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Die Geburtshilfe
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Publiziert am: 05.08.2023

Frühschwangerschaft: klinische Aspekte und Abortgeschehen

Verfasst von: Stephanie Pildner von Steinburg
Klinische, laborchemische und sonografische Methoden erlauben die frühe und zuverlässige Diagnose und Beurteilung einer intakten Schwangerschaft und ihrer Entwicklung. Mit der transvaginalen Sonografie können Informationen über den Implantationsort, die Vitalität des Embryos und das Vorliegen einer Mehrlingsschwangerschaft gewonnen und das Gestationsalter zuverlässig bestimmt werden.
Unter dem Begriff „Abort“ wird im deutschsprachigen Raum ein (nichtartifizieller) Verlust der Schwangerschaft vor Eintritt der Lebensfähigkeit des Kindes verstanden. Es wird zwischen sporadischen und habituellen Aborten unterschieden; letztere liegen vor bei ≥ drei aufeinanderfolgenden Fehlgeburten. Das Kapitel geht auf die klinischen Stadien und die vielfältigen Ursachen von sporadischen und habituellen Aborten ein und gibt eine kritische Bestandsaufnahme von speziellen diagnostischen und therapeutischen Interventionen bei Paaren mit habituellem Abortgeschehen.

Zum Einstieg

Klinische, laborchemische und sonografische Methoden erlauben die frühe und zuverlässige Diagnose und Beurteilung einer Frühschwangerschaft. Die serielle Bestimmung des humanen Choriongonadotropins (HCG) – unter Berücksichtigung von entsprechenden Verdopplungszeiten – gestattet eine Unterscheidung zwischen intakter und gestörter Implantation. Mit der transvaginalen Sonografie können Informationen über den Implantationsort, Vitalität und Wachstum des Embryos und das Vorliegen einer Mehrlingsschwangerschaft gewonnen werden. Zudem ermöglicht die sonografische Untersuchung eine Beurteilung der regelrechten Entwicklung der Schwangerschaft und eine weitgehend zuverlässige Bestimmung des Gestationsalters.
Unter dem Begriff „Abort“ wird im deutschsprachigen Raum ein (nichtartifizieller) Verlust der Schwangerschaft vor Eintritt der Lebensfähigkeit des Kindes verstanden. Von Bedeutung ist hierbei die Unterscheidung zwischen sporadischen und habituellen Aborten, wobei ein habituelles Abortgeschehen bei drei oder mehr aufeinanderfolgenden Fehlgeburten vorliegt. Die klinischen Stadien und die vielfältigen Ursachen von sporadischen und habituellen Aborten werden im Folgenden erläutert und eine kritische Bestandsaufnahme von diagnostischen und therapeutischen Interventionen bei Paaren mit habituellem Abortgeschehen vorgenommen.

Diagnose der Frühschwangerschaft

Allgemeine Bemerkungen

Das Ausbleiben der regelmäßigen Menstruation ist der häufigste Hinweis auf eine eingetretene Schwangerschaft, eine eingehende Zyklusanamnese kann diesen Verdacht stützen.
Zu den subjektiven Beschwerden der Frühschwangerschaft gehören aber auch Erscheinungen wie vermehrte Müdigkeit, die ungewohnte Ablehnung gewisser Genussmittel und Speisen, morgendliche Übelkeit mit Erbrechen, Brustspannen und seelische Unausgeglichenheit. Ebenfalls sehr früh zu Beginn der Schwangerschaft können Symptome wie verstärkter Fluor genitalis sowie Neigung zur Obstipation und Pollakisurie als Hinweise einer veränderten Darm- und Blasenfunktion auftreten. Diese „unsicheren“ Schwangerschaftszeichen (zu denen definitionsgemäß auch die ausgebliebene Regelblutung zählt) können in unterschiedlicher Ausprägung in Erscheinung treten.
Bei der gynäkologischen Untersuchung finden sich als weitere unsichere Hinweise auf eine Schwangerschaft eine gewisse Auflockerung und livide Verfärbung von Vulva, Introitus, Vagina und Zervix. Die Auflockerung des Uterus und insbesondere des unteren Uterinsegmentes, wodurch sich bei der Palpation die Finger der inneren und äußeren Hand nahezu berühren können (Hegar-Schwangerschaftszeichen), wurde in der Vergangenheit als wertvoller Hinweis auf eine möglicherweise bestehende Frühgravidität gewertet. Häufig lässt sich bereits im Frühstadium der Schwangerschaft das vergrößerte Ovar mit dem Corpus luteum graviditatis tasten. Eine palpatorisch nachweisbare Vergrößerung des Uterus findet sich hingegen frühestens ab der 7.–8. SSW, wobei hier die interindividuelle Variabilität bekanntermaßen groß ist.
Allerdings ergeben sich aus der klinischen Befunderhebung nur eingeschränkt Informationen über die Präsenz, Intaktheit und das regelrechte Wachstum einer intrauterinen Frühschwangerschaft, weshalb zur Beantwortung dieser Fragestellungen die Hinzuziehung von laborchemischen und sonografischen Methoden sinnvoll erscheint.
Als „sichere“ Schwangerschaftszeichen gelten der Nachweis einer Gravidität im Ultraschall oder die unzweifelhafte Wahrnehmung des Feten, seiner Bewegungen oder Herztöne durch die Bauchdecke.

Laborchemische Diagnostik in der Frühschwangerschaft

Laborchemische Diagnostik ist nicht in jeder Schwangerschaft obligat – bei sonografischem Nachweis einer intakten, zeitgerecht entwickelten Frühschwangerschaft sollte auch aus wirtschaftlichen Gründen davon abgesehen werden.
Hier nicht erwähnte schwangerschafts-spezifische Laborwerte, die zur Beurteilung von Risiken für chromosomale Auffälligkeiten oder spätere Schwangerschaftskomplikationen im Rahmen der Ersttrimesterdiagnostik eingesetzt werden, werden im entsprechenden Kap. „Ersttrimester-Diagnostik“ behandelt.

Humanes Choriongonadotropin (HCG)

Das Glykoprotein Humanes Choriongonadotropin (HCG) besteht aus zwei Untereinheiten (α- und β-Kette) und weist hinsichtlich der Molekülstruktur und des luteotropen Effektes große Ähnlichkeiten mit dem LH auf. Unterschiede im Aufbau der β-Ketten erlauben die Differenzierung zwischen (β-) HCG und LH in den gebräuchlichen Testsystemen. HCG wird in Trophoblastzellen gebildet und ersetzt bei eingetretener Schwangerschaft zunehmend das LH in seiner Funktion, die Steroidsynthese im Corpus luteum aufrecht zu erhalten. Ziel ist ein ausreichend hoher Progesteronspiegel im Serum für den Erhalt der Frühschwangerschaft.
HCG ist mit sensiblen Testsystemen frühestens 6–8 Tage nach der Ovulation im maternalen Serum nachweisbar, im Urin mit kommerziell erhältlichen Frühtests bereits etwa 9–10 Tage. In den ersten 10–12 Tagen einer intakten intrauterinen Einlingsgravidität beträgt die Verdopplungszeit des HCG im Serum etwa 1,3 Tage. Mit zunehmendem Gestationsalter und/oder bei höheren HCG-Werten verlängert sich die Verdopplungszeit – beispielweise wird sie bei Werten zwischen 1200 und 6000 IU/l mit drei Tagen angegeben. An dieser Stelle sei allerdings betont, dass niedrigere Ausgangswerte und/oder eine verlängerte Verdopplungszeit des HCG nicht als alleiniger Hinweis für eine gestörte Frühgravidität gewertet werden dürfen. Umgekehrt müssen kurze Verdopplungszeiten und/oder hohe Werte des HCG nicht unbedingt für das Vorliegen einer Trophoblasterkrankung sprechen.
Die höchsten HCG-Spiegel mit 50.000–180.000 IU/l finden sich in der 9.–10. SSW, danach kommt es bis zur 20. SSW zu einem kontinuierlichen Abfall auf Werte um 10.000–20.000 IU/l, die bis zur Geburt des Kindes in etwa konstant bleiben.

Progesteron

Nach erfolgreicher Implantation wird Progesteron zunächst im Corpus luteum weiter produziert, die Sekretion erfolgt pulsatil mit einer großen Schwankungsbreite zwischen 2 und 40 ng/ml binnen kürzester Zeit – weswegen auch einzelne niedrig gemessene Werte nicht zur Diagnose einer Lutealinsuffizienz führen sollten. Persistierende Werte unter 5 ng/ml sind jedoch mit einer vitalen Schwangerschaft nicht vereinbar. Ab der 8. SSW übernimmt die Plazenta zunehmend die Produktion des Progesterons („luteoplazentarer Shift“).

Nachweis der Frühschwangerschaft mittels Sonografie

In der transvaginalen Sonografie mit einer Hochfrequenzsonde (4–12 MHz) kann man die Fruchtsackanlage ab einer Größe von etwa 2 mm auffinden. Die Chorionhöhle mit hyperechogenem Saum liegt asymmetrisch im Endometrium (als Abgrenzung zu einer intracavitären Flüssigkeitsansammlung, dem „Pseudogestationssack“). Die Implantationsstelle sollte allseits von Myometrium umgeben sein, eine ungünstige Lokalisation in Tubenisthmus, Zervix oder in einer Sectionarbe kann früh diagnostiziert werden. Verschiedene Entwicklungsstadien sind in Abb. 1 zu sehen. Embryonale Herzaktionen lassen sich bereits am 40. Tag p.m. (5+5 SSW), Bewegungen am 50. Tag (7+1 SSW) darstellen.
Weiterhin gelingt zu diesem frühen Zeitpunkt der Ausschluss bzw. Nachweis einer Mehrlingsschwangerschaft unproblematisch, wobei die Feststellung von Chorionizität und Amniotizität nun wesentlich einfacher ist als in späteren Schwangerschaftswochen (Kap. „Mehrlingsschwangerschaften bzw. Ersttrimester-Diagnostik“).
Wichtig
Mit entsprechenden Wachstumskurven kann bei intakter Gravidität mit einer Genauigkeit von etwa 4 Tagen von der Scheitel-Steiß-Länge auf das Gestationsalter geschlossen und damit eine „Terminkorrektur“ bei unklarer Zyklusanamnese vorgenommen werden, empfohlen wird dies erst ab einer Abweichung von mehr als sieben Tagen (DEGUM best practice guideline: Rempen et al. 2016).
Praxistipp
In einem transvaginalen Ultraschall sollte bei intakter Schwangerschaft
  • die Chorionhöhle ab einer Serum-HCG-Konzentration von 1500 IU/l aufzufinden sein,
  • der Dottersack ab 20.000 IU/l und einem mittleren Choriondurchmesser von 10 mm,
  • embryonale Herzaktionen ab 50.000 IU/L, einem Choriondurchmesser von 20 mm und einer Scheitel-Steiß-Länge von 5 mm. (DEGUM best practice guideline: Rempen et al. 2016).
Bereits im ersten Schwangerschaftstrimenon können sich Hinweiszeichen für das Vorliegen kindlicher Erkrankungen zeigen (auffällige Körperkontur in Bezug auf Nacken und Bauchwand, abnorme Herzfrequenz, abnorme Organstrukturen, Auffälligkeiten der Nabelschnur und/oder Plazenta, auffällige Wachstumskurve u. a.). Insbesondere in diesem Zusammenhang wird auf die enstprechenden Kap. „Ersttrimester-Diagnostik, Fehlbildungsdiagnostik“ dieses Buches verwiesen.

Abort

Definition und Epidemiologie

Unter dem Begriff „Abort“ wird ein (nichtartifizieller) Verlust der Schwangerschaft vor Eintritt der Lebensfähigkeit des Kindes, definiert durch ein Geburtsgewicht von <500 g verstanden (Definition der WHO).
Die Rate an klinischen Aborten nach Ausbleiben der Regelblutung, bezogen auf die Gesamtzahl aller festgestellten Schwangerschaften, liegt im Mittel zwischen 10 und 15 %. Bis zu 4-mal mehr Embryonen dürften in der kurzen Zeitspanne zwischen Implantation und Periodenblutung unbemerkt abgehen und weitere rund 15 % noch vor der Implantation, wodurch die Rate an präklinischen (vor dem Ausbleiben der Regelblutung) und klinischen Aborten zusammen über 50 % betragen dürfte.
Aus klinischer Sicht ist eine Einteilung in Frühaborte bis zur 12.–14. SSW und in Spätaborte ab der 14. SSW sinnvoll. Hinsichtlich der Ätiologie scheinen jedoch, bis auf die endokrinen Ursachen und die Zervixinsuffizienz, die Übergänge zwischen Früh- und Spätaborten fließend zu sein. Aus diesem Grund werden die ätiologischen Faktoren, die zu Aborten im ersten und zweiten Trimenon führen können, im Folgenden gemeinsam abgehandelt.

Klinik des Abortgeschehens

Klinisch findet sich bei drohendem Abort (Abortus imminens) eine vaginale Blutung mit oder ohne uterine Kontraktionen, i. d. R. ohne Eröffnung des äußeren Muttermundes. Sonografisch findet sich ein vitaler Embryo/Fetus, eine erhaltene Cervix uteri und ein geschlossener innerer Muttermund. Der Nachweis eines möglicherweise vorliegenden perichorialen Hämatoms erlaubt die differenzialdiagnostische Abgrenzung von einer Portioektopieblutung oder anderen Blutungsursachen. Laborchemisch finden sich bis zur 10. SSW regelrechte Verdopplungszeiten des HCG.
Studienbox
Obwohl allgemein empfohlen, konnte der eindeutige Nutzen körperlicher Schonung bzw. Bettruhe (Aleman et al. 2010) oder die Verabreichung muskelrelaxierender Substanzen (Lede und Duley 2005) im Hinblick auf den Schwangerschaftsausgang beim drohenden Abort im ersten Trimenon bislang nicht bewiesen werden. Für die Verabreichung von HCG ist die Datenlage zweifelhaft (Morley et al. 2013). Eine Cochrane-Analyse bzgl. der Verabreichung von Gestagenen (Wahabi et al. 2018) zeichnet ein eher verwirrendes Bild. Zu bedenken bei der Interpretation der Ergebnisse ist die hohe Rate an genetischen Auffälligkeiten bei Aborten, an deren Schwangerschaftsausgang keine der angegebenen therapeutischen Maßnahmen etwas zu ändern vermag. Aufschluss über den derzeitigen Wissensstand zur Effektivität von Progesteron gibt eine Diskussion der Studienergebnisse in Coomarasamy et al. 2020 und zu sehen im Webinar der FMF.
Praxistipp
Vaginales mikronisiertes Progesteron (2 x 200 mg täglich) verbessert die Lebendgeburtenrate bei Frauen mit Blutungen im ersten Trimenon und mit vorangegangenem Abort (Coomarasamy et al. 2020).
Sind beim drohenden Abort im ersten Trimenon Herzaktionen vorhanden, ist in etwa 90 % der Fälle mit einem günstigen Schwangerschaftsverlauf zu rechnen. Dies ist zur Beruhigung der betroffenen Patientin von hoher praktischer Bedeutung.
Beim beginnenden Abort (Abortus incipiens) kommt es unter wehenartigen uterinen Kontraktionen zu einer Erweichung und Verkürzung der Cervix uteri mit Dilatation des Zervikalkanals. In dieser Situation ermöglicht die Sonografie eine Bestätigung der klinischen Befunde: des Öfteren finden sich eine deformierte Chorionhöhle mit einem nichtvitalen Embryo/Fetus sowie ein ausgeprägtes perichoriales Hämatom.
Ist es bereits zu einer teilweisen bzw. vollständigen Spontanausstoßung des Embryos/Fetus und der Plazenta gekommen, liegt ein inkompletter bzw. kompletter Abort (Abortus incompletus bzw. completus) vor. Im Rahmen der klinischen Untersuchung tastet sich der Uterus häufig kleiner als dem Gestationsalter entsprechend und es findet sich ein klaffender Zervikalkanal, wobei sich dieser bei einem kompletten Abort allerdings auch wieder formiert haben kann. Mit der Sonografie kann eine intrauterine Chorionhöhle mit einem vitalen Embryo nicht mehr nachgewiesen werden. Schwierigkeiten bereitet häufig die sonografische Differenzierung zwischen „in utero“ verbliebenen Plazentaresten und Blutkoageln, die jeweils als unregelmäßige echodichte Strukturen imponieren können. Da sowohl klinisch als auch sonografisch eine Unterscheidung zwischen einem kompletten und inkompletten Abort nicht sicher möglich ist, kann – insbesondere bei persistierenden Blutungen – eine Saugkürettage angeboten werden (s. u.).
Bei einem verhaltenen Abort („missed abortion“) kommt es, trotz abgestorbener oder sich nicht mehr entwickelnder Schwangerschaft, zu keinen spontanen Abortbestrebungen. Klinisch ist der Uterus kleiner als der Zeitspanne der Amenorrhö entsprechend, die Zervix erscheint derb und der Zervikalkanal ist geschlossen. Im Rahmen der HCG-Bestimmungen ist nicht ein möglicherweise erniedrigter Ausgangswert von Bedeutung, sondern die ausbleibende bzw. verzögerte Verdopplung der Werte innerhalb eines Zeitraums. Im Ultraschall findet sich kein oder ein nichtvitaler Embryo/Fetus, der im Rahmen einer Stoßpalpation des Uterus den Bewegungen des Fruchtwassers passiv nachfolgt.
Praxistipp
Es handelt sich nicht um eine intakte Schwangerschaft,
  • wenn bei einem mittleren Choriondurchmesser von mehr als 25 mm keine embryonalen Anteile dargestellt werden können („Windei“),
  • wenn ab einer SSL von 7 mm sonografisch keine Herzaktionen erkennbar sind,
  • wenn bei einer Kontrolluntersuchung nach 7 Tagen der Choriondurchmesser von zunächst kleiner 25 mm nicht gewachsen ist oder ein Embryo von zunächst kleiner 7 mm immer noch keine Herzaktion zeigt,
  • wenn kein Embryo mit Herzaktion zu erkennen ist 11 Tage nach Darstellung der Fruchthöhle mit Dottersack oder 14 Tage nach Darstellung der Fruchthöhle ohne Dottersack (DEGUM best practice guideline: Rempen et al. 2016).
Beim länger bestehenden verhaltenen Abort ist in Einzelfällen über schwere Gerinnungsstörungen mit der Ausbildung einer disseminierten intravasalen Koagulopathie berichtet worden. Es handelt sich aber hierbei um eine sehr seltene Komplikation, die im klinischen Alltag kaum je Probleme bereitet.
Studienbox
In der Abwägung des Vorgehens bei inkomplettem oder verhaltenem Abort zeigt die Datenlage, dass die Erfolgsrate für eine komplette Entleerung des Uterus bei operativen Eingriffen (führend Saugkürettage nach Zervixpriming, danach Dilatation und Kürettage) mehr als doppelt so hoch ist im Vergleich zum expektativen Vorgehen; auch pharmakologische Interventionen zeigen immer noch höhere Erfolgsraten (Mifepristone plus Misoprostol besser als Misoprostol allein) (Ghosh et al. 2021). Es wurden nur wenig schwere Komplikationen beobachtet, hier am häufigsten Bluttransfusionen; auch hier waren die expektativ behandelten Frauen stärker gefährdet.
Eine dreiarmige Studie, die expektatives mit medikamentösem (vaginales Misoprostol) und chirurgischem Vorgehen bei 1200 Frauen mit „missed abortion“ oder Abortus incompletus vor 13 kompletten SSW verglich (Trinder et al. 2006), zeigte zwischen den Kollektiven keine Unterschiede in den (insgesamt niedrigen) Infektionsraten. Die Raten an Nachkürettagen (indiziert wegen starker Blutungen oder sonografischen Verdachts auf Retention nach 14 Tagen) waren 44 % vs. 13 % vs. 5 %. Für einen Abortus incompletus zeigte das expektative Management eine Erfolgsrate von 75 %, allerdings bei einer Rate ungeplanter stationärer Aufnahmen von 29 %.
Von expektativem oder medikamentösem Vorgehen muss bei folgenden Kontraindikationen Abstand genommen werden: ein septischer Abort, starke vaginale Blutung, Kreislaufinstabilität, Gerinnungsstörungen, ein liegendes Intrauterinpessar oder der Verdacht auf eine Trophoblasterkrankung machen eine operative Intervention notwendig, ebenso sollte der Wunsch der Patientin berücksichtigt werden. International werden für eine medikamentöse Intervention 800 μg Misoprostol vaginal (effektiver als oral) – falls verfügbar nach vorangegangener Gabe von 200 mg Mifepriston – empfohlen, mit eventuell einer einmaligen Wiederholung nach 3 Stunden bis 7 Tagen bei fehlendem Erfolg. Regelmäßige sonografische Kontrollen sollen den Abgang des Fruchtsacks und eine Endometriumdicke von <3 mm dokumentieren, bei expektativem Vorgehen mindestens alle zwei Wochen (Zusammenfassung in Musik et al. 2021).
Bei geschlossenem Muttermund sollten präoperativ Prostaglandine zur Erweichung der Zervix verwendet werden, mit dem Zweck der Verhinderung operativer Komplikationen und späterer Zervixinsuffizienzen. In der Leitlinie zur Geburtseinleitung (AWMF LL 015-088 Geburtseinleitung S2k, gültig bis 30.11.2025) finden sich hierzu (allerdings für intakte Schwangerschaften) der Hinweis auf die mögliche Verwendung von osmotischen Dilatatoren, Mifepriston (200 mg oral) oder Misoprostol (400 μg vaginal) (off lable use!), Gemeprost 1 mg vaginal ist auch zu diesem Zweck zugelassen.
Bei der operativen Intervention sollte eine Saugkürettage aufgrund der geringeren Komplikationsraten bevorzugt werden, am häufigsten ist mit 1–3 % der verbleibende Plazentarest (Musik et al. 2021). Sofern eine verstärkte Blutung unter/nach operativer Uterusentleerung auftritt, muss eine medikamentöse Uterustonisierung wie bei einer atonen Nachblutung nach Entbindung erfolgen (AWMF LL 015-063 Peripartale Blutung: Diagnostik und Therapie, S2k, gültig bis 31.03.2020).
Entspricht die Größe der Fruchtanlage dem zweiten Trimenon, ist zunächst eine medikamentös unterstützte Spontanausstoßung anzustreben, wobei eine anschließende Kürettage zur Entfernung von noch verbliebenen Plazentaresten i. d. R. notwendig ist. Verschiedene Prostaglandine (Gemeprost, Sulproston, Dinoproston, Minprostin und Misoprostol) sowie Oxytozin finden je nach Muttermundsreife bzw. aktuellem Zulassungsstatus ihren Einsatz (AWMF LL 015-088 Geburtseinleitung S2k, gültig bis 30.11.2025).
Praxistipp
Bezüglich einer perioperativen Antibiotikaprophylaxe wurden verschiedene Substanzen, Dosierungen und Verabreichungsformen getestet: Das optimale Regime konnte bisher aufgrund der vielen verschiedenen Therapieansätze auf Evidenzniveau nicht ermittelt werden, aber Tetrazykline, Ceftriaxon und Metronidazol können postinterventionelle Infektionsraten bei überschaubaren Nebenwirkungen reduzieren (Übersicht in Morrill et al. 2013, eine neue AWMF-Leitlinie zu diesem Thema soll 2023 fertiggestellt werden).
Für das Vorliegen eines infizierten Aborts spricht eine Temperaturerhöhung über 38 °C, eine Leukozytose von ≥12.000 sowie eine signifikante Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit und des C-reaktiven Proteins (CRP). Meist liegt das klinische Stadium eines Abortus incipiens oder incompletus vor, wobei in dieser Situation auch an einen vorausgegangenen versuchten Schwangerschaftsabbruch gedacht werden muss. Im Initialstadium betrifft die Infektion das Cavum uteri, sie kann sich jedoch im weiteren Verlauf auf die Parametrien mit Adnexen, auf das Peritoneum und hämatogen im Sinne eines septischen Aborts ausbreiten.
Ein häufig unterbewertetes Frühsymptom eines beginnenden septischen Geschehens ist die persistierende Hypotension mit Tachykardie, die evtl. zunächst als vegetative Dystonie oder als Folge eines Volumenmangels fehlgedeutet wird. Im weiteren Verlauf kann sich ein septischer Schock mit den Kardinalsymptomen Kreislauf- und Nierenversagen sowie manifester DIC entwickeln mit einer Mortalität von etwa 20 % (Finkielman et al. 2004).
Praxistipp
Die spezifische Therapie eines infizierten bzw. septischen Abortes sollte daher möglichst früh begonnen werden und besteht nach Gewinnung von bakteriellen Kulturen in
  • einer hochdosierten intravenösen Antibiotikagabe (z. B. Amoxicillin/Clavulansäure + Doxycyclin oder Clindamycin + Gentamycin oder Fluorchinolon + Metronidazol oder Ertapenem) (AWMF LL 082-006 Kalkulierte parenterale Initaltherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen S2k),
  • einer adäquaten Volumensubstitution sowie
  • in der Kontrolle und evtl. Korrektur der Gerinnungsparameter, um eine sich anbahnende DIC möglichst frühzeitig erkennen und abwenden zu können.
Bei einer Uterusgröße >14 SSW kann gleichzeitig eine medikamentös unterstützte Ausstoßung angestrebt werden. Vor der 14. SSW kann sofort nach Beginn einer adäquat dosierten intravenösen Antibiotikatherapie die operative Entleerung bzw. Nachtastung des Uterus geplant werden, da dann die Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Septikämie im Zusammenhang mit der operativen Intervention gering ist.
Aufgrund der heutzutage verfügbaren Antibiotika hat sich dieses Vorgehen gegenüber dem zu langen Zuwarten und der Gefahr der Entwicklung eines Endotoxinschocks deutlich bewährt.

Abortursachen

Genetische Ursachen

Genetische Veränderungen sind schon seit langem Gegenstand von Studien, die sich mit den Ursachen von Aborten beschäftigen. Wie oben beschrieben ist der Anteil der Schwangerschaften, die in einer Lebendgeburt resultieren, weniger als 50 %. Davon enden die meisten schon vor ausbleibender Regelblutung, zu mindestens 90 % mit genetischen Veränderungen. Solche Anomalien können neu entstanden sein oder von den Eltern vererbt werden und im Embryo als unbalancierte Translokationen oder im Zusammentreffen mit entsprechenden Genen des Partners zum Abort führen.
Auf die verschiedenen Untersuchungstechniken, die zur genetischen Analyse von Abortmaterial oder der elterlichen Genetik herangezogen werden, geht das Kap. „Anwendung genetischer Untersuchungen in der Pränataldiagnostik“ ein.
Genetik des Abortmaterials
Numerische Chromosomenanomalien werden in über 50 % aller sporadischen Aborte nachgewiesen, bei 90 % der frühen Aborte, bei 50 % der Aborte in 8–11 SSW, 30 % in 16–19 SSW und noch 6–12 % jenseits der 20 SSW (Übersicht in Warren und Silver 2008). Die häufigsten dieser Aneuploidien sind mit 60 % autosomale Trisomien (am häufigsten Trisomie 16; 20–30 % der Trisomien) sowie mit 20 % die Monosomie X und bis zu 20 % Polyploidien gefolgt von strukturellen Anomalien (Warren und Silver 2008). Auch auf das Chorion bzw. die Plazenta begrenzte Mosaike finden sich vermehrt bei sporadischen Aborten (Kalousek et al. 1992).
Neue molekulargenetischen Untersuchungen des Abortmaterials mittels Chromosomen-Mikroarray-Technologie finden noch mehr pathologische Befunde, die im Karyogramm nicht zur Darstellung kommen, führen aber auch, da sie nicht auf Zellwachstum in der Kultur angewiesen sind, häufiger zu erfolgreichen Analysen (85–90 vs 75 %). Eine Auswertung von 63.277 Fällen wurde vor kurzem publiziert (Tab. 1), hier konnte für knapp 60 % eine genetische Abortursache gefunden werden (Maisenbacher et al. 2020).
Tab. 1
Die Single-nucleotide-polymorphism(SNP)-Array-Analyse vom Zellmaterial von 63.277 Fällen war in 44,9 % (n = 24.483) unauffällig, eine Aufstellung der abnormen Ergebnisse (n = 29.984) zeigt die Tabelle: unter den Monosomien waren solche am Chromosom 21 und X am häufigsten, unter den Trisomien die am Chromosom 15, 16, 12, 22 und X (zusammen für 2/3 der singulären Aneuploidien verantwortlich). (Aus Maisenbacher et al. 2020)
Art der Abnormität (n = 29.984)
Anteil an allen gefundenen Anomalien (%)
Singuläre Aneuploidie
75,0
Multiple Aneuploidien
5,7
Triploidie
13,3
Deletionen/Duplikationen
4,6
Komplette paternale UPD
0,6
Andere
0,8
Genetische Ursachen bei den Eltern
Mit steigendem mütterlichem Alter häufen sich Fehler in der Meiose, die zur Reduktion auf einen haploiden Chromosomensatz führen soll, was zunehmende Aneuploidien erklärt. Aber auch erhöhtes paternales Alter wurde mit dem Risiko für Frühaborte assoziiert. Neben Punktmutationen scheinen DNA-Strangbrüche, Imprinting-Fehler und Chromosomenanomalien in den Spermien verantwortlich zu sein (du Fossé et al. 2020).
Auch vorbestehende chromosomale Anomalien eines Elternteiles, molekulare Defekte und multifaktorielle Syndrome zählen zu den Ursachen von (habituellen) Aborten. Durch Karyotypisierung beider Elternteile lässt sich bei 3–5 % der Paare mit drei oder mehr vorangegangenen Aborten eine Chromosomenanomalie eines Partners nachweisen, was gegenüber einer Kontrollgruppe um das 6- bis 9-fache erhöht ist. Meist handelt es sich hierbei um balancierte Robertson- oder reziproke Translokationen, die zusammen 74 % ausmachen, oder in 12 % um Mosaike einer Trisomie oder Monosomie des X-Chromosoms der Mutter. Eine unbalancierte Vererbung der autosomalen Translokationen ist dann nicht mit einem lebensfähigen Kind vereinbar und führt zum Abort (Übersicht bei Warren und Silver 2008). Das rechnerische Abortrisiko wird in der Praxis aber auch bei diesen Paaren zusätzlich erhöht durch die altersbedingt zunehmenden numerischen Chromosomenanomalien, die zu Früh- und Spätaborten führen können.
Zunehmend werden durch neue molekulargenetische Untersuchungstechniken (Chromosomen-Mikroarray oder mittlerweile auch „whole genome sequencing“) submikroskopische Veränderungen an den Chromosomen identifiziert, womit bei weiteren 5–10 % der Paare genetische Ursachen gefunden werden (siehe auch Webinar der FMF von R Choy).
Auch Mutationen bzw. Varianten in Genen, die an der Meiose (Aneuploidien verursachend), Endometriumtransformation, Implantation und Immuntoleranz beteiligt sind, können für rekurrierende Aborte verantwortlich sein. Eine Übersicht über derzeit bekannte Assoziationen bietet der Artikel von Arias Sosa et al. (2018).
Die Kosten für diese neuen Techniken sind noch hoch, ob sie sich in den nächsten Leitlinien der verschiedenen Fachgesellschaften zur Abklärung wiederfinden, ist daher fraglich, zumal sie in der Regel keinen therapeutischen Ansatz bieten. Bisher bleibt als Routine das Karyogramm. Allerdings erklärt die Vielfalt dieser genetischen Variationen die Schwierigkeit, ein einheitliches Handlungsschema für Paare mit habituellen Aborten zu empfehlen.

Genussgifte und Schadstoffe

Nikotinkonsum ist dosisabhängig mit einem erhöhten Abortrisiko verknüpft – auch Passivrauchen (George et al. 2006) bzw. paternaler Nikotinkonsum (Wang et al. 2018)! Ähnliches gilt für Koffein – auch hier gibt es letzten Modellen zufolge keine „sichere“ Menge, die folgenlos verzehrt werden kann (James 2021). Alkoholkonsum lässt bis zur 9. SSW das Risiko für einen Abort stetig steigen, danach nimmt es wieder ab (Sundermann et al. 2021). Signifikant vermehrt Fehlgeburten finden sich auch bei Frauen mit Opiat- oder Kokainabusus während der Schwangerschaft.
Bei beruflicher Exposition gegenüber Zytostatika und Narkosegasen ist bei medizinischem Personal eine erhöhte Rate an Aborten registriert worden. Arbeiterinnen in bestimmten Bereichen der Metallindustrie, in chemischen oder pharmazeutischen Betrieben, in der chemischen Kleiderreinigung und Frauen, die Umgang mit organischen Lösungsmitteln oder Farben haben, haben offenbar ebenfalls ein erhöhtes Abortrisiko, wobei die Unterschiede zu den Abortraten von nichtexponierten Frauen nur für bestimmte Stoffe oder Kombinationen signifikant zu sein scheinen.
Angesichts der Vielzahl der infrage kommenden Substanzen und der variablen Dauer und Intensität der Exposition können die teils widersprüchlichen Befunde über die Rolle von Schadstoffen am Arbeitsplatz und in der häuslichen Umgebung bei der Auslösung von Aborten nicht überraschen, zumal die Erkenntnisse über das fertilitätshemmende Potenzial einzelner Stoffe und deren additiven Effekte bislang noch bruchstückhaft sind. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Kap. „Embryologie und Teratologie“ und „Lebensführung und Ernährung in der Schwangerschaft“ verwiesen.

Uterine Anomalien

Bei 15–42 % der Frauen mit wiederholten Spontanaborten finden sich uterine Anomalien, angeborene Uterusfehlbildungen werden in verschiedenen Studien auf 7–28 %, erworbene auf 6–15 % beziffert (Carbonnel et al. 2021).
Angeborene uterine Anomalien
Über die allgemeine Inzidenz von angeborenen Uterusanomalien gibt es keine verlässlichen Angaben. Das Abortrisiko hängt tatsächlich in erster Linie vom Typ der vorliegenden Anomalie und ihrer Ausprägung ab: nur ein Uterus septus oder bicornis erhöht das Risiko für Frühaborte signifikant (RR 2,65 bzw. 2,32) wie eine Metaanalyse gezeigt hat (Venetis et al. 2014).
Allgemein sei auf das ebenfalls erhöhte Risiko des Auftretens geburtshilflicher Komplikationen bei allen Hemmungsmissbildungen der Müller-Gänge hingewiesen, hierbei kommen Frühgeburtlichkeit, fetale Wachstumsrestriktion, Anomalien der Lage und Poleinstellungen und Uterusrupturen nach operativer Korrektur in Betracht.
Bezüglich der bisher auf der Grundlage empirischer oder retrospektiver Daten empfohlenen hysteroskopischen Septumresektion können erste prospektiv randomisierte Studien keine Verbesserung der Lebendgeburtenrate durch den Eingriff zeigen (Rikken et al. 2021); eine Handlungsempfehlung kann daher bisher aus der Diagnose nicht abgeleitet werden.
Intrauterine Synechien
Intrauterine Synechien nach Endometritis und intrauterinen Eingriffen, sowie neuerdings nach transkavitären Kompressionsnähten im Rahmen einer Atoniebehandlung nach einer vorausgegangenen Entbindung (Poujade et al. 2011), kommen ebenfalls als Risikofaktor für Früh- und Spätaborte sowie für Plazentationsstörungen in Betracht. Die Häufigkeit intrauteriner Synechien und deren Ausmaß steigt mit der Zahl der vorangegangenen Aborte und intrauterinen Eingriffe: So beträgt die Inzidenz solcher Adhäsionen etwa 20 % generell bei Aborten in der Anamnese, nach zwei bzw. nach drei oder mehr Aborten ist das Risiko gegenüber einem durchgemachten Abort schon 1,4- bzw 2,1-fach erhöht (Hooker et al. 2014). Interventionsstudien zu hysteroskopischer Resektion mit ausreichender Evidenz fehlen bisher, die Rezidivrate ist gerade bei ausgeprägten Adhäsionen hoch.
Myome
Selbst große Myome bleiben während der Schwangerschaft häufig asymptomatisch. Jedoch wird das Vorhandensein von Myomen mit einem erhöhten Risiko für Früh- und Spätaborte und andere Schwangerschaftskomplikationen (Frühgeburten, Lageanomalien, vorzeitige Plazentalösung) in Verbindung gebracht. Insbesondere können multiple, v. a. submukös gelegene Myome als Ursache für habituelle Aborte in Betracht kommen. In einer kleineren randomisierten Studie waren nach hysteroskopischer Resektion submuköser Myome die Schwangerschaftsraten höher als bei expektativem Vorgehen, aber aufgrund geringer Fallzahlen der Einfluss auf Frühaborte nicht auszuwerten (Casini et al. 2006).

Infektionen

Eine Reihe bakterieller, parasitärer und viraler Infektionen wird mit sporadischen Aborten kausal in Zusammenhang gebracht. Allerdings sind die meisten dieser Infektionen entweder von kurzer Dauer, hinterlassen eine lebenslange Immunität oder ziehen üblicherweise eine antibiotische Behandlung nach sich, die den Erreger eliminiert, sodass sie zwar als Ursache eines einzelnen Abortgeschehens, jedoch nur in seltenen Fällen von habituellen Aborten in Frage kommen.
Bekannt sind die Zusammenhänge von Brucellose, Syphilis, Listeriose, Toxoplasmose und Malaria sowie verschiedener viraler Infektionen (CMV, HIV, Dengue-Fieber, Influenza) mit dem Schwangerschaftsausgang. Chlamydien scheinen keinen Zusammenhang mit Frühaborten zu haben (Giakoumelou et al. 2016). Die Borreliose wird weiterhin als Ursache von Fehlgeburten und Malformationen diskutiert (hierzu s. auch Kap. „Infektionen in der Schwangerschaft und bei der Geburt“).
Die bakterielle Vaginose (BV) ist ein anerkannter Risikofaktor für Spätaborte, Frühgeburten und vorzeitigen Blasensprung. Eine Assoziation mit Aborten während des ersten Trimenons wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich bewertet (van Oostrum et al. 2013; Giakoumelou et al. 2016). Bei der Beurteilung der Kausalität der BV für das Abortgeschehen ist die häufige Koinzidenz mit weiteren – potenziell Aborte verursachenden – genitalen Infektionen (Mycoplasma hominis, Ureaplasma urealyticum) zu berücksichtigen. Neuere Studien beschäftigen sich nun mit dem Einfluss des vaginalen Mikrobioms mit Schwangerschaftskomplikationen (Grewal et al. 2021).
In Endometriumbiopsien findet sich bei 7–67 % der Frauen mit wiederholten Aborten eine chronische Endometritis, charakterisiert durch CD138-positive Plasmazellen, die bei einer Kontrollgruppe nie nachweisbar waren (Bayer-Garner und Korourian 2001). Als Ursache werden Erreger wie Chlamydien, Mykoplasmen/Ureaplasmen, Gonokokken, E. coli, Streptokokken und Staphylokokken und Hefen genannt. Verabreichung von Doxycyclin, Fluorchinolonen und Metronidazol sowie Ceftriaxon i. m. einzeln oder in verschiedenen Regimen kombiniert führten zu bis zu 19 % verbesserten Lebendgeburtenraten bei posttherapeutisch nachgewiesener Ausheilung der Entzündung (Cicinelli et al. 2014; McQueen et al. 2014).

Endokrine Ursachen

Adipositas und Diabetes mellitus
Adipositas hat sich generell als ein Risikofaktor für Aborte erwiesen (Boots und Stephenson 2011), nicht nur im Bereich der assistierten Reproduktion oder bei Vorliegen eines PCOS. Allerdings fehlen bislang Daten, die belegen, dass sich durch eine Normalisierung des Körpergewichtes – neben der Regulierung des Zyklus – auch das Abortrisiko senken lässt.
Eine prädiabetische Stoffwechsellage, erkennbar an einem erhöhten HOMA-Index (Verhältnis von Nüchternblutzucker und Insulin) oder einem pathologischen oralen Glukosetoleranztest, wird häufig im Rahmen der Ovulationsauslösung beim PCOS mit Metformin behandelt – laut aktueller Cochrane-Analyse noch ohne Einfluss auf die Abortrate (Sharpe et al. 2019), auch wenn eine neuere Studie nun einen Nutzen belegt (Pan et al. 2021). Im weiteren Schwangerschaftsverlauf wird dann häufig eine Insulintherapie für den manifesten Gestationsdiabetes nötig (Zolghadri et al. 2008).
Diabetische Schwangere, deren Glukosespiegel gut eingestellt sind, unterliegen keinem deutlich höheren Abortrisiko als Schwangere ohne Diabetes mellitus. Hingegen ist die Wahrscheinlichkeit eines Abortes und für Fehlbildungen des Kindes bei schwangeren Diabetikerinnen mit schlechter Stoffwechselkontrolle während des ersten Trimenons, d. h. hohen Spiegeln an Glukose und glykosyliertem Hämoglobin, eindeutig erhöht (AWMF 057-023 Diabetes und Schwangerschaft, S3, 2014, gültig bis 31.12.2019).
Hypo- und Hyperthyreose
Eine manifeste Hypo- oder Hyperthyreose werden vielfach als mögliche Ursachen für sporadische oder habituelle Aborte genannt. Es ist jedoch ist unklar, ob ein Zusammenhang mit Aborten auch für latente Veränderungen der Schilddrüsenfunktion besteht, die Evidenz ist widersprüchlich. Wenn auch bei lediglich bis zu 2 % der Frauen mit habituellen Aborten eine manifeste Störung der Schilddrüsenfunktion zu erwarten ist, so erscheint doch im Hinblick auf die leichte Korrigierbarkeit dieser Störungen und auch wegen einer möglichen Verschlechterung in der Schwangerschaft eine Abklärung der Schilddrüsenfunktion bei diesen Patientinnen gerechtfertigt.
Aborte scheinen mit dem Vorliegen von TPO-Antikörpern assoziiert zu sein (Bliddal et al. 2019), wobei der kausale Zusammenhang nicht klar ist. Diskutiert wird auch hier eine subklinische Funktionsstörung. Der Nutzen einer Thyroxingabe ohne Vorliegen einer manifesten Dysfunktion konnte in einer Metaanalyse nicht belegt werden (Wang et al. 2020).
Die deutschsprachigen Leitlinien (AWMF 015-050 Diagnostik und Therapie bei Frauen mit wiederholten Spontanaborten, S2k, 2016, gültig bis 31.01.2021) empfehlen bei TSH-Veränderungen (und hier wird bereits ein oberer Grenzwert von 2,5 mU/l für ein besseres geburtshilfliches Ergebnis diskutiert) die Bestimmung von fT3, fT4 und den entsprechenden Antikörpern (TPO, Anti-TG, TRAK) und gegebenenfalls eine Therapie.
Lutealdefekt
Eine häufig erwähnte, jedoch äußerst kontrovers diskutierte Ursache von sporadischen und insbesondere von habituellen Frühaborten ist die Lutealinsuffizienz. Dabei handelt es sich um eine inadäquate Funktion des Corpus luteum. Die Diagnose stützte sich entweder auf eine Verkürzung (<10 Tage) der hyperthermen Phase in der Basaltemperaturkurve (BTK) oder eine histologisch zu diagnostizierende (Endometriumsbiopsie) Verzögerung (>2 Tage) der Sekretionsphase des Endometriums oder auf erniedrigte Serumkonzentrationen von Progesteron in der mittleren Lutealphase. Da aber für keines dieser Kriterien eine Assoziation mit einem Behandlungserfolg in der Abortprävention gezeigt werden konnte, steht diese Diagnostik nicht im Vordergrund. Bekannt ist, dass Frauen mit PCOS und Hyperprolaktinämie häufiger unter Lutealinsuffizienz leiden.
Studienbox
Widersprüchliche Ergebnisse verschiedener Metaanalysen hatten in den letzten Jahren zu wechselnden Empfehlungen geführt. In der letzten Cochrane-Metaanalyse kam es bei Frauen mit ungeklärten habituellen Aborten in der Vorgeschichte bei präventiver Gabe von Progesteron, egal in welcher Verabreichungsform, etwas seltener zum erneuten Abort als in der Plazebogruppe (Haas et al. 2019), was sich bei einer Metaanalyse von Coomarasamy et al. (2020) zumindest in der Subgruppe mit mehreren vorangegangenen Aborten für die vaginale Gabe von 2 x 200 mg Progesteron bestätigt (Webinar der FMF). Auf die Effekte bei drohendem Abort ist oben schon hingewiesen worden.

Immunologie

Die Situation, dass ein nur teilweise genetisch identischer Fetus nicht abgestoßen werden darf, stellt für das mütterliche Immunsystem eine Herausforderung dar, genauer wurde dies im vorherigen Kap. 1 adressiert. In einer insuffizienten Modulation der Immunantwort suchen manche Studien die Ursachen anderweitig ungeklärter Aborte. Hierbei wurden in den Bereichen der Bestimmung des TH1/TH2- Quotienten, des T4/T8-Index, Analysen der pNK- und/oder uNK-Zellen, NK-Toxizitätstests, Lymphozytenfunktionstests, HLA-Bestimmungen sowie molekulargenetische Untersuchungen auf „nichtklassische“ HLA-Gruppen (Ib) oder Rezeptorfamilien wie KIR durchgeführt. Trotzdem haben bislang keine kontrolliert-randomisierten Studien ausreichend reproduzierbare Ergebnisse für einen erfolgversprechenden Therapieansatz erbracht, obwohl verschiedenste Regime (Immunglobuline, paternale Lymphozytenpräparationen, Lipid-Infusionen, TNF-α-Blocker, Cortison u. v. m.) verabreicht wurden (Übersicht über aktuelle Evidenz und Empfehlungen in Vomstein et al. 2021).
Allerdings spielen auch maternale Autoimmunerkrankungen für die Schwangerschaft eine Rolle (Schilddrüsenerkrankungen wurden bereits oben angesprochen):
Bei Schwangerschaften von Frauen mit Antikörpern gegen Phospholipide treten signifikant häufiger Komplikationen wie intrauterine Fruchttode und Wachstumsrestriktionen, aber auch frühe und späte Aborte auf, weswegen diese Komplikationen auch in die Definition des Antiphospholipid-Antikörpersyndroms (APS) eingeflossen sind. Auf die derzeit gültigen „Sydney“-Diagnosekriterien von 2006 (Miyakis et al. 2006) und klinischen Besonderheiten bei der Betreuung von Patientinnen mit APS bzw Lupus erythematodes wird im Kap. „Autoimmunerkrankungen und Kollagenosen“ eingegangen.
Antiphospholipid-Antikörper beeinträchtigen in Kultur direkt die Trophoblastproliferation und -differenzierung, was zu Aborten und späterer Plazentainsuffizienz führen kann. Eine Metaanalyse (Wong et al. 2014) konnte diesen Zusammenhang mit habituellen Aborten jedoch nicht nachweisen – allerdings bei wechselnden Definitionen der Einschluss- und Diagnosekriterien – und befand die Datenlage als inkonsistent und irreführend. Bei strenger Anwendung der Sydney-Diagnosekriterien bleibt ein geringer Zusammenhang, allerdings trifft dies nur auf etwa 1 % der abgeklärten Patientinnen zu (Webinar der FMF).
Praxistipp
Die therapeutischen Strategien beim nachgewiesenen APS (jenseits der krankheitsspezifischen Maßnahmen bei Assoziation mit z. B. einem SLE) bestehen sowohl zur Verhinderung von Aborten wie auch von geburtshilflichen Komplikationen in einer Gabe von niedrig dosierter Azetylsalizylsäure (ASS) kombiniert mit Heparin (unfraktioniert oder niedermolekular in prophylaktischer Dosierung), was einer alleinigen ASS-Gabe überlegen war (Hamulyák et al. 2020). Aufgrund der längeren Halbwertszeit (nur einmal täglich zu verabreichen) und den geringeren Raten an Blutungen und Heparin-induzierter Thrombopenie ist niedermolekulares Heparin zu bevorzugen.
Obwohl die Evidenz limitiert ist, empfiehlt die AMWF-Leitlinie von 2018 (AWMF 015-050 Diagnostik und Therapie bei Frauen mit wiederholten Spontanaborten, S2k, 2016, gültig bis 31.01.2021) dies auch für Frauen, die die strengen Sydney-Kriterien eines APS nicht erreichen, da sie ebenfalls von dieser Therapie zu profitieren scheinen (Arachchillage et al. 2015; Mekinian et al. 2012).

Thrombophile Prädisposition

Anfang des Jahrtausends ist mit wachsendem Forschungsinteresse auf dem Gebiet der „Thrombophilie“ ein möglicher Zusammenhang von habituellen Aborten mit dem Vorliegen entsprechender prokoagulatorischer Veränderungen bei der Schwangeren vermutet worden. Nach großer Euphorie durch Ergebnisse kleinerer Assoziations- und Interventionsstudien konnten allerdings spätere Metaanalysen allenfalls eine geringe Assoziation des Abortrisikos einer Faktor-V-Leiden-Mutation oder G20210A-Prothrombinmutation aufzeigen (Rodger et al. 2010; Bradley et al. 2012, Webinar der FMF), weshalb auch die Empfehlung einer Abklärung immer mehr hinterfragt wurde.
Eine Heparinprophylaxe allein oder kombiniert mit ASS bei Frauen mit habituellen Aborten ohne hereditäre Thrombophilie, in die sehr viel Hoffnung gesetzt wurde, hat sich jedoch in größeren randomisierten Studien nicht als effektiv erwiesen (Clark et al. 2010; Kaandorp et al. 2010; Schleussner et al. 2015), was schließlich in einer Metaanalyse bestätigt wurde (Rodger et al. 2016).
Angesichts dieser Entwicklungen wird die Thrombophiliediagnostik im Rahmen der Abklärung wiederholter Spontanaborte in den verschiedenen Leitlinien nicht mehr empfohlen, nur zur Prävention thromboembolischer Ereignisse bei z. B. positiver Familienanamnese (AWMF 015-050 Diagnostik und Therapie bei Frauen mit wiederholten Spontanaborten, S2k, 2016, gültig bis 31.01.2021).

Psychosoziale Faktoren

Das psychologische Trauma als Folge eines oder gar mehrerer Aborte wird weithin unterschätzt. Das Bewusstsein, eine Schwangerschaft verloren zu haben, wird hierbei durch die Möglichkeiten der frühen laborchemischen und sonografischen Diagnostik noch verstärkt. Nach dem Erlebnis mehrerer Verluste von Schwangerschaften ist die Befürchtung, dass weiterhin Aborte auftreten, nur allzu verständlich, weshalb sich bei Paaren mit habituellen Aborten eine hohe Inzidenz von Stress, reaktiven Depressionen und Angst findet. Auch wenn psychologische Faktoren nicht die Ursache wiederholter Aborte darstellen dürften, so ist die Vernachlässigung dieser Aspekte potenziell von Nachteil.
Mehrere Studien haben bei Patientinnen mit habituellen Aborten eine hohe Rate (75 %) an ausgetragenen Schwangerschaften ausschließlich durch „tender loving care“ im Zusammenhang mit kurzfristigen klinischen und sonografischen Kontrollen belegen können (Stray-Pedersen und Stray-Pedersen 1984; Rai et al. 1996), wobei auch im Rahmen dieser Bewertung dieser Maßnahmen die hohe Spontanerfolgsrate (Abschn. 3.4) berücksichtigt werden muss. Nachdem die Schwangeren bzw. die Paare aber aufgrund ihrer Vulnerabilität nach durchgemachten Aborten von den Maßnahmen profitieren, ist davon nicht abzuraten.

Spezielle diagnostische und therapeutische Aspekte bei habituellen Aborten

Vorbemerkungen

Ein habituelles Abortgeschehen, d. h. mindestens drei aufeinanderfolgende Fehlgeburten (Definition der WHO und der deutschsprachigen Leitlinie [AWMF 015-050]), findet sich bei 1–3 % aller Frauen im reproduktiven Alter. Fasst man die Definition weiter (ab zwei oder mehr Spontanaborten) trifft dies auf bis zu 5 % der Frauen zu (Leitlinien der ESHRE/ASRM).
Falls noch keine Lebendgeburt stattgefunden hat, spricht man von primären wiederholten Aborten, andernfalls von sekundären. Bei der Frage, ob man nach zwei oder drei Aborten eine intensivierte Diagnostik beginnen sollte, spielt neben der individuellen Anamnese auch die reproduktionsmedizinische Gesamtsituation der Paare (z. B. Alter, psychische Belastung) eine entscheidende Rolle (AWMF 015-050 Diagnostik und Therapie bei Frauen mit wiederholten Spontanaborten, S2k, 2016, gültig bis 31.01.2021).
Das Wiederholungsrisiko nach Alter und Anzahl der stattgehabten Aborte zeigt Tab. 2. Auch nach drei oder mehr vorangegangenen Aborten ist bei unter 40-jährigen eine Lebendgeburtenrate von etwa 55–60 % möglich, verglichen mit der Basisrate von 85–90 %, dem jede Schwangerschaft unterliegt. An dieser Tatsache müssen sich alle diagnostischen und therapeutischen Interventionen messen lassen, die Paaren mit einem habituellen Abortgeschehen angeboten werden.
Tab. 2
Risiko einer klinischen Fehlgeburt in Abhängigkeit der Anzahl vorangegangener Aborte. (Nach Nybo Andersen et al. 2000)
Vorausgegangene Aborte
Wiederholungsrisiko
 
25–29 Jahre
30–34 Jahre
35–39 Jahre
40–44 Jahre
1 Abort
~15 %
~16–18 %
~21–23 %
~40 %
2 Aborte
~22–24 %
~23–26 %
~25–30 %
~40–44 %
3 Aborte
~40–42 %
~38–40 %
~40–45 %
~60–65 %
Jede therapeutische Maßnahme könnte das Risiko eines erneuten Abortes um höchstens 25–30 % senken.
Bei Betreuung einer erfolgreichen Schwangerschaft nach zuvor drei oder mehr Aborten sollte die Anamnese aber Beachtung finden: Zwar konnte eine japanische Studie in einer landesweiten Kohortenstudie keine erhöhten Risiken für Fehlbildungen, Aneuploidien, neonatale Asphyxie oder SGA-Feten finden (Sugiura-Ogasawara et al. 2019), allerdings scheint sich nach europäischen Daten das Risiko für eine (sehr frühe) Frühgeburt, verursacht durch vorzeitigen Blasensprung oder vorzeitige Wehen, bereits nach dem ersten Abort zu erhöhen (Buchmayer et al. 2004).

Spezielle Diagnostik und Therapie

Zahlreiche Publikationen sind zum Thema des Managements von Diagnostik und Therapie nach wiederholten Spontanaborten erschienen, es existieren Leitlinien verschiedener Fachgesellschaften (z. B. AWMF, ESHRE, Royal College, ASRM). Nach einiger Euphorie sind die empfohlenen Abklärungen und therapeutischen Maßnahmen aufgrund der teils mangelhaften Evidenz eher reduziert worden.
Einerseits müssen sich, wie schon erwähnt, alle therapeutischen Maßnahmen an den hohen spontanen Erfolgsraten nachfolgender Schwangerschaften (bei stets gleichbleibender, nicht zu umgehender Abortrate von mindestens 10–15 %) messen.
Andererseits zeigen neuere Studien mit immer tiefergehenden genetischen Analysen des Abortmaterials, dass damit ein Großteil der Ursachen für einen Abort identifiziert werden kann: in einer Single-Centre-Studie wurde bei 67 von 100 Frauen im Abortmaterial des ≥ zweiten Abgangs genetische Auffälligkeiten (mittels 24-Chromosomen-SNP-Mikroarray) gefunden, bei weiteren 28 mit euploidem Abortmaterial pathologische Befunde bei Abklärung nach der ASRM-Leitlinie – damit blieben nur 5 % „unerklärt“ (Popescu et al. 2018). Ähnliche Analysen einer anderen Arbeitsgruppe kommen auf 10 % (Papas und Kutteh 2020), während bisher von etwa 50 % unklaren Ursachen ausgegangen wurde.
Um zu verstehen, ob wir nun alle Frauen nur noch genetisch abklären sollten, hilft ein Blick auf eine ältere Publikation, die das Verhältnis euploider/aneuploider Karyotypisierungen in Abhängigkeit von der Anzahl stattgehabter Aborte zeigt (Abb. 2, Daten aus Ogasawara et al. 2000): Bei zunehmender Anzahl euploider Aborte steigt das Risiko für ein nicht genetisches zugrundeliegendes Problem. Dass die Analysen bei o. g. Studien schon ab dem zweiten Abort durchgeführt wurden, erklärt die hohe Anzahl an genetisch auffälligen Befunden und hohe Aufklärungsrate der Ursachen.
Wichtig
Gerade die Frauen mit einer höheren Anzahl oder nachweislich euploiden vorangegangenen Fehlgeburten profitieren von einer umfassenden Abklärung und gegebenenfalls spezifischen therapeutischen Intervention.
Anamnese bei habituellem Abortgeschehen
Die spezifische Anamnese in dieser Situation sollte die Frage nach der Anzahl und dem Schwangerschaftsalter vorausgegangener Aborte beinhalten, dem präkonzeptionellen Intervall, genauso wie nach bisher erfolgreichen Schwangerschaften, den Geburten und eventuellen Komplikationen. Man sollte sich einen Überblick über die Lebensumstände der Ratsuchenden verschaffen, auch bezüglich Arbeit, Stress und der Exposition gegenüber Genussmitteln und Schadstoffen, dasselbe inkl. des Alters gilt für den Partner. Aber auch angeborene Fehlbildungen, inkl. Uterusanomalien, gynäkologische Auffälligkeiten des Zyklus, Zeichen einer Androgenisierung oder einer Hyperprolaktinämie, internistische Erkrankungen (Schilddrüse, Diabetes, Autoimmunphänomene) sollten abgefragt werden. Zuletzt folgt noch die Familienanamnese beider Partner bezüglich genetischer Auffälligkeiten, Erbkrankheiten und erworbener Erkrankungen.
Diagnostik und therapeutischer Ansatz bei habituellem Abortgeschehen
Eine Übersicht über die derzeit gültigen Abklärungs- und Therapieempfehlungen in den aktuellen Leitlinien der AWMF für den deutschsprachigen Raum sind in Tab. 3 zusammengestellt, die Leitlinien der anderen Fachgesellschaften ASRM, ESHRE und Royal College sind teils deutlich zurückhaltender in ihren Empfehlungen.
Tab. 3
Übersicht aktueller Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie bei Paaren mit habituellen Aborten. Nähere Erläuterungen und Evidenz zu den Empfehlungen finden sich in den einzelnen Abschnitten von Abschn. 2.3 wieder
Kategorie
Diagnostik
Therapie
Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz oder im häuslichen Bereich
Anamnese/Recherche
Expositionsreduktion/Lebensstilanpassung
Genetik (Eltern 3–5 %, Abortmaterial 20–50 %)
Karyotyp der Eltern (3–5 % auffällige Befunde)
• Karyotyp Abortmaterial (bis 50 %)
(Jeweils durch molekulargenetische Techniken mehr auffällige Befunde zu erwarten)
Gametenspende oder Präimplantations-/Polkörperchendiagnostik bei balancierter Translokation eines Partners (je nach gesetzlichen Bestimmungen)
Uterine Anomalien (15–42 %)
• (3D)-Sonohysterografie
• Hysteroskopie ggf. mit Laparoskopie
• MRT
Resektion von Septen, Adhäsionen, submukösen Myomen, ggf. Polypen
Infektionen
(chron. Endometritis 7–67 %)
• Ausschluss bakterielle Vaginose und atypische zervikale Infektionen (Chlamydien/Mykoplasmen) eher für den weiteren Schwangerschaftsverlauf
• Ausschluss chronische Endometritis (Endometriumbiopsie, Nachweis CD138-positiver Plasmazellen)
• Spezifische Therapie
• 200 mg Doxycyclin über 14 Tage, falls kein Erfolg Ciprofloxacin mit/ohne Metronidazol
Schilddrüsenfunktion (2 %)
• TSH, falls auffällig (>2,5 U/l), fT3/fT4 und TPO- bzw. TRAK-Antikörper
Korrektur bis TSH <2,5 U/l oder Funktion normal
Glukosetoleranz/PCOS/Adipositas
• Bei BMI >30 Abklärung eines metabolischen Syndroms
Gewichtsreduktion
Evtl. Blutzuckereinstellung (schwache Daten für Metformin)
Lutealinsuffizienz
Keine eindeutige Empfehlung
2 × 200 mg mikronisiertes Progesteron (nur bei mehreren Aborten in der Anamnese oder bei Blutungen ab dem ersten Abort) (siehe auch obige Studienboxen)
(bis zu 15 %)
Nur bei Hinweisen auf Thrombosegefährdung der Schwangeren
Nur zur Thromboseprophylaxe
Autoimmunerkrankungen
(APS 1 %)
• Antiphospholipid-AK, Lupus-Antikoagulans (2 x im Abstand von 12 Wochen)
• ANA (Ausschluss systemische Erkrankungen wie SLE/Sjögren-Syndrom)
• Anti-Transglutaminase IgA zum Ausschluss nur bei Nahrungsmittelunverträglichkeit
• ASS und niedermolekulares Heparin in prophylaktischer Dosierung, auch bei „Non-criteria“-APS
• Betreuung von Autoimmunerkrankungen interdisziplinär
Andere immunologische Ursachen
Diagnostik nur im Rahmen von Studien
Cortison oder andere Immunmodulatoren nur im Rahmen von Studien
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