Im Falle eines Schädel-Hirn-Traumas 2. und 3. Grades kommt es zu einer intraparenchymatösen Schädigung des Gehirns. Die Schädigungsmuster können völlig unterschiedlicher Art sein. Während kortikale Defekte sehr viel häufiger zu
posttraumatischen Epilepsien als zu nachweisbaren
Schlafstörungen führen, können mesodienzephale Schädigungen zu einer Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus und zu einer Störung des
NREM-Schlafs führen. Hier wird von einigen Autoren eine Form der relativen zentralen Katecholamindefizienz postuliert (Autret et al.
2001) oder den Verlust „Wach-vermittlender“ histaminerger Neurone in bestimmten Hirnregionen. Schädigungen der zentralen pontinen Bahnen können zu Durchschlafstörungen im
REM-Schlaf wie auch im NREM-Schlaf führen. Des Weiteren können insbesondere zentrale pontine Läsionen zu einer zentral bedingen Atemregulationsstörung führen, die sich klinisch als rein
zentrale Schlafapnoe äußert. Aus diesem Grund gilt das Vorliegen eines reinen „Zentrale Schlafapnoesyndrome“ als eine ausreichende Indikation für eine weiterführende Hirnstammdiagnostik mit elektrophysiologischen Verfahren, zum Beispiel der Untersuchung von
Blinkreflex und akustisch-evozierten Potentialen sowie mit bildgebender Diagnostik, die in erster Linie aus einer Magnetresonanztomographie (MRT) des Hirnstamms bestehen sollte.
In einigen Untersuchungen wurden jedoch auch Patienten mit posttraumatischen
Schlafstörungen beschrieben, bei denen sich keinerlei morphologische Schädigungszeichen im MRT oder Veränderungen in den elektrophysiologischen Untersuchungen finden lassen (Autret et al.
2001). Welche Pathomechanismen beim Schädel-Hirn-Trauma 1. Grades zu Schlafstörungen führen, obwohl keine morphologisch nachweisbaren parenchymatösen Hirnveränderungen vorliegen, ist bislang nicht geklärt. Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma 1. Grades können auch nach langer Latenz zum Schädel-Hirn-Trauma die Zeichen einer
Insomnie mit polysomnographisch nachweisbar verlängerter Einschlaflatenz und vermehrten Weckreaktionen entwickeln, zum Beispiel noch sechs Monate nach einem Schädel-Hirn-Trauma. Bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma 1. und 2. Grades sind psychiatrische und neuropsychologische Störungen zu beachten (siehe Abschn. „Komorbide Erkrankungen“). Besonders ist hier die
posttraumatische Depression zu erwähnen, die in unterschiedlichen Untersuchungen mit einer
Prävalenz bis 50 % angegeben wird (Morin et al.
2006). Das Zusammenkommen von verschiedenen Faktoren, die vor dem Schädel-Hirn-Trauma, während des Schädel-Hirn-Traumas und in der Postakutphase zusammenkommen müssen, um eine Schlafstörung zu generieren, sind insgesamt noch weitgehend unerforscht (Ouellet et al.
2015).