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Die Urologie
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Publiziert am: 01.03.2023

Nebennierenmetastasen

Verfasst von: Paolo Fornara und Felix Kawan
In die Nebennieren metastasieren zahlreiche maligne Tumoren. Zur Dignitätsklärung ist die CT-gestützte Feinnadelbiopsie zulässig. Zur Diagnostik von Nebennierenmetastasen ist die CT-oder MRT-gestützte Feinnadelbiopsie im Gegensatz zur primären Dignitätsklärung von Raumforderungen der Nebenniere zulässig. Dennoch ist vor der Biopsie immer der biochemische Ausschluss eines Phäochromozytoms notwendig.

Epidemiologie und Ätiologie

Die Nebenniere ist häufig Ort von Metastasen verschiedenster maligner Tumore. Nebennierenmetastasen werden typischerweise im Rahmen der Tumornachsorge in der Schnittbilduntersuchung (CT/MRT) oder der Sonografie zufällig entdeckt. Bei Patienten mit einem Malignom in der Anamnese sind Raumforderungen der Nebennieren in etwa der Hälfte der Fälle Metastasen des Primärtumors zuzuordnen.
Autopsiestudien haben bei ca. einem Drittel aller Patienten mit Malignomen hämatogene Nebennierenmetastasen gefunden (Abrams et al. 1950).
Die häufigsten Primärtumorlokalisationen sind mit absteigender Häufigkeit Mamma, Lunge, besonders kleinzellige Bronchialkarzinome, Nieren, Magen, Pankreas, Ovar und Kolon.
Ca. 15 % aller Patienten mit Bronchialkarzinom, Nierenzellkarzinom oder Melanomen haben bei der Diagnosestellung bereits Nebennierenmetastasen. Ein Befall beider Nebennieren findet sich in etwa 40 % der Fälle und geht häufig mit einem Addison-Syndrom (Nebennierenunterfunktion) einher (Sahagian-Edwards und Holland 1956).

Diagnostik

Bei Vorliegen einer Nebennierenmetastase mit unklarem Primärtumor ist die CT-oder MRT-gestützte Feinnadelbiopsie zulässig, im Gegensatz zur primären Dignitätsklärung eines Inzidentaloms (Fassnacht et al. 2004).
Vor jeder Nebennierenpunktion ist der Ausschluss eines Phäochromozytoms obligat, da im positiven Falle lebensbedrohliche Blutdruckkrisen auftreten können.
Besonders bei Patienten mit einem Nierenzellkarzinom in der Anamnese finden sich bei der bioptischen Abklärung einer suspekten Nebennierenraumforderung Metastasen des Primärtumors, die häufig in der kontralateralen Nebenniere lokalisiert sind (Abb. 1).
Der immunhistochemische Nachweis des epithelialen Membranantigens(EMA) ist charakteristisch für eine Nebennierenmetastase im Gegensatz zu einem EMA-negativen Nebennierenkarzinom.

Therapie

Grundsätzlich ist in Abhängigkeit der onkologischen Prognose des Primärtumors über eine Metastasenresektion der Nebenniere zu entscheiden.
Sofern eine unilaterale Nebennierenmetastase bis etwa 6 cm Größe die einzige Metastasenlokalisation darstellt, sollte eine minimalinvasive Adrenalektomie vorgenommen werden. Bei sehr großen Nebennierenmetastasen ist eine offene-chirurgische Entfernung indiziert.

Zusammenfassung

  • Häufig Ursache hämatogene Metastasierung verschiedenster Tumorentitäten.
  • Biopsie nie ohne endokrinologischen Ausschluss eines Phäochromozytoms.
  • Laparoskopische Adrenalektomie bei kleinen solitären Metastasen.
Literatur
Abrams HL, Spiro R, Goldstein N (1950) Metastasis in carcinoma. Analysis of 1.000 autopsied cases. Cancer 3:74–85. CrossRef PubMedCrossRefPubMed
Fassnacht M, Kenn W, Allolio B (2004) Adrenal tumors: how to establish malignancy? J Endocrinol Invest 27(4):387–399. CrossRef PubMedCrossRefPubMed
Sahagian-Edwards A, Holland JF (1956) Metastatic carcinoma to the adrenal glands with cortical hypofunction. Acta Unio Int Contra Cancrum 12(1–2):57–61. PubMedPubMed