Synonyme
FFI und andere transmissible spongiforme Enzephalopathien
Englischer Begriff
fatal familial insomnia and prion diseases; familial thalamic degeneration of the anterior and dorsomedial thalamic nuclei
Definition
Die FFI und andere
Prionenerkrankungen, die beim Menschen und teilweise beim Tier vorkommen, werden durch ein pathologisch übertragbares Protein, das Prion („proteinacious infectious agent“) ausgelöst. Es führt zu Veränderungen von bestimmten Eiweißen im Gehirn. Diese Veränderungen bewirken, dass viele Nervenzellen im Gehirn absterben und dadurch charakteristische, schwammartige Bereiche entstehen, die im Mikroskop erkennbar sind. Deshalb werden diese Erkrankungen auch unter dem Begriff „übertragbare schwammartige Gehirnerkrankungen“ (Transmissible spongiforme Enzephalopathien) zusammengefasst. Alle Erkrankungen verlaufen tödlich.
Genetik
Die FFI ist eine autosomal dominant vererbte Erkrankung. Sie ist assoziiert mit einer Mutation am
Codon 178 (D178N) des Human Prion Protein Gene (PRNP) auf dem
Chromosom 20 in Verbindung mit einem Methioninpolymorphismus am Codon 129 des gleichen Gens (D178N 129M). Sporadische fatale
Insomnien weisen ebenfalls einen Methioninpolymorphismus am Codon 129 des PRNP auf beiden Allelen auf.
Epidemiologie
Die FFI wurde erstmals im Jahre 1986 beschrieben und ihre Übertragbarkeit im Jahre 1995 nachgewiesen. Seit der Erstbeschreibung wurden 21 weitere Familien bekannt. Ferner gibt es Fälle von sporadischen fatalen
Insomnien.
Pathophysiologie
Die Übertragung geschieht durch die Vererbung des mutierten Prionenprotein-Gens. Eine Infektion von Mensch zu Mensch außerhalb dieses Übertragungsweges ist bisher nicht beobachtet worden und gilt als extrem unwahrscheinlich.
Pathoanatomisch findet sich ein Neuronenverlust mit dem Nachweis einer reaktiven Gliose in den anterioren und dorsomedialen Nuklei des Thalamus sowie der inferioren Olive. In der grauen Substanz lassen sich Ablagerungen des PrPSc Typ 2 (siehe unten) nachweisen.
Symptomatik
Die Erkrankung manifestiert sich meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr.
Die Patienten bieten ein variables Spektrum klinischer Symptome: motorische Störungen vornehmlich im Sinne von Ataxie, Myoklonien und Tremor, Dysarthrie und Dysphagie. Früh sind Verhaltensauffälligkeiten und kognitive Defizite mit weiterer Progression zur
Demenz (siehe „Demenzen“) vorhanden. In fortgeschrittenen Stadien fallen die Erkrankten intermittierend in einen traumartigen Zustand mit
Halluzinationen, und sie agieren Handlungen aus, die diesen Halluzinationen entsprechen. Neben endokrinen imponieren autonome Störungen im Sinne eines erhöhten Sympathikotonus, wie sie für die Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus charakteristisch sind. Es besteht eine rasch zunehmende
Insomnie mit zunächst schweren Einschlafstörungen bis hin zur
völligen Schlafunfähigkeit. Es werden nur noch kurz die Schlafstadien N1 und REM erreicht. Die Erkrankung verläuft über Monate, selten Jahre bis zum apallischen Syndrom. Sie endet immer tödlich, entweder durch die Krankheitssymptomatik oder zusätzliche Infekte.
Diagnostik
Bei rasch progredienten Verläufen mit Tod in 4–7 Monaten findet sich in der
Polysomnographie eine massive Abnahme der Total Sleep Time (TST) auf durchschnittlich eine Stunde Schlaf. Dabei werden vornehmlich kurze REM-Schlafphasen registriert, die meist einen erhaltenen Muskeltonus und „REM-Schlaf-Verhaltensstörung“ zeigen. Im finalen Stadium tritt eine zunehmende Abflachung des
EEG auf, es können einzelne Spikes eingestreut sein.
Mittels Positronenemissionstomographie (PET) kann ein Hypometabolismus im Thalamus nachgewiesen werden. Die Zirkadiane Rhythmik der Körpertemperatur („Chronobiologie“) und der Hormonsekretion („Endokrinium“) gehen zunehmend verloren.
Zusammenfassung, Bewertung
Die fatale familiäre
Insomnie ist besonders durch die zunehmenden Einschlafstörungen und schließlich völlige Schlaflosigkeit gekennzeichnet, wobei kurze REM-Phasen am längsten erhalten bleiben. Humane
Prionenerkrankungen können nicht geheilt werden. Sie verlaufen progredient und enden stets letal.