Skip to main content
Die Urologie
Info
Publiziert am: 25.01.2022

Ureterabgangsstenose des Erwachsenen

Verfasst von: Michael Mitterberger, Maximilian Kriegmair und Günter Janetschek
Die Ureterabgangsstenose ist eine angeborene oder erworbene Fehlbildung mit Obstruktion im Bereich des pyeloureteralen Übergangs. Es werden intrinsische von extrinsischen oder kombinierten Engen unterschieden. Das operative Standardverfahren ist die Nierenbeckenplastik nach Anderson-Hynes. Dabei hat die (robotisch assistierte) Laparoskopie die Schnittoperation weitgehend verdrängt.

Definition

Die Ureterabgangsstenose ist eine angeborene oder erworbene Fehlbildung mit Obstruktion im Bereich des pyeloureteralen Übergangs direkt unterhalb des Nierenbeckens. Als Synonyme werden Nierenbeckenabgangsenge oder Ureteropelvic Junction (UPJ) Obstruction verwendet. Die angeborene Ureterabgangsstenose kann maturieren, wohingegen die erworbene Ureterabgangsstenose in jedem Lebensalter neuauftreten und rasch dekompensieren kann. Die angeborene Ureterabgangsstenose wird in einem eigenen Kapitel abgehandelt.

Epidemiologie

Die Inzidenz der kongenitalen Ureterabgangsstenose liegt bei etwa 2–8/10.000 Neugeborenen und ist mit 80 % die häufigste Ursache einer Nierenbeckenektasie in der pädiatrischen Altersgruppe. Beim Erwachsenen ist die Häufigkeit der Ureterabgangsstenose weniger gut definiert. Es finden sich entsprechend der untersuchten Population und der Definition stark variierende Inzidenzraten. Grund hierfür ist unter anderem die Tatsache, dass es sich um eine heterogene Gruppe aus Patienten mit angeborener oder aber erworbener und erst im Verlauf klinisch manifester Ureterabgangsstenosen handelt. Die Ureterabgangsstenose tritt häufiger links (60:40) und in 10–40 % beidseits auf. Männer sind häufiger betroffen als Frauen (2:1). Obwohl die Ureterabgangsstenose beim Erwachsenen seltener zu finden ist, stellt sie keine urologische Rarität dar.

Ätiologie

Es werden intrinsische von extrinsischen oder kombinierten Engen, sowie primäre (angeborene) von sekundären (erworbene) unterschieden.
Die intrinsische Ureterabgangsstenose ist in der Regel angeboren und findet sich entsprechend bei Neugeborenen und Kindern, wobei diese häufig stabil ist und sich im weiteren Verlauf maturieren kann. Ursachen für eine intrinsische Harnleiterenge sind anatomische und funktionelle Störungen, die meist auf eine unzureichende Retubularisierung des Harnleitersegmentes in der 10. bis 12. SSW zurückzuführen ist. Als Auslöser vermutet man eine mangelnde Innervation und ein Ungleichgewicht von Wachstumsfaktoren. Dies führt zu einem fehlerhaften Aufbau der glatten Muskulatur, welche die Peristaltik des entsprechenden Segments stört. In der Tat findet sich in den betroffenen Abschnitten häufig eine hypertrophierte oder aber kaum vorhandene Tunica muscularis. Weitere seltene intrinsische Ursachen sind Ureterklappen oder Ureterpolypen.
Bei extrinsischer Ureterabgangsstenose werden als Hauptursache den Harnleiterverlauf kreuzende Gefäße (30–70 %) beschrieben. Hierbei gibt es eine Vielzahl von Variationen: ventral und dorsal kreuzende Unterpolarterien und -venen sowie lumbale oder gonadale Gefäße. Bei 70 % bis zu 92 % der Fälle finden sich die Gefäße dabei anterior zum pyeloureteralen Übergang liegend. Meist handelt es sich dabei um arterielle oder aber arteriell und venöse Gefäße. Der posteriore Lagetyp findet sich deutlich seltener. Zu beachten ist, dass aber auch Venen ohne arterielle Gefäßbegleitung zu einer Obstruktion führen können. Darüber hinaus kommen retroperitoneale Entzündungen, posttraumatische Folgezustände oder Tumoren als extrinsische Ursachen in Frage. Die extrinsische Ureterabgangsstenose findet sich entsprechend im Erwachsenenalter. Des Weiteren kann ein hochgradiger Reflux mit konsekutivem Kinking des Harnleiters eine sekundäre Ureterabgangsstenose bewirken. Auch Kombinationen aus extrinsischer und intrinsischer Ureterabgangsstenose sind möglich. So finden sich in bis zu 50 % der durch kreuzende Gefäße bedingten extrinsischen Ureterabgangsstenose auch eine intrinsische Störung.

Pathophysiologie

Die Ureterabgangsstenose führt als Abflussbehinderung zu einer chronischen Drucksteigerung im Nierenbeckenkelchsystem. Konsekutiv kommt es zu einer Dilatation und durch Hypertrophie glatter Muskelzellen zu einer Erhöhung des intratubulären Drucks. Die Druckbelastung des Nierenbeckenkelchsystems führt zum Absinken des renalen Blutflusses und der glomerulären Filtrationsrate. Auf diesem Weg kann die Nierenbeckenabgangsenge zu einer funktionslosen Sackniere führen. Ein wichtiger renaler Kompensationsmechanismus ist die Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron Systems. Dadurch wird der renale Blutfluss gesteigert um die glomeruläre Filtrationsrate aufrechtzuerhalten. Bei persistierender Ureterabgangsstenose resultiert dies jedoch in einem Circulus vitiosus. Folge sind weitere Umbauvorgänge und der schnelle Funktionsverlust der Niere. Bei hohen Reninspiegeln kann es außerdem zu einer systemischen Hypertonie kommen. Der Teufelskreis kann durch ACE-Hemmer und Sartane teilweise durchbrochen werden, denen ein nephroprotektiver Effekt bei Ureterabgangsstenosen zugesprochen wird.

Klinik

Die Diagnose einer Ureterabgangsstenose kann unter Umständen bereits intrauterin gestellt werden. Im Säuglingsalter äußert sie sich häufig durch unspezifische klinische Symptome wie Gedeihstörung und Inappetenz. Gelegentlich fällt ein tastbarer abdomineller Tumor auf. Bei mehr als 60 % der Kinder findet sich die Ureterabgangsstenose als sonografischer Zufallsbefund ohne klinische Beschwerden.
Bei älteren Kindern und Erwachsenen können sich als erste Symptome einer Harnleiterabgangsstenose rezidivierende Oberbauch- oder Rückenbeschwerden, kolikartige Flankenschmerzen, Hämaturie oder Pyelonephriditen bis hin zur Urosepsis zeigen. Die Schmerzen korrelieren dabei häufig mit Zeiten vermehrter Flüssigkeitsaufnahme. Akut auftretende Schmerzen bei Erwachsenen weisen daraufhin, dass die Genese kurz zurückliegt und die Stenose neu entstanden ist. Bei lang bestehenden Ureterabgangsstenosen kann in seltenen Fällen ein sekundärer Bluthochdruck mit hohen Plasmareninspiegeln diagnostiziert werden. Jede symptomatische Ureterabgangsstenose bedarf hierbei einer operativen Korrektur. Zeigt sich im Verlauf eine Funktionsminderung der betroffenen Niere auf <40 % ist ebenso eine Operation indiziert.

Diagnostik

Die Diagnostik einer Ureterabgangsstenose stützt sich primär auf die Befunde der Sonografie und der Urografie. Wie bekannt erlaubt die normale B-Bild-Sonografie keine Differenzierung zwischen physiologischer Ektasie und signifikanter Obstruktion. Für die Evaluierung der Stauungsgrade empfiehlt sich die 4-Grad-Einteilung nach der „Society for Fetal Urology“ (SFU). Mittels der farbkodierten Duplexsonografie kann ein kreuzendes Gefäß als extrinsische Ursache gezeigt und der Resistive-Index (RI) >0,70 als Kriterium für eine Obstruktion verwendet werden. In der Urografie zeigt sich eine seitenverzögerte Kontrastmittelausscheidung in ein dilatiertes Nierenbeckenkelchsystem mit einem hohen, stenosierten Harnleiterabgang. (Abb. 1)
Ebenso kann in der Computertomografie neben der Anatomie und Perfusion der Nieren der seitengetrennte Abfluss aus dem Nierenbeckenkelchsystem während der Ausscheidungsphase beurteilt werden. Hier lassen sich mögliche Ursachen wie kreuzende Gefäßvarianten, komprimierende Raumforderungen oder Entzündungen besser beurteilen. Falls ein primär zu Harnleitersteinabklärung initiiertes Low-Dose CT keinen Steinbefund ergibt, kann die anschließende Durchführung eines Uro-CTs mit Kontrastmittelgabe und anschließender Rekonstruktion diskutiert werden, um eine Harnleiterenge – beispielsweise im pyelouretralem Übergang -differenzialdiagnostisch abzuklären. Das Uro-MRT kommt vor allem bei Kindern oder bei Kontraindikationen gegen Kontrastmittelgabe zum Einsatz. (Abb. 2 und 3)
Das Standardverfahren zur Evaluierung der funktionellen Bedeutung der Ureterabgangsstenose ist die MAG-3 Nierenszintigraphie mit anschließender forcierter Diurese mit Furosemid. Die Gabe des Diuretikums erfolgt nach dynamischer Nierenszintigraphie zum Zeitpunkt der maximalen Ausscheidung des Radionuklids in das Nierenbeckenkelchssystem. Voraussetzung ist eine leere Blase, weshalb oft ein Harnröhrenkatheter nötig ist. Eine Abnahme von weniger als 50 % der maximalen Aktivität im Nierenbeckenkelchsystem innerhalb der ersten 20 min nach Furosemidgabe, ist beweisend für eine signifikante Obstruktion.
Bei unklaren Befunden kann als invasive Diagnostik eine retrograde Pyelografie zur Darstellung des oberen Harntrakts durchgeführt werden. Wir führen hierbei eine Schienung des Harnleiters nur bei Symptomatik durch, da vorplatzierte Harnleiterschienen zu einem kollabierten Nierenbecken führen sowie zu einer entzündlichen Verdickung der Schleimhaut führen kann, was letztlich die Präparation des Nierenbeckens erschwert. Aus diesen Gründen ist eine eine antegrade Sondierung und Harnleiterschienung während der Nierenbeckenplastik zu empfehlen.
Die Nierenbeckendruckmessung mittels Whitaker-Test ist heute aufgrund der Invasivität allgemein als obsolet angesehen. Beim Whitaker-Test erfolgt eine Infusion über eine perkutane Nephrostomie mit 10 ml/min und Messung des Drucks im Nierenbecken und Harnblase bei liegendem Katheter. Eine Druckdifferenz über 20 cm Wassersäule wird als pathologisch postuliert.
Präoperatives Labor
Präoperativ empfiehlt sich ein Standardlabor mit Blutbild, Nierenfunktionsparametern, Elektrolyten und Gerinnungsstatus (BB, CRP, NFP, Elyte, Gerinnung). Des Weiteren soll präoperativ ein Harnstatus abgenommen werden und es empfiehlt sich die Anlage einer Harnkultur.

Differenzialdiagnosen

Bei den klinischen Symptomen der Ureterabgangsstenose muss differenzialdiagnostisch an eine Nephrolithiasis, ein Urothelkarzinom, eine Pyelonephritis oder an skelettomuskuläre Pathologien wie dem Lumbago oder einer Nervenwurzelkompression gedacht werden. Bildmorphologisch kommen außerdem die Megakalikosis, ein Megaureter oder der vesikorenale Reflux als Differenzialdiagnosen in Betracht.

Therapie

Operative Korrektur

Die kontinuitätstrennende Nierenbeckenplastik nach Anderson-Hynes ist das Standardverfahren in der Therapie der Ureterabgangsstenose. Dabei wird die Harnleiterenge reseziert, der Harnleiter lateral spatuliert und das Nierenbecken getrimmt. Anschließend erfolgt eine Anastomose zwischen Nierenbecken und Harnleiter. Falls prä- oder intraoperativ ein kreuzendes Gefäß als Ursache der Harnleiterenge diagnostiziert wurde, muss die Anastomose von den kreuzenden Gefäßen disloziert werden. Wichtig dabei ist die Überlegung, ob eine Gefäßtranspositionierung nach ventral oder dorsal eine Verbesserung bringt und es ist darauf zu achten, dass das Gefäß kranial der Anastomose zu liegen kommt.
Der Eingriff kann offen (lumbal, subkostal) oder laparoskopisch (transperitoneal, retroperitoneal, robotisch assistiert) durchgeführt werden.
Klassisch offen durchgeführt, ist diese Operation mit einer Erfolgsrate von 90–98 % verbunden, woran sich neu eingeführte Techniken messen lassen müssen. Allerdings ist die konventionelle Operation mit Zugang zur Niere über die Flanke mit einer gewissen postoperativen Morbidität und mit 5–10 Tagen stationärer Aufenthalt sowie mit einer nachteiligen Kosmetik behaftet. Aufgrund des Zugangsweges werden im Rahmen der offenen Operation zwar dorsal kreuzende Gefäße wahrgenommen, wohingegen die Existenz ventral kreuzender Gefäße häufig nicht realisiert wird. Die guten Erfolgsraten der Anderson-Hynes Technik beruhen letztlich auf der Beseitigung einer intrinsischen Stenose, auf der Gefäßverlagerung und auf der Nierenbeckenreduktion.
Schüssler und Kollegen beschrieben erstmalig 1993 die laparoskopische Pyeloplastik nach Anderson-Hynes. In Händen erfahrener Operateure zeigt die konventionell laparoskopische Pyeloplastik hervorragende funktionelle Ergebnisse bei gleichzeitig geringer Morbidität. Die häufigsten Komplikationen hierbei sind Urinome und Blutungen bei Gesamtkomplikationsraten von 11 %. Aufgrund der intrakorporalen Nähte ist die laparoskopische Pyeloplastik jedoch technisch anspruchsvoll und bleibt aus diesem Grund ausgewählten medizinischen Zentren mit entsprechender Erfahrung vorbehalten. (Abb. 4 und 5)
Seit der Erstbeschreibung im Jahr 2002 kam es durch die zunehmende Verbreitung von Robotersystemen in der Urologie zur Veröffentlichung großer Serien der robotisch assistierten laparoskopischen Pyeloplastik. Robotersysteme reduzieren die Einschränkungen der konventionellen Laparoskopie durch eine dreidimensionale vergrößerte Ansicht, eine volle Beweglichkeit der Instrumente und die Beseitigung jeglichen Tremors. Die Anwendung des Robotersystems ermöglicht es dem laparoskopischen Anfänger dieses Verfahren einfacher zu reproduzieren und es ergibt sich daraus eine steilere Lernkurve. Vor allem der rekonstruktive Part mit dem vielfach einfacheren und präziseren Nähen zeichnet das Robotersystem aus. Damit einhergehend ergibt sich eine Verkürzung der Operationszeit. Hinsichtlich der Erfolgs- und Komplikationsraten ergeben sich keine Unterschiede. Die robotisch assistierte laparoskopische Pyeloplastik ist auf dem Weg, der neue Standard der Nierenbeckenplastik zu werden (Abb. 6 und 7).
Die so genannte „Redo“ Nierenbeckenplastik ist aufgrund von Fibrose und Adhäsionen naturgemäß technisch anspruchsvoller und zeitaufwendiger, doch auch beim laparoskopischen Rezidiveingriff ist die Erfolgsrate hoch.
Die retroperitoneoskopische Technik ermöglicht einen direkten und schnelleren Zugang zum Nierenbecken. Allerdings stellen die ungewohnte anatomische Orientierung und die Beschränkung bei der Trokarplatzierung bekannte Probleme dar.
Bei asthenischen Patienten ist es möglich den Ureterabgang auf der linken Seite direkt transmesokolisch aufzusuchen. Diese spezielle Technik bietet alle Vorteile des transperitonealen Zugangs, verkürzt die OP Dauer aber wesentlich, da der Kolonrahmen nicht mobilisiert werden muss.

Alternative Nierenbeckenplastiktechniken

Kontinuitätserhaltende Nierenbeckenplastiktechniken benötigen keine vollständige Durchtrennung von Nierenbecken oder Harnleiter und erscheinen somit technisch einfacher. Weiter stellt die Anderson-Hynes Technik in vielen Fällen der sekundären Ureterabgangsstenose eine Übertherapie dar, da keine intrinsische Stenose vorliegt. Die einfachste Möglichkeit bei vorliegenden kreuzenden Gefäßen eine intrinsische Stenose auszuschließen ist die Fenger Plastik. Hierbei erfolgt ein Längsschnitt im Bereich der Nierenbeckenenge, gefolgt von einem transversalen Verschluss. Die Blutversorgung des proximalen Harnleiters aus dem Nierenbecken bleibt dabei vollständig erhalten. Die ideale Indikation für eine Fenger-Plastik ist eine durch kreuzende Gefäße kurze Ureterabgangsstenose mit oder ohne zusätzlicher intrinsischer Stenose und einem mäßig erweiterten Nierenbecken. Das kreuzende Gefäß muß nach kranial verlagert werden. In dieser Position wird es entweder durch einen Peritonealflap oder durch Naht nach Hellström am Nierenbecken fixiert.
Die klassische YV-Nierenbeckenplastik wird bei Patienten mit hoher ureteraler Insertion angewandt und führt zu keiner Reduktion des erweiterten Nierenbeckenkelchsystems. Kontraindikationen sind lange UPJ Stenosen und kreuzende Gefäße, welcher einer Transposition bedürfen, wobei diese Technik heute kaum noch Anwendung findet.
Die kontinuitätserhaltende Nierenbeckenplastik nach Culp-Deweerd stellt eine Option bei langstreckiger Striktur und großem ektatischen Nierenbecken dar. Mittels eines Flaps aus dem Nierenbecken kann diese langstreckige Striktur bis zum normallumigen Harnleiter überbrückt werden.

Nephrektomie

Bei einer Ureterabgangsstenose mit schlechter Nierenfunktion (<15 %) ist eine Nephrektomie (offen, besser laparoskopisch) der Pyeloplastik vorzuziehen, da der komplette Funktionsverlust der Niere auch durch Operation nicht aufzuhalten ist.

Endoskopische Verfahren

Vor drei Jahrzehnten stellten die endoskopischen Verfahren die einzige Alternative zur offenen Operation bei der Ureterabgangsstenose dar. Heutzutage haben sie nur mehr einen geringen Stellenwert und das vorwiegend bei Rezidivstenosen. Die Ureterorenoskopie wird hauptsächlich zur Endopyelotomie verwendet, da sie einen retrograden, direkten Zugang zur Ureterabgangsstenose ermöglicht. Die antegrade Pyelotomie über eine perkutane Nephrostomie ist deutlich invasiver und nur dann indiziert, wenn der perkutane Zugangsweg bereits aus anderen Gründen (z. B. Lithotripsie) vorhanden ist. Die Inzision erfolgt meist dorsolateral, da in diesem Bereich das Vorkommen kreuzender Gefäße als am geringsten beschrieben ist. Für die Endopyelotomie stehen das kalten Messer, Laserfaser oder spezielle Geräte zur Verfügung.
Die Endopyelotomie hat Erfolgsraten von 54 bis 85 %. Die Rezidivraten sind besonders hoch, wenn kreuzende Gefäße oder ein deutlich dilatiertes Pyelon vorliegen. Die einzige Indikation für eine Endopyelotomie stellt heute die narbige Rezidivstriktur nach fehlgeschlagener Nierenbeckenplastik dar.

Postoperative Nachsorge

Die Harnleiterschienen sollten 3 Wochen postoperativ entfernt werden. Die weiteren Nachkontrollen erfolgen sonografisch, wobei es nur selten zur vollständigen Rückbildung der Ektasie kommt. Eine Nierenszintigraphie mit Furosemid sollte frühestens 3 Monate postoperativ erfolgen. Bei stationären sonografischen Befunden und asymptomatischem Verlauf sollte eine weitere, regelmäßige sonografische Nachsorge über mehrere Jahre erfolgen, da auch Spätrezidive auftreten können.

Zusammenfassung

  • Kreuzende Gefäße sind die häufigste Ursache der Ureterabgangsstenose des Erwachsenen.
  • Standardverfahren der Therapie der Ureterabgangsstenose: kontinuitätstrennende Nierenbeckenplastik nach Anderson-Hynes.
  • Die robotisch assistierte laparoskopische Pyeloplastik ist auf dem Weg, der neue Standard der Nierenbeckenplastik zu werden und die Schnittoperation zu verdrängen.
Weiterführende Literatur
Autorino R, Eden C, El-Ghoneimi A, Guazzoni G, Buffi N, Peters CA, Stein RJ, Gettman M (2013) Robot-assisted and laparoscopic repair of ureteropelvic junction obstruction: a systematic review and meta-analysis. Eur Urol. 2014 Feb; Epub 2013 Jul 4 65(2):430–452. https://​doi.​org/​10.​1016/​j.​eururo.​2013.​06.​053CrossRefPubMed
Canes D, Berger A, Gettman MT et al (2008) Minimally invasive approaches to ureteropelvic junction obstruction. Urol Clin North Am 35:25CrossRef
Grasso M, Caruso RP, Phillips CK (2001) UPJ obstruction in the adult population: are crossing vessels significant? Rev Urol 3(1):42–51PubMedPubMedCentral
Khan F, Ahmed K, Lee N, Challacombe B, Khan MS, Dasgupta P (2014) Management of ureteropelvic junction obstruction in adults. Nat Rev Urol 11(11):629–638. https://​doi.​org/​10.​1038/​nrurol.​2014.​240. Epub 2014 Oct 7. PMID: 25287785 ReviewCrossRefPubMed
Krajewski W, Wojciechowska J, Dembowski J, Zdrojowy R, Szydełko T (2017) Hydronephrosis in the course of ureteropelvic junction obstruction: an underestimated problem? Current opinions on the pathogenesis, diagnosis and treatment. Adv Clin Exp Med 26(5):857–864. https://​doi.​org/​10.​17219/​acem/​59509CrossRefPubMed
Link RE, Bhayani SB, Kavoussi LR (2006) A prospective comparison of robotic and laparoscopic pyeloplasty. Ann Surg 243:486CrossRef
Mitterberger M, Pinggera GM, Neururer R et al (2008) Comparison of contrast-enhanced color Doppler imaging (CDI), computed tomography (CT), and magnetic resonance imaging (MRI) for the detection of crossing vessels in patients with ureteropelvic junction obstruction (UPJO). Eur Urol 53(6):1254–1260CrossRef
Strother MC, Mucksavage P (2016) Minimally invasive techniques for the management of adult UPJ obstruction. Curr Urol Rep 17(5):39. https://​doi.​org/​10.​1007/​s11934-016-0593-3. PMID: 26968419 ReviewCrossRefPubMed