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Die Geburtshilfe
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Publiziert am: 15.02.2024

Embryologie und Teratologie

Verfasst von: Wolfgang E. Paulus und Herbert Juch
Die intrauterine menschliche Entwicklung durchläuft Stadien unterschiedlicher Empfindlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen. Während sich die Reaktion auf exogene Noxen in den ersten beiden Wochen nach Konzeption weitgehend auf die Alternativen „vollständige Regeneration“ oder „Abort“ („Alles-oderNichts-Gesetz“) beschränkt, können Einflüsse in Woche 3–8 nach Konzeption zu Störungen der Organogenese und damit zu schweren morphologischen und funktionellen angeborenen Anomalien führen.
Schädigende äußere Einflüsse in der Fetalperiode ab Entwicklungswoche 9 resultieren eher in Wachstums- und Funktionsstörungen.
Nach der Thalidomid-Katastrophe zwischen 1958 und 1961 mit ca. 10.000 betroffenen Kindern (u. a. mit oft schweren Gliedmaßendefekten), gibt es bei der pharmazeutischen Industrie, Ärzten und Patientinnen Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von Arzneimitteln in der Schwangerschaft. Ein therapeutischer Nihilismus bei chronisch kranken Schwangeren kann jedoch sowohl zu einer dramatischen Verschlechterung der Grunderkrankung der Schwangeren als auch zu einer erheblichen direkten und indirekten Gefährdung der fetalen Entwicklung führen.

Zum Einstieg

Ob sich aus einer Zygote ein gesundes Neugeborenes entwickelt, hängt von vielen endogenen und exogenen Faktoren ab: Zu den endogenen Faktoren zählt die genetische Ausstattung, zu den exogenen Faktoren zählen der mütterliche Gesundheitszustand, Infektionen, Strahlung, Umweltschadstoffe, Medikamente und Drogen.
Die intrauterine menschliche Entwicklung durchläuft Stadien unterschiedlicher Empfindlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen. Während sich die Reaktion auf schädigende exogene Einflüsse in den ersten beiden Wochen nach Konzeption weitgehend auf die Alternativen „vollständige Regeneration“ oder „Abort“ beschränkt (die sog. „Alles-oder-Nichts“-Phase), können Einflüsse von Woche 3–8 nach Konzeption zu Störungen der Organogenese und damit zu schweren morphologischen und funktionellen angeborenen Anomalien führen.
In der Fetalperiode führen exogene Noxen eher zu Wachstums-, Differenzierungs- und Funktionsstörungen und weniger zu gröberen morphologischen Anomalien.
Nach statistischen Erhebungen nehmen 15–50 % aller Schwangeren Medikamente im 1. Schwangerschaftsdrittel ein, oft noch in Unkenntnis der Schwangerschaft. Glücklicherweise gibt es nur eine kleine Zahl bedeutend fruchtschädigender Medikamente. Durch ein embryonaltoxikologisches Risiko begründete Indikationen für einen Schwangerschaftsabbruch sind daher eher Ausnahmefälle.
Zwischen 1958 und 1961 wurden rund 10.000 Kinder mit schweren angeborenen Anomalien (u. a. auffälligen Gliedmaßendefekten) geboren, deren Mütter das Schlafmittel Contergan® (Wirkstoff: Thalidomid) eingenommen hatten. Seit diesem Vorfall herrscht bei der pharmazeutischen Industrie, den Ärzten und Patientinnen große Vorsicht – nicht selten bis zur irrationalen Sorge – im Hinblick auf den Einsatz von Arzneimitteln in der Schwangerschaft.
Seit der Contergan®-Affäre ist auch das Bewusstsein der Öffentlichkeit für derartige Komplikationen besonders geschärft. Nach Thalidomid wurden starke teratogene Eigenschaften bei weiteren Arzneimitteln, wie z. B. den Retinoiden (z. B. Isotretinoin), den Zytostatika (z. B. Cyclophosphamid, Methotrexat) oder den Antikonvulsiva (besonders bei der Valproinsäure), entdeckt. Weitere Wirkstoffe gelten als potenziell embryo-/fetotoxisch, aufgrund ihres Wirkmechanismus oder der Daten aus reproduktionstoxikologischen Tierexperimenten bzw. pharmakoepidemiologischen Studien beim Menschen. Bei vielen Wirkstoffen gibt es nur unzureichende dokumentierte Erfahrungen zum Einsatz in der Schwangerschaft beim Menschen, sodass fruchtschädigende Effekte nicht ausgeschlossen werden können.
Bei zahlreichen Präparaten liegen lediglich Fallberichte über Fehlbildungen vor, Studien mit statistischer Aussagekraft fehlen. Zur Ermittlung des Risikos sind insbesondere zuverlässige Angaben über die Expositionszeit und Dosis erforderlich. Die pharmazeutische Industrie zieht sich auf eine juristisch sichere Position zurück, indem sie bei den meisten Präparaten in der Fachinformation unter der Rubrik Schwangerschaft „kontraindiziert“ oder zumindest „strenge Indikationsstellung“ vermerkt. Ein therapeutischer Nihilismus bei chronisch kranken Schwangeren kann jedoch z. B. im Fall von Epilepsie, Hypertonie oder Asthma bronchiale zu einer dramatischen Verschlechterung der Grunderkrankung und damit nicht selten auch zu einer erheblichen direkten und indirekten (als Folge mütterlicher Unfälle und Kreislauf/Stoffwechselstörungen) Gefährdung der vorgeburtlichen Entwicklung führen. Andererseits werden durch unzureichende Aufklärung von Schwangeren und medizinischem Fachpersonal über die realen Risiken einer – oft in Unkenntnis einer bestehenden Schwangerschaft – bereits erfolgten, medikamentösen Therapie in der Frühgravidität, zahlreiche unnötige Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt.
Grundsätzlich sollten bei Frauen in der fruchtbaren Lebensphase primär Präparate mit ausreichender Erfahrung zum Einsatz in der Schwangerschaft und diesbezüglicher Unbedenklichkeit verwendet werden. Wenn das aus medizinischen Gründen nicht möglich ist, sollte eine gute Empfängnisverhütung sichergestellt werden.

Stadien der pränatalen Entwicklung

Blastogenese

  • Zeitraum: Tag 1–14 p. c.
  • Schädigungen: Blastopathien
In der Periode der Blastogenese besitzt das embryonale Gewebe eine ausgeprägte Fähigkeit zur Reparatur von Defekten. So entstehen z. B. bei Aufteilung der Embryoblasten oder der frühen Keimscheibe in zwei Teile zwei vollständige (eineiige) Zwillinge. Bei Einwirkung exogener Noxen (Umweltchemikalien, ionisierenden Strahlen, Medikamenten, Drogen, Infektionen) kommt es in diesen ersten beiden Wochen post conceptionem (p. c.) mit hoher Wahrscheinlichkeit entweder zur kompletten Heilung oder zum Absterben der Fruchtanlage („Alles-oder-nichts-Gesetz“). Manche Einflüsse in dieser Phase (z. B. IVF, ICSI) können die Wahrscheinlichkeit einer eineiigen Zwillingsbildung erhöhen.
Entwicklungswoche 1
Etwa 30 h nach der Befruchtung findet die 1. Zellteilung statt. Am Ende des 3. Tages p. c. tritt die Morula, ein solider Zellhaufen von etwa 16 Zellen, noch immer umgeben von der Proteinschichte der Oozyte, der Zona pellucida, aus dem Eileiter in den Uterus über. Durch Eindringen von Flüssigkeit in die Morula am 4. Tag entsteht die frühe Blastozyste. Während sich eine äußere, einschichtige Wand zum Trophoblasten (Trophektoderm, TE) entwickelt, befindet sich an einer Stelle im Inneren angelagert ein kleiner Zellhaufen, der Embryoblast. Am Ende des 5. Tage beginnt die reife Blastozyste aus der Zona pellucida zu schlüpfen, um sich an das Uterusepithel anzuheften. Am 6. Tag p. c. beginnt sich der Keim in das Endometrium einzunisten.
Entwicklungswoche 2
Der Trophoblast dringt unter Bildung des frühen Synzytiums rasch aktiv in das Endometrium ein, sodass die Implantation am Ende der 2. Woche p. c. abgeschlossen ist und das Uterusepithel sich über dem eingenisteten Keim wieder verschließt. Aus dem Embryoblasten ist in dieser Zeit die zweiblättrige Keimscheibe entstanden, die dorsale Zelllage (Epiblast) bildet als Bläschen die Amnionhöhle, die ventrale Zelllage (Hypoblast) den Dottersack.
Die frühe Plazenta umgibt die relativ kleine Keimscheibe als schnell wachsende, kugelförmige Struktur, mit einer rasch größer werdenden inneren Höhle, der Chorionhöhle.

Embryogenese

  • Zeitraum: Tag 15–56 p. c.
  • Schädigungen: Embryopathien
In diesem Stadium läuft die Organogenese ab. Daher stellt es den kritischen Zeitraum für die Entstehung von schweren angeborenen Anomalien bei der Einwirkung exogener Noxen dar. Die Phase höchster Empfindlichkeit variiert zwischen den verschiedenen Organsystemen (Abb. 1; Knörr et al. 1989).
Eine Exposition mit folgenden Substanzen bzw. Infekten kann in diesem Gestationsalter zu den bekannten Embryopathien führen:
  • Thalidomid,
  • Alkohol,
  • Antikonvulsiva (z. B. Valproinsäure, Phenobarbital),
  • Retinoide (z. B. Isotretinoin, Acitretin),
  • Zytostatika (z. B. Methotrexat, Cyclophosphamid),
  • virale Infektionen (z. B. Röteln, Zika).
In Tab. 1 sind die für die jeweiligen Organsysteme kritischsten Phasen der Schädigung durch exogene Noxen im Überblick zusammengestellt.
Tab. 1
Kritische Phase für spezifische Organfehlbildungen. (Nach Degenhardt 1971)
Organsystem
Schwangerschaftswoche p. c.
Neuralrohr
4
Extremitäten
4–6
Gaumen/Gesicht
9–12
Herz
3–6
Gefäß
3–8
Geschlechtsorgane
6–12
Augen/Ohren
3–7 (Funktionsstörungen auch später)
Entwicklungswoche 3
Die aus dem Trophoblasten entstandenen Zotten vermehren und verzweigen sich, sodass sich das wichtige embryonale Organ zum Stoffaustauch mit dem mütterlichen Organismus, die Plazenta, entwickelt. In den Zotten bilden sich zu diesem Zweck Blutgefäße. Vom Dottersack wachsen Blutgefäße zum Embryo und erhalten über die Blutgefäße im Haftstiel Kontakt zu den plazentaren Gefäßen.
Die Neuralplatte beginnt, sich zum Neuralrohr zu formen, an dessen vorderem Ende bläschenartige Erweiterungen eine erste Grobeinteilung des Gehirns erkennen lassen. Als Anzeichen einer segmentalen Gliederung bilden sich die ersten Somiten. Das primitive Herz imponiert als Schlauch. Die Organanlagen von Lunge, Darm, Leber, Ohr, Auge, Nieren, Schilddrüse und Muskulatur werden erkennbar.
Entwicklungswoche 4
In der 4. Embryonalwoche schließt sich das Neuralrohr. Es entsteht ein einfacher Blutkreislauf, der Herzschlauch unterteilt und kontrahiert sich rhythmisch. Die Extremitätenanlagen zeigen sich als Knospen gegen Ende der 4. Woche und es bilden sich Kieferwülste, Augen- und Ohrgruben aus. Die Nierenanlage differenziert sich.
Entwicklungswoche 5
Während sich der kaudale Anteil des Neuralrohrs zum Rückenmark differenziert, entstehen im kranialen Bereich Gehirn und Auge. In den paddelförmigen Gliedmaßen bilden sich Gewebsverdichtungen als mesenchymale Vorläufer der Knochen, in der vorderen Wirbelsäule beginnt die Knorpelbildung. Bedeutende Blutgefäße entwickeln sich in Kopf und Gliedmaßen. Aus den Somiten wandern Vorstufen der Skelettmuskelzellen in Kopf, Leibeswand und Extremitäten ein, begleitet von den segmental zugeordneten, versorgenden Nervenfasern. Der Darm weist bereits mehrere Abschnitte auf, die Lunge verzweigt sich.
Entwicklungswoche 6
Während der in dieser Phase dominierenden Kopfentwicklung wächst v. a. das Vorderhirn. Das Herz weist nun 4 Kammern auf. Die Blutbildung hat sich zunehmend in die Leber verlagert. Knorpel tritt jetzt auch in den Gliedmaßen auf, Finger und Zehen werden erkennbar. Urkeimzellen wandern vom Dottersack in die Genitalleisten ein, ableitende Genitalgänge erscheinen. Darmschlingen werden aus Platzmangel in die Nabelschnur ausgelagert (physiologischer Nabelbruch).
Entwicklungswoche 7
In der 7. Embryonalwoche beginnt die Verknöcherung in den Gliedmaßen, das Schädelskelett entwickelt sich. Das Darmlumen füllt sich vorübergehend mit Epithelzellen.
Entwicklungswoche 8
Die großen Blutgefäße befinden sich in ihrer endgültigen Position. Muskeln sind ausgebildet und innerviert. Man kann Hoden und Eierstöcke unterscheiden. Die Schilddrüse hat ihre Position im Hals erreicht und beginnt mit der Bildung von Follikeln.

Fetalperiode

  • Zeitraum: Tag 57–266 p. c.
  • Schädigungen: Fetopathien
Mit Ausnahme von Nervensystem, Genitalien und Zähnen sind die Organsysteme nach dem 1. Trimenon bereits umfangreich differenziert. Allerdings können in der Fetalperiode auch schwerwiegende funktionelle Störungen und Entwicklungsrestriktionen induziert werden.
Entwicklungswoche 9
Das Rückenmark ist so weit ausgereift, dass erste Reflexe ausgelöst werden können. Anlagen von Nägeln, Haaren, Zähnen und Vagina treten auf. Die Niere nimmt ihre Funktion auf.
Entwicklungswoche 10
Am äußeren Genitale lassen sich Geschlechtsunterschiede erkennen. Die Wirbelsäule ist verknöchert. Durch die Entwicklung von glatter Muskulatur und autonomem Nervensystem ist auch der Darm funktionstüchtig. Der physiologische Nabelbruch bildet sich zurück.
Entwicklungswoche 12
Im Knochenmark beginnt die Blutbildung. Der Nasenrücken zeichnet sich ab.

Teratogenität

Teratogen, fruchtschädigende Noxe
Nach WHO umfasst der Begriff alle exogenen Einflüsse auf die intrauterine Entwicklung, die zu morphologischen oder funktionellen Anomalien führen, die unmittelbar nach der Geburt oder später diagnostiziert werden.
Formen einer pränatal induzierten Schädigung
  • Im 1. Trimenon
    • Abort
    • Schwere morphologische und funktionelle Anomalie
  • Im 2. und 3. Trimenon
    • Intrauteriner Fruchttod (IUFT)
    • Wachstumsrestriktion
    • Funktionelle Anomalie
    • Perinatale Letalität
    • Pränatal induzierte Karzinogenese
    • Pränatale Keimzellschädigung/Keimzellmutation
Ob sich eine mütterliche Therapie in der Schwangerschaft auf die spätere kindliche Verhaltens- und Intelligenzentwicklung auswirken könnte, lässt sich nur durch sehr aufwendige Langzeitbeobachtungen abklären, die für die meisten Arzneimittel noch nicht vorliegen. Bedeutende Auswirkungen vorgeburtlicher negativer Einflüsse auf kognitive Eigenschaften, wie durch Alkohol, Valproinsäure, oder Retinoide verursacht, werden allerdings durch die etablierten Studiendesigns auch relativ rasch erkannt.
Einflussmechanismen auf die embryonale und fetale Entwicklung
  • Direkte Mechanismen der Schädigung
    • Chemische Noxen oder Infektionserreger können den Embryo oder Fetus über die Plazenta erreichen, sofern die Molekülgröße und -eigenschaft es zulassen. Transplazentare Diffusion, erleichterte transplazentare Diffusion, aktiver transplazentarer Transport, plazentarer Abbau und plazentare Ausscheidung spielen eine Rolle.
    • Ionisierende Strahlen können unmittelbar ihre stochastische und deterministische Wirkung an den embryonalen/fetalen Zellen und Geweben entfalten.
  • Indirekte Mechanismen
    • Beeinflussung des mütterlichen Stoffwechsels, z. B. durch Medikamente wie Thyreostatika
    • Verminderung der uteroplazentaren Perfusion (z. B. durch Sympathomimetika, Kokain)
    • Tonisierung der Uterusmuskulatur (z. B. durch Mutterkornalkaloide)

Grundregeln der Pränataltoxikologie

Auf der Grundlage tierexperimenteller Untersuchungen stellte Wilson (1977) sechs Grundregeln der Pränataltoxikologie auf:
Regel 1
Die Empfindlichkeit der Frucht gegenüber toxischen Einflüssen hängt vom Genotyp ab.
Die unterschiedliche genetische Ausstattung verschiedener Spezies erklärt Abweichungen bei der Reaktion auf toxische Einflüsse zwischen Mensch und Tier. Aber auch menschliche Individuen weisen aufgrund ihrer genetisch determinierten Enzymausstattung Variationen bei der Metabolisierung exogener Noxen auf: Der genetisch bedingte Mangel des Enzyms Epoxidhydrolase spielt z. B. eine wichtige Rolle bei den durch Phenytoin ausgelösten Fehlbildungen. Für die individuelle Auswirkung einer teratogenen Substanzexposition spielt sowohl der mütterliche als auch der kindliche Genotyp eine entscheidende Rolle („Pharmakogenetik“).
Regel 2
Die Empfindlichkeit des Embryos gegenüber toxischen Einflüssen hängt von seinem Entwicklungsstadium ab (Abb. 2).
In den ersten beiden Wochen p. c. werden eventuelle Schäden aufgrund der Pluripotenz der Zellen repariert oder die Frucht stirbt bei einer ausgeprägten Noxe völlig ab. Das Risiko für angeborene Anomalien kann durch äußere Einwirkungen in dieser Phase nicht nennenswert erhöht werden („Alles-oder-nichts-Gesetz “).
Während der Organogenese (Tag 15–56 p. c.) besteht die größte Sensibilität gegenüber unspezifischen exogenen Noxen.
In der Fetalperiode nimmt die Empfindlichkeit der Frucht gegenüber exogenen Noxen zwar ab, doch können auch in dieser Zeit schwerwiegende Funktionsstörungen der kindlichen Organe entstehen. Vor allem das ZNS bleibt hochempfindlich. Als Beispiele sind Intelligenzdefekte durch Alkohol, Blei und Methylquecksilber oder Niereninsuffizienzen nach ACE-Hemmer-Einnahme zu erwähnen.
Regel 3
Unterschiedliche embryotoxische Einflüsse wirken über relativ wenige spezifische Mechanismen auf die morphologische Entwicklung des Embryos ein. Verschiedene, exogene und endogene Ursachen führen zu identischen Schädigungsmustern – es gibt eine begrenzte Auswahl an pathologischen Reaktionsmustern in der Embryonalentwicklung.
Zum Beispiel werden Neuralrohrdefekte durch unterschiedliche Substanzen wie Valproinsäure, Carbamazepin oder Methotrexat, durch genetische Ursachen, durch Hyperglykämie oder durch Folsäuremangel verursacht.
Regel 4
Nach einer Schädigung der Frucht sind folgende Verlaufsformen möglich:
  • normale Entwicklung nach kompletter Heilung des Defekts
  • Absterben, Abort
  • morphologische Anomalie
  • Wachstumsrestriktion
  • funktionelle Anomalie
  • pränatal induzierte Karzinogenese
Keimzellschäden/Keimzellmutationen
Als bekanntes Beispiel für eine vorgeburtlich induzierte Tumorentwicklung lässt sich das synthetische Sexualsteroid Diethylstilbestrol anführen, das bei den Töchtern behandelter Schwangerer seltene Vaginaltumoren (Adenokarzinome) verursachte.
Regel 5
Inwieweit exogene Noxen den Embryo erreichen, hängt von ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften ab.
In Abhängigkeit von der Molekülgröße passiert z. B. unter den Antikoagulanzien Phenprocoumon sehr gut die Plazentaschranke, während Heparin (auch in der niedermolekularen Variante) nicht diaplazentar übergeht, und damit die embryonale Entwicklung oder die fetale Gerinnung nicht beeinflusst.
Mütterliche Immunglobuline vom Typ IgG werden trotz beträchtlicher Größe und fehlender Lipophilie von der Plazenta über einen aktiven Transportmechanismus ab dem 2. Trimenon, und richtig effizient im 3. Trimenon, zum Fetus transportiert.
Je kleiner und lipophiler eine Substanz ist, desto eher geht sie ungehindert vom mütterlichen in das kindliche Kompartiment über (z. B. gute Plazentagängigkeit von organischen Quecksilberverbindungen im Gegensatz zu anorganischem Quecksilber).
Regel 6
Die Störung der embryonalen Entwicklung nimmt proportional zur Dosis des embryotoxischen/fetotoxischen Faktors zu.
Nach einer Dosis-Wirkungs-Abhängigkeit wird erst bei Überschreiten einer Schwellendosis zunächst der teratogene Bereich erreicht, danach folgt der embryoletale bzw. maternal toxische Bereich (Abb. 3).

Ursachen angeborener Entwicklungsstörungen des Menschen

Bei etwa 3 % der Neugeborenen sind angeborene Anomalien bei der Geburt erkennbar, im Alter von 5 Jahren zeigen sich bei etwa 4,5 % der Kinder Anomalien. Eine klare Ursache für den jeweiligen Defekt lässt sich bei etwa 1 von 3 Betroffenen ermitteln.
Die angeborenen Entwicklungsstörungen lassen sich auf die in Tab. 2 dargestellten Ursachen zurückführen (Rösch und Steinbicker 2003).
Tab. 2
Ursachen angeborener Entwicklungsstörungen
Entwicklungsstörungen
Häufigkeit (%)
Monogenetische Erbkrankheiten
8–9
Chromosomale Störungen
6–8
Teratogene Umweltfaktoren
2–5
Infektionen (Rubella, Varizellen, Zytomegalie, Toxoplasmose)
1–2
Mütterliche Erkrankungen (z.  B. Diabetes mellitus, Präeklampsie, Phenylketonurie)
0,7–1,7
Arzneimittel
0,2–1,3
Polygenetische bzw. multifaktorielle Störungen
20–49
Unbekannte Ursachen
34–62
Sollte sich die Schätzung als richtig erweisen (Lange et al. 2017), dass 1–2 % der im deutschsprachigen Raum geborenen Kinder durch mütterlichen Alkoholkonsum verschiedene Entwicklungsstörungen bis hin zum fetalen Alkoholsyndrom zeigen, müssen die Angaben bezüglich teratogener „Umweltfaktoren“ auf > 30 % und der Anteil der unbekannten Ursachen entsprechend nach unten korrigiert werden.

Genetische Faktoren

Autosomal-dominante Erbleiden

Häufigkeit: 7/1000. Eine Mutation an einem von beiden Genorten reicht aus, um Symptome zu entwickeln. Die Weitergabe der Mutation an die Nachkommen erfolgt mit 50 %iger Wahrscheinlichkeit, je nach Penetranz entwickelt ein entsprechender Prozentsatz der Mutationsträger Symptome. Der Schweregrad der Symptomatik kann auch innerhalb einer Familie unterschiedlich sein („Expressivitätisschwankung“). Da morphologische oder funktionelle Anomalien die Reproduktionschancen des betroffenen Individuums häufig einschränken, treten dominant vererbte kindliche Syndrome nicht selten mit der Häufigkeit der Spontanmutationsrate auf oder besitzen eine relativ verminderte Penetranz bzw. eine schwankende Expressivität. Davon ausgenommen sind natürlich dominante Erbleiden mit einer Expression nach Abschluss der Reproduktionsperiode (z. B. Chorea Huntington, Tumorprädispositionssyndrome).
Autosomal-dominante Erbgänge liegen z. B. für die Achondroplasie, das Marfan-Syndrom, die Myotone Dystrophie, die Neurofibromatose und die Charcot-Marie-Tooth-Neuropathien vor.

Autosomal-rezessive Erbleiden

Häufigkeit: 2–3/1000. Beide Elternteile sind (meist gesunde) Träger jeweils einer pathogenen Mutation (heterozygote Anlageträger), das betroffene Kind erbt mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 % beide Mutationen (homozygot/compound heterozygot) und entwickelt Symptome, da es keine intakte Kopie des jeweiligen Gens besitzt. Bei rezessiven Erbgängen ist die Inzidenz in geschlossenen kleinen Populationen und bei Verwandtenehen (Konsanguinität) deutlich erhöht.
Die meisten konnatalen Stoffwechselerkrankung werden autosomal-rezessiv vererbt. Störungen des Lipidstoffwechsels, des Kohlenhydratstoffwechsels, des Aminosäurestoffwechsels, Mukopolysaccharidosen und weitere metabolische Erkrankungen machen etwa 0,2 % der angeborenen Defekte aus. Sie gehen meist mit geistiger und körperlicher Retardierung in unterschiedlicher Ausprägung einher und manifestieren sich im Säuglingsalter und in der frühen Kindheit.

Geschlechtsgebundene Erbleiden

Die X-chromosomalen rezessiven Erbleiden (Häufigkeit ~ 0,3–5/1000) manifestieren sich meist (stärker) bei Männern. Da bei männlichen Individuen i. d. R. nur ein X-Chromosom vorkommt, genügt ein mutiertes Gen auf dem einzelnen X-Chromosom zur Manifestation der Erkrankung. Zu diesen Erbleiden zählen z. B. die Hämophilie A und B, die progressive Muskeldystrophie vom Typ Duchenne, die testikuläre Feminisierung oder das fragile X-Syndrom. Frauen mit einem mutierten X-Chromosom sind meist nicht oder nur gering betroffene Konduktorinnen. Manchmal zeigt sich aber auch bei Frauen aufgrund einer „verschobenen“ X-Inaktivierung eine stärkere Symptomatik, selten bis hin zu Krankheitsbildern, wie sie bei betroffenen Männern bekannt sind. Die Wahrscheinlichkeit für männliche Nachkommen einer Konduktorin zu erkranken liegt bei 50 %, bei Mädchen ist diese Wahrscheinlichkeit klein, liegt jedoch nicht bei null.
Bei seltenen (< 0,1/1000) X-chromosomal-dominanten Erbleiden gibt es regelmäßig auch betroffene Frauen, da eine Mutation an einem von beiden X-Chromosomen ausreicht, um Symptome zu entwickeln. Männer sind meist schwerer betroffen, häufig sind X-chromosomal-dominante Erbleiden für männliche Feten letal. Als Beispiele wären das Rett-Syndrom oder die Vitamin-D-resistente Rachitis zu nennen.
Beim sehr seltenen Y-chromosomalen (hollandrischen) Erbgang sind ausschließlich Männer betroffen, welche die Symptomatik nur an Söhne vererben können. Als Beispiel wären Mikrodeletionen der Azoospermiefaktoren zu nennen, über die eine Fruchtbarkeitsstörung an Söhne vererbbar ist.

Mitochondriale Vererbung

Manche, teilweise schweren Energiestoffwechseldefekte werden über das mitochondriale Genom vererbt. Da praktisch der gesamte Mitochondrienbestand des Embryos von der Eizelle stammt, werden mitochondrial vererbte Erkrankungen (MELAS, LHON) von der Mutter auf alle Kinder vererbt. Bei Vorliegen von mutierter und nichtmutierter mitochondrialer DNA („Heteroplasmie“) können variable Schweregrade mitochondrial vererbter Erkrankungen beobachtet werden, insbesondere auch bei der Vererbung an die nächste Generation.

Polygen und multifaktoriell (komplex) bedingte Erbleiden

Die größte Gruppe der angeborenen Anomalien manifestiert sich durch das Zusammenwirken mehrerer Gene (polygen) bzw. mehrerer Gene und zusätzlicher Umgebungsfaktoren (komplexe Erkrankungen). Das Wiederholungsrisiko wird empirisch ermittelt, und hängt u. a. vom Verwandtschaftsgrad der Betroffenen, der Anzahl der Betroffenen in der Familie, dem Schweregrad der Erkrankung in der Familie und dem Geschlecht der Betroffenen ab. Es kann sich vom niedrigen einstelligen Prozentbereich bis in den deutlich zweistelligen Bereich hinein bewegen. Zu diesen Erkrankungen zählen u. a. orale Spaltbildungen, Spina bifida, Anenzephalie, kongenitale Herzvitien, Pylorusstenose, angeborene Hüftluxation, Klumpfuß, Hypospadie, Epilepsie, Depression, Schizophrenie, koronare Herzerkrankung.

Numerische Chromosomenanomalien

Durch „Non-disjunction“ in der Meiose der Keimzellen können numerische Aberrationen im Chromosomensatz der Nachkommen auftreten. Monosomien und Trisomien können auf diese Weise bei allen Chromosomen entstehen, nur wenige sind mit dem Leben vereinbar. Die meisten Fälle enden als Frühaborte. Häufig lässt sich ein deutlicher Zusammenhang mit dem mütterlichen (und in geringem Umfang auch mit dem väterlichen) Alter herstellen.

Autosomale Aberrationen

Trisomie 21
Die Trisomie 21 (M. Down) findet sich bei etwa 1 von 600 Neugeborenen als häufigste autosomale Aberration. Sie ist durch schräge Lidspalten, flachen Nasenrücken, Makroglossie, Herzfehler (etwa 30 %), Vierfingerfurche, Abspreizung der Großzehe, Intelligenzminderung, mangelnde Infektabwehr und erhöhtes Leukämierisiko gekennzeichnet.
Trisomie 13
Die Trisomie 13 (Pätau-Syndrom, ca. 1 in 6000 Neugeborenen) ist assoziiert mit beidseitigen Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, Holoprosenzephalie, Fehlbildungen von Groß- und Kleinhirn, Herz- und Nierenanomalien, Hexadaktylie, Muskelhypotonie und schwerster psychomotorischer Retardierung. Nur etwa die Hälfte der Betroffenen überlebt den 1. Lebensmonat, das Erreichen des Erwachsenenalters ist extrem selten.
Trisomie 18
Bei Trisomie 18 (Edwards-Syndrom, 1 in 2500 Neugeborenen) finden sich das typische Vogelgesicht mit Mikrognathie, langem schmalem Schädel und ausladendem Hinterhaupt, Mikrozephalie, außerdem sehr schwere mentale Retardierung und Wachstumsrückstand. Es finden sich oft multiple Organfehlbildungen, die Lebenserwartung ist sehr eingeschränkt (5–10 % erreichen bei intensivster Pflege das Ende des 1. Lebensjahres).

Gonosomale Aberrationen

Bei den gonosomalen Aberrationen stehen Fruchtbarkeitsstörungen im Vordergrund. Die übrigen Organsysteme sind oft gar nicht oder weitaus weniger schwerwiegend betroffen als bei den autosomalen Chromosomopathien. Insbesondere verläuft die Intelligenzentwicklung fast immer im normalen Spektrum.
Turner-Syndrom (X0)
Bei etwa 1 von 3000 weiblichen Neugeborenen tritt eine gonosomale Monosomie auf. Bei Geburt fallen meist ein Pterygium colli, ein breiter Thorax sowie Hand- und Fußrückenödeme auf. Später zeigen sich (unbehandelt) Minderwuchs und Fehlen der sekundären Geschlechtsmerkmale. Aufgrund einer Gonadendysgenesie findet sich meist eine primäre Amenorrhö. Die Intelligenz entwickelt sich normal.
Klinefelter-Syndrom
Das Klinefelter-Syndrom betrifft 1–2 von 1000 Neugeborenen und stellt die häufigste Chromosomenaberration bei Geburt dar. Während die Neugeborenen keine spezifischen Anomalien ausweisen, fallen die betroffenen Jungen später oft durch starkes Längenwachstum, testikuläre Dysgenesie mit Azoospermie und Zeugungsunfähigkeit auf. Im Gegensatz zu früheren Einschätzungen ist die Intelligenzentwicklung normal.
Trisomie X
Bei 1 von 1000 weiblichen Neugeborenen tritt eine Triple-X-Konstellation auf. Sie ist die unauffälligste Form einer numerischen Chromosomenaberrration. Sie fallen in der Pubertät am ehesten durch Großwuchs auf. Die Intelligenz ist meist im Normbereich, eventuell etwas häufiger im unteren Normbereich. Gelegentlich fällt eine geringfügig reduzierte Fertilität auf.
47, XXY
Es zeigt sich lediglich ein etwas vermehrtes Wachstum und eine Intelligenzentwicklung gehäuft im unteren Normbereich.

Strukturelle Autosomenaberrationen

Es gibt zahlreiche Fehlbildungssyndrome mit unbalancierten autosomalen Strukturanomalien (Stückverluste oder Zugewinne an chromosomalem Material), die jedoch relativ selten vorkommen.
Unbalancierte Strukturveränderungen, die durch die zytogenetische Untersuchung nicht nachweisbar sind, werden als Mikrodeletions- oder Mikroduplikationssyndrome bezeichnet (diverse Syndrome, wie z. B. DiGeorge-Syndrom, Prader-Willi-Syndrom, Angelman-Syndrom).
Zytogenetisch sichtbare Imbalancen führen häufig zu unterschiedlichen Dysmorphien, Wachstumsstörungen und beeinträchtigter Intelligenzentwicklung.

Ziliopathien

Bei den Ziliopathien handelt es sich um eine Gruppe von genetischen Erkrankungen, die durch Defekte in den Zilien oder den zugehörigen Strukturen verursacht werden. Zilien sind mikroskopisch kleine, haarähnliche Strukturen, die auf der Oberfläche von vielen Zelltypen im menschlichen Körper vorkommen. Sie haben verschiedene Funktionen, darunter die Bewegung von Flüssigkeiten über die Zelloberfläche und die Beteiligung an Signalwegen während der Zellentwicklung. Als zytoplasmahaltige Ausstülpungen des Zellkörpers sind Zilien an diversen Stoffwechsel-, Transport- und Wahrnehmungsprozessen beteiligt.
Ziliopathien können eine Vielzahl von Symptomen und Problemen verursachen, da die Zilien in verschiedenen Geweben und Organen im Körper vorhanden sind. Zu den Ziliopathien zählen u. a. das Kartagener-Syndrom, Laurence-Moon-Bardet-Biedl-Syndrom (LMBBS), Meckel-Gruber-Syndrom, Bardet-Biedl-Syndrom, Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom (SRPS), Ellis-van-Creveld-Syndrom (EVC).

Polymorphismen

Ein genetischer Polymorphismus bezieht sich auf die genetische Variation innerhalb einer Population, bei der zwei oder mehr Varianten eines Gens aufgrund von Mutationen oder genetischer Rekombination existieren. Sie können auf verschiedenen Ebenen auftreten, einschließlich einzelner Nukleotid-Polymorphismen (Single Nucleotide Polymorphisms, SNPs), bei denen nur eine einzelne Nukleotidbase in der DNA-Sequenz verändert ist, oder größeren strukturellen Variationen, wie Insertionen, Deletionen oder Kopienzahlvariationen.
Ein wichtiger Aspekt von genetischen Polymorphismen ist ihre Rolle bei der genetischen Vielfalt innerhalb von Populationen. Diese Variationen können zu individuellen Unterschieden in Merkmalen, Krankheitsanfälligkeiten und Reaktionen auf Umweltfaktoren beitragen. Einige genetische Polymorphismen sind neutral und haben keine erkennbaren Auswirkungen, während andere mit Krankheiten in Verbindung stehen.

Hyperthermie

Ein erhöhtes Risiko für Aborte und Neuralrohrdefekte bei Anstieg der Körpertemperatur über 38,5 °C in den ersten 6 SSW konnte inzwischen nachgewiesen werden. Aber auch Zusammenhänge mit Fehlbildungen anderer Organsysteme (z. B. kardiovaskuläre Defekte, orale Spalten, Hypospadien, Nierenanomalien) zeichnen sich ab (Graham 2020).

Drogen

Alkohol

Ethanol ist das mit Abstand am weitesten verbreitetste Teratogen und vergleichsweise sehr häufig für Fehlbildungen verantwortlich (Lange et al. 2017). Konservative Schätzungen, basierend auf Daten zum Alkoholkonsum in der Bevölkerung und vereinzelten Studien zur Inzidenz des fetalen Alkoholsyndroms bzw. partiellen Alkoholsyndroms, lassen vermuten, dass 1–2 % der im deutschen Sprachraum geborenen Kinder durch mütterlichen Alkoholkonsum in der Schwangerschaft in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind.
Die Einschätzung des Alkoholrisikos wird erschwert durch fehlendes Nachfragen (Tabuthema), unzuverlässige Angaben der Betroffenen, aber auch durch häufige Kombination mit Rauchen, einseitiger Ernährung und Medikamentenabusus. Nach chronischem Alkoholkonsum wurden folgende Auffälligkeiten zum fetalen Alkoholsyndrom (FAS) zusammengefasst (geschätzt ca. 1–2/1000 Neugeborene):
  • pränatale und postnatale Wachstumsrestriktion
  • Defekte des ZNS mit Intelligenzminderung und Verhaltensstörungen
  • kraniofaziale Dysmorphien (Mikrozephalie, schmale Lidspalten, kurzer und breiter Nasenrücken, flaches Mittelgesicht mit Maxillahypoplasie)
Das fetale Alkoholsyndrom tritt bei 30–45 % der Schwangeren auf, die täglich mindestens 140 g reines Ethanol trinken, was etwa 1,5 l Wein entspricht. Langzeituntersuchungen über mehr als 10 Jahre ergaben zwar eine Abschwächung der meisten morphologischen Stigmata, jedoch eine Persistenz von Mikrozephalie und intellektueller bzw. psychosozialer Retardierung (Steinhausen et al. 1995). Noch schwieriger zu diagnostizieren sind Auswirkungen wie das partielle FAS oder isoliert auftretende Intelligenzminderungen.
Es gibt Studien, die behaupten, dass 2 Standard-Drinks pro Tag (~ 0,5 l Bier) bereits zu einer Abnahme des IQ um 7 Punkte führen (Streissguth et al. 1991). Bei kurzfristigen Alkoholexzessen (mindestens 5 Drinks) zeigte sich ein Rückstand von 1–3 Monaten beim Lesen und Rechnen nach dem 1. Schuljahr (Streissguth et al. 1990).
Bereits nach regelmäßigem Konsum von täglich etwa 15 g Ethanol zeigen sich die ersten statistisch fassbaren Entwicklungsstörungen (diskrete Beeinträchtigung von intrauterinem Wachstum und mentaler Entwicklung). Auf den Genuss von Alkohol sollte in der Schwangerschaft grundsätzlich verzichtet werden, da sich kein Grenzwert für Entwicklungsstörungen definieren lässt.

Tabakrauch

Der Tabakrauch enthält neben Nikotin auch Kohlenmonoxid, Teer und Schwermetalle. Rauchen gilt als embryo- und fetotoxisch. Bei Raucherinnen fielen in erster Linie eine Reduktion des Geburtsgewichts, eine Steigerung der perinatalen Mortalität, eine Häufung von Fehl- und Frühgeburten sowie eine diskrete Zunahme orofazialer Spaltbildungen auf. In Abhängigkeit von der Zahl der konsumierten Zigaretten konnten auch langfristige Auswirkungen, wie kindliches Asthma bronchiale, Adipositas und geringfügig reduzierte Intelligenz, nachgewiesen werden.
Der Verzicht auf das Rauchen ist daher für alle Phasen der Schwangerschaft anzuraten.

Opiate

Bei Heroinabhängigen treten gehäuft intrauterine Wachstumsrestriktion, vorzeitiger Blasensprung und Frühgeburten auf. Eine Substitution mit Methadon oder Buprenorphin erscheint sinnvoll, wobei unter engmaschiger Kontrolle eine kontinuierliche Dosisreduktion angestrebt werden sollte.
Ein akuter Opiatentzug ist in der Schwangerschaft auf alle Fälle zu vermeiden, weil damit geburtshilfliche Komplikationen (IUFT, vorzeitige Wehen) verbunden sind.
Nach einer anfänglichen Atemdepression des Neugeborenen muss man meist 24–72 h post partum mit Entzugssymptomen rechnen (Atemnotsyndrom, Hyperirritabilität, Tremor, Diarrhö, Erbrechen, zerebrale Krampfanfälle). Diese Symptome können auch erst 10–36 Tage post partum auftreten. Wenn keine medikamentöse Therapie (Phenobarbital) unter klinischer Überwachung erfolgt, sind lebensbedrohliche Komplikationen zu befürchten.

Kokain

Bei sporadischem Gebrauch von Kokain in der Frühgravidität konnte keine erhöhte Fehlbildungsrate nachgewiesen werden. Bei fortgesetztem Abusus treten jedoch aufgrund der Vasokonstriktion mit konsekutiver Minderdurchblutung gehäuft Komplikationen auf: Aborte, Totgeburten, Frühgeburten, vorzeitige Plazentalösung, Wachstumsrestriktionen, Mikrozephalie, nekrotisierende Enterokolitis. Außerdem wurde über diverse Fehlbildungen berichtet: zerebrale Infarkte, Fehlbildungen von Urogenital- und Skelettsystem, intestinale Atresien.
Wird bei einer Patientin mit Kokainabusus eine Schwangerschaft diagnostiziert, sollte sie den Drogenkonsum umgehend einstellen. Eine sporadische Exposition in Unkenntnis der Gravidität sollte zu einer intensiven sonografischen Untersuchung veranlassen (Dos Santos et al. 2018)

Marihuana

Die Missbildungsrate ist nach Genuss von Marihuana in der Schwangerschaft nicht erhöht, jedoch ist bei fortgesetztem Abusus mit einem Anstieg der perinatalen Mortalität zu rechnen.
Das American College of Obstetricians and Gynecologists rät von einem Gebrauch von Marihuana in Schwangerschaft und Stillzeit, insbesondere wegen ungünstiger Einflüsse auf die Entwicklung des kindlichen Nervensystems, ab (ACOG 2015).

LSD (Lysergsäurediethylamid)

Zwar wurde über Fehlbildungen an Skelett und ZNS nach LSD-Abusus berichtet, jedoch ließ sich ein Zusammenhang epidemiologisch nicht eindeutig herstellen. Nach Feststellung einer Schwangerschaft unter LSD-Abusus sollte ein sonografischer Fehlbildungsausschluss erfolgen. Vor einer Fortsetzung des Drogenkonsums ist ausdrücklich zu warnen.

Amphetamine

Amphetamine erfreuen sich als Ecstasy oder Speed großer Beliebtheit. Im Tierversuch wurden bei diversen Amphetamin Fehlbildungen an ZNS und Lippen-Kiefer-Gaumen-Region beobachtet. Da Amphetamine ähnlich wie Kokain zu einer Vasokonstriktion mit Minderperfusion führen, ist von einer fortgesetzten Anwendung in der Schwangerschaft dringend abzuraten. Metaanalysen zeigen Zusammenhänge zwischen Methamphetamin-Exposition und geringerer intellektueller Leistungsfähigkeit sowie Einschränkungen im Kurzzeitgedächtnis und der Sprachentwicklung (Kunkler et al. 2022).

Lösungsmittel

Organische Lösungsmittel wie Toluol, Benzin und halogenierte Kohlenwasserstoffe werden als Schnüffelstoffe missbraucht. Zu einem derartigen Abusus existieren Berichte über kindliche Schäden, die dem fetalen Alkoholsyndrom ähneln. Dies wurde jedoch nicht nach beruflicher Exposition beobachtet. Dennoch sollte auch der berufliche Kontakt mit solchen Lösungsmitteln durch entsprechende Belüftung oder Wechsel des Arbeitsplatzes möglichst reduziert werden.

Strahlung

Elektromagnetische Felder

Elektromagnetische Felder im Niederfrequenzbereich stellen nach dem bisherigen Kenntnisstand kein erhöhtes Risiko für die pränatale Entwicklung dar. Bildschirmarbeitsplätze oder MRT-Untersuchungen sind demnach auch in der Schwangerschaft zulässig.

Ionisierende Strahlung

Nach den Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki wiesen 25 % der intrauterin exponierten Kinder Fehlbildungen des ZNS auf. Die natürliche Strahlenexposition in Mitteleuropa beträgt ca. 2 mSv/Jahr. Bei der konventionellen Röntgendiagnostik fallen intrauterine Strahlendosen bis zu 10 mSv an (z. B. Abdomenübersicht: 0,1–3 mSv). Bei Computertomografien können in Abhängigkeit von der Schichtdicke höhere Strahlendosen auftreten, die aber i. A. immer noch unter 50 mSv liegen. Eine Strahlenexposition unter 50 mSv führt nicht zu einem erhöhten Risiko für angeborene Anomalien. Ab einer Strahlendosis im Uterus von 100 mSv wird ein Ansteigen der Anomalierate beobachtet.
Der diagnostische Einsatz von Röntgenstrahlen gilt bei entsprechender Indikation für die meisten Aufnahmetechniken als unproblematisch (ACOG 2017).

Radionuklide

Im Rahmen der Diagnostik ist das Radioisotop Technetium99m mit einer kurzen Halbwertszeit von 6 h am weitesten verbreitet. Bei der Szintigrafie von Lunge, Gehirn, Knochen, Nieren, Herz und Schilddrüse mit diesem Isotop treten Strahlendosen unter 5 mSv auf, die nicht als bedenklich gelten.
Radioaktives Iod-131 darf insbesondere nach der 10. SSW wegen der Gefährdung der fetalen Schilddrüse nicht mehr zur Behandlung einer mütterlichen Hyperthyreose verwendet werden.

Umweltschadstoffe

Blei wird für eine erhöhte Abortrate verantwortlich gemacht. Außerdem kann die Entwicklung des ZNS beim Fetus beeinträchtigt werden.
Organisches Quecksilber (Methylquecksilber) wurde als teratogene Substanz durch einen Unglücksfall in Japan bekannt (Minimata-Krankheit). Bei den intrauterin exponierten Kindern traten Gehirnatrophie, Mikrozephalie, geistige Retardierung, Krampfanfälle, Spastik und Blindheit auf. Diese Effekte werden dem anorganischen Quecksilber, wie es in Zahnfüllungen aus Amalgam enthalten ist, nicht zugeschrieben.
Bei den meisten Industrie- und Umweltchemikalien liegen keine ausreichenden Daten zur Einschätzung ihres teratogenen Potenzials vor. Nach dem aktuellen Informationsstand muss z. B. ein Risiko der Fruchtschädigung bei folgenden Arbeitsstoffen unterstellt werden: Blei, Borsäure, chlorierte Biphenyle, Dichlormethan, Diethylenglykoldimethylether, Dimethylformamid, Dimethylsulfoxid, 2-Ethoxyethanol, 2-Ethoxyethylacetat, Kohlendisulfid, Kohlenmonoxid, 2-Methoxyethanol, 2-Methoxyethylacetat, 2-Methoxypropanol, Methoxypropylacetat, Schwefelkohlenstoff (DFG 2022).
Solange eindeutige Informationen fehlen, sollte eine Schwangere eine Exposition mit suspekten Substanzen am Arbeitsplatz oder in der Umwelt meiden.

Medikamentenanwendung in der Schwangerschaft

Arzneimittelstoffwechsel in der Schwangerschaft

Mütterlicher Metabolismus

Folgende Veränderungen des Arzneimittelstoffwechsels sind in der Schwangerschaft zu beachten:
  • Durch Zunahme des interstitiellen Flüssigkeitsvolumens (v. a. bei Präeklampsie) muss von einem deutlich vergrößerten Verteilungsraum für exogen zugeführte Substanzen ausgegangen werden. Bei einer erforderlichen Dauertherapie sollte der Plasmaspiegel des Wirkstoffs während der Schwangerschaft wiederholt kontrolliert werden.
  • Durch Veränderung des Serumproteinmusters kann bei Substanzen mit Proteinbindung der frei verfügbare, wirksame Anteil variieren. Durch einen Anstieg des Gehalts an thyroxinbindendem Globulin (TBG) reduziert sich z. B. der Anteil des freien Schilddrüsenhormons.
  • Die Aktivierung mütterlicher Leberenzyme durch die ansteigenden Sexualsteroide kann zu einer beschleunigten Inaktivierung von Arzneimitteln führen.
  • Zur besonderen Vorsicht wird bei Schwangeren mit Grunderkrankungen (z. B. Niereninsuffizienz) geraten, die den Abbau und die Ausscheidung von Arzneimitteln beeinträchtigen.

Diaplazentarer Transfer

Die meisten Arzneimittel erreichen den Fetus über die Plazenta, wobei meist eine Konzentrationsabnahme von Mutter zu Kind festzustellen ist. Der diaplazentare Transfer hängt im Wesentlichen von folgenden Faktoren ab:
  • Lipophile Substanzen, die bei oraler Gabe gut über den mütterlichen Gastrointestinaltrakt resorbiert werden, passieren im Gegensatz zu hydrophilen Substanzen auch relativ leicht die Plazenta.
  • Bei einer Molekularmasse über 800 ist mit einer relativ geringen Plazentagängigkeit zu rechnen. Substanzen wie Insulin und Heparin sind daher praktisch nicht plazentagängig (Ausnahme: IgG, spezifischer aktiver Transport durch die Plazenta).
  • Bei Wirkstoffen, die stark an mütterliches Plasmaeiweiß gebunden sind, ist ebenfalls nur mit einem geringen diaplazentaren Transfer zu rechnen.

Embryonaler und fetaler Metabolismus

Bereits im 3. Schwangerschaftsmonat beginnt die kindliche Leber, Fremdstoffe zu metabolisieren, was ebenfalls zu einer Konzentrationsabnahme eines Arzneimittels im fetalen Organismus beitragen kann. Andererseits sind manche Enzymsysteme v. a. bei Frühgeborenen noch so wenig ausgereift, dass sich gewisse peripartal verabreichte Medikamente anreichern können.

Beurteilung des teratogenen Risikos

Tierversuche

Vor der Zulassung eines Präparats werden von der pharmazeutischen Industrie reproduktionstoxikologische Untersuchungen an Tieren durchgeführt. Leider sind deren Ergebnisse nur bedingt auf den Menschen übertragbar. Aufgrund einer unterschiedlichen genetischen Ausstattung führen exogene Noxen nicht zwangsläufig zu gleichen Resultaten beim Menschen. Dies kann in doppelter Hinsicht Probleme implizieren:
  • Im Tierversuch (meist mit Ratten, Mäusen und Kaninchen) treten unter Medikamentenexposition in der Gravidität Fehlbildungen auf, die sich beim Menschen nicht nachvollziehen lassen, z. B. Gaumenspaltbildungen bei Mäusen unter Diazepam.
  • Andererseits können sich Substanzen im Tierversuch unproblematisch verhalten, die beim Menschen schwere Fehlbildungen auslösen, z. B. Phokomelie unter Thalidomid.
Darüber hinaus werden in den Tierversuchen meist extrem hohe Dosierungen verabreicht, welche die humantherapeutischen Größenordnungen um Potenzen übersteigen. Dadurch werden Darmflora und Stoffwechselprozesse bei den Muttertieren so massiv beeinträchtigt, dass sie bereits toxische Effekte aufweisen.

Kontrollierte Studien am Menschen

Kontrollierte Studien an schwangeren Patientinnen verbieten sich meist aus ethischen Gründen, sodass – im Gegensatz zu den sonst überwiegend gut dokumentierten Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln – relativ wenig fundiertes Datenmaterial in der Schwangerschaft vorliegt.

Epidemiologische Erhebungen

Erkenntnisse über die Teratogenität von Arzneimitteln beim Menschen lassen sich am ehesten durch die Sammlung von Fällen nach Exposition in Unkenntnis der Gravidität gewinnen. Einen idealen Zugang zu diesem Kollektiv besitzen teratologische Beratungsstellen, die auch eine Kontrollgruppe aus der gleichen Grundgesamtheit generieren können. Ein wesentlicher Nachteil dieses Vorgehens besteht jedoch in dem meist sehr langwierigen Prozess der Datengewinnung über viele Jahre.

Risikoklassifizierung von Arzneimitteln

Verschiedene Institutionen haben versucht, die pränatale Toxizität von Arzneimitteln in Risikogruppen einzustufen. Da es sich insbesondere in Anbetracht des häufig begrenzten Kenntnisstandes nur um eine grobe Kategorisierung handelt, sind diese Schemata für die individuelle Risikobeurteilung oft nur von begrenztem Nutzen. Das in den USA jahrelang verwendete Klassifizierungssystem der FDA (A, B, C, D, X) wurde deshalb 2015 verlassen. Durch die exakte Angabe der Datenlage zu Schwangerschaft und Stillzeit in standardisierter Kurzform wird eine bessere Risikoeinschätzung der Arzneimittel angestrebt.
Die in Deutschland gebräuchliche Klassifizierung in 11 Kategorien (Rote Liste) lässt ebenfalls keine klare Unterscheidung zwischen Therapieempfehlung einerseits und zurückliegender Exposition andererseits zu.

Grundlagen der Arzneimittelberatung in der Schwangerschaft

Empfehlungen bei Kinderwunsch bzw. bei eingetretener Gravidität

Bei chronisch kranken Patientinnen sollte bei Kinderwunsch eine frühzeitige Einstellung auf eine in der Schwangerschaft erprobte Medikation erfolgen. Für die meisten Erkrankungen existieren Therapieregimes, die kein teratogenes Risiko mit sich bringen.
Cave
Auf keinen Fall sollte bei Patientinnen mit chronischen Erkrankungen (wie Asthma bronchiale, Epilepsie oder arterieller Hypertonie) aus Angst vor Fehlbildungen auf jegliche Medikation verzichtet werden. Ein abruptes Absetzen kann zu einer Exazerbation der Grunderkrankung mit schweren Folgen für Mutter und Kind führen.

Risikoeinschätzung nach Exposition

Oft werden von Patientinnen in Unkenntnis der Gravidität Medikamente eingenommen. Die aus juristischen Gründen sehr vorsichtig formulierten Angaben der Beipackzettel verursachen bei Schwangeren und betreuenden Ärzten häufig große Besorgnis. Der Vermerk in der Produktinformation über eine Kontraindikation bei Gravidität beruht meist auf mangelnden Daten beim Menschen, auch wenn die Tierversuche keinen Anhalt für Teratogenität im humantherapeutischen Dosisbereich ergaben. Beunruhigende Angaben der Fachinformationen führen oft zu Diskussionen über die medizinische Indikation eines Schwangerschaftsabbruchs.
Schwere kindliche Beeinträchtigungen, die einen risikobegründeten Abbruch indizieren würden, sind jedoch nur bei wenigen Wirkstoffen (wie den Retinoiden, den Zytostatika oder bei schwerem chronischen Alkoholabusus) zu befürchten.

Abklärung durch Pränataldiagnostik

Sonografischer Ausschluss von Fehlbildungen
Mit den Möglichkeiten der modernen Pränataldiagnostik lässt sich bei vielen Medikamentenexpositionen mit einem teratogenen Risiko ein zuverlässiger Fehlbildungsausschluss durchführen. Klärt man eine Patientin über eine potenzielle Fehlbildungsgefahr nach einer bereits erfolgten Arzneimittelanwendung in der Frühgravidität auf, sollte man ihr ein gezieltes Screening in einem entsprechenden Zentrum anbieten.
Neuralrohrdefekte, Herzfehler oder Extremitätendefekte sind typische Beispiele für Anomalien, die einer Diagnostik mit hochauflösenden Ultraschallgeräten gut zugänglich sind. Informiert man z. B. eine Patientin über das Risiko einer Spina bifida von 1–2 % unter Carbamazepin, dann muss man ihr gleichzeitig erläutern, dass sich dieses Risiko durch eine sonografische Untersuchung im konkreten Fall abklären lässt. Eine solche Medikation kann also per se keine Indikation zum Schwangerschaftsabbruch darstellen.
Zwingende Indikation zur sonografischen Fehlbildungsdiagnostik
Folgende Arzneimittelanwendungen stellen eine zwingende Indikation zur sonografischen Fehlbildungsdiagnostik dar:
ACE-Hemmer/AT-II-Rezeptor-Antagonisten
Bei fortgesetzter Einnahme im 2./3. Trimenon können infolge tubulärer Dysgenesie Oligohydramnion, Gelenkkontrakturen, Lungenhypoplasie und Verknöcherungsstörungen der Schädelkalotte auftreten.
Androgene
Aufgrund einer möglichen Maskulinisierung weiblicher Feten sollte das äußere Genitale beurteilt werden.
Antikonvulsiva
Bei Epileptikerinnen sind z. B. unter Valproat (Neuralrohrdefekte, orofaziale Spaltbildungen, Extremitätenanomalien), Phenobarbital (Herzfehler), Phenytoin (Herzfehler, orofaziale Spaltbildungen), Topiramat (orofaziale Spaltbildungen) und Carbamazepin (Neuralrohrdefekte) dosisabhängig und vor allem bei Polytherapie erhöhte Fehlbildungsraten beschrieben.
Antiphlogistika
Lässt sich eine hoch dosierte Dauertherapie mit nichtsteroidalen Antiphlogistika im letzten Trimenon nicht vermeiden, sollte eine sonografische Kontrolle auf vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus Botalli erfolgen.
Ergotamin
Die gefäßverengende, uteruskontrahierende Wirkung von Ergotamin kann zur fetalen Hypoxie führen. Nach Exposition im 1. und 2. Trimenon wird von Paraplegie, Gelenkversteifung, Gehirnatrophie, Arthrogryposis multiplex und Jejunalatresie berichtet. Im fortgeschrittenen Gestationsalter beobachtet man auch Perfusionsstörungen mit intrauterinem Fruchttod.
Kumarinderivate (Phenprocoumon, Warfarin, Acenocoumarol)
Ein Teil der beim Warfarinsyndrom beschriebenen Fehlbildungen lässt sich sonografisch erkennen (z. B. Extremitätenhypoplasien, Hypoplasie der Nase).
Lithium
Aufgrund älterer Publikationen wurde dem Lithium eine deutlich erhöhte Rate an Herzfehlern angelastet, was anhand neuerer, prospektiv erhobener Daten angezweifelt wird. Zumindest sollte jedoch einer exponierten Patientin ein fetales Herzechokardiogramm angeboten werden, da insbesondere etliche Fälle der sonst seltenen Ebstein-Anomalie beschrieben sind.
Misoprostol
Das Prostaglandinderivat Misoprostol soll die Auslösung von Gastritiden durch Antiphlogistika verhindern, wird jedoch auch in höherer Dosis missbräuchlich zur Abortinduktion eingesetzt. Nach Tagesdosen ab 400 μg im 1. Schwangerschaftsdrittel wurden gehäuft diverse Anomalien, v. a. Extremitätendefekte und Hirnnervenausfälle, registriert (da Silva et al. 2006).
Mycophenolatmofetil
Auf der Grundlage von zahlreichen Fehlbildungsfällen wird eine für das Immunsuppressivum Mycophenolatmofetil typische Embryopathie mit orofazialer Spaltbildung, Mikrotie, Atresie des äußeren Gehörgangs, Mikrognathie und Hypertelorismus postuliert (Merlob et al. 2009). Das teratogene Potenzial von Mycophenolatmofetil konnte inzwischen auch in prospektiven Follow-up-Studien bestätigt werden (Hoeltzenbein et al. 2013).
Retinoide
Die überwiegend zur Aknetherapie eingesetzten Vitamin-A-Säure-Derivate stellen nach Thalidomid das gravierendste Teratogen unter den Medikamenten dar. Die schwerwiegendsten Defekte entstehen im Bereich des Zentralnervensystems, was sich sonografisch nicht ausreichend erfassen lässt. Störungen von Gesichts- und Gaumenbildung sowie kardiovaskuläre Defekte, die der sonografischen Diagnostik besser zugänglich sind, spielen demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle.
Bei vielen neueren Präparaten, zu denen lediglich Daten aus Tierversuchen vorliegen, sollte der Patientin aus psychischer Indikation eine eingehende sonografische Diagnostik angeboten werden, um die Ängste zu reduzieren, die häufig aufgrund der Angaben auf den Beipackzetteln entstehen.
Amniozentese
Mitunter werden Patientinnen nach Medikamentenexposition zur Zeit der Konzeption bzw. im Embryonalstadium Fruchtwasserpunktionen zur Abklärung einer eventuellen Schädigung angeboten. Da jedoch nicht mit einem Einfluss eines Medikaments auf den fetalen Karyotyp zu rechnen ist, kann man eine invasive Diagnostik aus diesem Grunde nicht rechtfertigen.

Schädigung durch Arzneimittelanwendung

Sofern bei der Besprechung der einzelnen Substanzen keine detaillierten Literaturangaben vermerkt sind, stützen sich die Aussagen auf die Übersichten bei Briggs et al. (2021) sowie Paulus und Lauritzen (2023).

Embryonalperiode

Bei wenigen Medikamenten ist eine fruchtschädigende Wirkung in der menschlichen Schwangerschaft nachgewiesen. Bei vielen Präparaten liegen beunruhigende Daten aus extrem hoch dosierten Tierversuchen vor. Im humantherapeutischen Bereich reichen die bisherigen Erfahrungen oft nicht für eine klare Risikoabschätzung aus. Die in Tab. 3 genannten Arzneimittel müssen als embryotoxisch eingestuft werden. Unter diesen Substanzen ist jedoch in Abhängigkeit von Dosis und Expositionszeit nur bei Radiopharmaka, Thalidomid, Retinoiden und Zytostatika mit schwerwiegenden Schäden zu rechnen. Bei den anderen Präparaten sollte lediglich die Pränataldiagnostik intensiviert werden.
Tab. 3
Schäden durch Arzneimittelanwendung in der Embryonalperiode
Medikament
Schädigung
Aminoglykoside
Oto-/Nephrotoxizität
Maskulinisierung (ab etwa der 8. SSW)
Antikonvulsiva
Diverse Fehlbildungen mit substanzspezifischen Schwerpunkten
 
Phenobarbital
 
Kardiovaskuläre Anomalien
  
Kardiovaskuläre Anomalien, kraniofaziale Dysmorphien
 
Topiramat
 
Orofaziale Spaltbildungen
Neuralrohrdefekte, Extremitätenanomalien, orofaziale Spaltbildungen, Hypospadien, kardiovaskuläre Anomalien Intelligenzdefizite
Ergotamin
Disruptionsanomalien
Kumarinderivate (Acenocoumarol, Phenprocoumon, Warfarin)
Diverse Fehlbildungen (bei Exposition über die 5. SSW hinaus)
Herz-/Gefäßfehlbildungen (nach neueren Publikationen nur gering erhöhtes Risiko!)
Mycophenolatmofetil
Orofaziale Spaltbildung, Mikrotie, Atresie des äußeren Gehörgangs, Mikrognathie, Hypertelorismus
Misoprostol
Hirnnerven- und Extremitätendefekte
Radiopharmaka
Multiple Defekte (z. B. Mikrozephalie)
Retinoide/Vitamin A (> 25.000 IE/Tag)
Multiple Fehlbildungen, Intelligenzdefekte
Thalidomid
Div. Anomalien, v. a. Extremitätenfehlbildungen
Zytostatika
Multiple Fehlbildungen (z. B. Skeletttanomalien)

Fetal- und Peripartalperiode

In Tab. 4 werden schwerwiegende Komplikationen aufgeführt, mit denen bei Anwendung bestimmter Substanzen in der Fetalperiode zu rechnen ist. In Tab. 5 wird auf Schäden hingewiesen, die bei einer Arzneimittelanwendung bis unmittelbar zur Geburt beim Neugeborenen auftreten können.
Tab. 4
Schäden durch Arzneimittelanwendung in der Fetalperiode
Medikament
Schädigung
ACE-Hemmer/AT-II-Rezeptor-Antagonisten
Nierenschäden
Aminoglykoside
Oto-/Nephrotoxizität
Antiphlogistika (nichtsteroidal)
Verschluss des Ductus arteriosus, Nierenversagen (bei hoch dosierter Dauertherapie im 3.  Trimenon)
Maskulinisierung
Ergotamin
Perfusionsstörung, IUFT
Wachstumsrestriktion
Iodüberdosierung
Kumarinderivate
Radiopharmaka
Spezifische Schäden, erhöhtes Leukämierisiko
Tetrazykline
Gelbfärbung der Zähne, evtl. vermindertes Wachstum der Röhrenknochen
Zytostatika
Immunsuppression, Wachstumsrestriktion
Tab. 5
Schäden durch Arzneimittelanwendung in der Peripartalperiode
Medikament
Schädigung
ACE-Hemmer/AT-II-Rezeptor-Antagonisten
Nierenschäden
Aminoglykoside
Oto-/Nephrotoxizität
Antidepressiva (tri-/tetrazyklisch)
Atemdepression, Entzugssymptome
Anpassungsstörungen, Entzugssymptome
Ergotamin
Perfusionsstörung, Fruchttod
Extrapyramidalmotorische Störungen, Anpassungsstörungen
Kumarinderivate
Blutungsrisiko
Chloramphenicol
Grey-Syndrom
Zyanose, Hypotonie, Hypothermie, Lethargie
Nitrofurantoin
Hämolytische Anämie, Ikterus
Entzugssymptome
Sulfonamide
Tetrazykline
Gelbfärbung der Zähne

Antibiotika

β-Laktamantibiotika

Penicilline und Cephalosporine sind als Antibiotika der 1. Wahl in der Schwangerschaft zu betrachten. Hierbei sollten die älteren Wirkstoffe bevorzugt werden, auch wenn die Präparate der neueren Generation sich im Tierversuch ähnlich unauffällig verhalten, wie die erprobten Substanzen. Eine Kombination mit den β-Lactamase-Inhibitoren Clavulansäure bzw. Sulbactam ist ebenfalls vertretbar.

Makrolidantibiotika

Bei Allergien gegen Penicilline und Cephalosporine zählt Erythromycin zu den Antibiotika der 1. Wahl.
Clindamycin kann zwar bei mehrwöchiger Behandlung eine pseudomembranöse Kolitis bei der Mutter auslösen, umfangreiche Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft ergaben jedoch keinerlei Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko.
Spiramycin wird zur Behandlung der Toxoplasmose vor der 16. SSW empfohlen (3 g/Tag über 4 Wochen).
Bei den neueren Makrolidantibiotika Roxithromycin, Clarithromycin und Azithromycin konnte bislang ebenfalls kein erhöhtes Risiko für kindliche Schädigungen nachgewiesen werden.
Nach der aktuellen S2k-Leitlinie „Infektionen mit Chlamydia trachomatis“ gelten folgende Empfehlungen für die Schwangerschaft (AWMF 2016):
  • Therapie der 1. Wahl: Azithromycin 1,0 oder 1,5 g p. o. einmalig
  • Therapie der 2. Wahl: Erythromycin 4 × 500 mg/Tag, 7 Tage oder 2 × 500 mg/Tag, 14 Tage
  • Therapie der 3. Wahl: Amoxicillin 3 × 500 mg/Tag, 7 Tage

Tetrazykline

Chlortetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin, Oxytetracyclin und Tetracyclin gelten erst als problematisch, wenn die Mineralisierung von Knochen und Zähnen beginnt. Ab der 16. SSW lagern sie sich an Kalziumionen von Zahnanlagen und Knochen an, was zu einer Gelbfärbung führen kann. Eine Wachstumshemmung der langen Röhrenknochen wurde nur bei Langzeitbehandlung Frühgeborener beobachtet.
Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko nach Applikation im 1. Trimenon kann man nach jahrzehntelanger Erfahrung ausschließen.

Aminoglykoside

Aminoglykoside entfalten eine relevante systemische Wirkung nur nach parenteraler Applikation. Nach Streptomycin- und Kanamycininjektionen wurden Gehörschäden bei den exponierten Kindern beobachtet.
Bei Amikacin, Gentamicin, Netilmicin, Spectinomycin und Tobramycin sind derartige Fälle bisher nicht beschrieben. Sie sollten jedoch nur bei vital bedrohlichen Infektionen mit gramnegativen Problemkeimen unter strenger Kontrolle der Plasmaspiegel eingesetzt werden.
Eine lokale Applikation (z. B. Augentropfen) ist angesichts der geringen Resorption zulässig.

Chloramphenicol

Chloramphenicol verursacht keine Fehlbildungen. Es kann jedoch bei peripartaler Applikation zu einer lebensbedrohlichen Funktionsstörung des Neugeborenen mit Nahrungsverweigerung, Erbrechen, aschgrauer Hautfarbe, Atemstörung und Kreislaufversagen führen (Grey-Syndrom).

Sulfonamide und Trimethoprim

Aufgrund des Folsäureantagonismus bestanden Bedenken gegen den Einsatz von Sulfonamiden und Trimethoprim in der Schwangerschaft. In hohen Dosen ließen sich im Tierversuch zwar Defekte auslösen, doch waren entsprechende Anomalien im humantherapeutischen Einsatz über viele Jahrzehnte nicht zu beobachten.
Sulfonamide und Trimethoprim sollten daher im 1. Trimenon nicht gezielt verwendet werden. Eine bereits erfolgte Anwendung bringt jedoch kein relevantes Fehlbildungsrisiko mit sich.
Im 2. Trimenon sind Sulfonamide als Antibiotika der 2. Wahl akzeptabel. Wegen der Verdrängung von Bilirubin aus der Plasmaeiweißbindung sollten sie aber in den letzten Tagen vor der Geburt nicht eingesetzt werden, um einen verstärkten Neugeborenenikterus zu vermeiden.
Praxistipp
Zur Behandlung der Toxoplasmose ab der 16. SSW gilt Sulfadiazin (2 g/Tag) in Kombination mit Pyrimethamin (25 mg/Tag) als Mittel der Wahl.

Gyrasehemmer

Wegen Knorpelschäden bei Hunden in der Wachstumsphase wurden Chinolone als potenzielle Teratogene betrachtet. Entsprechende Veränderungen ließen sich jedoch bisher weder bei Tieren noch beim Menschen in der Schwangerschaft nachvollziehen. Auswertungen von über 1000 exponierten Schwangeren ergaben kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko.
Gyrasehemmer (Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin, Ofloxacin) sollten in der Schwangerschaft nur bei Resistenzen gegen die Antibiotika 1. Wahl eingesetzt werden.

Nitrofurantoin

Nitrofurantoin erreicht nur in den ableitenden Harnwegen therapeutisch wirksame Konzentrationen, weshalb es sich als Harnwegsantiseptikum bewährt hat.
Im Falle eines angeborenen Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangels kann nach präpartaler Exposition eine hämolytische Anämie mit verstärktem Neugeborenenikterus auftreten. Deshalb ist Nitrofurantoin im letzten Trimenon mit Vorsicht einzusetzen.

Fosfomycin

Angesichts zunehmender Erregerresistenzen bietet sich Fosfomycin zur Behandlung von Harnwegsinfekten als Einmaldosis auch in der Schwangerschaft an. Zahlreiche Publikationen berichten von unkomplizierten Schwangerschaftsausgängen nach Anwendung von Fosfomycin in der menschlichen Gravidität.

Nitroimidazole

Zwar wurde bei hoch dosierten Tierversuchen mit Metronidazol ein mutagenes und kanzerogenes Potenzial festgestellt, doch konnte man beim Menschen nach langjähriger Erfahrung kein teratogenes Potenzial erkennen. Eine orale oder vaginale Applikation von Metronidazol in der Schwangerschaft erscheint daher bei Infektion mit Anaerobiern oder Trichomonaden zulässig. Unter strenger Indikationsstellung ist auch eine parenterale Behandlung von Anaerobierinfektionen vertretbar.

Vancomycin

Bei Vancomycin handelt es sich um ein Glykopeptid, das als Reserveantibiotikum bei multiplen Resistenzen auch in der Schwangerschaft parenteral eingesetzt werden kann (Nahum et al. 2006).

Tuberkulostatika

Da eine aktive Tuberkulose auch in der Schwangerschaft behandelt werden sollte, ist der Einsatz von Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol sowie Pyrazinamid als Reservemittel durchaus zulässig.
Da Isoniazid (empfohlene Dosis: 5–8 mg/kg KG/Tag) den Pyridoxinstoffwechsel in Säugetierzellen beeinflusst, sollte es immer mit Pyridoxin (50 mg/Tag) kombiniert werden, um einem neurologischen Defekt vorzubeugen.
Ethambutol ist als Bestandteil einer Kombinationstherapie in einer Dosis von 15–25 mg/kg KG/Tag akzeptabel.
Während Rifampicin in 5- bis 10-facher humantherapeutischer Dosierung im Tierversuch teratogene Effekte zeigte, wurde beim Menschen unter 8–12 mg/kg KG/Tag kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko registriert. Da bei einer Langzeittherapie die Vitamin-K-Synthese der Mutter gehemmt wird, sollten Neugeborene zur Verhütung hämorrhagischer Komplikationen 2- bis 3-mal pro Woche 1 mg Vitamin K oral erhalten.
Unter Pyrazinamid hat sich bisher weder im Tierversuch noch beim Menschen ein Anhalt für ein teratogenes Risiko ergeben, sodass es als Reservemittel gegen Tuberkulose verabreicht werden darf (empfohlene Dosis: 30 mg/kg KG/Tag).
Cave
Auf Streptomycin sollte wegen des ototoxischen Risikos auf jeden Fall verzichtet werden.

Virustatika

Antiherpesmittel

Aciclovir hemmt zwar die DNA-Synthese bei Varicella-zoster-Viren bzw. Herpesviren, doch ergaben sich bei über 650 Expositionen im 1. Trimenon keine Hinweise auf ein teratogenes Potenzial beim Menschen. Nach dermaler Applikation werden nur geringe Substanzmengen resorbiert, sodass keine Einwände gegen eine Anwendung in der Schwangerschaft bestehen. Bei einer floriden Infektion mit Herpes genitalis sollte präpartal unbedingt eine Sanierung mit Aciclovir erfolgen, um eine generalisierte Herpesinfektion des Neugeborenen zu vermeiden.
Die neueren Derivate Famciclovir, Ganciclovir und Valaciclovir verhalten sich nach der vorläufigen Datenlage ähnlich wie Aciclovir, jedoch sollten sie wegen der begrenzten Erfahrungen in der menschlichen Gravidität derzeit noch zurückhaltend eingesetzt werden. Valaciclovir scheint in einer Tagesdosis von 8 g die vertikale Transmission von Zytomegalieviren nach einer primären mütterlichen Infektion, die perikonzeptionell oder im 1. Trimester der Schwangerschaft erworben wurde, mit einer geringen Inzidenz von Nebenwirkungen zu reduzieren (Chatzakis et al. 2023).

Amantadin

Das gegen Influenza A wirksame Virustatikum Amantadin verhielt sich lediglich im Tierversuch in hohen Dosen teratogen, nach dem bisherigen Erkenntnisstand aber nicht im humantherapeutischen Einsatz. Von einer geplanten Anwendung in der Schwangerschaft sollte jedoch abgesehen werden.

Antiretrovirale Substanzen

Unter den Virustatika spielen die antiretroviralen Substanzen zur Behandlung von HIV-Patientinnen eine zentrale Rolle. Angesichts von unauffälligen Daten aus großen Metaanalysen wird die Fortführung einer Behandlung mit erprobten antiretroviralen Substanzen bei HIV-positiven Schwangeren bei entsprechender Indikation empfohlen.
Der Wirkstoff Zidovudin, auch als Azidothymidin (AZT) bekannt, hemmt die Vermehrung von HIV. Das Medikament wurde auch erfolgreich zur Vermeidung einer präpartalen HIV-Transmission von der Mutter auf das Kind verwendet. Der Einsatz von Zidovudin (500 mg/Tag) während der Schwangerschaft sowie die Fortführung der Behandlung beim Neugeborenen über 6 Wochen post partum konnte die vertikale Transmission massiv senken.
Bei über 5000 dokumentieren Lebendgeburten nach Exposition mit Lamivudin im 1. Trimenon ergab sich bisher ebenfalls kein Anhalt für ein teratogenes Risiko (Antiretroviral Pregnancy Registry Steering Committee 2018).

Ribavirin

Aufgrund der Beobachtung teratogener Effekte im Tierversuch wird nach Anwendung von Ribavirin bei Hepatitis C ein therapiefreies Intervall von 9 Monaten empfohlen.

Anthelminthika

Die meisten Anthelminthika werden in nur geringem Umfang aus dem Intestinaltrakt resorbiert, sodass nur eine niedrige Belastung von Embryo bzw. Fetus mit diesen Substanzen zu erwarten ist. Bei folgenden Wirkstoffen liegen Erfahrungen in der Schwangerschaft vor, ohne dass sich bisher ein Zusammenhang mit einer Fruchtschädigung ergeben hätte:
  • Mebendazol: bei Befall mit Oxyuren und Askariden
  • Pyrviniumembonat: bei Befall mit Oxyuren
  • Niclosamid: bei Bandwurmbefall
Pyrantel und Praziquantel sind in der Schwangerschaft weniger erprobt, stehen aber bisher nicht im Verdacht, Fehlbildungen zu verursachen. Albendazol löste zwar im Tierversuch Schäden am neuroektodermalen Gewebe aus, scheint jedoch beim Menschen nach bisherigen Erfahrungen (v. a. bei mütterlichem Echinococcusbefall) nicht mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko assoziiert zu sein.
Da es sich bei einem Wurmbefall meist nicht um eine akute Behandlungsindikation handelt, kann ein Abwarten bis zum 2. Trimenon erwogen werden.

Antimykotika

Nystatin

Da Nystatin praktisch nicht resorbiert wird, bestehen keinerlei Bedenken gegen einen Einsatz in allen Phasen der Schwangerschaft. Es gilt als Mittel der Wahl bei Candidainfektionen von Haut und Schleimhaut.

Imidazole

Die Imidazolderivate hemmen die Ergosterolbiosynthese und zerstören auf diesem Wege die Integrität der Zellwand von Pilzen.
Einige Vertreter dieser Substanzklasse werden kaum resorbiert, sodass sie nur lokal angewendet werden. Der erprobteste Wirkstoff aus dieser Gruppe ist Clotrimazol, der häufig zur Behandlung vaginaler Mykosen eingesetzt wird. Ein Beweis für eine durch Clotrimazol induzierte Zunahme der Spontanaborte liegt nicht vor.
Neuere Imidazolderivate, die zur lokalen antimykotischen Therapie angeboten werden, haben zwar bisher kein embryotoxisches Potenzial gezeigt, sind jedoch beim Menschen wesentlich weniger erprobt. Bifonazol, Econazol, Fenticonazol, Miconazol und Sertaconazol kommen daher zur lokalen Behandlung in der Schwangerschaft nur infrage, wenn Nystatin und Clotrimazol keinen Erfolg bringen.
Die Imidazolderivate Itraconaozol, Fluconazol und Ketoconazol werden auch systemisch angewandt. Tierversuche mit sehr hohen Dosen zeigten Schäden, v. a. am Skelettsystem.
Bei kurzfristigem systemischem Einsatz der Imidazolderivate in mehreren 100 Schwangerschaften konnte bisher kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko nachgewiesen werden (De Santis et al. 2009; Mølgaard-Nielsen et al. 2013). Eine längere, hoch dosierte Therapie im 1. Trimenon sollte nur unter strenger Indikationsstellung erfolgen.
Bei Anwendung von Itraconazol, Fluconazol oder Ketoconazol in Unkenntnis der Gravidität konnte bislang kein deutlich erhöhtes Fehlbildungsrisiko nachgewiesen werden.

Amphotericin B

Während die orale Therapie wegen der geringen Resorption als unbedenklich gilt, sollte ein systemischer Einsatz von Amphotericin B in der Schwangerschaft nur unter strenger Indikationsstellung erfolgen.

Griseofulvin

Griseofulvin wird zur oralen Langzeittherapie von Nagelmykosen benutzt. Im Tierversuch zeigte es mutagene und kanzerogene Effekte. Beim Menschen konnten dem Griseofulvin jedoch bisher erhöhte Fehlbildungsrisiken nicht angelastet werden.
Der Eintritt einer Schwangerschaft unter Griseofulvin sollte lediglich zu einer ausführlichen sonografischen Diagnostik veranlassen.

Neuere Lokalantimykotika

Die lokal wirksamen Antimykotika wie Amorolfin, Ciclopiroxolamin, Naftifin, Terbinafin und Tolnaftat werden nach topischer Anwendung kaum systemisch aufgenommen. Es liegen bislang keine Hinweise auf eine Embryotoxizität vor.

Antihypertensiva

Bei Planung einer Schwangerschaft sollte eine arterielle Hypertonie bevorzugt mit Methyldopa eingestellt werden (AWMF 2019).
Alternativ bietet sich das international gut erprobte Sympatholytikum Labetalol an (in Österreich und der Schweiz verfügbar; Startdosis: 3×200 mg/d; max. 4×300 mg/d). Bei einer ausgeprägten schwangerschaftsinduzierten Hypertonie stehen auch Nifedipin, Dihydralazin und Urapidil zur Verfügung.
Bei Eintritt einer Schwangerschaft unter dafür nicht geeigneten Antihypertensiva sollte die Medikation im 1. Trimenon möglichst zeitnah auf die erprobten Präparate umgestellt werden.

Methyldopa

Methyldopa kann in einer Dosierung bis 2000 mg/Tag (verteilt auf 3–4 Einzeldosen) in allen Phasen der Schwangerschaft verabreicht werden. Der Wirkstoff ist wegen seines Nebenwirkungsspektrums (z. B. Lupus-erythematodes-ähnliches Syndrom) außerhalb der Schwangerschaft weniger gebräuchlich.

β-Blocker

Unter den β-Blockern sollten vorrangig die älteren β1-spezifischen Präparate (wie Metoprolol, Tagesdosis: bis 200 mg) verordnet werden. Berichte über intrauterine Wachstumsrestriktion unter Therapie mit β-Blockern sind kritisch zu betrachten, da dies auch durch die Grunderkrankung bedingt sein kann.
Da β-Blocker plazentagängig sind, können sie beim Neugeborenen Bradykardie, Hypotonie und Hypoglykämie auslösen. Die meist nur milden Symptome, die innerhalb der ersten 48 h post partum verschwinden, erfordern lediglich eine aufmerksame Überwachung des Neugeborenen.
Ist eine Schwangerschaft unter einem weniger erprobten β-Blocker eingetreten, ist nicht mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko zu rechnen. Jedoch sollte eine Umstellung auf ein älteres Präparat erwogen werden.
Zur Lokalbehandlung bei Glaukom hat sich der β-Blocker Timolol auch in der Schwangerschaft bewährt.

Dihydralazin

Dihydralazin gehört zu den bei ausgeprägter Schwangerschaftshypertonie am längsten benutzten Medikamenten (orale Tagesdosis: bis 100 mg), ohne dass sich bisher ein Anhalt für eine kindliche Schädigung ergeben hätte. Bei Hochdruckkrisen im Rahmen einer Präeklampsie kann es auch intravenös verabreicht werden.

Clonidin

Das überwiegend zentral wirksame Antihypertensivum Clonidin zeigte keine Häufung morphologischer Anomalien bei Neugeborenen behandelter Mütter. In einem kleineren Kollektiv fielen bei einer Nachuntersuchung der Kinder im Alter von 6 Jahren hyperaktives Verhalten und Schlafstörungen auf, was sich mit ähnlichen Beobachtungen in Tierversuchen deckt. Clonidin sollte daher als Antihypertensivum der 2. Wahl in der Schwangerschaft betrachtet werden.

Kalziumantagonisten

Der als Tokolytikum verbreitete Kalziumkanalblocker Nifedipin (20–60 mg ret. oral; max. 120 mg/d) ist ebenso wie Verapamil im 2. und 3. Trimenon gut untersucht.
Da sich bei Tierversuchen mit Kalziumantagonisten teilweise Extremitätendefekte ergaben, ist man mit einem Einsatz in der Frühgravidität vorsichtig. Die Kalziumantagonisten Amlodipin, Diltiazem, Felodipin, Nimodipin und Nitrendipin sind in der Schwangerschaft deutlich weniger untersucht und sollten insbesondere im 1. Trimenon möglichst zurückhaltend eingesetzt werden.

Magnesiumsulfat (MgSO4)

In der Spätschwangerschaft hat sich der Einsatz von Magnesium unter verschiedenen Indikationen bewährt. Es dient als Infusionslösung zur Behandlung der Präeklampsie bzw. Eklampsie. Es senkt die Krampfneigung der Mutter.

ACE-Hemmer/AT-II-Rezeptor-Antagonisten

Unter den Antihypertensiva, die das angiotensinkonvertierende Enzymsystem hemmen, sind Captopril und Enalapril am besten untersucht. Probleme traten bei Fortsetzung der Medikation im 2. und 3. Trimenon auf. Dabei wurden Fälle von Oligohydramnion, Hypoplasie der Schädelknochen, Niereninsuffizienz bis hin zur dialysepflichtigen Anurie sowie intrauterine Fruchttode beobachtet. Ähnliche Auffälligkeiten lassen sich auch im Tierversuch erkennen.
Bei den neueren ACE-Hemmern Benazepril, Cilazapril, Fosinopril, Lisinopril, Perindopril, Quinapril, Ramipril und Trandolapril gelten dieselben Vorbehalte.
Entsprechende Vorsicht gilt für die neuere Substanzklasse der Angiotension-II-Rezeptor-Antagonisten (Candesartan, Losartan, Irbesartan, Valsartan, Telmisartan, Eprosartan). Nach Behandlung der Mutter mit den Wirkstoffen Candesartan, Losartan oder Valsartan in der Spätschwangerschaft wurden Oligohydramnion, Anhydramnion, dialysepflichtige Anurie des Neugeborenen, Verknöcherungsstörungen der Schädelkalotte, Lungenhypoplasie und Extremitätenkontrakturen beobachtet.
Eine Fetopathie wurde bei 3,2 % der Schwangerschaften nach einer ACE-Hemmer- und bei 29,2 % der Schwangerschaften nach einer Angiotensin-II-Rezeptorblocker-Exposition nach 20 SSW festgestellt (Weber-Schoendorfer et al. 2020).
Tritt eine Schwangerschaft unter Dauermedikation mit ACE-Hemmern oder Angiotension-II-Rezeptor-Antagonisten ein, sollte umgehend auf eines der bewährten Antihypertensiva umgestellt werden. Eine ausführliche sonografische Diagnostik ist anzuraten.

Antikonvulsiva

Kinder epileptischer Mütter weisen insbesondere unter Medikation mit Valproat und Polytherapie häufiger kongenitale Anomalien, Wachstumsrestriktionen und kognitive Entwicklungsstörungen auf (Li und Meador 2022).
Dennoch muss eine Epileptikerin mit Kinderwunsch ermutigt werden, da sie unter einer geeigneten Monotherapie eine Chance von über 90 % besitzt, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Es ist teilweise umstritten, in welchem Ausmaß Fehlbildungen auf die Grunderkrankung bzw. auf die Therapie zurückzuführen sind.
Richtlinien für eine antikonvulsive Therapie
  • Eine antikonvulsive Therapie mit Valproat sollte in der Schwangerschaft möglichst vermieden werden (erhöhtes Risiko für Fehlbildungen und kognitive Defizite!). Erprobte Antikonvulsiva wie Lamotrigin oder Levetiracetam sind vorzuziehen.
  • Bei Kinderwunsch sollte ein möglicher Auslassversuch bzw. eine Umstellung auf eine risikoärmere Medikation bereits vor Konzeption, nicht erst in der Frühgravidität erwogen werden.
  • In erster Linie sollte die Anfallsfreiheit der Patientin gewährleistet sein. Anfälle in der Schwangerschaft stellen eine Gefährdung von Mutter und Kind dar.
  • Aufgrund pharmakokinetischer Veränderungen fallen die Serumspiegel der meisten Antikonvulsiva in der Schwangerschaft ab. Ohne Dosisanpassung kann dies zu einer Steigerung der Anfallsfrequenz führen. Der stärkste Abfall der Serumkonzentration in der Schwangerschaft ist bei Lamotrigin, Levetiracetam und Oxcarbazepin zu beobachten (Rückgang zwischen 40 % und 70 %). Daher sollten die Wirkstoffspiegel in der Schwangerschaft entsprechend kontrolliert werden.
  • Die antikonvulsive Therapie muss sich nach dem Anfallstyp richten. Antikonvulsiva sind nicht beliebig gegeneinander austauschbar. Die Medikation muss in enger Absprache mit dem betreuenden Neurologen ausgewählt werden.
  • Eine Monotherapie ist hinsichtlich des Fehlbildungsrisikos eindeutig einer Kombinationstherapie vorzuziehen.
  • Insbesondere während der Organogenese sollte die niedrigste effektive Dosis unter Serumspiegelkontrolle eingenommen werden. Eine dosisabhängige Häufung von Neuralrohrdefekten ist v. a. für Valproinsäure anzunehmen.
  • Um hohe Spitzen im Serumspiegel zu vermeiden, sollte die Tagesdosis auf mehrere Einzelgaben verteilt werden.
  • Jeder Epileptikerin muss eine sorgfältige Pränataldiagnostik angeboten werden. Insbesondere unter Valproinsäure sollte eine intensive Ultraschalldiagnostik zum Ausschluss von Neuralrohrdefekten durchgeführt werden.
  • Eine tägliche Folsäuregabe (0,4–4 mg/Tag) bereits vor Konzeption und während des 1. Trimenons kann ggf. das Risiko von Neuralrohrdefekten senken.
  • Die antikonvulsive Therapie muss auch unter Wehen im Kreißsaal beibehalten werden, da gerade bei Schlafentzug das Risiko von Krampfanfällen steigt.
  • Treten dennoch während der Entbindung Krampfanfälle auf, dann sollten intravenös Benzodiazepine verabreicht werden.
  • Eine Metaanalyse der Cochrane Database ergab folgende Fehlbildungsraten unter mütterlicher Monotherapie mit Antiepileptika in der Schwangerschaft (Weston et al. 2016):
Wirkstoff
Fehlbildungsrate
Basisrisiko
Erste Tage postnatal 1–2 %
1,77 %
2,31 %
2,39 %
Topiramat
4,28 %
4,93 %
6,26 %
Phenobarbital
7,10 %
8,49 %
Valproat
10,93 %

Barbiturate

Unter den Barbituraten werden zur antikonvulsiven Behandlung v. a. Phenobarbital und Primidon eingesetzt. Verschiedene Statistiken beziffern die Rate organischer Auffälligkeiten nach intrauteriner Exposition auf das 2- bis 3-Fache der Basisinzidenz. Auch mentale Entwicklungsverzögerungen werden gehäuft beschrieben.
Da Barbiturate in den Vitamin-K-Metabolismus eingreifen, wird zur Vermeidung von Gerinnungsstörungen die orale Gabe von Vitamin K1 (1 mg alle 2 Tage) in den ersten Wochen empfohlen.

Benzodiazepine

Als Antikonvulsiva finden v. a. Diazepam und Clonazepam Verwendung. Über die allgemeinen Ausführungen zu den Antikonvulsiva hinaus ist auf postpartale Komplikationen nach Dauertherapie mit Benzodiazepinen hinzuweisen: zunächst Atemdepression, dann Entzugssymptome (Unruhe, Tremor, Muskelhypertonus, Erbrechen, Durchfall, Krampfanfälle) bzw. „Floppy-infant-Syndrom“ (Lethargie, Muskelhypotonie, Trinkschwäche, Hypothermie).

Phenytoin

Die ursprünglich unter Phenytoin beschriebenen Anomalien wurden mit dem Begriff „fetales Hydantoinsyndrom“ zusammengefasst: kraniofaziale Dysmorphien (breiter Nasenrücken, niedriger Haaransatz, Hypertelorismus, tief sitzende Ohren, Epikanthus, Ptosis, Lippen- und Gaumenspalten, Mikrozephalie, kurzer Hals), Nagelhypoplasie, Verkürzungen der Endglieder von Fingern und Zehen, prä- und postnatale Wachstumsrestriktion, Herzfehler, Einschränkungen der kognitiven Entwicklung. Meist zeigte sich nur ein Teil dieser Stigmata.
Die genetisch determinierte Aktivität der Epoxidhydrolase wird für die Konzentration teratogen wirksamer Epoxide im embryonalen Organismus verantwortlich gemacht. Damit ließe sich auch erklären, warum sich Fehlbildungen unter antikonvulsiver Therapie in manchen Familien häufen, während andere Epileptikerinnen mehrere Schwangerschaften unter hoch dosierter antikonvulsiver Therapie problemlos austragen.
Ähnlich wie die Barbiturate greift Phenytoin in den Vitamin-K-Metabolismus ein, sodass postpartal eine orale Substitution beim Neugeborenen anzuraten ist.

Carbamazepin

Carbamazepin wird nicht nur zur antikonvulsiven Therapie, sondern auch bei Trigeminusneuralgie und zur Prophylaxe manisch-depressiver Episoden eingesetzt.
Verschiedene Publikationen beschreiben ähnliche Fehlbildungen, wie sie unter Phenytoin beobachtet wurden: kraniofaziale Dysmorphien, Mikrozephalie, Wachstumsrestriktion, Nagelhypoplasie. Insbesondere wird auf ein erhöhtes Risiko für Neuralrohrdefekte hingewiesen. Auch hier wird ein Zusammenhang der Fruchtschäden mit der Aktivität der fetalen Epoxidhydrolase diskutiert.
Ist eine Epilepsie unter einer Monotherapie mit Carbamazepin stabil (600–1200 mg/Tag in 3–4 Einzeldosen), kann diese Medikation unter Nutzung der entsprechenden Möglichkeiten der Pränataldiagnostik fortgesetzt werden.

Valproinsäure

Aufgrund seiner Lipophilie ist Valproinsäure gut plazentagängig. Auch unter dieser Medikation sind Gesichtsdysmorphien (kleine Nase, tief sitzende Ohren, kleiner Mund, vorspringende Stirn), somatische und psychomotorische Retardierungen, Extremitäten- und Herzanomalien gehäuft beobachtet worden. Darüber hinaus besteht unter Valproinsäure ein etwa 20-faches Risiko für Neuralrohrdefekte (etwa 2 %). Aber auch eine Zunahme langfristiger neurologischer Entwicklungsstörungen (z. B. Intelligenzdefizite, ADHS, Autismus) registrierte man insbesondere bei Tagesdosen ab 1000 mg.
Valproat ist aufgrund des hohen Risikos sowohl für morphologische Anomalien als auch langfristige neurologische Entwicklungsstörungen die schlechteste Wahl unter den Antiepileptika. Eine Anwendung von Valproat sollte daher bei Frauen im fertilen Alter allenfalls unter sicherer Kontrazeption erfolgen.
Praxistipp
Auf Veranlassung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) wurde 2018 ein Schwangerschaftsverhütungsprogramm mit entsprechenden Schulungsmaterialien für Fachpersonal und Patientinnen eingeführt.

Succinimide

Ethosuximid wirkt nur bei Petit-mal-Anfällen. Im Tierversuch zeigten sich teratogene Effekte (Anomalien von Skelett, ZNS, Augen, Extremitäten). Beim Menschen liegen Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für orofaziale Spaltbildungen bzw. Klumpfuß vor (Veroniki et al. 2017).
Zur Blutungsprophylaxe sollte dem Neugeborenen auch nach intrauteriner Ethosuximidexposition Vitamin K oral verabreicht werden.

Lamotrigin

Eine Metaanalyse von 21 Studien ergab keinen Zusammenhang zwischen Lamotrigin und angeborenen Fehlbildungen im Vergleich zu Kontrollgruppen mit schwangeren Epileptikerinnen bzw. gesunden Schwangeren. Es fand sich auch kein Anstieg der Rate an Fehlgeburten, Totgeburten, Frühgeburten oder wachstumsretardierten Kindern (Pariente et al. 2017).
Pharmakokinetische Veränderungen während der Schwangerschaft können zu erheblichen Veränderungen der Serumspiegel von Antiepileptika führen. Bei Lamotrigin, das durch Glucuronidierung eliminiert wird, kann ein Abfall der Serumkonzentration bereits in der 3. Woche nach Konzeption festgestellt werden, ist aber in der Mitte des 3. Trimenons am stärksten ausgeprägt. Nach der Entbindung steigen die Spiegel rasch wieder an und erreichen innerhalb von 3 Wochen nach der Geburt wieder die Werte vor der Schwangerschaft.

Levetiracetam

Nach den derzeitigen Erkenntnissen scheint Levetiracetam neben Lamotrigin das Antikonvulsivum mit dem geringsten Risiko für eine kindliche Schädigung in der Schwangerschaft zu sein (Weston et al. 2016).
Bei Levetiracetam wird bereits im 1. Trimester ein signifikanter Abfall der Serumspiegel festgestellt (40 % bis 60 %), sodass auch hier eine Überwachung der Medikamentenspiegel mit einer entsprechenden Anpassung der Dosis in der Schwangerschaft erforderlich ist.

Topiramat

In einer Metaanalyse (Veroniki et al. 2017) wurde ein Anstieg kongenitaler Anomalien nach einer Topiramat-Monotherapie im Vergleich zu Schwangerschaften ohne Antikonvulsiva-Exposition (OR 1,90, 95 % 1,17–2,97) ermittelt. Insbesondere scheint das Risiko orofazialer Spaltbildungen unter Topiramat erhöht zu sein.

Gabapentin

Eine Auswertung der US-Medicaid-Datenbank ergab auf der Basis von 4642 Schwangerschaft keine Zunahme kongenitaler Anomalien unter mütterlicher Therapie mit Gabapentin im 1. Trimenon (Patorno et al. 2020). Bei mehr als 2 Verschreibungen zeigte sich ein leichter Anstieg von Herzfehlern. Eine Anwendung von Gabapentin in der Schwangerschaft erscheint unter strenger Indikationsstellung vertretbar.

Pregabalin

In einer Studie auf der Basis von Krankenversicherungsdaten registrierte man nach Verschreibung von Pregabalin im 1. Trimenon unter 477 Schwangerschaften in 28 Fällen (5,9 %) kindliche Fehlbildungen im Vergleich zu 3,3 % bei nicht exponierten Kindern. Nach Adjustierung auf relevante Einflussgrößen ergab sich kein statistischer Unterschied (Patorno et al. 2017). Eine Zunahme von neurologischen Entwicklungsstörungen ließ sich nach Anwendung von Pregabalin in einer Krankenversicherungsdatenbank (n = 1627) ebenfalls nicht feststellen (Blotiere et al. 2020).

Zusatzantiepileptika

Für neuere Antikonvulsiva wie Felbamat, Sultiam, Tiagabin, Vigabatrin und Zonisamid reichen die bisher dokumentierten Expositionen in der menschlichen Schwangerschaft noch nicht für eine klare Risikobewertung aus.

Psychopharmaka

Psychopharmaka sind meist gut plazentagängig und greifen auch in den Neurotransmitterhaushalt des Ungeborenen ein. Inwieweit daraus Verhaltensänderungen beim Kind resultieren können, ist Gegenstand neuerer Studien. Tierversuche ergaben z. T. Verhaltensstörungen bei den Nachkommen. Grundsätzlich sollten Psychopharmaka unter strenger Indikationsstellung in der Schwangerschaft verabreicht werden. Da Suizide die mit Abstand häufigste Todesursache von Müttern mit psychischen Erkrankungen sind, sollte das Risiko einer psychischen Dekompensation bei insuffizienter mütterlicher Therapie nicht unterschätzt werden.
Aufgrund pharmakokinetischer Veränderungen in der Schwangerschaft (z. B. erhöhte Aktivität von Leberenzymen, gesteigerte renale Clearance) fallen die Wirkstoffspiegel vieler Psychopharmaka in der Schwangerschaft ab, sodass zur Überwachung der Behandlung ein therapeutisches Drug-Monitoring hilfreich sein kann (Paulzen und Schoretsanitis 2023).

Neuroleptika

Neuroleptika sind Substanzen, die eine antipsychotische Wirkung besitzen, ohne das Bewusstsein und die intellektuellen Fähigkeiten wesentlich zu beeinflussen. Treten bei Schwangeren psychomotorische Erregungszustände, Angst und Trugwahrnehmungen auf, dann lässt es sich oft nicht vermeiden, die Medikation mit Neuroleptika auch in der Gravidität fortzusetzen. Eine niedrig dosierte Monotherapie sollte bevorzugt werden.
Je potenter ein Neuroleptikum ist, desto ausgeprägter zeigen sich aufgrund der Beeinflussung des Dopaminstoffwechsels extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen. Diese können nicht nur die Mutter, sondern auch das Neugeborene beeinträchtigen, sodass beim Kind post partum auf derartige Veränderungen geachtet werden muss.
Die pränatale Exposition gegenüber Antipsychotika scheint nach der aktuellen Datenlage die Rate schwerer kongenitaler Anomalien oder anderer fetaler Komplikationen nicht bedeutsam zu erhöhen.
Für einzelne Antipsychotika, insbesondere Risperidon, sind jedoch weitere Studien erforderlich.
Die Daten zur Bewertung der langfristigen Entwicklungsergebnisse der exponierten Kinder sind unzureichend. Die meisten Studien haben gezeigt, dass es abgesehen von einigen kurzfristigen Entwicklungsverzögerungen keine Hinweise auf langfristige Probleme gibt. Allerdings wurden in den meisten dieser Studien die möglichen Einflüsse der psychischen Erkrankungen der Mütter nicht vollständig berücksichtigt.
In einer Kohortenstudie bezüglich des Auftretens von Frühgeburtlichkeit, geringem Geburtsgewicht, Autismus oder ADHS zeigte sich für Antipsychotika kein erhöhtes Risiko. Lediglich der Umstand einer psychischen Erkrankung der Mutter steigerte die Wahrscheinlichkeit für Autismus oder ADHS bei den Nachkommen (Wang et al. 2021).
Phenothiazine/Thioxanthene
Als Prototyp der Phenothiazine gilt Chlorpromazin, von dem zahlreiche neuere Wirkstoffe abgeleitet wurden. Ein kausaler Zusammenhang mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko ließ sich bei größeren Untersuchungen nicht nachweisen. In erster Linie sollten die älteren Präparate aus dieser Substanzklasse verordnet werden, zu denen Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft vorliegen, z. B. Chlorpromazin, Promazin, Triflupromazin, Thioridazin, Levomepromazin, Fluphenazin, Perphenazin, Trifluperazin.
Postpartal können nach intrauteriner Langzeitexposition beim Neugeborenen z. T. über Wochen anhaltende extrapyramidale Symptome auftreten. Außerdem wird über Anpassungsstörungen mit geringer Sedierung oder motorischer Unruhe berichtet.
Butyrophenone
Als klassischer Vertreter der Butyrophenone gilt Haloperidol. Zwar wurde in der Literatur gelegentlich über Fehlbildungen berichtet (Herz, Extremitäten), doch konnte kein statistischer Nachweis für eine Häufung solcher Defekte erbracht werden.
Daten zur Anwendung in der Schwangerschaft liegen auch für Fluspirilen vor. Erfahrungen mit neueren Vertretern dieser Klasse (Benperidol, Bromperidol, Droperidol, Melperon, Pipamperon, Trifluperidol, Pimozid) sind eher gering, sodass bei Therapieplanung auf die erprobteren Substanzen zurückgegriffen werden sollte.
Nach einer Langzeittherapie mit höheren Dosen ist beim Neugeborenen mit extrapyramidalen Symptomen sowie Anpassungsstörungen (Unruhe, Sedierung, Trinkschwäche) zu rechnen.
Atypische Neuroleptika
Aripiprazol, Clozapin, Olanzapin, Risperidon, Sulpirid, Quetiapin und Ziprasidon zeichnen sich durch eine starke antipsychotische Wirkung bei geringeren extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen aus. Mittlerweile sind die Erfahrungen mit Antipsychotika der 2. Generation umfassender. Eine Studie mit über 9000 Schwangerschaften zeigte für Aripiprazol (n = 1756), Olanzapin (n = 1394), Quetiapin (n = 4221) und Ziprasidon (n = 697) kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. Lediglich bei Kindern nach intrauteriner Exposition mit Risperidon (n = 1566) fand sich ein leicht erhöhtes Risiko für angeborene Anomalien. Das absolute Risiko für das Auftreten einer kardialen Fehlbildung unter Risperidon lag bei 18,5 Fällen gegenüber 11,6 Fällen pro 1000 Kindern bei Nichtexposition (Huybrechts et al. 2016).
In einem aktuellen Review zum Einsatz von Clozapin in der Schwangerschaft ergaben sich keine Hinweise auf ein erhöhtes Potenzial für teratogene Effekte oder Schwangerschaftskomplikationen, jedoch ist wegen möglicher Agranulozytosen bei Mutter und Kind insgesamt Vorsicht geboten (Beex-Oosterhuis et al. 2021).
Da Olanzapin Glukosetoleranzstörungen auslösen kann, ist besonders in der 2. Schwangerschaftshälfte auf die Entwicklung eines Gestationsdiabetes zu achten.
Bei schweren Psychosen muss die Medikation mit atypischen Antipsychotika u. U. beibehalten werden, um eine in der Schwangerschaft unerwünschte Exazerbation der Grunderkrankung zu vermeiden.

Antidepressiva

Beim Vorliegen von Depressionen während einer Schwangerschaft kommt es zu einer erhöhten Stressbelastung der betroffenen Frauen sowie der Feten. Dies führt zu einer vermehrten Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine, was u. a. über epigenetische Veränderungen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung nehmen kann (Osborne et al. 2022).
In der Schwangerschaft eingenommene Antidepressiva erhöhen per se nicht das Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen beim Kind, wie eine große Kohortenstudie aus den USA zeigte (Suarez et al. 2022). Eine für die Praxis bedeutsame Erkenntnis aus dieser Studie besteht darin, dass man auf Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft Antidepressiva genommen hatten, später besonders aufpassen muss, und zwar nicht primär wegen der mütterlichen Medikation, sondern weil sie aufgrund anderer Einflussgrößen wie der mütterlichen Grunderkrankung, Umgebungsbedingungen familiärer Art bis hin zu sozioökonomischen Faktoren unter gewissen Entwicklungsstörungen bis zu doppelt so häufig leiden.
Tri-/Tetrazyklische Antidepressiva
Trizyklische Antidepressiva (TZA) gelten als geeignet zur Behandlung von Depressionen in der Schwangerschaft. Sie blockieren die Wiederaufnahme von Transmittern wie Noradrenalin und Serotonin in adrenerge Nervenendigungen. Aufgrund ihrer hohen Lipidlöslichkeit treten sie rasch diaplazentar über.
Die Einnahme von TCAs während der Schwangerschaft scheint nicht mit Störungen der embryonalen bzw. fetalen Entwicklung verbunden zu sein. Es konnten weder eine Zunahme größerer kongenitaler Anomalien noch langfristige Probleme bei der neurologischen Entwicklung nachgewiesen werden. Anpassungsschwierigkeiten beim Neugeborenen sind bekannt, was eine aufmerksame Überwachung des Neugeborenen in den ersten postpartalen Tagen rechtfertigt (Ornoy et al. 2017). Eine Monotherapie mit lange eingeführten Präparaten wie Amitriptylin, Desipramin, Imipramin oder Nortriptylin ist bei entsprechender Indikation akzeptabel.
Bei hoch dosierter Therapie ante partum können beim Neugeborenen folgende Symptome auftreten: Tachyarrhythmie, Tachypnoe, Zyanose, Tremor, Trinkschwäche, Konvulsionen, Harnverhalt.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
Die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin werden für die Behandlung von Depressionen, Panikerkrankungen, Zwangs- und Angststörungen eingesetzt.
Eine Metaanalyse auf der Basis von 29 Kohortenstudien mit über 9 Mio. Geburten ermittelte ein leicht erhöhtes Risiko für schwere kongenitale Anomalien (RR 1,11; 95 % KI 1,03–1,19) und kongenitale Herzfehler (RR 1,24; 95 % KI 1,11–1,37). Bei Beschränkung auf Frauen mit einer psychiatrischen Diagnose bestand jedoch kein signifikanter Unterschied. Ähnliche Zusammenhänge fanden sich bei Evaluation der Einzelsubstanzen. Die Erkenntnisse sprechen gegen eine wesentliche teratogene Wirkung von SSRIs (Gao et al. 2018). Auf der Grundlage von Fallkontrollstudien wird seit langem ein Zusammenhang zwischen der Anwendung von SSRI in der 2. Schwangerschaftshälfte und der Entwicklung einer neonatalen pulmonalen Hypertonie diskutiert. Eine Metaanalyse auf der Basis von 11 Studien mit insgesamt 156.978 Schwangerschaften unter mütterlicher Therapie mit SSRIs bzw. SNRIs fand eine persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen bei 452 exponierten Nachkommen, was einer Inzidenz von 2,9 Fällen pro 1000 Lebendgeburten und einer „number needed to harm“ von 1000 entspricht. In der Metaanalyse wies Sertralin das geringste Risiko für eine persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen auf (Masarwa et al. 2019). Nach präpartaler SSRI-Medikation wurden vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit, erhöhter Muskeltonus, Atem- und Ernährungsstörungen, Krampfanfälle, Unruhe und anhaltendes Schreien festgestellt. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden. Eine umfassende Metaanalyse zeigte ein häufigeres Auftreten bei exponierten Neugeborenen in Bezug auf niedrige APGAR-Scores sowie kurzfristige Probleme der neuromuskulären und autonomen Regulierung. Die klinische Relevanz bleibt aufgrund der geringen Datenqualität in diesem Forschungsbereich ungeklärt (Kautzky et al. 2022).
Selektive Serotonin- und Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren (SSNRI)
Für die neuere Antidepressiva-Gruppe der Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer liegen deutlich weniger Daten vor. Eine Metaanalyse aus 8 Kohortenstudien zum Einsatz von SSNRI im 1. Trimenon ergab für Venlafaxin 107 schwere Fehlbildungen unter 3186 exponierten Neugeborenen, was bei einem relativen Risiko von 1,12 (95 %-KI 0,92–1,35) keine signifikante Zunahme bedeutet. Die entsprechenden Daten für Duloxetin mit 16 Fehlbildungen unter 668 Säuglingen zeigen bei einem relativen Risiko von 0,80 (95 %-KI 0,46–1,29) ebenfalls keine signifikante Steigerung der Fehlbildungsrate (Lassen et al. 2016).
Eine Fortsetzung der Behandlung wäre bei Eintritt einer Schwangerschaft unter Venlafaxin oder Duloxetin durchaus vertretbar.
Praxistipp
Die bisherigen Erfahrungen mit den SSRIs Citalopram, Escitalopram und Sertralin sowie den SSNRIs Venlafaxin und Duloxetin lassen einen Einsatz in der Schwangerschaft unter strenger Indikationsstellung zulässig erscheinen. Adaptationsprobleme müssen bei der geburtshilflichen Planung berücksichtigt werden.
Monoaminooxidasehemmer
Durch Hemmung der Monoaminooxidase nehmen die Konzentrationen der Neurotransmitter Adrenalin und Noradrenalin in den Synapsen zu. Für die antriebssteigernden Wirkstoffe Tranylcypromin und Moclobemid liegen jedoch beim Menschen zu wenig Erfahrungen vor, um ihre Anwendung ohne Bedenken empfehlen zu können.
Stimmungsstabilisatoren
Stimmungsstabilisatoren sind eine Gruppe von Arzneimitteln mit unterschiedlichen pharmakologischen Wirkungsprofilen. Am häufigsten verwendet werden zu diesem Zweck Lithium, Valproat, Carbamazepin, Oxcarbazepin, Lamotrigin, Topiramat und Levetiracetam. Viele von ihnen werden in erster Linie als Antiepileptika eingesetzt, sodass sich Angaben zur Anwendung in der Schwangerschaft im entsprechenden Kapitel finden. Ältere Stimmungsstabilisatoren aus der Gruppe der Antikonvulsiva wie Valproat und Carbamazepin werden mit einem höheren Risiko für angeborene Fehlbildungen und Entwicklungsverzögerungen in Verbindung gebracht als die neueren Wirkstoffe Lamotrigin und Levetiracetam. Diese Aspekte sollten angemessen berücksichtigt werden, wenn die Notwendigkeit besteht, einen Stimmungsstabilisator bei Frauen im gebärfähigen Alter anzuwenden. Insbesondere Valproat ist zu vermeiden.
Lithium
Bei manisch-depressiven Psychosen dienen Lithiumsalze der Prophylaxe manischer Episoden. Lithium ist gut plazentagängig, sodass sich die Konzentrationen in mütterlichem Serum und Nabelschnurblut ähneln. Die Auswertung der Studien über Lithium in der Schwangerschaft zeigt, dass eine Lithiumtherapie während der Schwangerschaft offenbar ein leicht erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Defekte, insbesondere die Ebstein-Anomalie, mit sich bringt.
Ein 1968 von Dänemark ausgehendes Lithium-Babyregister legte einen Zusammenhang mit kongenitalen Herzfehlern nahe. 18 von 225 exponierten Kindern wiesen einen Herzfehler auf (8 %), wovon 6 Kinder unter einer Ebstein-Anomalie litten, einem rechtsventrikulären Vitium, das sonst nur mit einer Inzidenz von 1:20.000 auftritt. Da bei einem Register retrospektiv vermehrt Auffälligkeiten gemeldet werden, während die gesunden Kinder nach Exposition unterrepräsentiert sind, muss man das reale Risiko eines Herzfehlers unter Lithiumexposition im 1. Trimenon sicher niedriger einstufen.
Nach neueren Auswertungen steigt das Gesamtrisiko für Ebstein-Anomalien bei Kindern nach intrauteriner Lithium-Exposition auf 1:1500 an und liegt damit etwa zehnmal höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Eine Zunahme von Fehlbildungen anderer Organsysteme konnte nicht nachgewiesen werden (Ornoy et al. 2017).
Praxistipp
Nach einer Lithiummedikation im 1. Trimenon sollte man eine ausführliche fetale Echokardiografie veranlassen. Bei Versagen therapeutischer Alternativen wäre eine Fortsetzung der Behandlung mit Lithium unter Spiegelkontrolle in der Schwangerschaft vertretbar.
Beim Absetzen der mütterlichen Lithiumtherapie in der Schwangerschaft ist eine hohe Rückfallquote zu bedenken. Bei Fortsetzung der Therapie während der Schwangerschaft sollten Kontrollen des Lithiumspiegels erfolgen, um die kindliche Exposition möglichst gering zu halten.
Bei präpartaler Anwendung wurden als Anzeichen von Lithiumintoxikation beim Neugeborenen beschrieben: Zyanose, Hypotonie, Herzrhythmusstörungen, Diabetes insipidus, Krampfanfälle und Hypothyreose.

Sedativa/Hypnotika

Zu den Sedativa und Hypnotika gehören die Benzodiazepine und die Z-Drugs (Zolpidem, Zaleplon, Zopiclon).
Benzodiazepine werden als Tranquilizer, Schlafmittel und Antikonvulsiva eingesetzt. Im Laufe der letzten 40 Jahre wurden von der Muttersubstanz Diazepam zahlreiche Derivate entwickelt, die sich in ihren pharmakokinetishen Eigenschaften unterscheiden. Als kurz wirksame Präparate sind Brotizolam, Flurazepam, Midazolam und Triazolam überwiegend zur Narkoseeinleitung und als Schlafmittel in Gebrauch.
Mittellang wirksame Präparate wie Alprazolam, Bromazepam, Flunitrazepam, Lorazepam, Lormetazepam, Nitrazepam, Oxazepam und Temazepam werden als Sedativa und Hypnotika verwendet.
Als Anxiolytika benutzt man überwiegend die lang wirksamen Benzodiazepine Chlordiazepoxid, Clobazam, Diazepam, Dikaliumclorazepat, Medazepam und Prazepam.
Anfängliche Berichte über eine Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten unter Diazepam ließen sich bei therapeutischer Dosierung nicht bestätigen. In neuerer Zeit wurden jedoch Gesichtsdysmorphien, mentale Retardierung und Hyperkinesien bei Kindern beobachtet, deren Mütter während der gesamten Schwangerschaft einen Abusus mit Benzodiazepinen betrieben hatten.
Liegt ein Benzodiazepinabusus vor, ist eine ausführliche sonografische Diagnostik anzuraten.
Ob sich die pränatale Exposition gegenüber Benzodiazepinen bzw. Z-Drugs auf die neurologische Entwicklung der Nachkommen auswirkt, kann aufgrund mangelhafter Langzeituntersuchungen bislang nicht eindeutig beurteilt werden (Wang et al. 2022).
Cave
Der Einsatz der Benzodiazepine in der Schwangerschaft sollte mit Zurückhaltung erfolgen, zumal auch langfristige Auswirkungen auf die Verhaltensentwicklung nicht eindeutig geklärt sind.
Bei präpartaler Einnahme in höheren Dosen über längere Zeiträume (z. B. Diazepam 15–20 mg/Tag) muss man beim Neugeborenen mit einer Atemdepression rechnen. Im Rahmen einer Entzugssymptomatik werden Unruhe, Tremor, Muskelhypertonie, Erbrechen, Diarrhö und zerebrale Krampfanfälle beim Neugeborenen beschrieben. Ein weiteres Problem stellt die als „Floppy-infant-Syndrom“ bekannte Symptomatik dar, die mit Muskelhypotonie, Lethargie, Temperaturregulationsstörungen und Trinkschwäche über Wochen bis Monate anhalten kann.

Schilddrüsenpräparate

Iodid

Der Iodidbedarf steigt in der Schwangerschaft auf etwa 260 μg/Tag an. Da dieser Bedarf in den Iodmangelgebieten Deutschland, Österreich und Schweiz meistens nicht über die Nahrung gedeckt werden kann, ist die zusätzliche Einnahme von Iodid (100–150 μg/Tag) in der Schwangerschaft zu empfehlen.
Die embryonale Schilddrüse nimmt ihre Aktivität zwischen der 10. und 12. SSW auf. Da Schilddrüsenhormone für die Reifung des Zentralnervensystems dringend erforderlich sind, sollte eine ausreichende Iodid-Zufuhr für die Produktion der fetalen Schilddrüsenhormone gewährleistet sein.

Thyreostatika

Im Gegensatz zu den Schilddrüsenhormonen sind die Thyreostatika Propylthiouracil, Carbimazol und Thiamazol gut plazentagängig. Andererseits kann auch eine unbehandelte Hyperthyreose der Mutter zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen (vorzeitige Wehen, Frühgeburten).
Angesichts widersprüchlicher Angaben zu einem leicht erhöhten Fehlbildungsrisiko unter thyreostatischer Therapie mit Carbimazol und Thiamazol (Aplasia cutis) wäre der Einsatz von Propylthiouracil ab Konzeption vorzuziehen (Bhagat et al. 2023). Bei einer moderaten Dosierung ist auch eine fetale Hypothyreose mit intellektueller Entwicklungsstörung nicht zu befürchten. Angesichts hepatotoxischer Effekte ist eine Umstellung auf Propylthiouracil während der Schwangerschaft mit Zurückhaltung zu betrachten.
Als Begleitmedikation sind β-Blocker wie Metoprolol oder Propranolol zulässig.
Praxistipp
Das freie Schilddrüsenhormon der Mutter sollte unter thyreostatischer Therapie im obersten Normbereich liegen. Postpartal muss der kindliche Schilddrüsenstatus kontrolliert werden.
Eine operative Sanierung sollte auch in der Schwangerschaft erwogen werden, wenn eine tolerable Einstellung nicht mit moderaten Dosen von Thyreostatika gelingt.

Thyroxin

Die Schilddrüsenhormone Triiodthyronin und Thyroxin passieren die Plazenta nur in geringem Umfang. Eine Dauermedikation mit Thyroxin bei Struma bzw. Hypothyreose sollte in der Schwangerschaft unbedingt fortgeführt werden. Da das thyroxinbindende Globulin in der Schwangerschaft ansteigt, muss die Dosis oft ab dem 2. Trimenon ggf. um etwa 25 % erhöht werden.

Antikoagulanzien

Da die Konzentration der meisten Gerinnungsfaktoren in der Schwangerschaft ansteigt, während die Aktivität der Gerinnungsinhibitoren abnimmt, muss in der Schwangerschaft vermehrt mit thrombembolischen Komplikationen gerechnet werden.

Heparin

Das Mukopolysaccharid Heparin ist bei einer Molekularmasse von etwa 15.000 nicht plazentagängig, sodass eine unmittelbare Beeinträchtigung der embryonalen bzw. fetalen Entwicklung nicht denkbar ist. Bei hoher Dosis sind Blutungskomplikationen im mütterlichen Kompartiment möglich, die z. B. mit einem retroplazentaren Hämatom oder einer vorzeitigen Plazentalösung einhergehen können. Nur auf diesem indirekten Wege können Aborte oder ein intrauteriner Fruchttod unter Heparintherapie ausgelöst werden.
Bei einer Molekularmasse von etwa 5000 passieren auch die niedermolekularen Heparine nicht die Plazenta. Da diese neueren Präparate eine längere Halbwertszeit aufweisen, genügt eine Injektion einmal täglich.
Eine Langzeittherapie mit Heparinen kann durch eine Aktivierung der Osteoklasten zu Osteoporose führen. Bei einer entsprechenden Risikoanamnese ist jedoch die Heparintherapie u. U. ab dem 1. Trimenon indiziert bei:
  • thrombembolischen Vorerkrankungen
  • trombophiler Diathese (z. B. AT-III-Mangel, Protein-C/S-Mangel)
  • Begleiterkrankungen oder Operationen mit hohem Thromboserisiko (z. B. Herzklappenersatz, Antiphospholipidsyndrom bei Lupus erythematodes)
  • längerer Immobilisation (z. B. Bettruhe bei vorzeitigen Wehen)

Kumarinderivate

Die Kumarinderivate Phenprocoumon, Acenocoumarol und Warfarin hemmen als Vitamin-K-Antagonisten die Synthese der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X. Da sie gut plazentagängig sind, erreichen sie im Gegensatz zu Heparin den Fetus. Unter Warfarintherapie wurde ein Fehlbildungssyndrom beschrieben, das durch folgende Stigmata gekennzeichnet ist:
  • Hypoplasie der Nase
  • Extremitätenhypoplasie bei vorzeitiger Kalzifizierung in den Epiphysen der langen Röhrenknochen
  • Störungen der Augenentwicklung bis zur Blindheit
  • intrauterine Wachstumsrestriktion
  • intellektuelle Entwicklungsverzögerung
  • Hörstörungen bis zur Taubheit
  • kongenitale Herzfehler
Die kritische Phase für eine Warfarinembryopathie wird in der 6.–12. Woche nach Konzeption angenommen. Da über die Hälfte der in den ersten Wochen exponierten Schwangerschaften mit einem Spontanabort enden, beträgt die Fehlbildungsrate der Lebendgeborenen nach älteren Studien ca. 14 %. Nach einer neueren Metaanalyse ist bei Exposition mit Kumarinen in der kritischen Phase nur von einer Embryopathierate von 6 % auszugehen (van Driel et al. 2002).
Der größte Anteil der Daten zu Kumarinderivaten bezieht sich auf das in den USA gebräuchliche Warfarin. Die in Europa verbreiteten Derivate Phenprocoumon und Acenocoumarol sind in der Schwangerschaft weniger untersucht, werden aber ebenfalls für Aborte und Fehlbildungen verantwortlich gemacht.
Tipp
Tritt eine Schwangerschaft unter Kumarinderivaten ein, dann sollte unbedingt bis zur 5. SSW auf Heparin umgestellt werden (Hüttel et al. 2017).
Auch nach dem 1. Trimenon ist von einem Einsatz der Kumarinderivate abzuraten, da sie in höherem Gestationsalter z. B. intrazerebrale Blutungen mit Hydrozephalus und intellektuellen Entwicklungsstörungen auslösen können. Heparin ist daher auch im 2. und 3. Trimenon zur Antikoagulation vorzuziehen.

Direkte orale Antikoagulantien

Die Erfahrungen mit den neuen direkten oralen Antikoagulantien (Apixaban, Edoxaban, Rivaroxaban, Dabigatran) in der Schwangerschaft sind begrenzt, aber da sie im Vergleich zu niedermolekularem Heparin (LMWH) viele praktische Vorteile bieten, erfreuen sie sich auch bei Patientinnen im fertilen Alter zunehmender Beliebtheit. Die aktuelle Datenlage reicht jedoch nicht aus, um einen Einsatz in der Schwangerschaft empfehlen zu können (Areia und Mota-Pinto 2022).

Magen-Darm-Therapeutika

Ulkustherapeutika

Schwangere klagen mitunter über ausgeprägtes Sodbrennen bei Refluxösophagitis oder gastritische Beschwerden.
Nach der aktuellen S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zur gastroösophagealen Refluxkrankheit sollte in der Schwangerschaft ein Step-up-Management in folgender Reihenfolge versucht werden: Allgemeinmaßnahmen, Antazidum/Alginat/Sucralfat, H2-Rezeptorantagonist, Protonenpumpenhemmer (Madisch et al. 2023).
Bei langfristiger Anwendung in der Schwangerschaft würden sich z. B. Kaliumhydrogencarbonat, Natriumalginat oder Calciumcarbonat anbieten, um eine Aluminiumbelastung (z. B. durch Magaldrat) zu vermeiden.
Reichen diese Präparate nicht aus, so kann man auf H2-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Ranitidin) zurückgreifen.
Mittlerweile existiert eine Reihe von prospektiven und retrospektiven Kohortenstudien zur Frage der Sicherheit von Protonenpumpenhemmern in der Schwangerschaft. Demnach erscheint der Einsatz von Omeprazol oder Pantoprazol bei Versagen therapeutischer Alternativen selbst in der sensiblen Phase der kindlichen Organentwicklung (1. Trimenon) vertretbar. Das Prostaglandinderivat Misoprostol kann bei hoher Dosis Uteruskontraktionen auslösen. Außerdem wurde bei missbräuchlicher Anwendung von Misoprostol zur Abortinduktion über mehrere Fälle des Möbius-Syndroms (Aplasie verschiedener Hirnnervenkerne) berichtet. Von einem leichten Anstieg des Fehlbildungsrisikos ist zumindest auszugehen (Vauzelle et al. 2013).

Antidiarrhoika

Bei akuter Diarrhö darf außer medizinischer Kohle auch Loperamid in der Schwangerschaft eingenommen werden.

Laxanzien

Schwangere klagen oft über Obstipation. Ehe man Laxanzien einsetzt, sollte man die Patientin über ballaststoffreiche Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und körperliche Bewegung aufklären. Genügen diese Maßnahmen nicht, gelten Füll- und Quellstoffe (z. B. Leinsamen, Kleie, Agar-Agar, Methylcellulose) als Mittel der 1. Wahl.
Osmotische Abführmittel wie Lactulose, Mannit oder Sorbit dürfen ebenso wie das salinische Abführmittel Magnesiumsulfat eingesetzt werden. Bisacodyl kann gelegentlich benutzt werden.
Von Anthrachinonderivaten (in vielen pflanzlichen Abführmitteln) sowie Rizinusöl ist wegen Stimulation der Uterusmuskulatur abzuraten.

Salicylate

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa) erfordern oft auch in der Schwangerschaft eine Fortsetzung der Medikation.
Das ursprünglich gebräuchliche Salazosulfapyridin stellt ein Kombinationsmolekül aus einem Sulfonamidanteil und 5-Amino-Salicylsäure dar. Da Sulfonamide aus verschiedenen Gründen in der Schwangerschaft weniger erwünscht sind, konzentriert sich die Therapie inzwischen auf die Substanz Mesalazin, die nur den antiphlogistisch wirksamen Salicylatanteil enthält. Wegen der Prostaglandinsynthesehemmnung durch Salicylate sollten diese Präparate im letzten Trimenon in moderater Dosis verwendet werden. Als Zusatzmedikation bei einem Erkrankungsschub stehen bewährte Glukokortikoide wie Prednisolon oder Budesonid zur Verfügung.

Antiemetika

Morgendliche Übelkeit und Erbrechen treten häufig als Schwangerschaftskomplikation auf.
Das Antihistaminikum Doxylamin ist seit über 60 Jahren international bei Schwangerschaftsübelkeit erprobt und für diese Indikation in den USA und vielen europäischen Ländern in Kombination mit Pyridoxin (Vitamin B6) offiziell zugelassen.
Off label werden auch immer wieder die älteren Antiemetika Meclozin, Dimenhydrinat und Diphenhydramin eingesetzt, für die es ebenfalls keine Hinweise auf eine Teratogenität gibt. Das Prokinetikum Metoclopramid sollte wegen seiner extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen allenfalls bis zu 5 Tagen verabreicht werden.
Die Warnungen vor dem Serotoninantagonisten Ondansetron wegen möglicher Fehlbildungsrisiken (orofaziale Spaltbildungen, Herzfehler) haben sich inzwischen relativiert, sodass bei ausgeprägter Hyperemesis gravidarum und Versagen therapeutischer Alternativen auf diesen Wirkstoff zurückgegriffen werden kann (Cao et al. 2022).

Analgetika und Antiphlogistika

Nichtopioidanalgetika

Paracetamol gilt als Analgetikum und Antipyretikum der 1. Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft (3- bis 4-mal 500 mg/Tag).
Bislang wurden bei sporadischem Einsatz von Paracetamol keine relevanten Fehlbildungsrisiken nachgewiesen, auch wenn neuere Studien einen möglichen Zusammenhang mit neurologischen Entwicklungsstörungen, wie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), postulieren (Ricci et al. 2023). Der Gebrauch sollte daher so begrenzt wie möglich erfolgen.
Acetylsalicylsäure wird in niedriger Dosierung (50–150 mg/Tag) als Dauermedikation zur Thromboseprophylaxe und Prävention der Präeklampsie verwendet. Da eine erhöhte Blutungsneigung besteht, sollte es präpartal abgesetzt werden. In höherer Dosis (500 mg) ist Acetylsalicylsäure als Analgetikum und Antipyretikum der 2. Wahl zu betrachten. Bei Dauertherapie mit höheren Dosen von Prostaglandinsynthesehemmern muss im letzten Trimenon auf einen vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus geachtet werden.
Pyrazolonverbindungen wie Metamizol wirken zwar nicht embryotoxisch, werden aber wegen unerwünschter Effekte auf die Hämatopoese nur als Mittel der 2. Wahl benutzt.

Opioide

In der Geburtshilfe hat sich unter den Opioiden v. a. das Spasmoanalgetikum Pethidin bewährt, das jedoch meist präpartal benutzt wird. Bei Applikation innerhalb von 5 h vor Geburt wurden bei den Neugeborenen häufiger Anpassungsstörungen beobachtet.
Anfängliche Berichte über eine Häufung von Fehlbildungen der Atemwege, des Herzens und der Lippen-Kiefer-Gaumen-Region unter dem antitussiven Opioid Codein ließen sich nach neueren Untersuchungen nicht bestätigen. Bei Dauertherapie sind Atemdepression und Entzugssymptome beim Neugeborenen zu befürchten.
Fentanyl und Alfentanyl dürfen in allen Phasen der Schwangerschaft intravenös und peridural zur Analgesie eingesetzt werden. Auch hier ist eine eventuelle Atemdepression beim Neugeborenen zu beachten.
Reichen Paracetamol oder nichtsteroidale Antiphlogistika nicht zur Schmerztherapie aus, dann dürfen ältere orale Opiode wie Tramadol oder Tilidin verordnet werden.

Nichtsteroidale Antiphlogistika

Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter, die hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden sollen.
Die älteren Substanzen Ibuprofen, Diclofenac und Indometacin dürfen in den ersten 2 Schwangerschaftsdritteln bei Bedarf eingesetzt werden. Die neueren Wirkstoffe aus dieser Substanzklasse ergaben bisher ebenfalls keine Hinweise auf teratogene Effekte, sodass bei versehentlicher Anwendung nicht mit Fehlbildungen zu rechnen ist.
Im letzten Trimenon ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten.

Antirheumatika

Umfangreiche Erfahrungen deuten darauf hin, dass Malariamedikamente wie Hydroxychloroquin sicher zur Behandlung des systemischen Lupus erythematodes (SLE) während der Schwangerschaft eingesetzt werden können. Frühere Bedenken hinsichtlich der Teratogenität (z. B. Schäden an Ohren und Augen) konnten weitgehend ausgeräumt werden. In einer großen Kohortenstudie zeigte sich unter mütterlicher Therapie mit Hydroxychloroquin kein Anstieg des Fehlbildungsrisikos bei Tagesdosen unter 400 mg (Huybrechts et al. 2021). Zur Prophylaxe eines fetalen AV-Blockes bei Schwangeren mit Lupus erythematodes werden zunehmend erfolgreiche Verläufe unter Medikation mit Hydroxychloroquin dokumentiert. Eine Fortsetzung der Medikation mit Hydroxychloroquin bei LE-Patientinnen mit hohen AK-Titern und Kinderwunsch erscheint daher vorteilhaft.
Methotrexat wird nicht nur als Zytostatikum, sondern auch in niedriger Dosis zur Behandlung rheumatoider Erkrankungen eingesetzt. Da Methotrexat für kindliche Kraniosynostosen, Extremitätendefekte und Pulmonalklappenatresien verantwortlich gemacht wird, sollte die Anwendung in der Schwangerschaft vermieden werden (Hyoun et al. 2012).

Glukokortikoide

Werden Glukokortikoide zur Substitution einer eingeschränkten Produktion der mütterlichen Nebennierenrinde in der Schwangerschaft eingesetzt, bestehen keine Risiken für Mutter und Kind.
Zur antiallergischen bzw. antiphlogistischen Therapie werden deutlich höhere Dosen benötigt. Da Glukokortikoide überwiegend gut plazentagängig sind, kann durch Suppression eine kindliche NNR-Insuffizienz post partum auftreten. Entsprechende Kontrollen des Elektrolythaushalts beim Neugeborenen sollten durchgeführt werden. Dexamethason und Betamethason (8–12 mg 2-mal innerhalb von 24 h) haben sich bei drohender Frühgeburt zur Förderung der Lungenreifung und Vermeidung eines Respiratory-distress-Syndroms bewährt.
Untersuchungen an Nagetieren zeigten unter Behandlung mit Glukokortikoiden eine Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spaltbildungen. Die Angaben zu Auswirkungen auf die menschliche Schwangerschaft sind widersprüchlich. Da orale Spaltbildungen im unbelasteten Kollektiv nur bei 1 von 1000 Neugeborenen auftreten, schlägt sich ein nach neueren Metaanalysen postulierter 3-facher Anstieg unter systemischer Glukokortikoidtherapie nur sehr moderat auf die gesamte Fehlbildungsrate von 3–5 % nieder. Bei längerfristiger systemischer Glukokortikoidmedikation der Mutter im 1. Trimenon wäre eine sonografische Feindiagnostik um die 20. SSW zum Ausschluss einer oralen Spaltbildung anzuraten (Oren et al. 2004). Eine chronische Glukokortikoidtherapie während der Schwangerschaft wurde mit einem erhöhten Risiko für Präeklampsie, vorzeitigen Blasensprung, intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR) und Glukoseintoleranz in Verbindung gebracht (Hammad und Porter 2020).
Praxistipp
Bei zahlreichen Erkrankungen, wie Kollagenosen, chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten, Asthma bronchiale, Autoimmunprozessen, ist eine Fortsetzung der Therapie mit Glukokortikoiden auch in der Schwangerschaft erforderlich. Wegen eines geringeren diaplazentaren Transfers sind dabei Prednisolon und Prednison den halogenierten Glukokortikoiden vorzuziehen.

Antiallergika

Antihistaminika

Unter den Antihistaminika finden sich keine nachweislich fruchtschädigenden Substanzen. Da die älteren Wirkstoffe wie Chlorphenamin, Chlorphenoxamin, Clemastin, Dexchlorpheniramin, Dimetinden, Diphenhydramin, Hydroxyzin und Pheniramin sedierende Effekte besitzen, ist bei Langzeitbehandlung bis zur Geburt auf Schlaffheit und Entzugssymptome (Diarrhoe, Zittrigkeit) zu achten. Inzwischen werden überwiegend die weniger sedierenden neueren Wirkstoffe Cetirizin, Desloratadin, Fexofenadin, Levocetirizin, Loratadin und Terfenadin eingesetzt, für die es ebenfalls keinen Anhalt für Teratogenität gibt.
Das lokal wirksame Antihistaminikum Levocabastin ist in der Schwangerschaft bislang nicht in größerem Maßstab untersucht.

Mastzellinhibitoren

Cromoglicinsäure vermindert die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen, sodass es sich nicht nur zur Prävention allergischer Beschwerden der Bronchien, sondern auch der Nase, der Augen und des Darms eignet. Nach langjähriger Erfahrung wurden keine embryotoxischen Effekte beobachtet.
Zur antiallergischen Behandlung am Auge wird der Mastzellinhibitor Ketotifen verwendet, der bei lokaler Applikation nicht zu messbaren systemischen Wirkstoffspiegeln führt.

Glukokortikoide

Reichen die erprobten Antihistaminika nicht für eine erträgliche Reduktion der Allergiesymptomatik aus, kann die lokale, inhalative, orale oder auch intravenöse Therapie mit bewährten Glukokortikoiden (z. B. Prednisolon) erwogen werden.

Atemwegstherapeutika und Antiasthmatika

Die Asthmabehandlung während der Schwangerschaft sollte eine optimale Krankheitskontrolle gewährleisten, um mithilfe der erprobten Medikation minimale Symptome und eine optimale Lungenfunktion zu erreichen.

Glukokortikoide

Zur Behandlung des Asthma bronchiale sollten bevorzugt inhalative Glukokortikoide benutzt werden. Erfahrungen in der Schwangerschaft liegen dabei insbesondere für Budesonid, Beclometason, Fluticason und Mometason vor, die als Dosieraerosole in allen Phasen der Schwangerschaft zulässig sind.
Bei schweren Asthmaanfällen kann eine systemische Therapie erforderlich werden, wobei Prednisolon (bis 1000 mg i. v.) den Fetus am wenigsten belastet (im Fetalblut etwa 10 % der mütterlichen Konzentration).

β-Sympathomimetika

Wirkstoffe, die speziell die β 2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Bronchodilatation, aber auch zu einer Erschlaffung der Uterusmuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die β1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert.
Zur Asthmatherapie empfiehlt sich v. a. die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die systemische Belastung deutlich reduzieren lässt. Aus der Klasse der β-Sympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt. Während ihre Wirkung auf 4–6 h begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol und Salmeterol durch eine deutlich längere Wirkdauer (> 12 h) aus. Die lang wirksamen Betamimetika werden meist in Kombinationspräparaten mit inhalativen Kortikoiden zur Dauertherapie eingesetzt, während die älteren kurz wirksamen Substanzen nur noch bei einer akuten Exzerbation verwendet werden.

Anticholinergika

Eine Bronchodilatation lässt sich auch über anticholinerge Substanzen wie Ipratropiumbromid erreichen. Hinweise auf eine teratogene Potenz ergaben sich bisher nicht. Ein Einsatz zur inhalativen Asthmatherapie als Monopräparat oder in Kombination mit β-Sympathomimetika ist daher in der Schwangerschaft zulässig.

Mastzellinhibitoren

Bei einer allergischen Komponente des Asthma bronchiale eignet sich auch die Behandlung mit Cromoglicinsäure in der Schwangerschaft.

Montelukast

Der Leukotrien-Rezeptor-Antagonist ließ bisher weder in Tierversuchen noch bei humantherapeutischer Anwendung ein teratogenes Potenzial erkennen, doch die Datenlage ist bisher zu begrenzt, um einen Einsatz in der Schwangerschaft großzügig empfehlen zu können.

Expektoranzien

Genügen Inhalationsbehandlung und reichliche Flüssigkeitsaufnahme bei Bronchitis nicht zur Schleimlösung, dürfen auch in der Schwangerschaft die Mukolytika Acetylcystein, Bromhexin und Ambroxol verabreicht werden.

Antitussiva

Das Morphinderivat Codein hemmt das Hustenzentrum am stärksten. Bei hoch dosierter längerer Gabe vor der Geburt kann es zu Atemdepression und Entzugssymptomen kommen. Das Derivat Dextromethorphan besitzt bei geringem Suchtpotenzial eine ähnliche antitussive Wirkung. Beide Substanzen dürfen bei Husten in allen Phasen der Schwangerschaft eingesetzt werden.
Weniger erprobte Medikamente wie Benproperin, Dropropizin, Noscapin oder Pentoxyverin sind zwar bisher nicht für Fehlbildungen verantwortlich gemacht worden, aber beim Menschen embryonaltoxikologisch nicht ausreichend abgeklärt.

Immuntherapeutika

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Medikamente zur Modulation des Immunsystems zugelassen. Diese Präparate spielen insbesondere auch bei Frauen im fertilen Alter eine erhebliche Rolle, die z. B. unter chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, rheumatoider Arthritis, Spondylitis ankylosans, Psoriasisarthritis, Psoriasis oder Enzephalitis disseminata leiden. Immunsuppressiva werden auch als Dauermedikation zur Verhinderung einer Transplantatabstoßung (z. B. nach Nierentransplantation) benötigt.
Unter den Biopharmazeutika liegen v. a. für die Tumornekrosefaktor-Inhibitoren Certolizumab, Etanercept, Infliximab und Adalimumab Erfahrungen in der Schwangerschaft vor. Mit Ausnahme von Certolizumab durchqueren diese Wirkstoffe die Plazenta ab dem 2. Trimenon, wobei die Wirkstoffspiegel noch mehrere Monate nach der Geburt nachweisbar sind. Daher wird von Lebendimpfungen der Kinder in den ersten 5 Lebensmonaten abgeraten. Eine Fortsetzung der Medikation wäre in der Schwangerschaft vertretbar, da eine Exazerbation der Grunderkrankung langfristig mit erheblichen Folgen für das mütterliche Befinden und den Schwangerschaftsausgang verbunden sein kann (De Felice und Kane 2021).
Bei Natalizumab handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper gegen Alpha-Integrin zur Behandlung von M. Crohn und Multipler Sklerose. Ein Absetzen der Behandlung mit Natalizumab kann grundsätzlich zu einer erhöhten Krankheitsaktivität führen. Ein diaplazentarer Übergang von Immunglobulinen wie Natalizumab ist im 1. Trimenon nicht zu erwarten. Daher sind teratogene Effekte unwahrscheinlich. Im 2. und 3. Trimenon muss jedoch mit einem Transfer gerechnet werden, was zu vorübergehenden hämatologischen Nebenwirkungen (Anämie, Thrombozytopenie) beim Feten führen kann.
Aufgrund begrenzter Erfahrungen mit Abatacept, Belimumab, Bevacizumab, Tocilizumab und Ustekinumab sollte derzeit auf den Einsatz dieser Wirkstoffe in der Schwangerschaft möglichst verzichtet werden.
Sofern therapeutische Alternativen (z. B. Glukokortikoide) nicht ausreichend wirken, kann die Immunsuppression mit Azathioprin auch in der Schwangerschaft fortgeführt werden (Hammad und Porter 2020)).
Insbesondere bei Patientinnen mit Enzephalitis disseminata spielt die Therapie mit Interferonen eine Rolle. Da bislang keine Hinweise auf eine Zunahme des Fehlbildungsrisikos vorliegen, scheint eine Fortsetzung der Behandlung bei Eintritt einer Schwangerschaft vertretbar.
Ciclosporin und Tacrolimus werden häufig nach Organtransplantation eingesetzt und können auch in der Schwangerschaft beibehalten werden.
Demgegenüber sollte auf Mycophenolatmofetil wegen eines inzwischen gesicherten Fehlbildungssyndroms (Beeinträchtigung von Gesichtsentwicklung und Gehörgang) unbedingt verzichtet werden.

Vitaminpräparate

Vitaminpräparate werden mitunter von Patientinnen in unkontrollierten Mengen eingenommen, da sie von Laien oft unkritisch als ausschließlich gesundheitsfördernd betrachtet werden.
Cave
Ein Risiko stellt für die Schwangerschaft insbesondere Vitamin A in hohen Dosen dar. Als noch wesentlich gefährlicher einzuschätzen sind die Derivate der Vitamin-A-Säure, die als orale Medikation in der Aknebehandlung Anwendung finden.
Neben Vitamin A und seinen Derivaten können für die Schwangerschaft auch extrem hohe Dosen von Vitamin D Komplikationen bereiten.

Vitamin A/Retinoide

Nach Einnahme von über 25.000 IE Vitamin A wurden Anomalien beobachtet, die dem Retinoidsyndrom ähneln. Vor einer bedenkenlosen Einnahme solcher Vitaminpräparate ist dringend zu warnen. Mehr als 6000 IE Vitamin A pro Tag sollten in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden. Das Provitamin β-Carotin wird nur in physiologischen Mengen zu Vitamin A umgebaut, sodass man keine teratogenen Effekte befürchten muss.
Tretinoin und Isotretinoin werden als synthetische Derivate des Vitamin A seit über 40 Jahren erfolgreich zur lokalen und systemischen Therapie der Akne eingesetzt. Acitretin und sein Metabolit Etretinat führen aufgrund ihrer langen Halbwertszeiten (Etretinat: 80–100 Tage) zu anhaltend hohen Retinoidkonzentrationen bei der Psoriasistherapie. Unter dieser Therapie muss für eine sichere Kontrazeption gesorgt werden, da die Retinoide nach Thalidomid die am stärksten teratogenen Wirkstoffe darstellen. Bereits im Tierversuch zeichnete sich der embryotoxische Effekt ab.
Stigmata des Retinoidsyndroms
  • Störungen der Gesichts- und Gaumenbildung
  • Fehlanlage der Ohren
  • Kardiovaskuläre Defekte
  • ZNS-Defekte mit neurologischen Ausfällen, Hydrozephalus
  • Schäden an Augen und Ohren
Da nach topischer Applikation von Retinoiden Fehlbildungen nicht sicher auszuschließen sind, wird auch von einer dermalen Applikation von Tretinoin und Isotretinoin in der Schwangerschaft abgeraten.
Nach Absetzen von Acitretin und Etretinat sollte über 2 Jahre eine Konzeption vermieden werden, nach oraler Therapie mit Isotretinoin ist 1 Monat Karenz ausreichend.

Vitamin D

Grundsätzlich sollten Serumspiegel für 25-OH-Vitamin-D3 von mindestens 32 ng/ml angestrebt werden. Dafür werden meist Tagesdosen von über 1000 I. E. Vitamin D benötigt. Werte zwischen 30 und 60 ng/ml bedeuten eine ausreichende Versorgung. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit bezeichnet 4000 I. E pro Tag als Tolerable-Upper-Intake-Level für schwangere bzw. stillende Frauen. Überschreitet man diese Mengen massiv, dann können bei Mutter und Fetus Hyperkalzämie und in der Folge Verkalkungen auftreten.

Fehlbildungsregister/Beratungsstellen

In den regionalen und nationalen Fehlbildungsregistern wird der Status Neugeborener, die eine spezielle Fehlbildung aufweisen, mit der retrospektiv erhobenen Anamnese dokumentiert. Bei freiwilligen Spontanmeldungen ist eine Vollständigkeit der Erfassung nicht gewährleistet. Eine internationale Beurteilung dieser retrospektiven Datenerfassung wird unter dem Dach der European Registry of Congenital Anomalies and Twins (EUROCAT) bzw. des International Clearinghouse for Birth Defects Monitoring Systems (ICBDMS) angestrebt.
Zur Abschätzung reproduktionstoxikologischer Risiken wurden in vielen Ländern teratologische Informationszentren gegründet. Um Daten über embryonaltoxikologische Substanzen zu sammeln, auszuwerten und für die Prävention kindlicher Schädigungen einzusetzen, schlossen sich diese Institutionen zur Organisation European Network of Teratology Information Services (ENTIS) zusammen. Durch prospektive Studien werden der Verlauf der Schwangerschaft und das Befinden des Neugeborenen nach Exposition mit einem potenziellen Teratogen verfolgt.
Die in der Übersicht genannten Beratungsstellen geben Auskunft über das teratogene Potenzial von Medikamenten, Strahlenexpositionen, Infektionserkrankungen, Umwelt- und Industriechemikalien.
Beratungsstellen zur Bewertung der Risiken von Medikamenten, Strahlenexpositionen, Infektionserkrankungen, Umwelt – und Industriechemikalien in der Schwangerschaft und Stillzeit
Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie
  • Charité – Universitätsmedizin, Campus Virchow-Klinikum
  • Augustenburger Platz 1, D-13353 Berlin
  • Tel.: +49-30-450-525700, Fax: +49-30-450-7525729
  • www.embryotox.de (Online-Anfrageformular)
Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie
  • Universitätsfrauenklinik Ulm
  • Prittwitzstraße 43, D-89075 Ulm
  • Tel.: +49-731-500-58655, Fax: +49-731-500-58656
  • E-Mail: paulus@reprotox.de
  • www.reprotox.de (Online-Anfrageformular)
Swiss Teratogen Information Service
  • Division de Pharmacologie Clinique
  • Rue du Bugnon 17/01/105, CH-1011 Lausanne-CHUV
  • Tel.: +41 21 314 4267, Fax: +41 21 314 4266
  • E-Mail: stis@chuv.ch
Schweizerische Akademie für Perinatale Pharmakologie SAPP
  • E-Mail: info@sappinfo.ch
Forschungseinheit Humane Teratogene
  • Medizinische Universität Graz
  • Neue Stiftingtalstraße 6, A-8010 Graz
  • Tel.: +43 316 385 71899
  • E-Mail: mail@embryotox.at
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