Erkrankungen der inneren Organe verursachen häufig Durchschlafstörungen, beispielsweise aufgrund von
Husten, Luftnot, Präkordialschmerz, Wasserlassen,
Schmerzen oder Juckreiz. Dazu gehören insbesondere die Erkrankungen des Atmungsorgans, des Herz-Kreislauf-Systems, des Gastrointestinalsystems, des Urogenitalsystems und
Allergien. Das schließt nicht aus, dass im Einzelfall auch
Tagesschläfrigkeit die vorherrschende Beschwerde sein kann, was insbesondere der Fall ist bei den rheumatischen Erkrankungen und bei hormonellen Veränderungen, beispielsweise bei „Hypothyreose“. Bei Infektionskrankheiten ist Tagesschläfrigkeit die vorherrschende schlafbezogene Beschwerde. In Tab.
4 werden infrage kommende Diagnosen aufgeführt, zu jeder davon geben Einzelessays weiterführende Informationen.
Tab. 4
Erkrankungen bei anderen (als neurologischen) körperlichen Erkrankungen, die
symptomatische Schlafstörungen verursachen können. Diagnosen mit schlafbezogener Hauptbeschwerde
| „Allergische Erkrankungen“ „Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung“ „Restriktive Lungenerkrankungen“ „Respiratorische Insuffizienz“ „Herzinsuffizienz und Schlafbezogene Atmungsstörungen“ „Koronare Herzkrankheit“ „Nierenerkrankungen“ „Hämatoonkologische Erkrankungen“ „Krebserkrankungen“ „Gastroösophagealer Reflux“ „Fibromyalgie“ |
Tagesschläfrigkeit | „Infektionskrankheiten ohne Befall des Zentralnervensystems“ |
Insomnie oder Tagesschläfrigkeit | „Schilddrüsenerkrankungen“ „Rheumatische Erkrankungen“ |
Beiträge zur Übersicht und zur Ergänzung: | „Atmung“ „Atmung beim Schlaf in großer Höhe“ „Schlafbezogene Hypoventilationssyndrome“ „Langzeitregistrierung von Lungengeräuschen“ „Gastrointestinalsystem“ „Salivation und Schlucken“ „Herz-Kreislauf-System“ „Herzrhythmusstörungen“ „Urogenitalsystem“ „Enuresis und Harninkontinenz“ „Diabetes mellitus“ „Schwangerschaftsbezogene Schlafstörung“ „Hypophyse und Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse“ „Endokrinium“ „Wachstumshormon“ |
Bei
Asthma bronchiale sind nächtlicher
Husten und Aufwachen mit Luftnot verbreitet, und vor allem bei Kindern kann die schlafstörende Symptomatik die erste klinische Manifestation einer Asthmaerkrankung sein, insbesondere, wenn eine Allergie gegen Bettfedern oder Hausstaubmilben vorliegt. Häufig undiagnostiziert bleiben nächtliche Luftnotanfälle infolge der Aspiration von Sekret aus Nasen- und Stirnnebenhöhlen, das sich im Nachtschlaf entleert und aspiriert wird, sogenanntes postnasal drip syndrome („Langzeitregistrierung von Lungengeräuschen“).
Zu berücksichtigen ist, dass einige der genannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenerkrankungen häufig assoziiert auftreten mit
schlafmedizinischen Erkrankungen aus den vier Gruppen der
Schlafbezogenen Atmungsstörungen; sei es, dass sie zum Auftreten von
Schlafbezogenen Atmungsstörungen prädisponieren oder dass sie eine Folgeschädigung bei bereits länger bestehenden Schlafbezogenen Atmungsstörungen sind. Daher ist im Einzelfall sicherzustellen, dass die Symptomatik der
Insomnie und
Tagesschläfrigkeit nicht Ausdruck einer zugrunde liegenden Schlafbezogenen Atmungsstörung ist (siehe Abschn. „
Schlafmedizinische Erkrankungen“). Restriktive Lungenerkrankungen infolge interstitieller Prozesse gehen in erster Linie mit
Hypoxämie einher. Bei kompensatorisch gesteigertem Atemantrieb herrscht bezüglich der arteriellen Kohlendioxidspannung Hypokapnie oder Normokapnie vor. Die Schlafqualität ist schlecht, vermehrte Aufwachreaktionen, vermehrte Leichtschlafanteile und reduzierte Tiefschlafanteile sind die Folge. Unter Sauerstoffgabe kann sich die Schlafqualität bessern. Anders verhält es sich bei Patienten, bei denen die Ursache der Restriktion eher mechanischer Art ist, wie bei Kyphoskoliose, beziehungsweise auf einer Schwächung der Leistung der Atempumpe beruht wie bei neuromuskulären Erkrankungen oder bei Restriktion infolge
COPD gekoppelt mit
Adipositas. Bei den Patienten entwickelt sich in einem hohen Prozentsatz ein Schlafbezogenes Hypoventilationssyndrom mit Hypoxämie und Hyperkapnie. Die Hyperkapnie ist zunächst nur im
REM-Schlaf nachzuweisen wegen der dort zuerst auftretenden Hypoventilation. Im Verlauf der Erkrankung erfasst sie auch die anderen Schlafstadien und schließlich besteht auch im Wachzustand eine chronisch-ventilatorische Insuffizienz (CVI) mit Hyperkapnie. Daraus ergibt sich, dass eine nächtliche Sauerstofflangzeitbehandlung bei den Patienten mit restriktiver Lungenerkrankung und Hyperkapnie infolge schlafinduzierter Hypoventilation ohne gleichzeitige
nichtinvasive Beatmung nicht sinnvoll ist oder sogar lebensbedrohlich verlaufen kann. Bei den Patienten ist die nasale Ventilationsbehandlung das Mittel der Wahl („Therapie der Schlafbezogenen Atmungsstörungen“; „Nichtinvasive
Beatmung bei zentralen Schlafbezogenen Atmungsstörungen und bei der chronischen respiratorischen Insuffizienz“).
Bezüglich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben Patienten mit
arterieller Hypertonie und fehlender Nachtabsenkung, dem sogenannten Non-Dipping, ein erhöhtes Risiko für Atherosklerose und deren Folgen. Unter den
Schilddrüsenerkrankungen ist die
Hyperthyreose mit
Insomnie und die
Hypothyreose mit
Tagesschläfrigkeit vergesellschaftet. Bei den Betroffenen mit
Fibromyalgiesyndrom ist der Schlaf vermindert an ungestörten Tiefschlafphasen, und tagsüber steht oft ein Gefühl der Müdigkeit und Erschöpftheit (Fatigue) im Vordergrund der Beschwerden. Physiotherapie, Bewegung und Entspannung können Linderung verschaffen.