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Die Urologie
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Publiziert am: 28.04.2022

Grundsätze der medikamentösen Tumortherapie, Schmerztherapie, komplementäre Medizin und Palliativtherapie

Verfasst von: Lutz Trojan und Elmar Heinrich
Die medikamentöse Tumortherapie ist im deutschsprachigen Raum ein integraler Bestandteil der Urologie. Unterstrichen wird dies durch die kürzliche Integration der medikamentösen Tumortherapie in die deutsche Weiterbildungsordnung. Dies ist im internationalen Vergleich sicherlich als Besonderheit zu werten, nehmen doch in vielen anderen Ländern „Medical Oncologists“ die Aufgaben der systemischen medikamentösen Tumortherapie wahr. Umso mehr muss eine profunde Kenntnis der medikamentösen Tumortherapie Bestandteil der urologischen Ausbildung und der täglichen Versorgungsrealität sein und bleiben.
Die medikamentöse Tumortherapie ist im deutschsprachigen Raum ein integraler Bestandteil der Urologie. Unterstrichen wird dies durch die kürzliche Integration der medikamentösen Tumortherapie in die deutsche Weiterbildungsordnung. Dies ist im internationalen Vergleich sicherlich als Besonderheit zu werten, nehmen doch in vielen anderen Ländern „Medical Oncologists“ die Aufgaben der systemischen medikamentösen Tumortherapie wahr. Umso mehr muss eine profunde Kenntnis der medikamentösen Tumortherapie Bestandteil der urologischen Ausbildung und der täglichen Versorgungsrealität sein und bleiben.
Die in dieser Sektion enthaltenen Kapitel bieten eine Zusammenfassung der aktuellen Wirkstoffe und Therapien in der onkologischen Urologie. Hierbei wurde der Fokus weniger auf die einzelne und differenzierte Indikationsstellung als vor allem auf die praktische und konkrete Anwendung und das Management von Therapie und Nebenwirkungen gelegt.
Während in der Therapie von Hodentumoren in den letzten Jahren kaum grundsätzlich neue onkologische Therapien entwickelt wurden, sind wesentliche Fortschritte vor allem im Bereich der Urothelkarzinom-, Nierenzellkarzinom- und auch im Bereich der Prostatakarzinom-Therapie erzielt worden, sie bilden einen Schwerpunkt dieser Sektion.
Sowohl die medikamentöse Therapie von Hodentumoren als auch die neoadjuvante, adjuvante und die palliative Therapie von Urothelkarzinomen sind die klassischen Felder der intravenösen Chemotherapie. Kenntnisse im Bereich der unbedingt notwendigen Aufklärung, der Applikation und der möglichen Nebenwirkungen werden in einzelnen Kapiteln bearbeitet. Dies gilt insbesondere für die in der Uro-Onkologie immer stärker vertretene Immuntherapie mit ihren wirkungsbedingten Besonderheiten.
Das Erkennen und die Behandlung von Notfällen, wie Paravasate bis hin zum anaphylaktischen Schock, sind ebenfalls notwendiger Bestandteil des klinischen Curriculums der medikamentösen Tumortherapie.
In den letzten Jahren zeichnete sich zunächst ein deutlicher Trend hin zu einer oralen Medikation im Rahmen der urologischen medikamentösen Tumortherapie ab. Die Behandlung des metastasierten Nierenzellkarzinoms mittels „molecular targeting“ durch sog. „small molecules“ hat die Entwicklung von neuen Therapiestrategien in der medikamentösen uroonkologischen Tumortherapie in Gang gesetzt. Dem wird durch eine Aufstellung der aktuellen Medikationen unter besonderer Berücksichtigung von speziellen Kenntnissen im Bereich des Nebenwirkungsmanagements in Kap. „Supportivtherapie in der Uroonkologie“ Rechnung getragen. Darüber hinaus sind in der adjuvanten Therapie, z. B. der Knochenprotektion, neue Therapietargets mit entsprechenden medikamentösen Therapien identifiziert und eingeführt worden. Überrollt werden Therapiealgorithmen gegenwärtig durch die Immuntherapie, mitunter müssen die Leitlinien mehrfach im Jahr überarbeitet und ergänzt werden.
Es ist zu erwarten, dass die klinisch-wissenschaftliche Grundlagenforschung weitere molekulare Zielmoleküle in den nächsten Jahren identifizieren wird, die für eine gerichtete Therapie geeignet sind. Für die kommenden Jahre dürfen wir daher weiterhin neue und effektive onkologische Therapien erwarten. Die aktuelle Zulassung eines Medikaments in Abhängigkeit von einer beim Patienten vorhandenen genetischen Mutation stellt in der Urologie ein Novum dar.
Der onkologische Patient befindet sich in vielen Fällen im Stadium einer lokal oder systemisch fortgeschrittenen Erkrankung. Diese geht per se durch die Tumorsymptome oder aber als Folge einer Tumortherapie mit relevanten Organfehlfunktionen (z. B. des Knochenmarks) und daher mit einer Reduktion der Lebensqualität einher.
Aufgabe einer suffizienten Supportivtherapie ist der möglichst präventive, zumindest aber frühzeitige Ausgleich entsprechender Nebenwirkungen oder Fehlfunktionen. Kenntnisse der häufigen Nebenwirkungen einer Therapie oder der Symptome im Rahmen einer fortgeschrittenen Tumortherapie sind der Grundstein einer guten und erfolgreichen Supportivtherapie (Kap. „Supportivtherapie in der Uroonkologie“). Gekennzeichnet wird diese Relevanz auch durch eine häufige Thematisierung im Rahmen des kollegialen Gesprächs bei der Zusatzweiterbildung zur medikamentösen Tumortherapie – die, aus o. g. Gründen – zukünftig eher in der Facharzt-Prüfung stattfinden wird und so alle kommenden Urologinnen und Urologen beschäftigen wird.
Mit ihren flankierenden Gebieten der Schmerz- und Palliativmedizin wie auch der Komplementärmedizin ergänzen sich multidisziplinäre Ansätze bei der Versorgung eines in der Regel komplexen Patientenkollektivs. Wird die medikamentöse Tumortherapie in vielen Fällen allein durch den urologischen Fachvertreter durchgeführt, sind im Rahmen der Palliativmedizin und der Komplementärmedizin häufig andere Fachdisziplinen beteiligt. Der interdisziplinäre Ansatz in der Uroonkologie gewinnt zunehmende Relevanz. Dies zeigt sich auch in der aktuellen S3-Leitlinie Prostatakarzinom: Im Rahmen der Indikationsstellung zur chemotherapeutischen Tumortherapie ist bei bestimmten Patienten erstmalig eine geriatrische Evaluation vor Therapiebeginn vorgesehen.
Die Palliativmedizin hat sich in den letzten 10 Jahren zu einer eigenständigen Disziplin mit einem eigenen, umfassenden und scharfen Profil entwickelt. Die frühe Integration von palliativen Therapieansätzen in die urologisch-onkologische Therapie ermöglicht unseren Patienten notwendige medizinische Hilfe in der häufig schwersten Situation (Kap. „Schmerztherapie und Palliativmedizin“).
Der Wunsch nach komplementärer Medizin wird vielfach unmittelbar durch den Patienten geäußert. Eine kritische Darstellung und Würdigung der aktuellen Möglichkeiten und Standards findet sich in Kap. „Komplementärmedizin in der Uroonkologie“.