Homöopathie während Schwangerschaft und Geburt
Die Grundlagen der Homöopathie
wurden vom Arzt und Wissenschaftler Dr. Samuel Hahnemann (1755–1843) geschaffen.
„Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt“ lautet die Simile-Regel, wobei im Vordergrund die Behandlung kranker Menschen steht und nicht die Behandlung von Krankheiten.
Wird auch die Homöopathie durch mangelndes Verständnis der Grundlagen oft abgelehnt, so sind die Erfolge unbestritten (Dorcsi et al.
1995).
Akute Erkrankungen werden eher mit niedrigen Potenzen und häufigeren Gaben behandelt, chronische Erkrankungen erfordern höhere Potenzen mit selteneren Einnahmen.
Moderne Mayr-Medizin während Schwangerschaft und Geburt
Moderne Mayr-Medizin ist die Symbiose aus den Erkenntnissen von Dr. F.X. Mayr (1875–1965) (Rauch
2004) und deren Ergänzung durch moderne (komplementärmedizinische) Verfahren (Stossier
2002).
Bei der Modernen Mayr-Medizin geht es in erster Linie um die Behandlung von Erkrankungen und Funktionsstörungen und in zweiter Linie um eine gesunde Ernährung.
Ernährung = Lebensmittel × Verdauung: So einfach lassen sich die Zusammenhänge der Ernährung darstellen. In der Modernen Mayr-Therapie wird durch Training der Esskultur die Verdauungsleistung trainiert und geschult. Durch falsches Verhalten erfolgt oft eine Verdauungsstörung mit Entwicklung einer intestinalen Autointoxikation. Diese ist dann die entscheidende Ursache von Erkrankungen, so auch in der Frauenheilkunde.
In der Geburtshilfe kann die Moderne Mayr-Therapie eine wertvolle Hilfe in der Behandlung sein (Stossier und von Hahn
2002).
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) während Schwangerschaft und Geburt
Die TCM ist ein ganzheitliches Medizinsystem und umfasst die Bereiche Arzneimitteltherapie, Akupunktur, Ernährungslehre, Tui Na eine meridianorientierte Körpertherapie und Bewegungslehren wie Qi Gong oder Tai Qi.
Auch bei Beschwerden in der Schwangerschaft und in der Geburtshilfe wird die TCM eingesetzt. Im heutigen China wenden sich mehr als 50 % der Frauen mit gynäkologischen Problemen, die nicht akute operative Maßnahmen benötigen, an die TCM. In Deutschland und Österreich ist dieser Prozentsatz natürlich viel geringer, nimmt aber stetig zu. Großteils wird „Integrative Medizin“, eine sinnvolle Kombination von Schulmedizin und TCM, eingesetzt.
Der Erfolg der TCM-Arzneitherapie beruht auf ihrem exakten System der Diagnostik und der dazu passenden Arzneimittelklassifikation (Temperatur, Geschmack, Funktionen).
Das folgende Beispiel soll diesen Zusammenhang illustrieren: „Innere Hitze“ gilt in der TCM als pathogener Faktor und ist eine der Ursachen für das Problem des „unruhigen Fetus“. Hauptsymptom ist eine hellrote vaginale Blutung, oft in Verbindung mit Rücken- und
Bauchschmerzen. Häufige Begleiterscheinungen sind Unruhe, Gereiztheit oder
Schlafstörungen. Die Zunge ist gerötet und der Puls beschleunigt. Die Diagnostik der TCM unterscheidet Wurzel (Ben) und Symptome (Biao) einer Erkrankung. Die Blutung und der
Schmerz sind Symptome, die Hitze die Wurzel des Problems. Therapeutisch verwendet man in diesem Fall eine Arzneimittelrezeptur, die kühle oder kalte Kräuter enthält, die antiabortiv wirkt und in der Schwangerschaft unbedenklich ist. Auf diese Weise werden Wurzel und Symptom gleichzeitig behandelt. Zeigen sich keine Hitzezeichen, dann handelt es sich um eine Blutung durch Leere, Stagnation oder Kälte, und die Rezeptur muss ganz anders konzipiert werden.
Die TCM kann mit der Schulmedizin kombiniert, aber auch als alleinige Therapieform verwendet werden und ist – fachkundige Anwendung vorausgesetzt – bei gynäkologischen und geburtshilflichen Erkrankungen sehr gut wirksam.
Manuelle Medizin während Schwangerschaft und Geburt
Die Manuelle Medizin (M.M.) befasst sich hauptsächlich mit der manuellen Diagnostik und Therapie von Gelenken, Ligamenten und der Muskulatur. Es wird u. a. die manuelle Untersuchung des physiologischen Gelenksspieles („joint play“) gelehrt, um danach die Einschränkung der Gelenkfunktion im Sinne einer Subluxation sowohl palpatorisch als auch mit manuellen, orthopädischen Tests diagnostizieren zu können.
Im Bereich der Wirbelsäule wird auf die normale Funktion des Junghans-Bewungssegmentes (Frisch
2001) großer Wert gelegt. Dieses besteht aus zwei benachbarten, im räumlichen Sinne optimal zueinander stehenden und sich normal bewegenden Wirbelkörpern. Ist diese Funktion gestört, kommt es zur Erhöhung des segmentalen Muskeltonus mit ödematöser Verquellung des subkutanen Bindegewebes, was bei der manuellen Untersuchung durch eine deutliche Verdickung des subkutanen Bindegewebes, der sog. Kibler-Falte, in Höhe des gestörten Wirbelsegmentes erkennbar wird.
Einsatzgebiete
Neuraltherapie in der Geburtshilfe und Schwangerschaft
Die Neuraltherapie wurde von den Brüdern Huneke 1925 begründet.
Die Neuraltherapie ist die Lehre über die Auswirkungen von lokalem entzündlichem Geschehen in der Grundsubstanz nach Pischinger (
2004) auf den gesamten Organismus und deren Therapie mit
Lokalanästhetika (Dosch
1995).
Um entzündliches, chronisch gereiztes Gewebe kommt es an den Zellmembranen zur Erniedrigung der Reizschwelle und damit zur vermehrten Reizausbreitung. Ständige Nozizeptorenreize überfluten die Grundsubstanz und schaukeln sich zu
Schmerzsyndromen hoch.
Lokalanästhetika helfen, die Reizschwelle zu normalisieren und damit die Ausbreitung in der Grundsubstanz zu verhindern. Die Neuraltherapie verwendet sehr nebenwirkungsarme Lokalanästhetika entweder vom Lidocain- oder Procaintyp.
Patientenbeispiel aus der eigenen Praxis
Applied Kinesiology (AK)/Funktionelle Myodiagnostik (FMD) während Schwangerschaft und Geburt
George Goodheart begründete in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts diese empirische Methode (Gerz
2001).
Durch Maximalkrafttest verschiedener Muskeln in definierten Positionen (nach Kendall und Kendall
1983) und deren Reaktionslagebestimmung können Aussagen über funktionelle Störungen getroffen werden.
Goodheart fand zu bestimmten Muskeln zugehörige viszerale Organe, die dem viszerosomatischen Komplex aus der Manuellen Medizin entsprechen (Garten
2004). Er beschrieb auch eine Meridianzuordnung und eine empirisch gefundene Nährstoffbeziehung zu bestimmten Muskel.
Im AK-Muskeltest wird besonderes Augenmerk auf die exzentrische Reserve gelegt, wonach jeder Muskel seine konzentrisch erreichte Maximalkraft um 30–40 % exzentrisch überbieten können muss. Ein Muskeltest dauert maximal 2–3 s und erfordert entsprechend zu übende koordinative Fähigkeiten (Ramšak
2007). Als hervorragendes Instrument hat sich das Prinzip der Provokation („challenge“) erwiesen, wobei der Patient einem singulären Stressor (chemisch, strukturell etc.) ausgesetzt wird und unmittelbar dabei oder kurz danach die Reaktion der Muskulatur auf diese Maßnahme beurteilt wird. Damit können die individuelle Verträglichkeit von Medikamenten und Nahrungsmitteln und der Bedarf an essenziellen Nährstoffen (
Vitaminen, Mineralien,
Spurenelementen etc.) beurteilt werden.
Ein zusätzliches Instrument in der AK-Untersuchung ist die Therapielokalisation (TL). Durch gleichzeitige Berührung (TL) von potenziell funktionsgestörten Strukturen (Zähne, Narben, Wirbelkörper etc.) während des Muskeltests kann es zu Reaktionslagenänderungen kommen, was einen positiven Befund ergibt.
Mit der Therapielokalisation (TL) – dem Berühren verdächtiger Zonen – kann die
Episiotomienarbe auf ihr Störpotenzial überprüft und gleichzeitig das ideale Lokalanästhetikum gefunden werden. Die genaue Lokalisation der
PDA-Narbe samt dem notwendigen Neuraltherapeutikum wird ebenfalls damit bestimmt. Bei den postpartal oder nach dem
Abstillen auftretenden
Depressionen reagieren oftmals die Ω-3 Fettsäurepräparate generell normalisierend (Schreiber
2006). Therapeutisch wirksame Akupunkturpunkte bewirken jedenfalls eine Reaktionslagenänderung im Muskeltest und führen damit zur individuellen, hochwirksamen Akupunktur (Burtscher et al.
2001). Damit erhöht sich einerseits der Therapieerfolg der Akupunktur und andererseits, reduzieren sich die Anzahl der dafür notwendigen Nadeln (3 – 5) und die Häufigkeit der Akupunktursitzungen (3–5).
Orthomolekulare Medizin (OM) während Schwangerschaft und Geburt
Linus Pauling gilt als Begründer der OM.
Bei der Orthomolekularen Medizin (OM) geht es um das Wissen der Heilkraft von essenziellen Nährstoffen wie
Vitaminen, Mineralien,
Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe,
Enzyme, essenziellen Amino- und
Fettsäuren (Dietl und Ohlenschläger
2001; Burgerstein
2002). Die Behandlung mit Eisenpräparaten in der konventionellen Heilkunde bei
Eisenmangelanämie ist ebenfalls eine orthomolekulare Therapie.
Dem Prinzip: „Primum nihil nocere!“ – „Füge in erster Linie keinen Schaden zu!“ – wird in der OM durch reinste Präparation der essenziellen Nährstoffe entsprochen. Die genaue Zusammensetzung der verschiedenen Produkte sollte jedem OM-Therapeuten möglichst bekannt sein. Dazu kommt das Potenzial verschiedener, essenzieller Nährstoffe bei therapeutischer, hoher Dosis wie z. B. dem
Vitamin C. Skorbut als Vitamin-C-Mangelkrankheit wird kaum noch zu diagnostizieren sein, und trotzdem kann mit hohen Vitamin C-Dosen von etlichen Gramm pro Tag eine deutlich verbesserte Wundheilung nach Operationen erzielt werden.
Die laborchemische Diagnostik hat sich in den letzten Jahren diesbezüglich rasch weiterentwickelt, sodass heute die meisten essenziellen Nährstoffe sehr genau bestimmt werden können.
Die wichtigsten Mineralien werden im
Serum aus vitalem Interesse möglichst in derselben Konzentration (Homöostase) gehalten. Dies sieht man an der Tatsache, dass selbst bei einer massiven
Osteoporose der Serumkalziumspiegel meistens normal oder eher leicht erhöht ist. Die spektralphotometrische Bestimmung im
Vollblut, d. h. Bestimmung der Mineralstoffkonzentrationen nach dem Zentrifugieren des Serums und der Lyse der
Erythrozyten, entspricht näherungsweise einer intrazellulären Messung der Mineralien.
Besonders für die Eisenkonzentration in den
Erythrozyten, dem eigentlichen Wirkungsort im
Hämoglobin, ist es eine sehr hilfreiche Diagnosemöglichkeit!
Die Vollblutanalyse (VBA) ist in der Begleitung einer Schwangerschaft hilfreich und wichtig. Dabei wird man bemerken, dass die erniedrigten Serumeisenwerte in der VBA nicht bestätigt werden können. Dies entspricht der Tatsache, dass viele Schwangere scheinbar kein einziges Eisenpräparat vertragen können. In der VBA kann ein Magnesiummangel, der vorzeitige Wehen auszulösen imstande ist, erkannt und rechtzeitig behoben werden.
Die Messung der Jodausscheidung im Morgenharn hat sich zur Beurteilung des Jodhaushaltes ebenfalls sehr bewährt und sollte zu den Standardbestimmungen in der Schwangerschaft gehören. Man geht davon aus, dass bei ausreichender Verfügbarkeit an Jod nach dem Abbau der Schilddrüsenhormone in der Nacht im Morgenharn demnach genügend Jod ausgeschieden werden kann. Nach dem Labor Beyer/Stuttgart sollten mehr als 150 μg/g
Kreatinin ausgeschieden werden. Ein leichter Jodmangel liegt bei einer Ausscheidung von 100–150 μg/g Kreatinin vor. Vom schweren Mangel spricht man bei Werten von 50–100 μg/g Kreatinin. Leider ist in österreichischen Regionen eine Ausscheidung von 30–50 μg/g Kreatinin keine Seltenheit in der Schwangerschaft.
Es ist bekannt, dass die intrauterine Gehirnentwicklung wesentlich von der Jodverfügbarkeit abhängt! Dazu kommen der häufige Beginn von Schilddrüsenfunktionsstörungen nach der Schwangerschaft oder Stillzeit. Dies ist leider eine traurige Tatsache trotz Jodmangelprophylaxe durch Substitution im Speisesalz und einer kostengünstigen Jodsubstitutionsmöglichkeit.
Die Bestimmung der essenziellen
Fettsäuren im
Serum ist bei der Früherkennung möglicher Ω-3-Fettsäuremängel, speziell der Docosahexaen- und
Eicosapentaensäuren, ebenfalls wichtig. Diese Fettsäuren kommen in der Muttermilch in sehr hoher Konzentration vor. Bei einem Mangel an diesen Fettsäuren besteht das Risiko, eine Schwangerschaftsdepression (Schreiber
2006) zu entwickeln.