Definition und Ätiopathogenese
Bei der
akuten Pankreatitis kommt es zu einer schnell entstehenden Entzündung der Bauchspeicheldrüse als komplexe Reaktion des Gefäßbindegewebes auf unterschiedliche Noxen. Ursache hierfür ist, unabhängig von der Genese der
Pankreatitis, eine Autolyse des Organs durch Aktivierung der von ihr gebildeten Verdauungsenzyme (d. h. Autodigestion). Eine Hauptrolle wird der Aktivierung von Trypsinogen zugesprochen, da das Spaltprodukt
Trypsin weitere proteolytische und lipolytische
Enzyme aktiviert, deren Funktion in der Aufspaltung von Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten liegt. Das Ausmaß der Entzündungsreaktion ist sehr individuell. Grundsätzlich lassen sich zwei Verlaufsformen unterscheiden: die akut ödematöse Pankreatitis und die akut nekrotisierende Pankreatitis. Die akut ödematöse Pankreatitis stellt die milde Form der akuten Entzündung dar. Der Großteil aller betroffenen Patienten (ca. 85 %) nimmt diesen Verlauf, der in der Regel zu einer vorübergehenden Funktionseinschränkung mit geringer bleibender Schädigung des Organs führt. Der überwiegende Teil aller Betroffenen erreicht eine vollständige Restitution (Afghani et al.
2015; Walker
2018; Sheth et al.
2017).
Anders verhält es sich bei der akut nekrotisierenden
Pankreatitis. Diese ist gekennzeichnet durch eine vorübergehende und/oder dauerhafte Schädigung/Funktionsverlust des Organs. Es kommt zu einer partiellen bis hin zur totalen Nekrose des Organs. Dieser Form liegt eine schwere systemische Entzündungsreaktion im Sinne eines
SIRS zugrunde (d. h. Systemic Inflammatory Response Syndrome). Hierbei tritt eine Störung der Zellbarriere im Sinne eines „Capillary Leak Syndroms“ auf. Dieses führt zu einer Flüssigkeitsumverteilung in den „dritten Raum“ (d. h. Umverteilung von intrazellulär und intravasal nach interstitiell). Im Rahmen eines SIRS treten jedoch eine ganze Reihe von Reihe von weiteren Reaktionen im Organismus auf, welche die Homöostase stören. So führt, die mit dem SIRS zusammenhängende Stressreaktion des Körpers zu einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und
Kortisol. Damit assoziiert sind eine Reihe von verschiedenen Symptomen für den Organismus, die es bei der Therapie zu beachten gilt (Afghani et al.
2015; Sheth et al.
2017; Jacobs et al.
2019; Janssen et al.
2020; Tittel et al.
2020; Hong et al.
2017).
Der überwiegende Teil aller akuten Pankreatitiden (ca. 75–80 %) wird durch zwei Ätiopathologien induziert:
Daneben gibt es eine Reihe von weiteren möglichen Ursachen von akuten Pankreatitiden:
-
Infektionskrankheiten (z. B.
Mumps, Coxsackie,
HIV, Hepatitis)
-
Endokrine Genese: Hyperparathyreoidismus (mit konsekutiver Sekreteindickung und Präzipitation in den Ausführungsgängen)
-
Fettstoffwechselstörung: Hypertriglyceridämie
-
Mechanische Abflussstörung der Sekrete: z. B. Obstruktion bzw. Verschluss des Pankreasganges durch Steine (Kalzinose), Neoplasien, Malignome, Strikturen mit Sekretrückstau
-
Affektion des Pankreas von extern: Erkrankungen des Zwölffingerdarms (e. g. penetrierendes Ulkus, juxtapapilläres Divertikel); Tumorerkrankungen von Nachbarorganen, die in das Pankreas penetrieren
-
-
Anatomische Varianten: z. B. Pankreas divisum
-
Medikamentöse Nebenwirkungen: z. B. Fluorchinologe, Propofol, Azathioprin, Fibrate,
Carbamazepin
-
Traumatische Induktion: z. B. stumpfes oder penetrierendes Bauchtrauma, durch medizinische Maßnahmen (z. B. Pankreasschwanzverletzung bei Splenektomie, postinterventionell nach
ERCP)
Symptome
Die
akute Pankreatitis kennzeichnet sich durch einen sehr variablen Verlauf. Dieser kann von spontan-limitierenden, milden Verläufen bis bin zu schwersten, fatalen Verläufen reichen. Leitsymptom der akuten
Pankreatitis ist der sehr intensive, meist gürtelförmig lokalisierte
Schmerz im mittleren Oberbauch, der in den Rücken ausstrahlt. Im Rahmen der Entzündungsreaktion kann es zu einem passageren und/oder dauerhaften Verlust der endokrinen und exokrinen Organfunktion mit z. B. Nahrungsmittelintoleranz, Durchfällen,
Diabetes und Fettstühlen kommen (Afghani et al.
2015; Sheth et al.
2017; Jacobs et al.
2019; Janssen et al.
2020; Hong et al.
2017; Gromski et al.
2019).
Bei schweren Verläufen (d. h. in der Regel im Rahmen einer nekrotisierenden
Pankreatitis) kann es durch die prolongierte, schwere Entzündungsreaktion zu einer Reihe von weiteren Symptomen/Komplikationen kommen. Initial imponiert das Abdomen durch die ausgeprägte Paralyse des Magen-Darmtrakts dann häufig distanziert und prall-elastisch (sogenannter Gummibauch). Die Folgen hiervon sind Übelkeit und Erbrechen. Daneben kommt es durch Flüssigkeitsverschiebungen zu einer Hämokonzentration mit Störung der Hämodynamik, das Thrombophilierisiko steigt. Die häufigste Thrombose ist in diesem Zusammenhang die
Pfortaderthrombose. Zudem können sich Flüssigkeitseinlagerungen in der Pleura (d. h. Pleuraergüsse), im Abdomen/Retroperitoneum (d. h. Ascites) oder Perikard ausbilden. Im Rahmen der entzündlichen Reaktion und dessen Folgen kann es zu einer temporären Verlegung der Gallenwege (z. B. Pankreasschwellung bei Pankreatitis) mit konsekutivem
Ikterus kommen. Ferner tritt eine Störung der Magenschleimhautbarriere ein, es besteht ein erhöhtes Risiko von Ulzera in Magen und Duodenum. Die anhaltende katabole Stresssituation führt bei langwierigen Verläufen zu einer relativen Immunsuppression mit einem erhöhten Risiko von opportunistischen Infektionen (z. B. Soorösophagitis, erhöhtes Risiko für Pilzsepsis) (Afghani et al.
2015; Sheth et al.
2017; Jacobs et al.
2019; Hong et al.
2017; Gromski et al.
2019).
Bei schweren Verläufen können mitunter blau-grünliche Hautverfärbungen um den Bauchnabel (Cullen-Zeichen) oder auch im Flankenbereich (Grey-Turner-Zeichen) beobachtet werden. Bei Auftreten eines dieser beiden letztgenannten Zeichen ist die Prognose des Patienten hinsichtlich Morbidität und Mortalität schlecht (Afghani et al.
2015; Jacobs et al.
2019; Hong et al.
2017; Gromski et al.
2019).
Im Verlauf/als Folge einer
Pankreatitis können sich Pseudozysten ausbilden.
Pseudozysten können asymptomatisch bleiben und/oder als Zufallsbefunde nach Jahren in Erscheinung treten. Beschrieben sind auch spontane Rückbildungen. Ab einer entsprechenden Größe dieser kann es zu einer Verlagerung sowie Kompression von Nachbarstrukturen kommen. In erster Linie treten diese durch Störungen der gastrointestinalen Passage in Erscheinung (z. B. Magenausgangs- oder Duodenalstenose mit konsekutivem Retentionsmagen resultierend in Übelkeit und rezidivierendem Erbrechen). Sie können jedoch auch durch sekundäre Infektion/Abszedierung zu komplikativen und langwierigen Verläufen durch Bakteriämie und Septikämie führen. Mit einem septischen Krankheitsbild sind dann zudem eine hohe Morbidität und Mortalität assoziiert (Afghani et al.
2015; Jacobs et al.
2019; Hong et al.
2017; Gromski et al.
2019; Yu und Wang
2017).
Diagnostik
Aus der Synopsis von klinischen und laborchemischen Befunden kann die Diagnose der
akuten Pankreatitis in den allermeisten Fällen gestellt werden. Hierbei sind der gürtelförmige Oberbauchschmerz sowie die 2- bis 3-fache Erhöhung der Serumlipase diagnostisch beweisend. Andere Pankreasenzyme wie die Amylase können ebenso erhöht sein, besitzen jedoch nicht die Sensibilität und Spezifität für die akute
Pankreatitis wie die Lipase. Es ist zu beachten, dass die Serumkonzentration der Lipase weder mit der Schwere der Erkrankung korreliert, noch als Verlaufsparameter geeignet ist (Afghani et al.
2015; Sheth et al.
2017; Janssen et al.
2020; Tittel et al.
2020; Gromski et al.
2019; Kushnir et al.
2013).
Im Blutbild fallen eine Leukozytose mit
Linksverschiebung sowie eine Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit auf. Parallel kann es im Rahmen der akuten Erkrankung zu erheblichen Entgleisungen im Elektrolyt-, Glucose- sowie Säure-Basen-Haushalt kommen. Elektrolytverschiebungen mit einem Absinken der Serumspiegel von Kalzium,
Kalium und
Magnesium können mit einer Latenzzeit von bis zu mehreren Tagen auftreten. Das Serumkalzium ist jedoch nur in seltenen Fällen verringert. In diesen Fällen ist die Prognose der Patienten jedoch ungünstiger (Afghani et al.
2015; Sheth et al.
2017; Janssen et al.
2020; Tittel et al.
2020; Gromski et al.
2019; Kushnir et al.
2013).
Bei schweren septischen/systemisch entzündlichen Verläufen zeigen sich Zeichen der Organopathie wie z. B. (Afghani et al.
2015; Walker
2018; Sheth et al.
2017; Janssen et al.
2020; Tittel et al.
2020; Gromski et al.
2019; Kushnir et al.
2013):
-
-
Einschränkung der Blutgerinnung und Anstieg von Leberenzymen (als Zeichen der Leberfunktionseinschränkung),
-
Anstieg des Serumkreatinins bzw. Abfall der GFR (
glomeruläre Filtrationsrate) (als Zeichen der Nierenfunktionseinschränkung bzw. des intravasalen Volumenmangels),
-
Enzephalopathie (als Zeichen des/-r schweren
SIRS/schweren
Sepsis),
-
Blutzuckerentgleisungen (Zeichen des Funktionsverlustes des Pankreas, des gestörten Zellmetabolismus, des Postaggressionsstoffwechsels),
-
Der Verlauf einer
akuten Pankreatitis ist nur sehr bedingt vorhersagbar, da dieser vorrangig von individuellen Faktoren abhängig ist, die nur ungenügend evaluiert und validiert sind. Am besten untersucht sind in diesem Zusammenhang die Serumspiegel von
Calcium (niedriger Spiegel prognostisch ungünstig) sowie von
Procalcitonin und Interleukin 8 (jeweils hoher Spiegel prognostisch ungünstig) (Afghani et al.
2015; Walker
2018; Sheth et al.
2017; Janssen et al.
2020; Gromski et al.
2019).
Allgemein gilt, dass die Schwere des Krankheitsverlaufes innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome mit dem weiteren Verlauf signifikant korreliert. Hierbei steht vor allem die prolongierte Organopathie (z. B.
Niereninsuffizienz, Katecholaminpflichtigkeit, Enzephalopathie) trotz suffizienter Therapiemaßnahmen im Vordergrund (Tab.
4) (Afghani et al.
2015; Walker
2018; Sheth et al.
2017; Janssen et al.
2020; Gromski et al.
2019).
Tab. 4
Unterteilung der Schwere der
Pankreatitis nach Atlanta Klassifikation (Stand 2013)
1. Leichte akute Pankreatitis: Ohne lokale (Nekrose) und systemische Komplikationen (Organversagen) 2. Mittelschwere akute Pankreatitis: Mit lokalen oder systemischen Komplikationen oder passagerem Organversagen (z. B. Nierenversagen), welches sich innerhalb von 48 h bessert 3. Schwere Pankreatitis: Mit anhaltendem (länger als 48 h) Organversagen oder Multiorganversagen |
Die Schwierigkeit der Beurteilung der Krankheitsschwere sowie der sich daraus ergebenden Verlaufsprognose (Tab.
5) haben über die Jahre zu verschiedenen Score-Systemen geführt (Afghani et al.
2015; Walker
2018; Janssen et al.
2020; Gromski et al.
2019).
Tab. 5
Verteilung der Häufigkeit der verschiedenen Schweregrade der
Pankreatitis und damit assoziierter Letalität
I. | Akute interstitielle bzw. ödematöse | Ca. 80–85 % | Ca. 5 % |
II. | Akute nekrotisierende – mit Teilnekrose | Ca. 15–20 % | ca. 20 % |
III | – mit Totalnekrose | Ca. 5 % | > 50 % |
Im klinischen Alltag, vor allem im intensivmedizinischen Setting, hat sich in diesem Zusammenhang der Ranson-Score durchgesetzt (Tab.
6) (Farrell
2015; Afghani et al.
2015; Walker
2018; Janssen et al.
2020; Gromski et al.
2019):
Alter > 55 Jahre | 1 Punkt | Hämatokrit-Abfall > 10 % | 1 Punkt |
| 1 Punkt | Harnstoff-Anstieg > 1,8 mmol/l (> 5 mg/dl) | 1 Punkt |
LDH > 350 U/l | 1 Punkt | | 1 Punkt |
AST (GOT) > 250 U/l | 1 Punkt | PaO2 < 8 kPa (< 60 mmHg) | 1 Punkt |
Glukose > 10 mmol/l (ca. 200 mg/dl) | 1 Punkt | Basendefizit > 4 mEq/l | 1 Punkt |
| | Flüssigkeitsbilanz > 6 l/48 h | 1 Punkt |
0–2 Punkte: | Letalität < 5 % | 0–2 Punkte: | |
3–4 Punkte: | Letalität 15–20 % | ≥ 3 Punkte: | schwere Pankreatitis |
5–6 Punkte: | Letalität 40 % | |
> 6 Punkte: | Letalität > 99 % | | |
Therapie
Grundsätzlich ähnelt die Therapie der
akuten Pankreatitis den Therapieoptionen, die sich im Rahmen der traumatischen Pankreasverletzungen ergeben. Der Unterschied besteht vorrangig darin, dass bei den Pankreastraumata in der Regel andere schwere Verletzungen begleitend vorliegen, deren primäre Behandlung Prämisse hat, da diese mit einer hohen Mortalität und Morbidität assoziiert sind (Farrell
2015; Afghani et al.
2015; Walker
2018; Janssen et al.
2020; Yu und Wang
2017; Kawada und Tanaka
2016).
Bei der
akuten Pankreatitis nicht traumatischer Genese kann sich primär auf die Behandlung des Krankheitsbildes und damit assoziierter Komplikationen fokussiert werden.
Grundsätzlich basiert die Therapie auf zwei Säulen, der Flüssigkeitssubstitution und der
Schmerztherapie (Farrell
2015; Afghani et al.
2015; Walker
2018; Janssen et al.
2020; Yu und Wang
2017; Kawada und Tanaka
2016):
Es sollte frühzeitig mit einer großzügigen intravenösen Gabe von Vollelektrolytlösung begonnen werden, um den Flüssigkeitsbedarf auszugleichen, der durch die Umverteilung im Rahmen des „Capillary Leak Syndrome“ entsteht. Der Bedarf kann sehr individuell sein und ist abhängig von der Schwere der Erkrankung/dem Ausmaß des
SIRS/der Organopathie sowie von den kardiozirkulatorischen Kompensationsmöglichkeiten.
Eine frühzeitige und bedarfsadaptierte Schmerztherapie ist essentiell. Aufgrund der gestörten Magen-Darm-Passage und intestinalen Resorption sollte diese in der Akutphase primär parenteral erfolgen. Hierbei ist eine NSAIR-Therapie Grundbaustein. In klinischen Alltag hat sich die Therapie mit Novalgin durchgesetzt. Häufig ist diese jedoch nicht ausreichend. Eine parenterale Opioidtherapie sollte nicht hinausgezögert werden. Hierbei haben sich vor allem kurz- bis mittelfristig wirksame
Opioide im klinischen Alltag durchgesetzt (z. B.
Pethidin und Piritramid). Bei schweren Verläufen empfiehlt sich der Einsatz eines Periduralkatheters. Mit diesem Verfahren erreicht man neben einer Analgesie eine Verringerung der krankheitsbedingten Magen- und Darmatonie durch eine Symphatikolyse.
Die akute Entzündungsreaktion führt, wie oben beschrieben, zu einer Störung der Homöstase. Durch die Freisetzung von Stresshormonen wird eine Kaskade von verschiedenen Prozessen in Gang gesetzt. In Rahmen der Entzündungsreaktion kann es u. a. zur Entstehung einer Darmparalyse, einer Störung der Magen-Darm-Barriere, einer Malresorption und einer Maldigestion kommen. Die lange Zeit propagierte Nulldiät ist heute obsolet. Es sollte eine frühenterale, kalorisch-reduzierte Ernährung erfolgen. Mit dieser sollte 48–96 Stunden nach Beginn der ersten Symptome begonnen werden. Diese kann bei intubierten Patienten via nasogastraler Sonde erfolgen. Bei schweren Verläufen ist eine Störung der intestinalen Passage häufig eine Indikation für eine supportiv-parenterale Ernährung. Diese ist jedoch erst sinnvoll, nachdem der Patient die erste Phase der akuten Stressreaktion durchlebt hat.
Zur Prophylaxe von Stressulzera sollte jeder Patient mit einer
akuten Pankreatitis eine Protonen-Pumpen-Inhibitoren-Therapie erhalten.
Ist die Ursache der
Pankreatitis eine biliäre Genese muss eine
Choledocholithiasis ausgeschlossen werden. Bei
Cholestase ist eine zeitnahe
ERCP zur Steinsanierung anzustreben. Eine
antimikrobielle Therapie wird primär nur im Rahmen einer biliären Pankreatitis empfohlen, da es hierbei zu einer
Cholangitis durch aszendierende Darmkeime kommen kann. Kommt es im Rahmen einer schweren Pankreatitis zur Ausbildung von
Pseudozysten und Nekrosen, mit Zeichen der Superinfektion, ist mitunter eine prolongierte antimikrobielle Therapie indiziert. Sollten sich Komplikation im Sinne von infizierten Nekrosen oder Pseudozysten bzw. Arrosionsblutungen manifestieren, werden endoskopische, interventionelle und/oder chirurgische Maßnahmen notwendig (Farrell
2015; Afghani et al.
2015; Tittel et al.
2020; Hong et al.
2017; Gromski et al.
2019; Kushnir et al.
2013).
Im Rahmen des
SIRS/des Streßmetabolismus sowie der akuten/chronischen Pankreasinsuffizienz kann ein absoluter sowie relativer Insulinmangel auftreten. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist obligat. Eine Insulintherapie muss bei entsprechender Überschreitung der Grenzwerte bedarfsadaptiert erfolgen (Farrell
2015; Afghani et al.
2015; Tittel et al.
2020; Hong et al.
2017; Gromski et al.
2019; Kushnir et al.
2013).
Liegt der
Pankreatitis eine schwere Störung des Fettstoffwechsels, im Sinne einer Hypertriglyceridämie, zugrunde, muss eine zeitnahe Absenkung des Serumspiegels angestrebt werden. Hierbei ist eine medikamentöse Therapie vorrangig mit Fibraten zu bevorzugen. Bei ausbleibendem Behandlungserfolg ist zeitnah eine entsprechende Apherese-Behandlung in Betracht zu ziehen. Mitunter ist eine regelmäßige Apheresetherapie notwendig, um Rezidive zu verhindern. Liegt der Erkrankung ein vermeidbares Verhalten zugrunde, sind die Abstinenz bzw. eine Verhaltensänderung zielführend: In erster Linie strikte Alkohol- und/oder Nikotinkarenz. Mögliche auslösende Medikamente sollten abgesetzt bzw. gemieden werden (Farrell
2015; Afghani et al.
2015; Tittel et al.
2020; Hong et al.
2017).
Prognose
Prognostisch sind bei der
akuten Pankreatitis die Ausdehnung des entzündlichen Prozesses in der Bauchspeicheldrüse, das Alter des Patienten, die Vorschädigung des Organs und Komplikationen mit Einbeziehung anderer Organe entscheidend. Während leichtere und mittelschwere Formen ohne bleibenden Schaden ausheilen können, liegt die Letalität subtotaler und totaler Pankreasnekrosen bei bis zu 100 %. Eine chronisch-rezidivierende oder auch kalzifizierende
Pankreatitis ist in der Regel progredient im Verlust der Organfunktion (Farrell
2015; Afghani et al.
2015; Tittel et al.
2020; Hong et al.
2017).
Wichtig: Die fernere Lebenserwartung ist bei Menschen mit einer chronischen Pankreatitis im Durchschnitt deutlich verringert. Verschiedene Studien berichten über eine ca. 20–30 Jahre verringerte durchschnittliche Lebenserwartung!