Um das Krankheitsbild angemessen zu erfassen, ist es bei Patienten mit terminaler
Niereninsuffizienz hilfreich, zusätzlich zu den nephrologischen Parametern auch eine schlafmedizinische Anamnese zu erheben. Als Einstieg dazu eignet sich das kritische Weiterfragen bei der Angabe von vermehrter Müdigkeit. Ist „müde“ gemeint im Sinne von matt, antriebslos, lustlos und wird diese Angabe in Kombination mit frühmorgendlichem Erwachen geschildert, sollte weitere Diagnostik in Richtung einer depressiven Störung erfolgen (siehe auch „Psychometrische Fragebögen zu Depressivität“). Demgegenüber ist Müdigkeit im Sinne von leichter Erschöpfbarkeit bei körperlicher Anstrengung meist im Zusammenhang mit der nephrologischen Grunderkrankung zu sehen. Wenn die Angabe „müde“ im Sinne von vermehrter
Tagesschläfrigkeit mit Einschlafneigung am Tage geäußert wird, besteht Verdacht auf Vorliegen einer assoziierten schlafmedizinischen Erkrankung. Infrage kommen
Schlafbezogene Bewegungsstörungen, hier speziell RLS, und
Schlafbezogene Atmungsstörungen, hier speziell „Obstruktive Schlafapnoe“ oder „Zentrale Schlafapnoesyndrome“, und die Untersuchung im Schlaflabor mittels „Kardiorespiratorische Polysomnographie“ (KRPSG) kann indiziert sein. Das Ausmaß der Tagesschläfrigkeit lässt sich mittels „Multipler Schlaflatenztest und Multipler Wachbleibetest“ objektivieren (Parker
2003). Über eine depressive Störung oder Angststörung hinaus kommen für die Beschwerde der
Insomnie bei Patienten mit Niereninsuffizienz Ursachen in Betracht wie
Pruritus, Parästhesien, „Schmerz“ infolge Osteopathie und „Medikamentennebenwirkungen“. Hier spielt die Medikamentenanamnese eine entscheidende Rolle. Da das
Restless-Legs-Syndrom eine häufige Ursache für nicht erholsamen Schlaf ist und da es gehäuft bei Patienten mit
chronischer Niereninsuffizienz und in Assoziation mit einer
Anämie gefunden wird, gehört die Frage nach quälender Ruhelosigkeit der Beine vor dem Schlafengehen in jede nephrologische Anamnese (siehe auch „Fragebögen zum RLS“).