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Kinderchirurgie
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Publiziert am: 31.03.2018

Pankreastrauma bei Kindern und Jugendlichen

Verfasst von: Winfried Barthlen und Dietrich von Schweinitz
Bei jedem stumpfen Bauchtrauma im Kindesalter muss nach einer Verletzung des Pankreas gesucht werden, auch wenn erstere häufig und letztere selten sind.
Bei jedem stumpfen Bauchtrauma im Kindesalter muss nach einer Verletzung des Pankreas gesucht werden, auch wenn erstere häufig und letztere selten sind.

Einleitung

Traumata des Pankreas werden in Mitteleuropa fast ausschließlich durch stumpfe Bauchtraumata verursacht (Kap. „Thorax- und Abdominaltrauma bei Kindern und Jugendlichen“). Die tiefe retroperitoneale Lage über der Wirbelsäule und die fehlende Fettkapsel erklären einerseits die Verletzungsmuster des Organs, andererseits auch die schwierige diagnostische Zugänglichkeit. Demgegenüber sollten Strukturverletzungen des Gewebes oder gar Rupturen des Pankreasgangs jedoch frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden, um eine akute, ggf. nachfolgende chronische Pankreatitis zu vermeiden.

Diagnose

Die Untersuchung von Serumlipase und -amylase und eine Sonografie sind nach jedem schweren Oberbauchtrauma erforderlich.
Bei normalen Labor- und Sonografiebefunden sind, wenn die Oberbauchbeschwerden nach 3 Tagen weiter bestehen, Wiederholungen der Untersuchungen angezeigt. Eine gute Darstellung des Pankreas und dessen Gangsystems sind mit einem Kontrastmittel-Dünnschicht-CT oder MRT zu erzielen, die immer bei nicht sicher geklärter Harmlosigkeit der Verletzung indiziert sind. Leitet sich daraus die Notwendigkeit einer noch genaueren Darstellung des Gangsystems ab, kann diese mit einer MRCP oder, wenn nötig, interventionell mit einer ERCP erfolgen. Letztere kann ggf. auch therapeutisch für eine Stenteinlage zur Überbrückung eines kleinen Gangdefekts genutzt werden.

Therapie

Die Therapie eines stumpfen Pankreastraumas sollte in der Regel konservativ erfolgen und entspricht generell der einer akuten Pankreatitis. Lediglich bei ausgedehnter Parenchym- und/oder Gangverletzung ist eine primäre Operation zu erwägen.
Es sind dabei Nahrungskarenz, parenterale Ernährung, Analgesie und Einhalten der Stoffwechselbalance wichtig (Kap. „Pankreatitis bei Kindern und Jugendlichen“). Bei Verletzung des Pankreasgangs kommt es bei konservativem Vorgehen in der Mehrzahl der Fälle zu einer Pseudozyste, die jedoch in bis zu 60 % der Fälle spontan abheilen kann. Abb. 1 zeigt einen solchen Verlauf unter konservativer Therapie bei einem 2 Jahre alten Jungen mit vollständiger Querruptur des Pankreas über der Wirbelsäule nach schwerer Misshandlung. Nach 1 Woche waren die Serumparameter wieder normal und das Kind klinisch unauffällig.
Wenn eine primäre chirurgische Versorgung aus vitaler Indikation unvermeidlich ist, so erfolgt die Versorgung eines tiefen Ein- oder Durchrisses entweder über eine Resektion im Schwanz- oder Korpusbereich oder über eine Roux-Y-pankreatojejunale Ableitung. Außerdem kann mit einer solchen Versorgung auch in einigen Fällen die Hospitalisationsdauer verkürzt und direkt eine komplette Heilung erreicht werden (Wiersch und Gittes 2014).
Literatur
Wiersch J, Gittes GK (2014) Lesions of the pancreas. In: Holcomb GW III, Murphy JP, Ostlie DJ (Hrsg) Ashcraft’s pediatric surgery. Elsevier Saunders, Philadelphia, S 636–647