Enzyklopädie der Schlafmedizin
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Verfasst von:
Anna Heidbreder
Publiziert am: 28.04.2022

Somniloquie

Somniloquie bezeichnet das Sprechen während des Schlafes. Es kann sowohl während des REM-Schlafes als auch während des NREM-Schlafes auftreten. Nicht immer ist das Gesprochene verständlich. Somniloquie tritt im Zusammenhang mit Parasomnien auf, kann aber auch davon unabhängig beobachtet werden. Es kann nach einer Weckreaktion auftreten, kann diese aber auch auslösen.

Synonyme

Sprechen im Schlaf

Englischer Begriff

sleep talking; somniloquy

Definition

Somniloquie bezeichnet das Sprechen während des Schlafes. Es kann sowohl während des REM-Schlafes als auch während des NREM-Schlafes auftreten. Nicht immer ist das Gesprochene verständlich. Somniloquie tritt im Zusammenhang mit Parasomnien auf, kann aber auch davon unabhängig beobachtet werden. Es kann nach einer Weckreaktion auftreten, kann diese aber auch auslösen.
Somniloquie wurde in der ersten Version der Internationalen Klassifikation der Schlafstörungen (ICSD) von 1990 zu den Parasomnien gezählt. In der ICSD-2 (2005) wurde sie in der neugeschaffenen offenen Hauptdiagnosegruppe Isolierte Symptome, offensichtliche Normvarianten und ungelöste Probleme eingeordnet. Die ICSD-3 (2014) klassifiziert die Somniloquie wieder unter „Parasomnien“, diesmal in deren neugeschaffener Unterkategorie Isolierte Symptome und Normvarianten. Siehe auch „Diagnostische Klassifikationssysteme“.

Genetik, Geschlechterwendigkeit

Es besteht kein Unterschied im Auftreten zwischen Männern und Frauen.

Epidemiologie

Somniloquie ist ein sehr häufig zu beobachtendes Phänomen. In einer epidemiologischen Querschnittstudie zeigte sich eine Prävalenz in Bezug auf die Lebenszeit von 66 %, in Bezug auf die 3 Monate vor der Befragung von 17 %.

Pathophysiologie

Über die Pathophysiologie des Sprechens im Schlaf ist bisher wenig bekannt.

Symptomatik

Sprechen während des Schlafes kann verständlich oder unverständlich sein. Ein Zusammenhang des Gesprochenen mit Erlebtem oder Erinnerungen ist meist nicht herstellbar. Die Betroffenen selbst bekommen von ihrem Sprechen in der Regel nichts mit.

Diagnostik

Da es sich bei Sprechen im Schlaf um ein weit verbreitetes Phänomen handelt, ist eine Diagnostik mittels „Polysomnographie“ nur notwendig, wenn das nächtliche Sprechen ein Problem für Betroffene selbst oder die Schlafumgebung darstellt oder der Verdacht auf eine andere schlafbezogene Erkrankung besteht.

Differentialdiagnostik

Sprechen im Schlaf tritt häufig im Zusammenhang mit anderen „Parasomnien“, insbesondere „REM-Schlaf-Verhaltensstörung“, auf, auch häufig im Zusammenhang mit Verhaltensauffälligkeiten und antizipierbaren Träumen. Bei NREM-Parasomnien tritt Sprechen oftmals im Zusammenhang mit Pavor nocturnus auf und ist dann häufig sehr emotionsbelastet und oft begleitet von einer Weckreaktion. In seltenen Fällen kann nächtliches Sprechen auch mit epileptischen Anfällen assoziiert sein, dann ist es meist stereotyp. Auch bei posttraumatischen Belastungsstörungen wurde vermehrt Sprechen im Schlaf beobachtet.

Therapie

Grundsätzlich ist eine Therapie nicht notwendig. Tritt das Sprechen im Schlaf im Rahmen einer anderen schlafmedizinischen Erkrankung, beispielsweise einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung, auf, richtet sich die Therapie nach der dort vorgeschlagenen Behandlung.

Psychosoziale Bedeutung

Insbesondere wenn die Somniloquie häufig, laut oder der Inhalt des Gesprochenen unangenehm ist, erwachsenen daraus psychosoziale Konsequenzen.

Zusammenfassung, Bewertung

Somniloquie ist sehr verbreitet, stört den Schlaf der Betroffenen nicht und bedarf daher keiner Therapie.
Literatur
American Academy of Sleep Medicine (2014) International classification of sleep disorders, 3. Aufl. American Academy of Sleep Medicine, Darien
Arkin AM, Toth MF, Baker J, Hastey JM (1970) The frequency of sleep talking in the laboratory among chronic sleep talkers and good dream recallers. J Nerv Ment Dis 151:369–374CrossRef
Reimao RN, Lefevre AB (1980) Prevalence of sleep-talking in childhood. Brain Dev 2:353–357CrossRef