollte zur richtigen Durchführung der Analhygiene beraten werden (gründliche, aber schonende Reinigung, ideal geeignet ist hierfür ein Bidet).
Bei deutlichen Beschwerden (z. B. Schwierigkeiten bei der Analhygiene wegen sehr großer Marisken), nicht eindeutigen Befunden oder ausgeprägtem Leidensdruck kann eine interventionelle Entfernung der Marisken erfolgen. Zur Anwendung kommen kann dabei beinahe das gesamte Arsenal der zur Verfügung stehenden Resektionstechniken (Elektrokoagulation, Schlingenabtragung, Laser- oder Kryoablation, klassische chirurgische Techniken).

Verlauf und Prognose

Die Prognose ist günstig, mit einer malignen Entartung ist bei typischen Marisken nicht zu rechnen.
Literatur
Brühl W (2005) Marisken. In: Brühl W, Wienert V, Herold A (Hrsg) Aktuelle Proktologie. Uni Med, Bremen, S 53–56
Stein E (2003) Proktologie: Lehrbuch und Atlas. Springer, Berlin/Heidelberg/New York, S 81–82