Viele Patienten und deren Angehörige gehen davon aus, dass nach dem Abschluss einer Krankenhausbehandlung wieder der „normale Alltag“ einkehrt. Oft ist jedoch das Gegenteil der Fall. Mit der Rückkehr in den Alltag tauchen Ängste auf, die in der Phase der Diagnostik und Therapie zunächst erfolgreich verdrängt wurden. Erinnerungen an angsterfüllte Situationen tauchen einbruchsartig immer wieder auf, in nächtlichen
Träumen wird das Geschehen erneut erlebt. Phasen von Optimismus wechseln sich mit depressiven Einbrüchen ab. Dazu kommt die Konfrontation mit Nebenwirkungen, Spätfolgen der Behandlung und funktionellen Einschränkungen wie
Erektionsstörungen, Fertilitätsstörungen, Inkontinenz oder das Fatigue-Syndrom
. Das Ausmaß an Angst ist allerdings unterschiedlich ausgeprägt. Dabei spielen lebensgeschichtliche Erfahrungen, Vorerfahrungen mit Krankheiten und die aktuelle Lebenssituation eine bedeutsame Rolle. Knapp jeder 3. Krebspatient (32 %) entwickelt im Verlauf seiner Krebserkrankung eine psychische Störung, wobei eine deutliche
Varianz zwischen unterschiedlichen Tumorentitäten zu beobachten ist. Tumore der Niere und des Urogenitalsystems weisen dabei eine hohe Prävalenzrate von komorbiden
psychischen Störungen auf. Patienten mit einem
Prostatakarzinom zeigen dagegen eine eher niedrige Prävalenzrate (Mehnert et al.
2014). Jeder 3. Krebspatient (33 %) äußert auf Nachfrage den Wunsch nach einer professionellen psychoonkologischen Unterstützung (Ernstmann et al.
2009; Faller et al.
2016). Es sind aber nicht nur die Patienten, sondern auch deren Partner und Familien, die durch die Diagnosemitteilung in Angst versetzt werden. So weist in Studien fast die Hälfte aller Partner von Krebspatienten erhöhte Angstwerte auf (Bergelt et al.
2009). Die ambulante und stationäre Rehabilitation spielt bei der Unterstützung der Krankheitsverarbeitung und Verbesserung der
Lebensqualität eine bedeutsame Rolle. Darauf wird auch in der S3-Richtlinie „Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Patienten“ (2014) explizit hingewiesen.