Das Strukturierte Interview für
Schlafstörungen nach dem DSM-III-R von Schramm, Hohagen und Berger (
1991) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Klinischer Schlafzentren (AKS) stellt ein standardisiertes Verfahren zur Erfassung von Schlafstörungen dar. Das SIS-D basiert auf dem von der American Psychiatric Association (
1987) entwickelten Diagnostischen und Statistischen Manual
psychischer Störungen in seiner revidierten Form (DSM-III-R). Die deutsche Ausgabe wurde von Wittchen, Sass, Zaudig und Köhler (
1989) bearbeitet. Das SIS-D wurde ergänzend zu dem Strukturierten Klinischen Interview für DSM-III-R (SKID) entwickelt. Beide Verfahren können gemeinsam angewendet werden. Liegt der Fokus ausschließlich auf den Schlafstörungen, kann das SIS-D auch einzeln angewendet werden. Das SIS-D unterscheidet zwischen organisch und psychisch bedingten Schlafstörungen mit einer Mindestdauer von 4 Wochen (Schramm et al.
1991). Erfasst werden „Insomnien“ und
Hypersomnien (siehe „Hypersomnie“) unterschiedlicher Ätiologie (hier noch als „Dyssomnien“ bezeichnet), sowie Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus und „Parasomnien“. Weiterhin werden organisch bedingte Schlafstörungen wie „Schlafbezogene Atmungsstörungen“, das Schlafbezogene nichtobstruktive alveoläre Hypoventilationssyndrom, Atmungsstörungen während des Schlafs bei neuromuskulären Erkrankungen („Schlafbezogene Hypoventilationssyndrome“), Periodische Extremitätenbewegungen im Schlaf (PLMS; siehe „Periodische Beinbewegungen“), „Narkolepsie“, Schlafstörungen bei
Schmerzsyndromen („Schmerz“) und das seltene
Kleine-Levin-Syndrom (Rezidivierende Hypersomnie) erfasst. Zur Unterscheidung zwischen primären und sekundären Schlafstörungen werden neben den typischen Symptomen von Schlafstörungen auch körperliche Erkrankungen, Medikamenten- und Drogenkonsum in Form eines offenen Interviews erfasst. Auf dem SIS-D basierende Diagnosen können hinsichtlich der Schwere und des Verlaufs der Schlafstörung beurteilt werden. Der Verlauf der Schlafstörung wird über den Grad der Remission und über ein eventuell episodisches Auftreten der Schlafstörung beschrieben.
Im strukturierten Hauptteil des SIS-D ermöglicht eine Sprungregel ein ökonomisches Vorgehen während des Interviews. Nachgeordnete Symptome und Beschwerden einzelner Störungsbilder werden bei Ausschluss der Hauptsymptome ausgelassen. Dieses Vorgehen gewährleistet, dass von den insgesamt 64 Fragen nur die jeweils relevanten Items zur Anwendung kommen. Alle Items sind nach demselben standardisierten Muster aufgebaut und erlauben auch schlafmedizinisch ungeübten Anwendern eine reliable und valide Diagnosestellung nach DSM-III-R. Es stehen vorformulierte Fragestellungen zu den jeweiligen Items zur Verfügung. Das Antwortverhalten der Patienten kann anhand der Darstellung der zur Frage korrespondierenden DSM-III-R-Kriterien überprüft und durch die explizite Darstellung von Schweregradkriterien für die jeweilige Symptomausprägung kategorisiert werden. Nach Durchführung des Interviews werden die Ergebnisse in einer Diagnoseübersicht dargestellt, wobei auch Mehrfachdiagnosen möglich sind und der Sicherheitsgrad der Diagnosestellung ermittelt wird.