Enzyklopädie der Schlafmedizin
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Verfasst von:
Jan Giso Peter
Publiziert am: 14.10.2022

Struma

Eine Struma muss zur schlafbezogenen Anamnese und weiterführenden Diagnostik Anlass geben. Sie kann als Ursache oder als verstärkender Faktor einer Obstruktiven Schlafapnoe wirken.

Synonyme

Kropf

Englischer Begriff

goiter

Definition

Struma ist die Bezeichnung für eine Vergrößerung der Schilddrüse, unabhängig von deren Pathogenese, Funktionslage oder Dignität. Interaktionen mit dem Schlaf ergeben sich aus der möglichen Verursachung einer Obstruktiven Schlafapnoe durch eine Struma. Siehe auch „Schilddrüsenerkrankungen“.

Epidemiologie und Risikofaktoren

In Regionen mit ausgeprägtem Jodmangel kann die blande Struma bei Euthyreose mit einer Häufigkeit von über 5 % der Bevölkerung vorkommen. Man spricht dann von einer endemischen Struma. Die blande Struma ist zugleich die häufigste Strumaform.

Pathophysiologie

Mögliche Ursachen sind Jodmangel, Störungen der Biosynthese, Autoimmunerkrankungen oder Knotenbildung. Die Verengung der oberen Thoraxapertur bei großen retrosternalen Strumaanteilen mit konsekutiver Obstruktion der oberen Atemwege im Schlaf kann zu Obstruktiver Schlafapnoe (OSA; siehe „Obstruktive Schlafapnoe“) führen. Verminderter venöser Rückstrom aus dem Kopf-Hals-Bereich kann zusätzlich ödematöse Schwellungen laryngealer und pharyngealer Weichteile verursachen und so die Obstruktive Schlafapnoe verstärken.

Symptomatik

Das Auftreten einer Struma kann mit Euthyreose, mit „Hypothyreose“ oder mit „Hyperthyreose“ einhergehen und die jeweils entsprechende Symptomatik nach sich ziehen. Die unterschiedlichen Ursachen, die zur Struma geführt haben, können mit zusätzlichen Beschwerden und Symptomen einhergehen.

Diagnostik

Bei einer sichtbaren Struma sollten eine sonographische Ausmessung sowie eine Schilddrüsenfunktionsdiagnostik erfolgen. Eine über die Thoraxapertur ins Mediastinum hineinreichende Struma kann in der Schilddrüsenszintigraphie nachgewiesen werden. Als sogenannte Glockenstruma kann sie mit überwiegend innerer Ausbreitung imponieren. Durch den Druck der Struma kann es zur Tracheomalazie kommen, zur Engstellung der Knorpelspangen (U-Form), was in Extremfällen im Röntgenbild als Säbelscheidentrachea imponieren kann. Ein erstes hinweisendes Symptom kann der inspiratorische Stridor bei Belastung sein, auch im Liegen und im Schlaf kann die Atmung stridorös verändert sein, und die erschwerte Einatmung kann die Erholungsfunktion des Schlafs beeinträchtigen.

Therapie

Abhängig von Ausprägungsgrad und Ätiologie der Struma kann oder muss eine medikamentöse und/oder operative Therapie durchgeführt werden. Sofern eine vollständige Wiederherstellung der Trachealfunktion nicht möglich ist, sollte eine CPAP-Therapie zur Behandlung einer etwaigen Obstruktiven Schlafapnoe evaluiert werden. So kann eine Normalisierung des Atemluftflusses im Schlaf, insbesondere bei Inspiration, und damit eine Verbesserung der Schlafqualität erreicht werden.

Zusammenfassung, Bewertung

Eine Struma muss zur schlafbezogenen Anamnese und weiterführenden Diagnostik Anlass geben. Sie kann als Ursache oder als verstärkender Faktor einer Obstruktiven Schlafapnoe wirken.
Literatur
Deegan PC, McNamara VM, Morgan WE (1997) Goitre: a cause of obstructive sleep apnoea in euthyroid patients. Eur Respir J 10(2):500–502CrossRef
Sorensen JR, Winther KH, Bonnema SJ, Godballe C, Hegedüs L (2016) Respiratory manifestations of hypothyroidism: a systematic review. Thyroid 26(11):1519–1527CrossRef