Synonyme
STAI; Fragebogen zur Erfassung von Angst und Ängstlichkeit
Englischer Begriff
State-Trait-Anxiety Inventory
Definition
Das State-Trait-Angstinventar von Laux, Glanzmann, Schaffner und Spielberger (
1981) stellt die deutsche Version des State-Trait-Anxiety Inventory von Spielberger, Gorsuch und Lushene dar. Das Selbstbeurteilungsinventar enthält 2 Skalen mit jeweils 20 Items, die einerseits Angst als Zustand (State-Angst) und andererseits Angst als überdauernde Eigenschaft (Trait-Angst) erfassen. Angst als Zustand ist nach Spielberger et al. (1970) ein durch Anspannung, Besorgtheit, Nervosität, innere Unruhe und Furcht vor zukünftigen Ereignissen sowie durch eine erhöhte autonome Aktivität gekennzeichneter emotionaler Zustand, der je nach Situation und Zeit variiert. Angst als Eigenschaft, auch als Ängstlichkeit zu bezeichnen, wird als eine individuell relativ stabile Neigung beschrieben, Situationen als bedrohlich zu empfinden und mit einer erhöhten Zustandsangst zu reagieren. Patienten mit primären
Insomnien (siehe „Primäre Insomnien“) zeigen häufig ein gesteigertes psychophysiologisches Erregungsniveau, das sich anhand erhöhter STAI-Werte abbilden lässt.
Siehe dazu auch „Psychometrische Fragebögen zum Befinden“.
Messverfahren
Beide Skalen enthalten jeweils 20 Items, die mittels einer vierstufigen Antwortskala mit Intensitätsangaben belegt werden können.
Auswerteverfahren, Bewertung
Das State-Trait-Angstinventar stellt mit einer Durchführungs- und Auswertedauer von wenigen Minuten ein sehr zeitökonomisches Verfahren dar.
Das STAI wurde an umfassenden
Stichproben erprobt und normiert. Die Konsistenzkoeffizienten beider Skalen ergaben meist Werte über .90. Die instrumentelle Reliabilität bezeichnen die Autoren für beide Skalen als befriedigend. Die Retest-Reliabilität liegt für die Trait-Angst zu unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten im hohen Bereich. Für die State-Angst liegt diese erwartungsgemäß im niederen Bereich. Die „part-whole“ korrigierten Trennschärfeindizes zeigen sich für beide Skalen als ausreichend.
Die Normierung erfolgte für die Trait-Angst nach Geschlecht und Alter in 3 Altersbereichen getrennt. Es liegen T-Werte, Stanine-Werte und Prozentränge vor. Für die State-Angst wurden keine Normen erstellt, da statische Vergleiche für diese Skala gegenstandsgebunden nicht sinnvoll sind.
Indikationen
Da Ängstlichkeit in vielen diagnostischen, klinischen und forschungsbezogenen Fällen eine bedeutende Rolle spielt, kann das Verfahren bei jeglicher angstbezogenen Fragestellung eingesetzt werden (siehe dazu auch „Angststörungen“; „Affektive Störungen“).
Das State-Trait-Angstinventar ist bei der Primären
Insomnie zur Bestimmung des Konstrukts Angst, insbesondere der Teilaspekte innere Unruhe, Nervosität, Anspannung und Besorgtheit, indiziert. Weiterhin bietet es Unterstützung bei der Abgrenzung Primärer
Insomnien versus sekundäre Insomnien bei
Angststörungen (siehe dazu auch „Symptomatische Schlafstörungen“).
Die State-Angst-Skala ist bei Fragestellungen zu situationsspezifischen Ängsten einzusetzen.
Grenzen der Methode
Das State-Trait-Angstinventar dient der Erfassung des ängstlichen Befindens und stellt ein umfassend validiertes Verfahren dar. Jedoch kann es nicht für die exakte Diagnostik von
Angststörungen eingesetzt werden, sondern dient hauptsächlich der therapiebegleitenden wie auch forschungsorientierten Erfassung der Zustands- und Eigenschaftsangst.