Die Urologie
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Verfasst von:
Annette Schröder
Publiziert am: 16.11.2022

Nichtneurogene Blasen- und Sphinkterdysfunktion und Enuresis

Inkontinenz und Enuresis bei neurologisch gesunden Kindern sind weit verbreitet und betreffen etwa 15 % der 6-jährigen. Die Ursachen sind häufig multifaktoriell und verschiedene Formen der Inkontinenz oder Funktionsstörung können überlappen. Von herausragender Wichtigkeit ist eine korrekte Diagnose, ohne die eine zielgerichtete und erfolgreiche Therapie nicht möglich ist. Hierzu gehört auch die korrekte Diagnose einer u. U. verschleierten, nicht-monosymptomatischen Enuresis nocturna (NMEN). In vielen Fällen ist das Problem verhältnismäßig leicht zu lösen, aber in Einzelfällen kann selbst eine rein funktionelle Störung therapieresistent und so schwerwiegend sein, dass Schäden des oberen Harntraktes auftreten können. Der psychosoziale Stress für das Kind und seine Familie als auch das Vorhandensein zugrunde liegender oder sekundärer psychischer Störungen werden in ihrer Problematik häufig unterschätzt. Der Einfluss einer Obstipation auf Funktionsstörungen des unteren Harntraktes ist immens und die diesbezügliche Abklärung und Behandlung ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung der Blasenentleerungsstörung.

Einleitung

Inkontinenz und Enuresis bei neurologisch gesunden Kindern sind weit verbreitet und betreffen etwa 15 % der 6-jährigen. Die Ursachen sind häufig multifaktoriell und verschiedene Formen der Inkontinenz oder Funktionsstörung können überlappen. Auch kann sich eine Form kann aus einer anderen entwickeln. Von herausragender Wichtigkeit ist eine korrekte Diagnose, ohne die eine zielgerichtete und erfolgreiche Therapie nicht möglich ist. Hierzu gehört auch die korrekte Diagnose einer u. U. verschleierten, nicht-monosymptomatischen Enuresis nocturna (NMEN). In vielen Fällen ist das Problem verhältnismäßig leicht zu lösen, aber in Einzelfällen kann selbst eine rein funktionelle Störung therapieresistent und so schwerwiegend sein, dass Schäden des oberen Harntraktes auftreten können. Der psychosoziale Stress für das Kind und seine Familie als auch das Vorhandensein zugrunde liegender oder sekundärer psychischer Störungen werden in ihrer Problematik häufig unterschätzt. Der Einfluss einer Obstipation auf Funktionsstörungen des unteren Harntraktes ist immens und die diesbezügliche Abklärung und Behandlung ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung der Blasenentleerungsstörung.

Grundlagen

Physiologische Entwicklung der Harnkontinenz

Das erfolgreiche Erreichen von Kontinenz ist von multiplen Variablen abhängig. Hierzu zählen intakte neuronale Bahnen und Zentren, adäquate Blasenkapazität und Detrusor-Sphinkter Koordination und das Verständnis der sozialen Norm. Die nächtliche Kontinenz wird zudem von einer adäquaten Wahrnehmung des Harndrangs, der Aufwachschwelle und der nächtlichen Diurese beeinflusst.
Bei Neugeborenen zeigt die Miktion Charakteristika ohne Krankheitswert, die bei älteren Kindern als pathologisch angesehen werden. Hierzu zählen unterbrochene Miktion, unvollständige Entleerung, gesteigerte Erregbarkeit des Detrusors und Blasen-Sphinkter-Dyskoordination, die bei männlichen Neugeborenen und Kleinkindern mit hohen Miktionsdrücken einhergeht. Bei etwa 10 % der Säuglinge besteht dabei u. U. eine hier nicht pathologische Detrusorüberaktiviät. Entgegen früherer Annahmen wird inzwischen vermutet, dass Neonaten die Miktion durchaus wahrnehmen. Wird das Alter erreicht, bei dem Blasenkontrolle möglich wird, erfolgt die Miktion vollständig und 7–8-mal/Tag, der Sphinkter relaxiert während der Miktion und die Miktionsdrücke entsprechen denen von Erwachsenen.

Nomenklatur

In Anbetracht der Vielfalt der Störungen ist die Verwendung einer einheitlichen und logischen Nomenklatur essenziell. Im Jahr 2006 hat die International Children’s Continence Society ICCS ein wichtiges Paper publiziert, welches die Terminologie der kindlichen Funktion des unteren Harntraktes (lower urinary tract, LUT) neu definiert hat. Dieses wurde den folgenden Jahren mehrfach aktualisiert und ist ebenfalls in der aktuellen Deutschen S2k-AWMF-Leitlinie berücksichtigt. Die korrekte Verwendung der Nomenklatur erleichtert nicht nur die Kommunikation innerhalb der Fachkreise, sondern hat auch zum Ziel, eine Irreführung durch die früher oft fälschlich implizierten Ursachen einer Inkontinenz zu vermeiden. Zudem sollen die Begriffe wertfrei sein, sodass Ausdrücke wie „lazy voider“ keine Verwendung mehr finden. Ein wesentlicher Bestandteil der heute gültigen Definitionen ist, dass sie in den meisten Fällen erst ab dem Alter von 5 Jahren Gültigkeit haben, denn erst dann ist ein Alter erreicht, in dem fehlende oder nur partielle Blasenkontrolle nicht mehr als physiologisch anzusehen ist. Allerdings wird anerkannt, dass Kinder in vielen Kulturkreisen deutlich früher trocken werden und dieses bei neu auftretenden Problemen auch vor Erreichen des 5. Lebensjahres berücksichtigt werden sollte. Zudem werden Darmbeschwerden schon ab dem 4. Lebensjahr berücksichtigt.
Grundsätzlich werden kontinuierliche und intermittierender Inkontinenz unterschieden. Erstere bedeutet ständigen, jederzeitigen Urinverlust (z. B. bei Fisteln, Sphinkterdefekten oder Ureterektopie) und ist in jedem Alter als pathologisch anzusehen. Diese Formen der Inkontinenz sind nicht Bestandteil dieses Kapitels.
Bei der intermittierenden Inkontinenz wird zwischen Urinverlust am Tage (bzw. im Wachzustand) und in der Nacht (bzw. im Schlaf) unterschieden. Letztere wird dann als Enuresis (nocturna) bezeichnet. Besteht beides, so wird diese Symptomatik mit zwei Diagnosen belegt, also „Inkontinenz am Tage“ und „Enuresis“. In Bezug auf die Enuresis ist relevant, die mono-symptomatische Enuresis (MEN), bei der keine weiteren Symptome als das alleinige nächtliche Einnässen vorliegen, von der nicht-mono-symptomatischen Enuresis (NMEN) zu unterscheiden. Bei der NMEN fallen auch tagsüber Haltemanöver und andere Symptome auf (jedoch keine Inkontinenz, da in diesem Falle beide o. g. Diagnosen gestellt werden). Weiterhin gilt, dass ein Wiederauftreten einer Enuresis nach mehr als 6 Monaten Trockenheit als sekundäre Enuresis bezeichnet wird. Die primäre Enuresis bestand schon immer oder mit einer kürzeren Trockenphase als 6 Monate.
Der Begriff Dysfunctional Elimination Syndrome (DES), welcher die kombinierte Störung von Blasen- und Darmentleerung beschreibt, hat sich in den letzten Jahren weit verbreitet, sollte aber gemäß der ICCS nun nicht mehr verwendet werden, da er eine spezifische Störung suggeriert. Die ICCS schlägt den Überbegriff „Bladder Bowel Dysfunction“ (BBD) vor, der die Kombination einer Funktionsstörung von Blasen und Darm objektiver beschreiben soll.

Komorbiditäten

Die Detektion und Behandlung von relevanten Komorbiditäten haben eine ganz besondere und für die Behandlung der Einnässproblematik erfolgsentscheidende Bedeutung (Tab. 1). Hierzu zählt allem voran die Obstipation, die sehr häufig vorliegt (>30 % der betroffenen Kinder), der aber nicht selten zu wenig Beachtung geschenkt wird. Kinder mit Entwicklungsstörungen sind häufiger von Inkontinenz betroffen. Zugrundeliegende (z. B. ADHS, oppositionelles Verhalten, Angststörungen) oder sekundäre psychische Störungen (z. B. Depression) sind möglich und u. U. behandlungswürdig.
Tab. 1
Komorbide Störungen
Nephrologisch
• HWI
• Symptomatisch
• Asymptomatisch
• VUR
Gastroenterologisch
Obstipation
Stuhlinkontinenz/Enkorpresis (mit/ohne Obstipation)
Kinder- und jugendpsychiatrisch
• Externalisierende Störung
• Hyperkinetisches Syndrom (ADHS)
• Störung des Sozialverhaltens
• Störung des Sozialverhalten mit oppositionellem Verhalten
Internalisierende Störungen
• Angststörungen
Entwicklungsstörungen/-verzögerungen
• Motorisch
• Sprachlich
• Andere Teilleistungsstörungen
• Schulisch
• Schlafapnoesyndrom
Nach AWMF-Leitlinie (2015)
Rezidivierende Harnwegsinfektionen (HWI) können durch Blasenentleerungsstörungen verursacht werden, aber diese auch auslösen. Auf dem Boden einer hochgradigen Blasenentleerungsstörungen kann auch ein sekundärer vesikoureteraler Reflux (VUR) entstehen.

Diagnostik

Anamnese

Absolut unentbehrlich ist eine sehr sorgfältige Anamnese, bei der sowohl die Eltern als auch das Kind befragt werden. Wesentlich ist hier, dass diese nicht unter Zeitdruck erfolgt. Eine sorgfältig erhobene Anamnese erlaubt in vielen Fällen bereits eine vorläufige Diagnose. Die Verwendung standardisierter Anamnesefragebögen (s. AWMF-Leitlinie) ist sinnvoll und ratsam. Sie enthalten auch ein Screening für psychische Symptome, denen zunehmend Bedeutung beigemessen wird. Die Fragebögen sollten den Eltern bereits vor dem ersten Termin zugeschickt werden. Die Übersicht „Anamnese“ zeigt die wesentlichen Punkte, die bei der Anamnese erfragt werden sollten. Große Bedeutung hat das Erfragen der Trinkgewohnheiten, da z. B. eine verminderte Flüssigkeitszufuhr am Vormittag die Tages-Symptomatik verschleiern und zur Fehldiagnose einer alleinigen Enuresis führen kann. Besonders sei noch einmal auf die Wichtigkeit der Stuhlanamnese hingewiesen, bei der neben der Häufigkeit des Stuhlgangs auch dessen Konsistenz erfragt werden muss, denn der tägliche Stuhlgang allein schließt eine Obstipation nicht aus. Sehr hilfreich ist dabei die Anwendung der Rome IV-Kriterien und/oder des „Bristol Stool chart“ (s. Übersicht „Rome-IV Kriterien“).
Anamnese
  • Trinkverhalten und – menge (auch in der Schule)
  • Miktionsverhalten (auch in der Schule)
    • Regelmäßigkeit
    • Hinauszögern
    • Haltemanöver
    • Urgency
  • Besonderheiten bei Miktion
    • Unterbrochener Harnstrahl
    • Startverzögerung
    • Dünner Harnstrahl
  • Stuhlgang!
    • Bristol stool chart/Rome IV Kriterien
  • Art des Urinverlustes (Menge, Häufigkeit)
    • Täglich oder seltener
    • Tag oder Nacht, Tag und Nacht
    • Situativ (nur unmittelbar vor oder nach Miktion)
    • Komplette Entleerung oder nur feuchte Unterhose
  • Harnwegsinfektionen
    • Cystitis
    • Asymptomatische HWI
    • Fieberhafte HWI
  • Allgemeine Krankheitszeichen
    • Gewichtsverlust
    • Vermehrter Durst
  • Allgemeines Verhalten
    • Anzeichen für ADHS?
    • Andere psychische Auffälligkeiten?
  • Psychosoziale Konflikte (Elternhaus, Schule)
  • Vorangegangene Therapieversuche (insbesondere deren Durchführung)
Rome-IV Kriterien* der funktionellen Obstipation (nach Hyams et al. 2016)
1
Zwei oder weniger Defäkationen in die Toilette pro Woche
 
2
Mindestens eine Einkotepisode pro Woche
 
3
In der Anamnese Zurückhalten von Stuhl oder exzessive willkürliche Stuhlretention
 
4
In der Anamnese schmerzhafter oder harter Stuhlgang
 
5
Grosse Stuhlmassen im Rektum
 
6
In der Anamnese große Stuhldurchmesser, die die Toilette verstopfen können
 
* Zwei oder mehr der o. g. Kriterien bei Kindern mit einem Entwicklungsalter von mind. 4 Jahren über einen Zeitraum von mindestens einem Monat.
Vorangegangene Therapieversuche sollten im Detail erfragt werden, insbesondere um bei deren Versagen mögliche Ursachen zu eruieren (z. B. unsachgemäße Anwendung von Alarmsystemen oder inadäquate Medikation).

Körperliche Untersuchung

Die gründliche körperliche Untersuchung ist unabdingbar. Sie dient dem Ausschluss von sichtbaren Pathologien des äußeren Genitales (Phimose, Meatusstenose, Labiensynechie, etc.) sowie der Detektion von Stigmata einer okkulten spinalen Dysrhaphie (z. B. Lipom, Naevus, Grübchen, Asymmetrie der Glutealfalte, Fuß-Deformitäten).

Blasentagebuch

Ein lückenlos geführtes Blasentagebuch ist eines der wichtigsten Elemente der Diagnosestellung. Die Funktion des unteren Harntraktes wird mithilfe eines Miktions-Trink-Protokolls evaluiert. Hier soll eine detaillierte Dokumentation von Trink- und Miktionsvolumina mit den entsprechenden Uhrzeiten über 48 Stunden an zwei (nichts zwingend konsekutiven) Tagen erfolgen. Ein weiteres über 14 Tage geführtes Tagebuch dokumentiert die Häufigkeit von Inkontinenzepisoden (tags und nachts), Stuhlgewohnheiten (Häufigkeit und Konsistenz), Symptomen wie Haltemanöver oder urgency und Schlafgewohnheiten.
Ein Trocken-/Nass-Kalender, bei dem die trockenen Nächte mit Aufklebern oder Ausmalbildern dokumentiert wird, wird zu Motivations- und Dokumentationszwecken eingesetzt.

Weitere Diagnostik

Ultraschall, Urinuntersuchung und die Uroflowmetrie (idealerweise mit Elektromyographie (EMG)) sind einfach durchzuführen und liefern wertvolle Erkenntnisse. Sonografisch können u.a. eine verdickte Blasenwand und Restharn detektiert werden. Eine Dilatation der Rektumampulle >3 cm dienst als Hinweis auf eine relevante Obstipation. Im Urin-Stix können sich Hinweise auf Nierenerkrankungen oder Diabetes mellitus oder insipidus ergeben. Die Uroflowmetrie zeigt oft charakteristische Verläufe der Miktionskurve.

Blasenwanddicke

Naturgemäß variiert die Dicke der Blasenwand mit dem Füllungsvolumen und validierte Normwerte existieren nicht. Dennoch gilt eine sichtbar verdickte Blasenwand als Indikator für eine Dysfunktion des unteren Harntraktes. Eine Blasenwanddicke von unter 3 mm bei mehr als 50 % gefüllter Blase wird als normal angesehen.

Blasenkapazität

Die Hjälmas-Formel zur Errechnung der zu erwartenden alters-adäquaten Blasenkapazität (estimated bladder capacity (EBC)) ist ausgesprochen hilfreich und für die Altersgruppen 6–12 Jahre validiert:
$$ \left(\textsf{Alter}\ \left(\textsf{in}\ \textsf{Jahren}\right)+\textsf{1}\right)\times \textsf{30}=\textsf{EBC}\ \textsf{in}\ \textsf{ml} $$

Uroflowmetrie

Die Uroflowmetrie sollte nach Präferenz des Kindes entweder im Sitzen oder Stehen und unter Verwendung eines kindgerechten Setups erfolgen. Wichtig ist eine adäquate Blasenfüllung (>50 % der EBC). Der relevanteste quantitative Wert ist die maximale Flussrate, wobei Ausschläge mit einer Dauer <2 Sekunden als Artefakte gewertet werden.
Die Form des Kurvenverlaufes ist bei der Eingrenzung der Störung sehr hilfreich, wobei die unterschiedlichen Flusskurven nicht immer klar voneinander abgrenzbar sind und ineinander übergehen können.
Fünf Kurven-Typen werden unterschieden:
1.
Glockenförmig (Abb. 1)
Glockenförmiger Uroflow, Normalbefund
 
2.
Turmförmig (Abb. 2)
Ein sehr steiler Anstieg der Kurve kann durch eine starke, plötzliche Detrusorkontraktion wie z. B. bei überaktiver Blase verursacht sein, wird aber nicht zwingend als pathologisch interpretiert und wird bei Mädchen häufiger beobachtet.
 
3.
Stakkato (Abb. 3)
Das Vorliegen steiler „Peaks“ und sägezahnartiger Fluktuation lässt eine unkoordinierte Relaxation des Beckenbodens vermuten, welches sich durch die EMG-Kurve bestätigen lässt.
 
4.
Unterbrochen (Abb. 4)
Der unterbrochene Harnfluss kann durch eine sehr ausgeprägte Dyskoordination des Beckenbodens (Abb. 4a) oder aber durch eine unzureichende Detrusorkontraktion bedingt sein, was zur Miktion unter Verwendung der Bauchpresse führen kann. (Abb. 4b)
 
5.
Plateau (Abb. 5)
Die abgeflachte und lang gezogene Kurve entsteht durch eine infravesikale Obstruktion (z. B. Meatusstenose oder Harnröhrenstriktur)
 

Restharn im Kindesalter

Vor Ermittlung des Restharns muss ausgeschlossen werden, dass die Blase über- oder unterfüllt ist (>115 % oder <50 % der EBC). Die Messung sollte innerhalb von max. 5 Minuten nach Miktion erfolgen. Als pathologisch anzusehen sind im 4.–6. Lebensjahr Restharnmengen >30 ml bei einmaliger und >20 ml bei zweimaliger Miktion und im 7.–12. Lebensjahr Restharnmengen >20 ml bei einmaliger und >10 ml bei zweimaliger Miktion.

Interpretation der Funktionsdiagnostik

Die Durchführung und Interpretation der Funktionsdiagnostik im Kindesalter ist oft eine Herausforderung. Insbesondere Harnfluss- und Restharnmessungen sollten immer mindestens 2x durchgeführt werden, um Artefakte auszuschließen. Die Normwerte sind altersabhängig (s.o.) und werden je nach Altersgruppe gelegentlich unterschiedlich gewertet.

Urodynamik

Die Urodynamik ist eine invasive diagnostische Maßnahme, die bei nicht-neurogenen Blasenstörungen bis auf wenige Ausnahmen (s.u.) nur eine untergeordnete Rolle spielt, da die Ergebnisse bei Kindern ohne neurologische Grunderkrankung in der Regel weder das therapeutische Vorgehen noch den Behandlungserfolg beeinflussen.

Allgemeine Therapie

First-line Therapie
Bei allen Formen der nicht-neurogenen Blasenfunktionsstörung ist die Urotherapie der erste therapeutische Schritt. Sie ist in die nationalen und internationalen Leitlinien als Grundlage jedweder weiteren Therapie aufgenommen. Die strukturierte Urotherapie beinhaltet eingehende und altersgerechte Erklärung der Blasenfunktion, Beratung bezüglich Trink- und Miktionsgewohnheiten wie Trinken und Miktion nach der Uhr (jeweils 6–7x/d, Trinkmenge je nach Alter 150–200 ml), Darmregulation (Stuhlweichmacher), Haltung bei Miktion, Dokumentation und nicht zuletzt Unterstützung und Ermutigung des Kindes und der Familie (siehe Übersicht). Der Einsatz von Handyalarmen oder programmierbarer Vibrationsuhren verbessert die Adhärenz in Bezug auf die Miktion nach der Uhr deutlich. Auch das Führen eines Blasentagebuches oder eines Trocken-/Nass-Kalenders kann schon einen therapeutischen Effekt haben. Die Erfolgsrate der Urotherapie allein erreicht bis zu 50 % (gegenüber 15 % Erfolg des natürlichen Verlaufs.). Ohne vorherigen konservativen Therapieversuch sollte keine medikamentöse Therapie eingeleitet werden.
Urotherapie
1.
Information und Entmystifizierung
 
2.
Instruktion
  • Regelmäßige Miktion
  • Haltung, etc.
 
3.
Life-Style Beratung
  • Regelmäßige, ausreichende Trinkmenge
  • Obstipation vermeiden/behandeln
 
4.
Dokumentation
  • Trocken/Nass-Kalender
  • Frequency-voiding-chart
 
5.
Unterstützung und Ermutigung
 

Formen der kindlichen Inkontinenz und deren Therapie

Die kindliche Inkontinenz ist selten nur einer einzigen der unten genannten Formen zuzuordnen. Häufig lassen sich evt. fortbestehende Symptome nach Durchführung der Urotherapie besser abgrenzen.

OAB (überaktive Blase)

Das Syndrom der überaktiven Blase ist eine rein klinische Diagnose und durch urgency mit oder ohne Urinverlust gekennzeichnet. Häufig werden Haltemanöver beobachtet wie Fersenhocken, Kreuzen der Beine, Kneifen in die Glans etc. m.E. Hierbei wird instinktiv durch Stimulation von Ästen des N. pudendus der Sympathicus aktiviert, was zu einer Detrusordämpfung führt. Da die Häufigkeit der Miktion von der Flüssigkeitszufuhr abhängt, die von den betroffenen Kindern manchmal bewusst eingeschränkt wird, kann eine OAB u. U. sogar bei fehlender gesteigerter Miktionsfrequenz vorliegen. Die Ursache der OAB ist unklar und vermutlich multifaktoriell. Die Störung kann zentral oder peripher lokalisiert sein. Am wahrscheinlichsten ist eine Reifungsverzögerung motorischer oder sensorischer Funktionen, die zu einer Persistenz der frühkindlichen Detrusorüberaktivität führt. Auch eine sekundäre OAB ist möglich, da häufig auch eine Obstipation nachzuweisen ist.
Therapeutisch stellt auch bei der OAB die Urotherapie den ersten Schritt dar, die in einzelnen Studien hohe Erfolgsraten erzielt. Sollte der therapeutische Effekt jedoch nicht ausreichend sein, ist die medikamentöse Therapie angezeigt.
In Deutschland sind im Kindesalter Oxybutynin, Propiverin und (ab dem 12. Lebensjahr) Trospiumchlorid zugelassen. Allen gemein sind teilweise erhebliche Nebenwirkungen (v. a. Obstipation, Mundtrockenheit, Konzentrations- und Sehstörungen), die in etwa 10 % zum Therapieabbruch führen. Die mögliche Nebenwirkung der Obstipation kann dem therapeutischen Effekt entgegenwirken. Jüngere Studien zeigen eine geringere Nebenwirkungsrate bei der Verwendung von Propiverin.
Die Verwendung von Tolterodin und superselektiven Anticholinergika (Solifenacin, Darifenacin, Fesoterodin) kann nur off-label erfolgen, zeigt aber allein oder in Kombination in einzelnen Studien gute Ergebnisse bei akzeptablem Nebenwirkungsprofil.

Miktionsaufschub

Das gelegentliche Hinauszögern der Miktion findet sich bei vielen Kindern, z. B. während des Spielens, beim Fernsehen oder am Computer/Handy/Tablet. Verschmutze Schultoiletten führen nicht selten dazu, dass Kinder während der gesamten Dauer der Schulzeit die Toilette meiden. Typisch sind Haltemanöver und urgency, mit oder ohne Urinverlust, wenn die Blasenkapazität erreicht ist.
In extremen Fällen kann es jedoch zu einer pathologisch verringerten Miktionsfrequenz (<3/d) und dem Auftreten von Restharn kommen. In diesen schwereren Fällen ist auch auf psychologischen Auffälligkeiten zu achten. Eine Überlappung mit BDD (früher Dysfunctional Elimination Syndrome (DES) genannt) ist möglich (s.u.), bei dem zugleich eine teils erhebliche Obstipation vorliegen kann. Nicht selten kommt es auch zum Auftreten von Harnwegsinfektionen, die in der Regel afebril sind. Stringente Miktion nach der Uhr und ggfs. Stuhlregulation sind die ersten therapeutische Schritte. Bei Restharn kann double-voiding (2malige Miktion mit kurzem Zeitabstand) erforderlich sein.
Folge eines ausgeprägten Miktionsaufschubes kann eine unteraktive Blase sein: Die Detrusorkontration hält nicht ausreichend lange anhält, sodass die Miktion fraktioniert und unter Einsatz der Bauchpresse erfolgt.

Dysfunktionelle Miktion (Detrusor Sphinkter Dyskoordination) und Bladder Bowel Dysfunction (BBD)(früher Dysfunctional Elimination Syndrome (DES))

Dysfunktionelle Miktion und BBD sind schwer voneinander abzugrenzen. Die neurologisch gesunden Kinder sind nicht in der Lage, den externen Sphinkter und Beckenboden im Rahmen der Miktion vollständig zu relaxieren (gelegentlich liegt sogar eine Überaktion vor), was zu der pathognomonischen und verzögert einsetzenden Stottermiktion führt. Zur korrekten Diagnosestellung ist ein (wiederholtes) Flow-EMG mit anschließender Restharnmessung erforderlich. Die klinischen Symptome sind vielfältig. Typisch ist ein buntes Bild von rezidivierenden Harnwegsinfektionen, Miktionsverzögerung und intermittierender Pollakisurie, Urinverlust und Obstipation. Als Folge der langfristigen Miktionsverzögerung kann eine abnorm große Blasenkapaziät entstehen. In schweren Fällen ist eine psychologische Evaluation angezeigt. Einzelne Autoren berichten über das vermehrte Auftreten von BBD nach sexuellem Missbrauch.
Die schwerste Form des BBD ist die sog. nicht-neurogene neurogene Blase (früher „Hinman-Allen Syndrom“), bei der eine Blasendekompensation vorliegt, die mit z. T. erheblichen Schäden des oberen Harntraktes einhergeht.
Das Hinman Syndrom ist eine der wenigen Indikationen, bei neurologisch gesunden Kindern eine urodynamische Untersuchung durchzuführen und eine gründliche neurologische Evaluation zum Ausschluss einer okkulten spinalen Dysrhaphie ist ratsam.
Therapeutisch ist (neben der obligaten klassischen Urotherapie und konsequenter Behandlung der nahezu immer vorliegenden Obstipation) bei Störungen der Relaxation des Sphinkters/Beckenboden das Biofeedbacktraining indiziert, bei dem die Kinder die Relaxation mithilfe von Visualisierung erlernen. Die Therapie ist langwierig und erfordert eine hohe Compliance von Kind und Eltern. Bei hohem Restharn kann double-voiding erforderlich sein.
Bei Vorliegen eines Hinman-Syndroms wird die Behandlung analog der bei neurogener Blase durchgeführt. Hierzu gehören die pharmakologische Behandlung (Anticholinergika, ggfs. Alpha-Blocker) und u. U. die Durchführung des intermittierenden Einmalkatheterismus.

Giggle-Inkontinenz

Die seltene Giggle-Inkontinenz findet sich typischerweise bei Mädchen im Teenager-Alter und hat eine klassische Anamnese von oft vollständiger unwillkürlicher Entleerung der Blase beim Lachen. Andere Symptome liegen selten vor und die Urodynamik ist fast immer unauffällig. Die Behandlung ist ausgesprochen schwierig. Einzelne Studien berichten über gute Erfolge mit anticholinerger Therapie, andere über die Verwendung von Methylphenidat (Ritalin®). Die Giggle-Inkontinenz ist fast immer selbst-limitierend.

Vaginaler Influx (postmiktionelles Nachträufeln)

Der vaginale Influx ist ein harmloses Phänomen bei präadoleszenten Mädchen, das in der Regel schon im Rahmen der Anamnese diagnostiziert werden kann. Typischerweise kommt es nur kurz nach der Miktion zum Abgang von geringen Urinmengen. Weitere Diagnostik ist nicht erforderlich, da die „Behandlung“ die Diagnose bestätigt. Allerdings muss eine Labiensynechie durch eine Inspektion des äußeren Genitales ausgeschlossen werden. Das weite Spreizen der Beine bei Miktion und das kurze Vornüberbeugen danach (Zehen anfassen) lösen das Problem in den meisten Fällen unmittelbar.

Extraordinary daytime urinary frequency (EDOUF)

Dieses vermutlich eher seltene Phänomen betrifft in den meisten Fällen Mädchen im Kindergarten- oder frühen Schulalter. Es besteht ein sehr häufiger, imperativer Harndrang, manchmal alle 20–30 Minuten, allerdings ohne Harnverlust. Der Nachtschlaf ist hingegen ungestört und es besteht keine Enuresis. Meistens ist der Zeitpunkt des Einsetzens der Symptomatik gut erinnerlich und wird mit einem markanten Ereignis in Zusammenhang gebracht, ohne dass dieses ursächlich sein muss. Die urologische Basisdiagnostik ist, ebenso wie die oft aufgrund der eindrucksvollen Symptomatik dann durchgeführte weiterführende Diagnostik, in der Regel ohne pathologischen Befund. Nicht selten liegen auch Tic-Störungen vor. Anticholinergika sind in der Regel sine effectu. Das Phänomen ist in den meisten Fällen innerhalb weniger Monate selbstlimitierend.

Enuresis

Häufig wird eine diskrete Tagessymptomatik von den Eltern nicht als solche erkannt, weshalb zur Abgrenzung der MEN von der NMEN explizit nach anderen Auffälligkeiten gefragt werden muss (siehe Textbox „komorbide Störungen“). Dennoch kann auch bei sorgfältigster Anamnese eine MEN nicht immer exakt von einer NMEN abgegrenzt werden. Die Häufigkeit der nassen Nächte ist vor allem prognostisch relevant. Auch die Menge der nächtlichen Urinausscheidung und somit des Einnässens (feuchte Hose oder tropfnasses Bett) ist eine wichtige Information, die bei einem gut geführten Blasentagebuch zur Verfügung steht.

MEN

Das alleinige Einnässen in der Nacht ohne jegliche Tagessymptomatik oder weitere Störung wird aufgrund seiner Häufigkeit und letztendlich harmlosen Natur nicht selten trivialisiert. Der Leidensdruck, den die Problematik bei Kind und Eltern auslöst, ist jedoch erheblich und die MEN sollte daher mit der gleichen Ernsthaftigkeit evaluiert und behandelt werden wie kompliziertere Formen der Inkontinenz.
Die „Stellgrößen“ der Enuresis sind die Menge der nächtlichen Diurese, die Blasenkapazität und die Aufwachschwelle. Eine nächtliche Polyurie kann durch eine insuffiziente nächtliche ADH- Ausschüttung bedingt sein, allerdings ist diese nicht bei allen Patienten gegeben. Der Nachweis ist diagnostisch aufwendig und hat letztlich selten eine therapeutische Konsequenz.
Initial wird immer eine konsequente Urotherapie durchgeführt, die in manchen Fällen schon zu einer deutlichen Besserung oder sogar dem Sistieren der Beschwerden führt.
Zur weiteren Therapie der MEN finden im Wesentlichen zwei sehr unterschiedliche Ansätze Anwendung.
Die Alarmtherapie soll dazu führen, dass die Weckschwelle des Kindes erniedrigt wird. Somit wird aus der Enuresis zu Beginn eine Nykturie. Die Therapie führt im weiteren Verlauf zu einer Zunahme der funktionellen Blasenkapazität. Die Alarm-Therapie ist aufwendig und belastend. Der laute Klingelton weckt oft zwar nicht das Kind, aber den Rest der Familie, die dann konsequent das Kind aufwecken muss. Die Therapie dauert in der Regel 2–3 Monate und eine Wiederholung wegen erneuten Einnässens ist nicht selten erforderlich. Die wiederholte Therapie führt aber dann in der Regel in 2/3 der Fälle zu dauerhaftem Erfolg. Die Alarm-Therapie wird von der aktuellen AWMF-Leitlinie als first-line Therapie bei Enuresis empfohlen.
Desmopressin, ein synthetisches ADH-Präparat, drosselt die nächtliche Urinausscheidung und scheint auch die Aufwachschwelle zu beeinflussen. Der Effekt tritt sofort ein, der Ansatz ist aber nicht kurativ. Desmopressin kann über Jahre verabreicht werden, sollte aber gelegentlich pausiert werden, um die weitere Notwendigkeit zu überprüfen. Das Therapieende soll dann nicht abrupt, sondern ausschleichend erfolgen.
Alternativ zur Dauerbehandlung kann Desmopressin für „wichtige Nächte“ als Bedarfsmedikation gegeben werden.
Grundsätzlich gilt, dass der Effekt von Desmopressin schneller und der der Alarmtherapie nachhaltiger zum Erfolg führt.
Anticholinergika gehören nicht zur first-line Therapie der Enuresis, obwohl in einigen Studien ein positiver Effekt nachgewiesen wurde. Sie ist Patienten vorbehalten, bei denen die Basistherapie nicht zum Erfolg führt.

NMEN

Der Begriff NMEN beschreibt das zeitgleiche Vorhandensein einer Enuresis und einer auch am Tage symptomatischen Dysfunktion des unteren Harntraktes, allerdings hier ohne Urinverlust. Zusätzlich zu den allgemeinen o. g. Faktoren und denen, die zu einer MEN führen (s.o.), trägt bei der NMEN eine reduzierte Inhibition des Miktionsreflexes zur Symptomatik bei.
Die Evaluation und konsequente Urotherapie erfolgt in identischer Weise wie bei den anderen Formen der Inkontinenz. Nochmals sei auf die Wichtigkeit konsequenter Behandlung einer Obstipation hingewiesen. Die Dysfunktion des unteren Harntraktes und zugrunde liegende Störungen werden therapiert, bevor eine Behandlung der Enuresis erfolgt. Gelegentlich limitiert die Behandlung der Tagessymptomatik die Enuresis ohne eine weitere spezifische Therapie derselben.
Ist die Tagessymptomatik erfolgreich behandelt, besteht die Enuresis aber weiter, so erfolgt die Therapie dann analog zu der bei MEN.

Zusammenfassung

  • Korrekte Nomenklatur sollte verwendet werden
  • Strukturierte, ausführliche Anamnese
  • Erfassung von Komorbiditäten ist essenziell
  • Obstipation erkennen und behandeln
  • Gut geführte Miktionstagebücher sind Grundlage der weiteren Diagnostik
  • Sorgfältige körperliche Untersuchung
  • Ultraschall und Restharnprüfung
  • Funktionsdiagnostik (falls erforderlich) kindgerecht durchführen
  • Urotherapie ist first line Therapie bei allen Formen der kindlichen Inkontinenz und Enuresis
  • Danach angepasste Therapie der unterschiedlichen Formen der kindlichen Inkontinenz und Enuresis
Literatur
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