Landecker Inventar zur Erfassung von Schlafstörungen
Beim Landecker Inventar zur Erfassung von Schlafstörungen handelt es sich um einen faktorenanalytisch entwickelten Fragebogen zur differentialdiagnostischen Erfassung von Schlafstörungen. Das LISST basiert auf der International Classification of Sleep Disorders (ICSD).
Beim Landecker Inventar zur Erfassung von Schlafstörungen (Weeß et al. 2002) handelt es sich um einen faktorenanalytisch entwickelten Fragebogen zur differentialdiagnostischen Erfassung von Schlafstörungen. Das LISST basiert auf der International Classification of Sleep Disorders (ICSD).
Siehe auch „Fragebögen zur Insomnie“.
Messverfahren
Es werden „Schlafbezogene Atmungsstörungen“, „Insomnien“, „Narkolepsie“, „Restless-Legs-Syndrom“ und Zirkadiane Rhythmusschlafstörungen (siehe „Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen“) unterschieden und schweregradbezogene Aussagen zu den jeweiligen Schlafstörungen getroffen. Auf Itemebene werden „Parasomnien“ wie „Pavor nocturnus“, „Schlafwandeln“, „Albträume“ und andere erfasst. Zwei weitere Skalen erfassen die subjektive Schlafqualität der Patienten und das subjektive Leistungsvermögen am Tage.
Zur unterstützenden Abgrenzung von primären versus sekundären Schlafstörungen beinhaltet das LISST Items zu körperlichen Erkrankungen, Medikamenteneinnahme und zum Konsum von Alkohol und anderen Drogen.
Auswerteverfahren, Bewertung
Das Inventar ist zeitökonomisch einsetzbar. Es ist relativ schnell in 5–15 Minuten vom Patienten zu bearbeiten. Die Auswertung erfolgt über eine computergestützte Software, die ein nummerisches wie auch graphisches Ergebnis liefert.
Aufgrund seiner Standardisierung bezüglich Durchführung und Auswertung kann das LISST als objektiv betrachtet werden. Das Verfahren wurde faktoren- und clusteranalytisch entwickelt. Alle Diagnosegruppen unterscheiden sich varianzanalytisch in den jeweiligen Skalen hoch signifikant (p = ,000). Die mittels Cronbach Alpha ermittelten Reliabilitäten liegen zwischen 0,70 und 0,88. Sowohl die interne wie auch die externe Validität stellten sich in verschiedenen Studien positiv dar. Diskriminanzanalysen geben einen hohen Grad der Übereinstimmung zwischen Diagnosestellung im Schlafzentrum und dem LISST wieder (Abb. 1). Patienten mit der polysomnographisch begründeten Diagnose „Schlafbezogene Atmungsstörung“ wurden anhand des LISST zu 96,7 % der Fälle richtig klassifiziert. Patienten mit Narkolepsie wurden zu 92,9 %, Patienten mit Restless-Legs-Syndrom zu 90,9 % und Patienten mit insomnischen Störungen zu 80,4 % vom LISST richtig erkannt. Für Patienten mit der polysomnographisch begründeten Diagnose „Ausschluss Schlafstörung“ wurde lediglich ein Grad der Übereinstimmung von 66,6 % ermittelt. Bei der Interpretation des geringen Grades der Übereinstimmung in der Kategorie „Ausschluss Schlafstörung“ ist zu berücksichtigen, dass der Untersucher anhand klinischer Daten ebenfalls nicht sicher eine Schlafstörung ausschließen konnte und deswegen eine polysomnographische Untersuchung im Schlaflabor empfahl.
Abb. 1
Diskriminanzanalyse: Grad der Übereinstimmung zwischen LISST und polysomnographisch begründeten Diagnosen
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Die Ergebnisdarstellung erlaubt dem Diagnostiker, den Patienten sowohl mit Schlafgesunden als auch mit den jeweiligen Gruppen von Schlafstörungen individuell zu vergleichen. Anhand von Prozenträngen lassen sich Wahrscheinlichkeiten für das Vorliegen einer oder auch mehrerer Schlafstörungen erkennen. Außerdem sind auch Aussagen zum Schweregrad der jeweiligen Schlafstörung möglich.
Apparative Umsetzung
Eine computergestützte Version des LISST mit automatischer Analyse und graphischer Darstellung der Ergebnisse liegt vom Swets Testverlag vor.
Indikationen
Das LISST eignet sich als diagnostisches Instrumentarium und ist aufgrund seiner Standardisierung bei wissenschaftlichen Fragestellungen einsetzbar. Aufgrund der computergestützten Realisierung des LISST mit automatischer Analyse und Ergebnisdarstellung bietet es auch im ambulanten Bereich, insbesondere bei schlafmedizinisch weniger versierten Ärzten und Therapeuten, wichtige Hilfestellungen bei schlafmedizinischen Fragestellungen.
Grenzen der Methode
Trotz der guten Diskriminanzwerte ist das LISST als alleiniges diagnostisches Instrumentarium nicht geeignet und kann weder die Anamnese noch weiterführende diagnostische Maßnahmen ersetzen. Bei alleiniger Anwendung birgt es in hohem Maße die Gefahr falsch-positiver Entscheidungen. Bei Patienten mit depressiven Erkrankungen und sekundärer Insomnie ergibt das LISST keine Hinweise auf das Vorliegen einer depressiven Störung. In diesem Falle kann der ergänzende Einsatz entsprechender standardisierter Verfahren indiziert sein.
Literatur
Weeß HG, Schürmann T, Binder R, Steinberg R (2002) In: Schulz H (Hrsg) Kompendium Schlafmedizin für Ausbildung, Klinik und Praxis. Landsberg am Lech: ecomed