Hinsichtlich der Therapie wird zunächst geklärt, ob die Behandlung einer möglichen Grunderkrankung auch die zentralen
Schlafbezogenen Atmungsstörungen hinreichend bessert (zum Beispiel die antiobstruktive Behandlung bei chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung oder die Gewichtsabnahme bei extremer
Adipositas) oder ob mögliche Ursachen der zentralen Atmungsstörung beseitigt werden können (Aufenthalt in großer Höhe,
Herzinsuffizienz, Heroinabusus etc.). Ist dies nicht der Fall oder sind die Maßnahmen nicht schnell genug ausreichend wirksam, kommt bei symptomatischen oder gefährdeten Patienten die
mechanische Ventilation zum Einsatz.
Durchführung der Behandlung bei Hypoventilationssyndromen
Zunächst erfolgt eine intensive Aufklärung des Patienten über Wirkungsweise und Handhabung der
nichtinvasiven Beatmung. Anschließend wird eine geeignete
Maske ausgewählt, initial üblicherweise eine Nasenmaske. Nach der Wahl des Beatmungsgeräts und Einstellung des Modus wird die Ventilation im Wachzustand begonnen. Empfehlenswert ist der Beginn der Behandlung mit einem druckgesteuerten Beatmungsgerät vom Bi-Level-Typ im assistierten Beatmungsmodus, was meist schon eine suffiziente Therapie ermöglicht. Die Maske wird mit Haltebändern fixiert und anfangs mit einem geringen Behandlungsdruck von inspiratorisch ca. 8 cmH
2O und exspiratorisch 3 cmH
2O therapiert. Dann wird der Inspirationsdruck langsam bis auf ca. 12 cmH
2O gesteigert. Die Adaptation muss von einem erfahrenen Therapeuten vorgenommen werden, der mit dem Patienten ständig kommuniziert und die Therapie an die Wünsche des Patienten anpassen kann. Initial ist oft viel Geduld und Erfahrung erforderlich, um die Ängste der Patienten vor der Maskenbeatmung zu überwinden und auch einen optimalen, leckfreien Sitz der Beatmungsmaske zu erreichen.
Viele Patienten mit Kyphoskoliose oder neuromuskulären Erkrankungen empfinden die kontrollierte
Beatmung als sehr erholsam und angenehm. Im Verlauf wird daher eine gering über der Eigenfrequenz liegende Atemfrequenz am Respirator eingestellt, sodass die Patienten de facto kontrolliert beatmet sind.
Bei guter Akzeptanz der Therapie im Wachzustand erfolgt dann die Feinanpassung im Schlaflabor mit dem Ziel, die Hypoventilationen in allen Schlafstadien, also auch im
REM-Schlaf, zu vermeiden und die
Sauerstoffsättigung bei Raumluftatmung immer über 90 % zu halten. Falls im Schlaf noch zentrale Hypoventilationen auftreten, wird der inspiratorische Druck erhöht, da die Vergrößerung der Differenz zwischen in- und exspiratorischem Druck zur Ventilationssteigerung führt. In manchen Kliniken wird die
Beatmung schon am Tag so eingestellt, dass eine deutliche Abnahme des paCO
2 eintritt. Dieses Vorgehen basiert auf der Überlegung, dass bei einer Hyperventilation am Tag keine relevante Hypoventilation in der Nacht unter der gleichen Beatmungseinstellung mehr auftreten sollte. Es wird jedoch zur Sicherheit der Patienten in jedem Fall eine Messung der
Atmung im Schlaf unter Beatmung empfohlen, da nur so deren Effektivität beurteilt werden kann und eventuelle Probleme wie Maskenleckagen erfasst werden. Zusätzlich kann eine transkutane oder blutige Messung des
Kohlendioxidpartialdrucks in der Nacht die Effektivität der Beatmung überprüfen.
Bei zusätzlichem Vorliegen von
Obstruktionen der oberen Atemwege, was oft bei Patienten mit ausgeprägtem Übergewicht oder übergewichtigen Patienten mit
COPD beziehungsweise mit
Muskelerkrankungen der Fall ist, wird exspiratorisch ein positiver Druck appliziert, wobei die inspiratorische versus exspiratorische Druckdifferenz beibehalten wird. Die mechanische
Beatmung ist eine symptomatische Behandlung, die möglichst in jeder Nacht durchgeführt werden sollte. Insbesondere im Rahmen von neuromuskulären Erkrankungen kann auch eine intermittierende Beatmung am Tage erforderlich sein. Wird die Therapie bei Patienten unterbrochen, die sich unter ausschließlich nachts durchgeführter ambulanter Beatmung in einem stabilen Zustand befinden, dauert es in der Regel mehrere Tage und Nächte, bis sich die Atmungsfunktion tagsüber wieder relevant verschlechtert. In aller Regel treten schon in der ersten Nacht nach Therapieunterbrechung im
REM-Schlaf wieder Hypoventilationen auf.
Das Ziel der
nichtinvasiven Beatmung, die Hypoventilationen komplett zu beseitigen, wird in der Regel in 2–3 Therapienächten erreicht. Bereits in dieser Zeit wird sich bei guter Beatmungseinstellung eine deutliche Absenkung der Hyperkapnie auch am Tage einstellen, was als Erfolgskriterium auch gefordert werden muss. Selbst bei initial schwer hyperkapnischen Patienten sollte sich der pCO
2 am Tag auf Werte um 50 mmHg absenken, anderenfalls ist von einer nicht suffizienten Therapie auszugehen. Die Frage, ob das pCO
2 normalisiert werden sollte oder ob Werte bis leicht über 50 mmHg sinnvoll sind, kann derzeit nicht beantwortet werden. Im Rahmen der verbesserten Ventilation während der Nacht und der Absenkung des pCO
2 wird sich auch der
Sauerstoffpartialdruck verbessern. Ist die Hyperkapnie weitgehend beseitigt, muss geprüft werden, ob eine relevante
Hypoxie fortbesteht und dann zusätzlich eine
Sauerstofflangzeittherapie eingeleitet werden muss. Während der ersten Tage der
Beatmung benötigen die Patienten eine besonders intensive und fachlich hochqualifizierte Betreuung. Die Beatmung muss individuell angepasst und trainiert werden, und es muss deren Effektivität während des Schlafs und durch Blutgasmessungen auch am Tag engmaschig kontrolliert werden. Der Patient muss für die erforderliche Dauertherapie umfangreich informiert und aufgeklärt werden, und das Zubehör für die ambulante Behandlung muss bereitgestellt werden.
Die unter Maskenbeatmung verbesserte Sauerstoffversorgung, die Beseitigung oder Reduktion der Hyperkapnie und die Steigerung der Atemmuskelfunktion verbessern die körperliche Leistungsfähigkeit und die Mobilität. Die Rechtsherzinsuffizienz und das
Cor pulmonale als typische Spätschäden werden verhindert. Somit ergeben sich neben der Reduktion der Mortalität auch eine Senkung der Morbidität, der Hospitalisierungsfrequenz und eine Verbesserung der
Lebensqualität der Patienten. Dabei ist die längerfristige Effektivität der Behandlung wesentlich von der Grundkrankheit abhängig: Patienten mit Grunderkrankungen, die keine strukturellen Schäden der Lungen verursachen und nicht rasch progredient sind wie Kyphoskoliose, Post-Polio-Syndrom, ausgeprägtes Übergewicht oder langsam fortschreitende neuromuskuläre Krankheiten haben unter Maskenbeatmung eine ausgezeichnete Prognose. Zwar liegen keine kontrollierten Studien vor, aber Vergleiche mit historischen Kontrollen, die vor der Ära der
nichtinvasiven Beatmung durchgeführt wurden, zeigen die massive Verbesserung der Überlebenswahrscheinlichkeit unter Maskenbeatmung. Randomisierte, kontrollierte Studien in diesem Patientenkollektiv erscheinen daher heute ethisch nicht mehr vertretbar.
Bei rasch fortschreitenden Erkrankungen wie Duchenne-Muskeldystrophie oder manchen Formen der
Amyotrophen Lateralsklerose ist die Prognoseverbesserung durch die Grunderkrankung naturgemäß deutlich ungünstiger. Dennoch lässt sich unter
nichtinvasiver Beatmung auch bei diesen Patienten oft eine wesentliche Verbesserung der
Lebensqualität erzielen. Die
chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (
COPD) stellt die häufigste Ursache einer
chronischen respiratorischen Insuffizienz dar. Trotz O
2-Langzeittherapie ist die Prognose dieser Patienten ungünstig, insbesondere wenn nächtliche Desaturationen mit SaO
2 <90 % über mindestens 5 Minuten vorliegen. Verschiedene Studien zeigen eine Verbesserung der Blutgase, der körperlichen Belastbarkeit und der Muskelfunktion sowie eine Beseitigung nächtlicher
Hypoxämien unter Maskenbeatmung. Die Akzeptanz der Therapie bei COPD-Patienten ist jedoch noch unbefriedigend. In einer neueren multizentrischen Studie konnte erstmalig eine Reduktion der Mortalität bei COPD-Patienten mit chronischer ventilatorischer Insuffizienz unter der Anwendung einer
nichtinvasiven Beatmung nachgewiesen werden (Köhnlein et al.
2014). In dieser Studie wurde der
Kohlendioxidpartialdruck durch die nichtinvasive
Beatmung durch Anwendung relativ hoher Beatmungsdrücke substanziell reduziert, was in früheren Mortalitätsstudien, die negativ ausgingen, nicht gelungen war. Insofern sollte die nichtinvasive Beatmung bei COPD-Patienten auf eine möglichst effektive CO
2-Reduktion ausgerichtet sein. Eine weitere Studie konnte bei COPD-Patienten mit einer akuten beatmungspflichtigen Exazerbation zeigen, dass die Rehospitalisierungsrate bei den Patienten, die nach 2–4 Wochen eine persistierende Hyperkapnie haben, durch die Einleitung einer nichtinvasiven Beatmung signifikant gesenkt werden kann (Murphy et al.
2017.