Sinus urogenitalis, Anomalien des weiblichen Genitales und gynäkologische Probleme in Kindesalter und Pubertät
Die Persistenz des Sinus urogenitalis mit unvollständiger Trennung von Urethra und Scheide tritt bei ätiologisch komplett unterschiedlichen Anomalien auf. Entsteht der Sinus durch Androgeneinfluss wie bei Varianten der Geschlechtsentwicklung, so entwickelt sich die weibliche Urethra normal und erreicht die Klitoris, ohne dass die Sphinkterfunktion beeinträchtigt ist. Kommt der persistierende Sinus im Rahmen einer nicht erfolgten Trennung von Rektum, Scheide und Harntrakt in der frühen Embryonalperiode zustande, so bestimmen neben der Kloakenpersistenz vor allem die neurogenen Komorbiditäten Verlauf und Outcome. Die isolierte Form der Sinuspersistenz ohne Zeichen einer Maskulinisierung und ohne anorektale Anomalie resultierend aus einer fehlenden Reabsorption des distalen Sinus ist sehr selten.
Fehlbildungen des weiblichen Genitales sind meist durch Inspektion im Kindesalter erkennbar, bleiben aber in ihrer funktionellen Bedeutung klinisch oft inapparent. Mit Ausbleiben der Menarche bzw. im Rahmen der Abklärung eines unerfüllten Kinderwunsches wird die Diagnose gestellt. Selten kommt es durch Ausbildung einer Hämatometra zu einer akuten Abdominalsymptomatik. Ein vergleichsweise häufiges gynäkologisches Problem in der Kindheit stellen entzündliche Veränderungen wie die Vulvovaginitis dar und müssen bei dysurischen Beschwerden zur Harnwegsinfektion differenzialdiagnostisch abgegrenzt werden. Vulvovaginitiden im Kindesalter sind meist unspezifisch und können mit einfachen Hygienemaßnahmen sowie der Therapie evtl. zugrundeliegender Darm- und Blasenentleerungsstörung erfolgreich behandelt werden