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Enzyklopädie der Schlafmedizin
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Publiziert am: 10.03.2022

Nichtinvasive Beatmung bei zentralen Schlafbezogenen Atmungsstörungen und bei der chronischen respiratorischen Insuffizienz

Verfasst von: Wolfgang Galetke und Heinrich F. Becker
Die mechanische Ventilation bei Zentralen Schlafapnoesyndromen, bei Schlafbezogenen Hypoventilationssyndromen und bei der Chronischen respiratorischen Insuffizienz unterstützt mechanisch die Atmungstätigkeit des Patienten beziehungsweise sie ersetzt diese komplett durch das Beatmungsgerät. Verschiedene Formen der Mechanischen Ventilation, die von der Applikation eines kontinuierlichen positiven Drucks bei Spontanatmung bis hin zur kontrollierten Beatmung reichen, werden je nach Grundkrankheit eingesetzt. Die Therapie erfolgt nicht über den invasiven Weg mittels Tubus oder Tracheostoma, sondern nichtinvasiv über eine Nasen- oder eine Nasen-Mund-Maske. Die vor wenigen Jahrzehnten noch verbreitete Negativdruckbeatmung wurde wegen der schlechteren Wirksamkeit zugunsten der mechanischen Ventilation mit positivem Druck verlassen. Im diesem Beitrag werden unter Beschreibung der Grundlagen die verschiedenen Behandlungsprinzipien erläutert.

Definition

Die mechanische Ventilation bei Zentralen Schlafapnoesyndromen (siehe „Zentrale Schlafapnoesyndrome“), bei Schlafbezogenen Hypoventilationssyndromen (siehe „Schlafbezogene Hypoventilationssyndrome“; im Folgenden als Hypoventilationssyndrome bezeichnet) und bei der Chronischen respiratorischen Insuffizienz (siehe „Respiratorische Insuffizienz“) unterstützt mechanisch die Atmungstätigkeit des Patienten beziehungsweise sie ersetzt diese komplett durch das Beatmungsgerät. Verschiedene Formen der Mechanischen Ventilation (siehe „Mechanische Ventilation“), die von der Applikation eines kontinuierlichen positiven Drucks bei Spontanatmung bis hin zur kontrollierten Beatmung reichen, werden je nach Grundkrankheit eingesetzt. Die Therapie erfolgt nicht über den invasiven Weg mittels Tubus oder Tracheostoma, sondern nichtinvasiv über eine Nasen- oder eine Nasen-Mund-Maske. Die vor wenigen Jahrzehnten noch verbreitete Negativdruckbeatmung wurde wegen der schlechteren Wirksamkeit zugunsten der mechanischen Ventilation mit positivem Druck verlassen. Im folgenden Beitrag werden unter Beschreibung der Grundlagen die verschiedenen Behandlungsprinzipien erläutert. In separaten Essays ist die „Bi-Level-PAP-Therapie bei zentralen Schlafbezogenen Atmungsstörungen und bei der chronischen respiratorischen Insuffizienz“ und „IPPV“ dargestellt. Eine ausführliche Darstellung der CPAP-Therapie erfolgt im Beitrag „Mechanische Ventilation bei Obstruktiver Schlafapnoe“. Siehe ferner „CPAP“ und „Bi-Level-PAP“.
Ziel der nichtinvasiven Beatmung bei zentralen Schlafbezogenen Atmungsstörungen und bei der respiratorischen Insuffizienz ist die vollständige Beseitigung der Atmungsstörungen und einer eventuell vorliegenden Hyperkapnie. Wird dieses Ziel erreicht, so bessern sich die Lebensqualität und auch die Lebenserwartung der Patienten in vielen Fällen. Je nach Grunderkrankung sind die Effekte klinisch so offensichtlich, dass kontrollierte Studien nicht mehr ethisch vertretbar erscheinen.

Grundlagen

Historie

Die mechanische Beatmung über Gesichtsmasken und einen manuell betätigten Beatmungsbeutel war die erste Form der künstlichen Beatmung, die im Rahmen von Wiederbelebungsmaßnahmen eingesetzt wurde, erstmals schon um 1780. Durch den im Beatmungsbeutel erzeugten positiven Druck strömt Luft in die Lunge, um dann aufgrund der elastischen Kräfte, die in der gedehnten Lunge wirksam sind, in der Ausatmungsphase wieder passiv zu entweichen. Da die Beutelbeatmung über Stunden nicht praktikabel ist und keine Positivdruckbeatmungsgeräte zur Verfügung standen, beschränkte sich der Einsatz der mechanischen Ventilation mit positivem Druck bis um 1950 auf die Wiederbelebung.
1832 wurde das erste Negativdruckbeatmungsgerät vorgestellt. Der Patient befindet sich mit seinem Körper komplett in einer Kammer aus der lediglich der Kopf herausragt. Durch den in der Kammer erzeugten Unterdruck dehnt sich der Thorax des Patienten aus, und es strömt Luft in die Lunge, die nach Beendigung des Unterdrucks wieder passiv entweicht. Die Negativdruckbeatmung in Tankrespiratoren, auch „Eiserne Lunge“ genannt, war bis um 1950 die Standardbeatmungsform. Während der großen Polioepidemien um 1950 mussten Tausende von Patienten langfristig in Tankrespiratoren beatmet werden; dennoch verstarben viele an Atmungsversagen, vermutlich deswegen, weil es im Schlaf zu Obstruktionen der oberen Atemwege kam und die Beatmung dann nicht effektiv war. Es wurden nun Positivdruckbeatmungsgeräte entwickelt, mit denen die Patienten über einen in die Luftröhre eingelegten Tubus beziehungsweise eine Trachealkanüle über lange Zeit effektiv beatmet werden konnten. Die Positivdruckbeatmung über einen Tubus in der Luftröhre stellt bis heute das meistgenutzte Beatmungsverfahren in der Intensivmedizin dar, es erfordert jedoch die Sedierung des Patienten sowie eine intensivmedizinische Überwachung und stellt somit für Patienten mit Schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) keine Therapieoption dar.
1981 wurde erstmals der erfolgreiche Einsatz von kontinuierlichem positiven Atemwegsdruck („continuous positive airway pressure“, CPAP) über eine Nasenmaske bei Patienten mit schwerer Obstruktiver Schlafapnoe berichtet. Auf der neuen Maskentechnologie basierend wurde 1987 erstmals die maschinelle Beatmung über eine Maske bei chronischem Atmungsversagen beschrieben (Ellis et al. 1987). Sowohl CPAP als auch die mechanische Ventilation über eine Maske wurden seither technisch stark weiterentwickelt und haben sich in den verschiedenen Applikationsformen als Standardtherapie bei zentralen Schlafbezogenen Atmungsstörungen entwickelt.

Pathomechanismen

Zentrale Schlafbezogene Atmungsstörungen treten in Form der Zentralen Schlafapnoesyndrome sowie der Schlafbezogenen Hypoventilations- und Hypoxämiesyndrome auf. Die Störungen können entweder primär auftreten oder sekundär im Rahmen von Grunderkrankungen der Lunge, der Atemwege, der Lungengefäße oder der Atempumpe. Das Verständnis der Pathomechanismen stellt die Basis der optimalen Therapieplanung dar.

Hypoventilationssyndrome

Bereits beim Gesunden treten im Schlaf erhebliche Veränderungen der Atmung wie Widerstandserhöhung der oberen Atemwege sowie Abnahme von Atemantrieb, Chemosensitivität und Muskeltonus auf, die jedoch nicht zu bedrohlichen Veränderungen der Blutgase oder zu Störungen des Schlafs führen. Der Abnahme des Muskeltonus im REM-Schlaf, die alle Atemhilfsmuskeln betrifft und lediglich das Zwerchfell ausspart, kommt bei Patienten mit Hypoventilationssyndromen und chronisch hyperkapnischer respiratorischer Insuffizienz eine entscheidende Bedeutung zu, da bei diesen Patienten die Atemhilfsmuskulatur wesentlich zur Aufrechterhaltung der Ventilation beiträgt. Der Tonusverlust der Atemhilfsmuskeln führt zunächst im REM-Schlaf als Ausdruck der Hypoventilation zu mehrminütigen Phasen von Hyperkapnie und Hypoxie (Becker et al. 1999).
Auch eine Funktionsstörung der Atmungsmuskulatur sowie die Reduktion von Atemantrieb und Chemosensitivität spielen pathogenetisch eine Rolle. Im Verlauf bildet sich dann auch ein hyperkapnisches Atmungsversagen im NREM-Schlaf und im Wachzustand heraus. Durch die nichtinvasive Beatmung wird diese pathophysiologische Kette unterbrochen und die Hypoventilation mit Hypoxie und Hyperkapnie im Schlaf verhindert, was auch zur Verbesserung der Blutgassituation am Tage führt (Schönhofer et al. 2001a). Die Abb. 1 und 2 zeigen Registrierbeispiele vor beziehungsweise nach Therapie.

Zentrale Schlafapnoe

Bei der Zentralen Schlafapnoe spielt oft eine gesteigerte Reaktion auf CO2 eine pathogenetisch wichtige Rolle. Im Schlaf-Wach-Übergang liegt dann der pCO2 im erniedrigten Bereich und unterhalb der Apnoeschwelle. Auch ein Kollaps der oberen Atemwege, der zu einem reflektorischen zentralen Atemstillstand führt, wird als ein Trigger für den Pathomechanismus angenommen. Therapieziel muss es daher sein, die Obstruktion zu beseitigen oder, falls diese nicht vorliegt, intermittierend oder komplett die fehlende Atemtätigkeit maschinell zu ersetzen.

Mechanische Ventilation bei zentralen Schlafbezogenen Atmungsstörungen

Hinsichtlich der Therapie wird zunächst geklärt, ob die Behandlung einer möglichen Grunderkrankung auch die zentralen Schlafbezogenen Atmungsstörungen hinreichend bessert (zum Beispiel die antiobstruktive Behandlung bei chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung oder die Gewichtsabnahme bei extremer Adipositas) oder ob mögliche Ursachen der zentralen Atmungsstörung beseitigt werden können (Aufenthalt in großer Höhe, Herzinsuffizienz, Heroinabusus etc.). Ist dies nicht der Fall oder sind die Maßnahmen nicht schnell genug ausreichend wirksam, kommt bei symptomatischen oder gefährdeten Patienten die mechanische Ventilation zum Einsatz.

Indikation

Schlafbezogene Hypoventilationssyndrome, Schlafbezogene Hypoxämie
Allgemein ergibt sich die Behandlungsindikation aus den Symptomen und dem gesundheitlichen Risiko, das durch die Atmungsstörung verursacht wird. Bei den Patienten liegen zum einen Veränderungen der Lungenfunktion und der Blutgase vor, meist als chronische hyperkapnische respiratorische Insuffizienz im Wachzustand; daneben stellen sich oft auch erhebliche Symptome sowohl des gestörten Schlafs ein, wie nächtliches Erwachen mit Dyspnoe, Ein- und Durchschlafstörungen sowie Tagesschläfrigkeit, als auch der Rechtsherzinsuffizienz mit Belastungsdyspnoe und Ödemen. Die Lebensqualität (Schönhofer et al. 2001b; Windisch et al. 2003) und die Lebenserwartung werden durch die Schlafbezogene Atmungsstörung bestimmt und sind meist stark vermindert. Daher besteht meist die Therapieindikation sowohl aufgrund der Symptome als auch des erheblichen vitalen Risikos.
Zentrale Schlafapnoesyndrome
Die Patienten haben oft die Symptome des nicht erholsamen Schlafs. Besonders bei der Cheyne-Stokes-Atmung sind die Beschwerden allerdings von den kardialen oder neurologischen Symptomen der Grundkrankheit überlagert, sodass bei Patienten mit Cheyne-Stokes-Atmung ausschließlich anhand der Beschwerden in der Regel nicht der begründete Verdacht auf eine SBAS geäußert werden kann. Es gibt Hinweise auf eine Steigerung der Mortalität durch die Cheyne-Stokes-Atmung. Für die Zentrale Schlafapnoe liegen keine Daten zum Effekt auf die Mortalität vor. Die Behandlungsindikation ergibt sich somit bei den Symptomen des Aufwachens in der Nacht mit Luftnot oder der Tagesschläfrigkeit und bei einer deutlich vermehrten Anzahl von Atmungsstörungen, wobei ein Grenzwert von mindestens 30 zentralen Apnoen pro Stunde Schlafzeit gilt.
Siehe auch „Herzinsuffizienz und Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS)“; „Nasale Ventilation zur Behandlung der Cheyne-Stokes-Atmung bei Herzinsuffizienz“.

Kontraindikationen

Allein die Ablehnung der Behandlung durch den Patienten stellt eine Kontraindikation dar.

Formen der nichtinvasiven mechanischen Beatmung bei zentralen Schlafbezogenen Atmungsstörungen

Negativdruckbeatmung
Bei der Beatmung mit negativem Druck befindet sich der Körper des Patienten in einer Kammer, die meist zylindrisch geformt ist und aus welcher der Kopf herausragt. In der Kammer wird ein Unterdruck erzeugt, der sich auch im Thorax ausbildet. Dies führt zum Einströmen von Luft in die Lunge. Die Ausatmung erfolgt passiv aufgrund der elastischen Rückstellkräfte der Lunge.
Die Negativdruckbeatmung, zum Beispiel in Tankrespiratoren (Eiserne Lunge) oder mit einer thorakalen Kunststoffschale (Cuirasse), war bis Mitte der 1980er-Jahre die ausschließlich genutzte nichtinvasive Beatmungsform (Anwendungsbeispiele in Abb. 3). Neben den mit dieser Therapie verbundenen Unbequemlichkeiten besteht der entscheidende medizinische Nachteil jedoch in den durch den Unterdruck ausgelösten schweren Obstruktionen der oberen Atemwege im Schlaf bei vielen der Patienten (Hill et al. 1992). Um dem zu entgehen, musste dann ein Tracheostoma angelegt werden. Die Negativdruckbeatmung wird hier nicht weiter dargestellt, da sie heute nicht mehr empfohlen werden kann.
Positivdruckbeatmung
Bei der Beatmung mit positivem Druck wird von einer Turbine oder einem Balg ein Überdruck erzeugt, durch den Luft in die Lunge einströmt. Die Exspiration erfolgt passiv. Man unterscheidet prinzipiell zwei Gerätetypen: Ventilatoren mit Volumenvorgabe oder mit Druckvorgabe. Bei Volumenvorgabe ist der Atemwegsdruck variabel, sodass beispielsweise bei einer Überblähung der Lunge durch bronchiale Obstruktion das Beatmungsgerät dennoch das eingestellte Volumen appliziert und dabei einen wesentlich höheren Druck aufbaut als ohne Atemwegsobstruktion. Bei der Druckvorgabe ist das verabreichte Volumen variabel, sodass beispielsweise bei einer Lungenüberblähung vom Gerät ein konstanter Einatmungsdruck appliziert wird und somit das Atemzugvolumen absinkt. Weiterhin unterscheiden sich die Geräte durch die Art der Triggerung zur Auslösung der Inspirationsphase, die entweder bei assistierter Beatmung durch den Patienten selbst oder bei kontrollierter Beatmung durch das Beatmungsgerät erfolgt. Eine Kombination aus beiden Triggerformen bezeichnet man als assistiert-kontrolliert. Das Triggersignal kann entweder ein Druckabfall (Drucktriggerung) oder eine Zunahme des Gasflusses (Flow-Triggerung) im Beatmungsschlauch sein.
Bei der assistierten Beatmung registrieren Sensoren des Beatmungsgeräts den Beginn der Einatmung des Patienten und unterstützten seine spontanen Atemanstrengungen, indem sie mit positivem Druck Luft in die Lungen befördern. Bei dieser Beatmungsform muss der Patient noch eigene Atmungsanstrengungen aufweisen, außerdem müssen die oberen Atemwege offen sein, damit das Beatmungsgerät einen Druckabfall in den oberen Atemwegen oder eine Luftflusszunahme detektiert, die als Triggerimpuls dienen (Anwendungsbeispiele in Abb. 4). Daraus ergibt sich, dass die assistierte Beatmung bei Hypoventilationssyndromen eingesetzt werden kann, nicht jedoch bei der zentralen Schlafapnoe oder der Cheyne-Stokes-Atmung. Für die beiden letztgenannten Störungen kann die assistiert-kontrollierte Beatmung eingesetzt werden. Bei Spontanatmung wird diese vom Gerät unterstützt. Während der zentralen Apnoen beatmet das Gerät den Patienten kontrolliert mit dem eingestellten Druck, jedoch zusätzlich mit der vorgegebenen Atemfrequenz und dem gewählten Zeitverhältnis von Ein- und Ausatmung. Setzt die Atmung des Patienten wieder ein, erfolgt die Beatmung erneut assistiert.
Bei der kontrollierten Beatmung erfolgt die mechanische Ventilation ausschließlich nach den Vorgaben des Beatmungsgeräts. Die kontrollierte Beatmung wird meist sehr gut von Patienten akzeptiert, bei denen eine Überlastung der Atemmuskulatur besteht, wie beispielsweise bei Patienten mit Muskelerkrankungen oder mit Kyphoskoliose, sie kann aber auch bei allen anderen Hypoventilationssyndromen und bei Zentraler Schlafapnoe eingesetzt werden. Die meisten Ventilatoren verfügen über die Möglichkeit, von der assistierten zur kontrollierten Beatmung umzuschalten, falls die Atemfrequenz einen bestimmten Wert unterschreitet, beziehungsweise bei höherer Atemfrequenz des Patienten wieder auf assistierte Ventilation überzugehen.
Prinzipiell kann eine suffiziente Ventilation sowohl mit volumen- als auch mit druckgesteuerten Geräten erzielt werden. Einige moderne Geräte verfügen über Mischformen der Beatmung: Geräte mit einer Druckvorgabe steigern den Beatmungsdruck selbsttätig, wenn das gemessene Atemzugvolumen einen definierten Wert unterschreitet. Andererseits verfügen Geräte mit einer Volumenvorgabe über eine Druckbegrenzung, sodass der eingestellte Maximaldruck nicht überschritten wird, obwohl das vorgegebene Volumen noch nicht verabreicht wurde. Nachteil der volumengesteuerten Geräte sind die (meist unnötigen) Alarme. Die fehlende Leckkompensation ist ein häufiges Problem bei Maskenbeatmung, ein weiterer Nachteil ist gelegentlich die träge Drucktriggerung. Limitation der druckgesteuerten Geräte ist der oft geringere maximal applizierbare Druck von 30–35 cmH2O, der bei einzelnen Patienten nicht ausreicht. Bei assistierter Beatmung muss auf eine suffiziente Triggerung und Druck-Flow-Charakteristik geachtet werden, die nicht bei allen Geräten ausreichend ist. Ältere volumengesteuerte Geräte waren oft groß, schwer und laut. Die modernen nichtinvasiven Beatmungsgeräte gleichen sich allerdings immer mehr an, sodass Größe, Geräusch und Gewicht meist kein limitierendes Problem mehr darstellen.
Zugangsweg
Bei chronischem Atmungsversagen wird oft eine Nasenmaske genutzt. Es stehen heute mehrere gute industriell gefertigte Masken zur Verfügung (Abb. 5). Auch individuell angefertigte Masken sind erhältlich. Das Hauptproblem aller Nasenmasken sind Lecks unterschiedlichen Ausmaßes über den Mund, was zu Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit bis hin zur völligen Ineffektivität der Beatmung führen kann. Bei relevanten Lecks sollte die Beatmung über Gesichtsmasken erfolgen, von denen es ebenfalls industriell und individuell angefertigte Modelle gibt.

Durchführung der Behandlung bei Hypoventilationssyndromen

Zunächst erfolgt eine intensive Aufklärung des Patienten über Wirkungsweise und Handhabung der nichtinvasiven Beatmung. Anschließend wird eine geeignete Maske ausgewählt, initial üblicherweise eine Nasenmaske. Nach der Wahl des Beatmungsgeräts und Einstellung des Modus wird die Ventilation im Wachzustand begonnen. Empfehlenswert ist der Beginn der Behandlung mit einem druckgesteuerten Beatmungsgerät vom Bi-Level-Typ im assistierten Beatmungsmodus, was meist schon eine suffiziente Therapie ermöglicht. Die Maske wird mit Haltebändern fixiert und anfangs mit einem geringen Behandlungsdruck von inspiratorisch ca. 8 cmH2O und exspiratorisch 3 cmH2O therapiert. Dann wird der Inspirationsdruck langsam bis auf ca. 12 cmH2O gesteigert. Die Adaptation muss von einem erfahrenen Therapeuten vorgenommen werden, der mit dem Patienten ständig kommuniziert und die Therapie an die Wünsche des Patienten anpassen kann. Initial ist oft viel Geduld und Erfahrung erforderlich, um die Ängste der Patienten vor der Maskenbeatmung zu überwinden und auch einen optimalen, leckfreien Sitz der Beatmungsmaske zu erreichen.
Viele Patienten mit Kyphoskoliose oder neuromuskulären Erkrankungen empfinden die kontrollierte Beatmung als sehr erholsam und angenehm. Im Verlauf wird daher eine gering über der Eigenfrequenz liegende Atemfrequenz am Respirator eingestellt, sodass die Patienten de facto kontrolliert beatmet sind.
Bei guter Akzeptanz der Therapie im Wachzustand erfolgt dann die Feinanpassung im Schlaflabor mit dem Ziel, die Hypoventilationen in allen Schlafstadien, also auch im REM-Schlaf, zu vermeiden und die Sauerstoffsättigung bei Raumluftatmung immer über 90 % zu halten. Falls im Schlaf noch zentrale Hypoventilationen auftreten, wird der inspiratorische Druck erhöht, da die Vergrößerung der Differenz zwischen in- und exspiratorischem Druck zur Ventilationssteigerung führt. In manchen Kliniken wird die Beatmung schon am Tag so eingestellt, dass eine deutliche Abnahme des paCO2 eintritt. Dieses Vorgehen basiert auf der Überlegung, dass bei einer Hyperventilation am Tag keine relevante Hypoventilation in der Nacht unter der gleichen Beatmungseinstellung mehr auftreten sollte. Es wird jedoch zur Sicherheit der Patienten in jedem Fall eine Messung der Atmung im Schlaf unter Beatmung empfohlen, da nur so deren Effektivität beurteilt werden kann und eventuelle Probleme wie Maskenleckagen erfasst werden. Zusätzlich kann eine transkutane oder blutige Messung des Kohlendioxidpartialdrucks in der Nacht die Effektivität der Beatmung überprüfen.
Bei zusätzlichem Vorliegen von Obstruktionen der oberen Atemwege, was oft bei Patienten mit ausgeprägtem Übergewicht oder übergewichtigen Patienten mit COPD beziehungsweise mit Muskelerkrankungen der Fall ist, wird exspiratorisch ein positiver Druck appliziert, wobei die inspiratorische versus exspiratorische Druckdifferenz beibehalten wird. Die mechanische Beatmung ist eine symptomatische Behandlung, die möglichst in jeder Nacht durchgeführt werden sollte. Insbesondere im Rahmen von neuromuskulären Erkrankungen kann auch eine intermittierende Beatmung am Tage erforderlich sein. Wird die Therapie bei Patienten unterbrochen, die sich unter ausschließlich nachts durchgeführter ambulanter Beatmung in einem stabilen Zustand befinden, dauert es in der Regel mehrere Tage und Nächte, bis sich die Atmungsfunktion tagsüber wieder relevant verschlechtert. In aller Regel treten schon in der ersten Nacht nach Therapieunterbrechung im REM-Schlaf wieder Hypoventilationen auf.
Das Ziel der nichtinvasiven Beatmung, die Hypoventilationen komplett zu beseitigen, wird in der Regel in 2–3 Therapienächten erreicht. Bereits in dieser Zeit wird sich bei guter Beatmungseinstellung eine deutliche Absenkung der Hyperkapnie auch am Tage einstellen, was als Erfolgskriterium auch gefordert werden muss. Selbst bei initial schwer hyperkapnischen Patienten sollte sich der pCO2 am Tag auf Werte um 50 mmHg absenken, anderenfalls ist von einer nicht suffizienten Therapie auszugehen. Die Frage, ob das pCO2 normalisiert werden sollte oder ob Werte bis leicht über 50 mmHg sinnvoll sind, kann derzeit nicht beantwortet werden. Im Rahmen der verbesserten Ventilation während der Nacht und der Absenkung des pCO2 wird sich auch der Sauerstoffpartialdruck verbessern. Ist die Hyperkapnie weitgehend beseitigt, muss geprüft werden, ob eine relevante Hypoxie fortbesteht und dann zusätzlich eine Sauerstofflangzeittherapie eingeleitet werden muss. Während der ersten Tage der Beatmung benötigen die Patienten eine besonders intensive und fachlich hochqualifizierte Betreuung. Die Beatmung muss individuell angepasst und trainiert werden, und es muss deren Effektivität während des Schlafs und durch Blutgasmessungen auch am Tag engmaschig kontrolliert werden. Der Patient muss für die erforderliche Dauertherapie umfangreich informiert und aufgeklärt werden, und das Zubehör für die ambulante Behandlung muss bereitgestellt werden.
Die unter Maskenbeatmung verbesserte Sauerstoffversorgung, die Beseitigung oder Reduktion der Hyperkapnie und die Steigerung der Atemmuskelfunktion verbessern die körperliche Leistungsfähigkeit und die Mobilität. Die Rechtsherzinsuffizienz und das Cor pulmonale als typische Spätschäden werden verhindert. Somit ergeben sich neben der Reduktion der Mortalität auch eine Senkung der Morbidität, der Hospitalisierungsfrequenz und eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten. Dabei ist die längerfristige Effektivität der Behandlung wesentlich von der Grundkrankheit abhängig: Patienten mit Grunderkrankungen, die keine strukturellen Schäden der Lungen verursachen und nicht rasch progredient sind wie Kyphoskoliose, Post-Polio-Syndrom, ausgeprägtes Übergewicht oder langsam fortschreitende neuromuskuläre Krankheiten haben unter Maskenbeatmung eine ausgezeichnete Prognose. Zwar liegen keine kontrollierten Studien vor, aber Vergleiche mit historischen Kontrollen, die vor der Ära der nichtinvasiven Beatmung durchgeführt wurden, zeigen die massive Verbesserung der Überlebenswahrscheinlichkeit unter Maskenbeatmung. Randomisierte, kontrollierte Studien in diesem Patientenkollektiv erscheinen daher heute ethisch nicht mehr vertretbar.
Bei rasch fortschreitenden Erkrankungen wie Duchenne-Muskeldystrophie oder manchen Formen der Amyotrophen Lateralsklerose ist die Prognoseverbesserung durch die Grunderkrankung naturgemäß deutlich ungünstiger. Dennoch lässt sich unter nichtinvasiver Beatmung auch bei diesen Patienten oft eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität erzielen. Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) stellt die häufigste Ursache einer chronischen respiratorischen Insuffizienz dar. Trotz O2-Langzeittherapie ist die Prognose dieser Patienten ungünstig, insbesondere wenn nächtliche Desaturationen mit SaO2 <90 % über mindestens 5 Minuten vorliegen. Verschiedene Studien zeigen eine Verbesserung der Blutgase, der körperlichen Belastbarkeit und der Muskelfunktion sowie eine Beseitigung nächtlicher Hypoxämien unter Maskenbeatmung. Die Akzeptanz der Therapie bei COPD-Patienten ist jedoch noch unbefriedigend. In einer neueren multizentrischen Studie konnte erstmalig eine Reduktion der Mortalität bei COPD-Patienten mit chronischer ventilatorischer Insuffizienz unter der Anwendung einer nichtinvasiven Beatmung nachgewiesen werden (Köhnlein et al. 2014). In dieser Studie wurde der Kohlendioxidpartialdruck durch die nichtinvasive Beatmung durch Anwendung relativ hoher Beatmungsdrücke substanziell reduziert, was in früheren Mortalitätsstudien, die negativ ausgingen, nicht gelungen war. Insofern sollte die nichtinvasive Beatmung bei COPD-Patienten auf eine möglichst effektive CO2-Reduktion ausgerichtet sein. Eine weitere Studie konnte bei COPD-Patienten mit einer akuten beatmungspflichtigen Exazerbation zeigen, dass die Rehospitalisierungsrate bei den Patienten, die nach 2–4 Wochen eine persistierende Hyperkapnie haben, durch die Einleitung einer nichtinvasiven Beatmung signifikant gesenkt werden kann (Murphy et al. 2017.

Nebenwirkungen

Wesentliches Risiko der nichtinvasiven Beatmung ist deren Ineffektivität beziehungsweise gar eine Verschlechterung der respiratorischen Insuffizienz. Dies kann durch Masken mit zu großem Totraum, fehlerhafter Triggerung des Beatmungsgeräts bei Leck, durch zu hohe Exspirationsdrücke mit Lungenüberblähung beim Emphysempatienten oder eine unzureichende Einstellung des Beatmungsgeräts auftreten. Lokale Probleme wie Maskenlecks, Druckstellen und Schleimhautirritationen werden von den Patienten als Nebenwirkungen am häufigsten angegeben. Alle Nebenwirkungen können durch individuelle Betreuung reduziert oder komplett beseitigt werden. Die Therapieeinleitung und Langzeitbetreuung sollte daher in einem Zentrum mit entsprechender Erfahrung und diagnostischen Möglichkeiten sowohl hinsichtlich der optimalen Einstellung als auch der Behandlung von Nebenwirkungen erfolgen.

Durchführung der Behandlung bei Zentralen Schlafapnoesyndromen (ZSAS)

Bei neurologischer Grunderkrankung ist eine Zentrale Schlafapnoe (ZSA) meist Ausdruck einer schweren zerebralen Schädigung, die sekundär zur ZSA führt. Eine Therapie der ZSA obliegt einer neurologisch-schlafmedizinischen Einschätzung. Liegt der ZSA eine Herzinsuffizienz zugrunde, stellt eine optimale Herzinsuffizienztherapie die Basis der Therapie dar, da in vielen Fällen allein dadurch bereits die Atmungsstörung hinreichend gebessert werden kann. Bestehen trotz optimaler medikamentöser Therapie der Herzinsuffizienz noch relevante Atmungsstörungen, kommen ebenso wie bei ZSA ungeklärter Ätiologie die unten genannten Beatmungsverfahren zum Einsatz, gegebenenfalls kann auch Sauerstoff appliziert werden (siehe „Therapie der Schlafbezogenen Atmungsstörungen“). Die Symptome nehmen unter einer effektiven Therapie deutlich ab oder verschwinden vollständig. Die Desaturationen bleiben aus, und die Schlafstruktur wird wieder normalisiert.
Nasales CPAP
Bei Zentralen Schlafapnoesyndromen ist ein Behandlungsversuch mit „CPAP“ indiziert, da bei etwa einem Drittel der Patienten ursächlich eine Obstruktion der oberen Atemwege vorliegt, die zum reflektorischen zentralen Atemstillstand führt und mit den derzeit gebräuchlichen Parametern wie Induktionsplethysmographie, Ösophagusdruckmessung oder Zwerchfell-EMG übersehen werden kann. In diesen Fällen stellt CPAP eine effektive Therapie der SBAS dar.
Nichtinvasive Positivdruckbeatmung
Falls CPAP nicht zum Therapieerfolg führt, kommt bei Patienten mit Opioid-induzierter Zentraler Schlafapnoe und bei Patienten mit Herzinsuffizienz und einer erhaltenen kardialen Pumpfunktion (EF >45 %) eine adaptive Servoventilation (ASV) infrage. Bei anderen Formen der ZSA kommt die nichtinvasive Positivdruckbeatmung, meist als druckgesteuerte Beatmung mittels Bi-Level-PAP im assistiert-kontrollierten (Bi-Level-PAP ST) oder kontrollierten Modus (Bi-Level-PAP T) zum Einsatz. Die Atemfrequenz wird so gewählt, dass sie knapp über der Eigenfrequenz des Patienten liegt. Der Patient kann dann zwar bei Bedarf zusätzliche Atemzüge auslösen, wird aber überwiegend vom Gerät beatmet (Registrierbeispiel in Abb. 6). Es werden üblicherweise Behandlungsdrücke von 12–20 cmH2O inspiratorisch und 2–4 cmH2O exspiratorisch benötigt, wobei die Therapie mit deutlich niedrigeren Drücken begonnen wird, um eine bessere Adaptation zu erzielen. Die mechanische Ventilation bei Cheyne-Stokes-Atmung wird im Essay „Nasale Ventilation zur Behandlung der Cheyne-Stokes-Atmung bei Herzinsuffizienz“ dargestellt.

Nachsorge

Die Patienten sollten mindestens in jährlichen Abständen nachuntersucht werden. Dabei wird der subjektive Behandlungserfolg geprüft und die Therapiequalität durch Blutgas- und Lungenfunktionsmessungen sowie einer Registrierung der Atmung im Schlaf unter Maskenbeatmung beurteilt. Beatmungsgerät, Maske und Zubehör werden kontrolliert. Nebenwirkungen werden erfasst und behandelt.
Literatur
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