Uterus
Der Uterus erfährt im Lauf der Schwangerschaft aufgrund seiner Funktion eine starke morphologische Veränderung. Vor der Schwangerschaft wiegt der Uterus etwa 70 g. In der Schwangerschaft verwandelt er sich in ein dünnwandiges Organ, das dem Fetus, der Plazenta und dem Fruchtwasser Platz bieten muss. Adaptationsvorgänge ermöglichen es der Gebärmutter, in der Schwangerschaft das etwa 100-Fache an Volumen aufzunehmen.
Die Muskelzellen des Myometriums verlängern sich und hypertrophieren, die Anzahl neu gebildeter Zellen ist jedoch begrenzt. Anatomisch gesehen ist die Muskulatur der Gebärmutter ein dreidimensionales Scherengitter. Die einzelnen Schichten werden als Stratum vasculare, Stratum subvasculare und Stratum supravasculare bezeichnet. Durch die Dehnung dieses Netzes durch die Größenzunahme von Kind und Plazenta kommt es zu einem enormen Flächengewinn, wobei die Wanddicke abnimmt.
Durch die Vermehrung des Bindegewebes und dabei v. a. des elastischen Gewebes in der äußersten Muskelschicht wird ein Netz gebildet, das die Konsistenz des Uterus erhöht. Neben dem muskulären und bindegewebigen Umbau kommt es zu einer massiven Vermehrung der Blut- und Lymphgefäße des Uterus.
Die Hypertrophie und Veränderungen des Uterus beginnen bereits in den ersten Monaten der Schwangerschaft. Da sich sowohl bei intra- als auch bei extrauterinen Schwangerschaften die gleichen Veränderungen finden, kann dies nicht durch die Dehnung des Uterus erklärt werden. Am ehesten ist die Muskelhypertrophie in der
Frühschwangerschaft durch hormonelle Stimuli, v. a. Östrogen und wahrscheinlich auch
Progesteron, verursacht. Ab dem 2. Trimenon ist die Vergrößerung des Uterus zu einem großen Teil durch das Wachstum von Kind und Plazenta mitbedingt. Nach der initialen Hypertrophie kommt es mit Fortschreiten der Schwangerschaft zu einer Verdünnung der Uteruswand, sodass der Uterus am Ende im Bereich des Fundus etwa 1,5 cm dick ist.
Auch die Lokalisation der Plazenta beeinflusst das Gebärmutterwachstum, denn derjenige Teil des Uterus, der die Plazenta umgibt, vergrößert sich schneller als das distale Myometrium.
Am Ende der 16. SSW beginnt der Fundus uteri bereits aus dem kleinen Becken über die Symphyse hinauszuwachsen und ist somit etwa 1–2 Querfinger oberhalb der Schambeinfuge zu tasten. Ab diesem Zeitpunkt kann das Wachstum des Fetus neben der Ultraschallmessung auch mittels Fundusstand beobachtet werden. Am Ende der 24. SSW erreicht der Fundus die Höhe des Nabels und befindet sich in der 36. SSW hart am Rippenbogen, um sich dann in der 40. SSW wieder 1–2 Querfinger unterhalb des Rippenbogens zu senken.
Das in der Phase der Menstruation sehr aktive Myometrium ist in der Zeit der Schwangerschaft durch die hormonellen Einflüsse inaktiv.
Im Gegensatz zum Corpus uteri laufen die entscheidenden Veränderungen in der Cervix uteri v. a. im Bindegewebe ab, wozu v. a. eine verstärkte Vaskularisation und Ödembildung beitragen. Auch Hypertrophie und Hyperplasie der zervikalen Drüsen spielen hier eine Rolle. Es kommt zur Erweichung und zu einer lividen Färbung der Zervix.
Bis zum Geburtstermin verringert sich die Elastizität der
kollagenen Fasern um das 12-Fache der vorher bestehenden Festigkeit.
Diese strukturellen Veränderungen ermöglichen es, dass sich der Muttermund bei der Geburt in einer relativ kurzen Zeit öffnen kann. Bei der Zervixreifung
scheint die Dehnung mehr eine Folge einer veränderten Bindegewebequalität zu sein. Dies bedeutet, dass der Abbau der Kollagenmoleküle und die Desintegration der Kollagenbündel mittels proteolytischer
Enzyme zur Eröffnung des Muttermunds führen. Des Weiteren sind an der Zervixreifung
Prostaglandine unmittelbar beteiligt.
Die Schleimhaut der Cervix uteri hypertrophiert ebenfalls und ist oft als Schwangerschaftsektropium sichtbar. Dieses ektroponierte Gewebe ist verletzlich und kann bereits auf geringen Kontakt, wie z. B. bei Pap-Abnahme oder Geschlechtsverkehr, bluten.
Nach der Konzeption verschließt ein Pfropf aus zähem Schleim die Cervix uteri und schützt damit zusammen mit der Zervix und dem unteren Uterinsegment das Cavum uteri. Kurz vor oder bei Beginn der Wehentätigkeit löst sich dieser Schleimpfropf, und da dies oft mit einer Beimengung von etwas Blut abgeht, werden viele Frauen beim Gynäkologen oder in der Klinik vorstellig. Man nennt diesen Abgang der Schleimpropfs mit einer leichten Blutung auch „Zeichnen“
.
Während der Geburt wird der bis dahin passive Uterus zum aktiven Organ und dient der Austreibung. Die Cervix uteri wird weich und dehnbar und gehört während der Geburt gemeinsam mit dem unteren Uterinsegment, der Vagina und dem Beckenboden zum passiven Durchtrittskanal.
Die Erregungsbildungen für die Wehen entstehen multifokal im Myometrium. Unklar ist, ob es ein Schrittmacherzentrum gibt, am ehesten entstehen die Erregungsbildung und damit die Wehen in den Tubenwinkeln. Interzelluläre Verbindungen, sogenannte „gap junctions“ leiten die Erregung fort.
Durch eine Erhöhung der Zellwandpermeabilität für Natriumionen und die Verminderung der Permeabilität für Kaliumionen kommt es an den Schrittmacherzellen zu einer spontanen Depolarisation. Daraus resultiert ein Kalziumeinstrom in die Zellen, was das Aktionspotenzial in den Zellen auslöst.
Der Kontraktionsapparat aller Arten von Muskulatur, und damit auch des Myometriums, basiert auf einer Aktin-Myosin-Wechselwirkung. In den Muskelfasern des Myometriums nimmt die Anzahl von Aktin- und Myosinfillamenten mit der Dauer der Schwangerschaft zu. Durch Einstrom von Kalzium in die Muskelzellen und eine Bindung des Kalziums an
Troponin gibt Aktin die Bindestellen für
Myosin frei. Damit ist die Muskelbewegung in Gang gesetzt. Verschiedene Hormone wie Oxytozin,
Prostaglandine,
Progesteron und Östrogen und sind für die Kontraktion der Uterusmuskulatur ebenso wie für die Erregungsbildung von Bedeutung.
Bis kurz vor dem Geburtstermin wird dem
Progesteron eine hemmende Wirkung auf die Gebärmuttermuskulatur zugeschrieben. Progesteron hyperpolarisiert die Zellmembran und drückt das Ruhepotenzial unter die normale Aktivierungsschwelle, ein Effekt, der nicht nur am Uterus, sondern an allen glatten Muskelzellen (s. auch Abschn.
1.2 und
1.6 etc.) nachweisbar ist. Durch die Erhöhung des Östrogenspiegels kommt es in der weiteren Folge der Schwangerschaft zu einer Zunahme der Oxytozinrezeptoren am Myometrium und damit zu einer erhöhten Oxytozinsensibilität. Die Wehentätigkeit selbst setzt erst durch das Zusammenspiel von
Prostaglandinen mit Oxytozin ein.
Mammae
In den ersten Wochen der Schwangerschaft fällt die Brust der werdenden Mutter sehr häufig durch besondere Empfindlichkeit auf. Die Areolae mammae sind wie alle anderen pigmentreichen Körperregionen in der Schwangerschaft hyperpigmentiert (Lang et al.
2011).
Nach dem 2. Monat nimmt die Brust an Größe zu, und es lassen sich bereits Knötchen, die auf ein Aussprossen der Alveoli mammae
(Drüsenfelder) zurückzuführen sind, tasten. Dabei erfolgt eine Zurückdrängung des Fett- und Bindegewebes.
Diese Hypertrophie der Alveoli mammae zählt zu einem der wahrscheinlichen Schwangerschaftszeichen.
Ab dem 2. Trimenon kommt es verstärkt zur Zellhypertrophie. Es bilden sich stark vergrößerte und hyperämisierte Drüsenlappen aus. Im Rahmen der Größenzunahme der Brustdrüse werden knapp unter der Hautoberfläche zarte Venen sichtbar. Bereits durch zartes Massieren der Mammillae kann es zum Austritt einer dicken, gelblichen Flüssigkeit, dem
Kolostrum (Vormilch), kommen, denn die alveolären Zellen entwickeln sich zu präsekretorischen kubischen Epithelien.
Zu Beginn des 3. Trimenons haben die Drüsenschläuche und Endkammern weitgehend ihre endgültige Größe erreicht. Damit ist die Laktogenese abgeschlossen; die Voraussetzungen für die Milchsekretion sind gegeben. Die Alveolen sind von einer myoepithelialen Zellschicht umgeben, und Oxytozin, das nach der Geburt pulsatil aus der Neurohypophyse abgegeben wird, stimuliert diese Zellen zur Kontraktion. So kann die Entleerung der Milch in das duktale System erfolgen.
Die morphologischen Veränderungen der Brustdrüse sind durch die Produktion von Östrogen und
Progesteron,
Prolaktin sowie durch die Stimulation der plazentaren Sexualsteroide bedingt. Supportiv wirken auch
Insulin,
Kortisol, Thyreoidhormon,
Parathormon und
Wachstumshormone an der Größenzunahme der Brustdrüse mit. Während der gesamten Schwangerschaft wird die sekretorische Wirkung des Prolaktins durch Plazentasteroide direkt unterdrückt. Unmittelbar postpartal, wenn die plazentare Hemmung des Prolaktins wegfällt, setzt die Milchproduktion ein.
Steigende Konzentrationen von
Kortisol können, wie an der Bauchhaut, zur Bildung von Striae distensae
führen. Die Streifen zeigen sich anfänglich rot und hellen einige Zeit nach der Geburt weißlich auf.