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Enzyklopädie der Schlafmedizin
Info
Publiziert am: 17.01.2020

Automatisches Verhalten

Verfasst von: Helga Peter
Als automatisches Verhalten bezeichnet man das Ausführen von gewohnten und gut eingeübten Handlungen im Zustand extremer Schläfrigkeit, ohne dass die Ausführenden selbst dies bewusst wahrnehmen oder sich später daran erinnern.

Synonyme

Verhaltensautomatismen

Englischer Begriff

automatic behavior

Definition

Als automatisches Verhalten bezeichnet man das Ausführen von gewohnten und gut eingeübten Handlungen im Zustand extremer Schläfrigkeit, ohne dass die Ausführenden selbst dies bewusst wahrnehmen oder sich später daran erinnern.

Grundlagen

Automatisches Verhalten ist besonders häufig bei unbehandelten Patienten mit „Narkolepsie“ anzutreffen, aber auch bei allen Patienten mit einer anderen schlafmedizinischen Erkrankung, die mit exzessiver „Tagesschläfrigkeit“ einhergeht. Betroffen sind alle Arten von vertrauten, teilweise lebenslang geübten Tätigkeiten, die mittels motorischer Routinen ablaufen, insbesondere Sprechen, Schreiben, Fortbewegung, Autofahren, Haushaltstätigkeiten und auch berufliche Tätigkeiten. Da die Vorkommnisse nicht als Ausdruck einer gesundheitlichen Störung erfahren werden, sind sie in der Regel den Betroffenen peinlich und werden möglichst verschwiegen. Betroffene können unter Umständen durch automatisches Verhalten in prekäre oder sie selbst und andere gefährdende Situationen kommen, und nicht selten entstehen ernsthafte Probleme am Arbeitsplatz oder im sozialen Umfeld. Nachfolgend einige Beispiele für automatisches Verhalten aus Schilderungen von Patienten mit Narkolepsie oder schwerer Obstruktiver Schlafapnoe vor Diagnosestellung und Behandlung:
  • Sagt Dinge, die nicht zum Thema gehören.
  • Redet unzusammenhängende Satzfetzen.
  • Redet mit Leuten, erinnert aber nicht, was er gesagt hat.
  • Antwortet auf Fragen, die nicht gestellt wurden.
  • Kommt beim Schreiben über dreisilbige Worte nicht hinaus, dann wird das Schriftbild zunächst unleserlich, dann zum Strich.
  • Füllt Formulare unsinnig aus.
  • Malt beim Ausfüllen des Lottoscheines irgendwann nur noch Kringel.
  • Unterschreibt mit ihrem Mädchennamen.
  • Bemerkt erst im Nachhinein, dass er eine verkehrsreiche Kreuzung zu Fuß überquert hat.
  • Ist mehrfach gegen Litfasssäulen und Bäume am Rande des Bürgersteigs gelaufen.
  • Marschiert als Soldat bei einer Geländeübung geradeaus in einen Fluss, anstatt wie seine Kameraden der Straßenbiegung am Flussufer zu folgen.
  • Bemerkt erst auf einem Autobahnrastplatz in der Lüneburger Heide, dass er von Süden kommend sein Ziel Hannover längst passiert hat.
  • Hat Sachen im Einkaufswagen, die sie nicht bewusst hineingelegt hat.
  • Hat Hackfleisch zusammen mit Johannisbeeren gekocht.
  • Versalzt in dem Zustand regelmäßig das Essen.
  • Streicht eine Wand samt der gesamten Glasfläche eines darin liegenden Fensters.
  • Ließ häufig die Sägemaschine über das markierte Schnittende im Werkstück weit hinausschneiden.
  • Schreibt unsinnige Buchstaben am PC.
  • Hat sich an einer hydraulischen Präzisionspresse, in die er Werkstücke hineinlegt und die nur durch einen von ihm selbst zu bedienenden Sicherheitsschalter gestartet wird, multipel die Finger abgequetscht bis zur Amputation und Erwerbsunfähigkeit wegen Verstümmelung und Unbrauchbarkeit beider Hände.
  • Kassiert als Friseurin, kann sich aber nicht mehr an die Tatsache erinnern, dass sie der Kundin zuvor die Haare geschnitten hat.
  • Legt als Büglerin in dem Zustand regelmäßig die Wäsche falsch zusammen.
Siehe auch „Tagesschläfrigkeit und Unfälle bei Obstruktiver Schlafapnoe“; „Einschlafen am Steuer“; „Einschlafen am Arbeitsplatz“.