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Klinische Angiologie
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Publiziert am: 01.02.2022

Aneurysmen der Nieren- und Viszeralarterien

Verfasst von: Gregor Bötticher
Als Aneurysma bezeichnet man eine Erweiterung eines Gefäßes, die über das 1,5-fache zugenommen hat. Es existieren echte Aneurysmen, bei denen eine Dilatation aller drei Wandschichten vorliegt, und falsche (Pseudo) Aneurysmen, bei denen es zu einem lokalen Defekt der Gefäßwand begleitend von einem perivaskulären Hämatom mit einer Pseudokapsel kommt (Pasha et al., Mayo Clin Proc 82(4):472–479, 2007).
Viszeral- und Nierenarterienaneurysmen sind oft asymptomatisch und werden in der Sonografie, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) als Zufallsbefund festgestellt. Die Ruptur ist häufig das erste klinische Zeichen einer Symptomatik (Chiaradia et al., Diagn Interv Imaging 96(7–8):797–806, 2015).
Therapeutisch stehen endovaskuläre und offen chirurgische Behandlungsoptionen zur Verfügung. Welche Methode angewendet wird, entscheidet sich anhand der Nebenerkrankungen des Patienten, der Morphologie und der Lokalisation des Aneurysmas.

Epidemiologie

Die Inzidenz von Nieren- und Viszeralarterienaneurysmen ist niedrig und liegt bei 0,3–1 % und 0,1–2 % (Orion und Abularrage 2013; Koganemaru et al. 2014; Augustin et al. 2019). Damit nehmen diese Aneurysmen einen geringen Anteil (2 %) von allen arteriellen Aneuysmen ein.
Viszeralarterienaneurysmen bilden sich im Bereich der Arteria lienalis mit 60 % (Abb. 1), der Arteria hepatica mit 20–50 % (Abb. 2 und 3), der Arteria mesenterica superior und inferior mit 5–10 % (Abb. 4), des Truncus coeliacus mit 4 % und im Bereich der A. pancreaticoduodenalis (Abb. 5) mit 1 % aus (Croner et al. 2006). Die geschlechtsspezifische Verteilung ist bei Männern und Frauen etwa gleich häufig und die Aneurysmen der A. lienalis in der Schwangerschaft sind leicht rückläufig (Sadat et al. 2008). Nierenarterienaneuysmen machen 15–25 % (Abb. 67 und 8) aller Vizeral- und Nierenarterienaneurysmen aus und treten in 10 % der Patienten beidseits auf (Orion und Abularrage 2013).

Pathogenese

Die Genese von echten Viszeralarterienaneurysmen sind Arteriosklerose (32 %), Mediadegeneration (24 %), abdominelle Traumata (22 %), Infektionen und entzündliche Erkrankungen (10–30 %), angeborene oder Bindegewebserkrankungen bzw. Vaskulitis (Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom, Morbus Osler-Weber-Rendu, sys. Lupus erythematodes, fibromuskuläre Dysplasie, Polyarteriitis nodosa, Takayasu-Arteriitis, hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie) oder Schwangerschaft bzw. portale Hypertension (Tab. 1). Speziell treten Viszeralarterienaneurysmen bei fibromuskulärer Dysplasie vor dem 50. Lebensjahr und durch arteriosklerotische Veränderungen bei älteren Patienten auf (Hemp und Sabri 2015). Des Weiteren spricht man ergänzend von Viszeralarterienpseudoaneurysmen. Diese entstehen ähnlich einem Aneurysma spurium durch einen Einriss der kompletten Arterienwand (Intima, Media und Adventitia) mit Bildung eines perivaskulären Hämatoms, welches nur von einer bindegewebigen Kapsel begrenzt wird. Diese Genese ist oft iatrogen nach chirurgischen bsp. Leber- und Pankreaschirurgie (Abb. 9), endoskopischen oder interventionellen Eingriffen bzw. nach Traumata, floriden Infektionen oder auch postentzündlich. Häufig ist dabei die A. hepatica betroffen (Pasha et al. 2007; Branchi et al. 2019). Aufgrund der hohen Rupturgefahr dieser Aneurysmen sollten sie unabhängig von ihrer Größe wegen der instabilen Gefäßwand immer behandelt werden (Meyer et al. 2010). Das Risiko einer Ruptur von echten Viszeralarterienaneurysmen liegt bei 10 % bei Milzarterienaneurysmen, 80 % bei Aneurysmen der A. hepatica und 75 % bei Aneurysmen der A. pancreaticoduodenalis (Tab. 2). Die Rupturrate bei Nierenarterienaneurysmen liegt bei 3–6 % (Croner et al. 2006). Eine sehr hohe Rate der Ruptur weisen Viszeralarterienaneurysmen bei schwangeren Frauen auf. Fast alle Aneurysmen der A. mesenterica superior und ca. 40–95 % der Aneurysmata der A. lienalis rupturieren in der Schwangerschaft. Aus diesem Grund sollten sie dringlich therapiert werden (Ha et al. 2009). Die Pathogenese der Nierenarterienaneurysmen ist ähnlich der von Viszeralarterienaneurysmen. Es zeigt sich jedoch, dass diese zu 58 % im Bereich der rechten Nierenarterie vorkommen. Dies könnte in Zusammenhang mit dem vermehrten Auftreten der fibromuskulären Dysplasie im Bereich der rechten A. renalis stehen. In 64 % sind Frauen davon betroffen. In Summe spielen die vaskulären Veränderungen im Bereich der Media und den glatten Muskelzellen der Gefäßwand pathogenetisch die wichtigere Rolle als die arteriosklerotischen Gefäßveränderungen (Augustin et al. 2019). Von der Lokalisation treten diese häufiger im distalen Bereich der Nierenarterie bzw. an der ersten oder zweiten Bifurkation auf und haben zu 75 % eine sacciforme Konfiguration. Die Rupturrate ist hingegen sehr gering und liegt bei 3–6 % (Klausner et al. 2015).
Tab. 1
Pathogenese der wahren und falschen (Pseudo) Viszeralarterienaneurysmen (Pasha et al. 2007; Hemp und Sabri 2015)
Wahres Aneurysma
Arteriosklerose (32 %)
Degeneration oder Dysplasie der Media (24 %)
Abdominelle Traumen (22 %)
Infektion/Entzündung (10 %)
Hypertonus
Bindegewebserkrankungen
(Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom, Morbus Osler-Weber-Rendu, sys. Lupus erythematodes, Behçet-Syndrom, fibromuskuläre Dysplasie, Alpha-1-Antitrypsin-Mangel)
Portale Hypertension, Schwangerschaft, Dunbar-Syndrom
Vaskulitis
(Polyarteriitis nodosa, Takayasu-Arteriitis, Kawasaki-Syndrom, Wegener-Granulomatose)
hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie
Langzeit-Amphetamin-Abusus
Pseudoaneurysma
Iatrogen (Chirurgie, Endoskopie, Intervention)
Trauma (spitze oder stumpfe abdominelle Verletzungen)
Infektion/Entzündung (Pankreatitis, mykotisches Aneurysma, Syphilis, Tuberkulose)
Tab. 2
Verteilung der Nieren- und Viszeralarterienaneurysmen nach Häufigkeit und Rupturrate (Croner et al. 2006; Ha et al. 2009; Cappucci et al. 2017)
Aneurysmalokalisation
Verteilungs-Häufigkeit
Rupturrate
A. lienalis
60 %
10 %
(Schwangerschaft 40–95 %)
A. hepatica
20–50 %
80 %
A. mesenterica superior
5–10 %
40–50 %
(Schwangerschaft fast 100 %)
Truncus coeliacus
4 %
10–20 %
A. pancreaticoduodenalis
1 %
75 %
A. renalis
15–25 %
3–6 %

Klinik

Die meisten Nieren- und Viszeralarterienaneurysmen werden als Zufallsbefund in der radiologischen Bildgebung entdeckt und sind oft asymptomatisch. Bei der klinischen Untersuchung lassen sich nur größere viszerale Aneurysmen im Oberbauch als pulssynchrone Resistenz tasten oder als Strömungsgeräusch mit dem Stethoskop hören.
Die ersten klinischen Beschwerden treten oft erst in der Ruptur auf und sind abhängig von der Lokalisation des Aneurysmas. Die Ruptur tritt in ca. 20 % aller wahren Aneurysmen und in 70 % aller Pseudoaneurysmen auf (Cappucci et al. 2017).
Aneurysmen der A. lienalis sind die häufigsten Aneurysmen und werden oft erst bei der Ruptur symptomatisch. Initial treten Abdominal- oder Flankenschmerzen gefolgt von einem Schockzustand auf. Dies kann wenige Stunden aber auch mehrere Tage dauern. Pathophysiologisch lässt sich dies durch die initiale Blutung in die Bursa omentalis mit partieller Tamponade und der sich anschließenden Blutung in die freie Bauchhöhle erklären. Dieses Auftreten wird als „Doppelrupturphänomen“ bezeichnet (Ha et al. 2009). Die Rupturrate liegt bei 10 % und die Mortalität in der Ruptur bei 36 % (Tab. 2).
Die A. hepatica Aneurysmen gehören zu den zweithäufigsten Aneurysmen und werden in 80 % der Fälle erst in der Ruptur symptomatisch (Croner et al. 2006). Die klinischen Zeichen sind abdominelle Schmerzen (55 %) und gastrointestinale Blutungen (46 %) (Arneson und Smith 2005). Beim gedeckt rupturierten Aneurysma der A. hepatica tritt oft die typische Quincke-Trias aus Oberbauchschmerzen, Verschlussikterus und Hämobilie auf (Gachabayov et al. 2017). Die Mortalität in der Ruptur in Kombination mit hämodynamisch instabilen Patienten liegt bei 20–100 % (Branchi et al. 2019). Es zeigt sich ein erhöhtes Rupturrisiko bei Patienten mit fibromuskulärer Dysplasie und Polyarteriitis nodosa (Hemp und Sabri 2015). Beinahe 50 % dieser Aneurysmen sind Pseudoaneurysmen. Dies lässt sich durch die gesteigerten hepato-biliären Interventionen erklären (Pasha et al. 2007).
Rezidivierende abdominelle Beschwerden durch mehrfache periphere Embolisationen können auf ein Aneurysma der A. mesenterica superior hinweisen. Diese Aneurysmen stellen die dritthäufigsten viszeralen Aneurysmen dar (Abb. 4). Eine massive akute mesenteriale Ischämie kann ein erstes Anzeichen dafür sein. Die Rupturrate liegt in diesem Fall bei 40–50 % und die Mortalität bei 40–60 % (Croner et al. 2006). Gastrointestinale und abdominelle Blutungen mit resultierenden Schockzuständen sind folglich ein häufiges Zeichen der Aneurysmaruptur.
Aneurysmen des Truncus coeliacus gehören zu den vierthäufigsten Viszeralarterienaneurysmen mit einer Verteilungsrate von 4 % und einer Rupturrate von 10–20 %. Dabei weisen 72 % der Patienten keine Symptome auf. Die Mortalität bei einer Ruptur liegt hingegen nahezu bei 100 % (Hemp und Sabri 2015).
Nierenarterienaneurysmata (Abb. 67 und 8) sind zu 75 % asymptomatisch. Einen deutlichen arteriellen Hypertonus weisen 10 % der Patienten auf. Flankenschmerzen bestehen bei 6 %. Eine Hämaturie liegt bei 4 % vor. Abdominelle Schmerzen berichteten 2 % der Patienten. Nach der Behandlung des Nierenarterienaneurysma konnte bei 50 % der Patienten der arterielle Hypertonus beseitigt oder verbessert werden (Klausner et al. 2015). Es wurden ebenso Rupturen von Nierenarterienaneurysmen in der Schwangerschaft beschrieben (Augustin et al. 2019).

Diagnostik

Die Diagnose eines Viszeral- oder Nierenarterienaneurysmas ist oft ein Zufallsbefund in der Sonografie, CT oder MRT des Abdomens aufgrund einer anderen Fragestellung. Durch den demografischen Wandel und die flächendeckende Verbreitung der radiologischen Bildgebung ist dies immer häufiger der Fall (Branchi et al. 2019).
In der Duplexsonografie des Abdomens erscheint dabei eine runde, echofreie, perfundierte Raumforderung mit oder ohne thrombotischen Anteilen. Die Methode der Wahl ist die CT-Angiografie des Abdomens, welche heutzutage der Goldstandard ist (Abb. 167 und 8). Die ausführliche radiologische Diagnostik ist zur genauen Einschätzung der Morphologie, der Lokalisation, der Größe und der arteriellen Aufzweigung von großer therapeutischer Relevanz (Choi et al. 2008). Zuletzt ist die diagnostische oder interventionelle Angiografie für die genaue Verifizierung des arteriellen Gefäßverlaufes und der verzweigenden Seitenäste am besten geeignet (Abb. 24 und 59101112 und 13). Insbesondere lässt sich im gleichen Zug die endovaskuläre Behandlung des Aneurysmas durchführen.

Therapie

Die Behandungsindikation von Nieren- und Viszeralarterienaneurysmen besteht bei einer klinischen Symptomatik und/oder in der nachgewiesenen Ruptur. Ebenso stellt sich die absolute Indikation zur Behandlung ab einem Durchmesser von 2 cm, einer Progredienz von 5 mm pro Jahr oder das Vorliegen einer systemischen Vaskulopathie (Hemp und Sabri 2015; Cappucci et al. 2017; Branchi et al. 2019). Zusätzlich sollte eine Versorgung bei Frauen mit Kinderwunsch, Schwangeren und Patienten zur Lebertransplantation durchgeführt werden (Hemp und Sabri 2015). Viszeralarterienaneurysmen mit einem Durchmesser von unter 2 cm sollten mittels Duplexsonografie alle sechs Monate kontrolliert werden (Meyer et al. 2010). Viszeralarterienpseudoaneurysmen sollten immer und unabhängig von ihrer Größe behandelt werden (Tab. 3). In Summe gibt es endovaskuläre und offen chirurgische Therapiemöglichkeiten. Welche Methode angewandt wird, ist immer von der jeweiligen Aneurysmalokalisation, der Morphologie und den Nebendiagnosen des Patienten abhängig. Die Komplikationsraten sind bei beiden Methoden bei elektiven Eingriffen jedoch niedrig. Das therapeutische Ziel sollte die vollständige Ausschaltung des Aneurysmas bei noch erhaltener Perfusion des Zielorgans sein. Die endovaskuläre Versorgung ist insgesamt wegen Ihrer niedrigen Morbidität und Mortalität, sowie der technisch hohen Erfolgsrate die Methode der Wahl.
Tab. 3
Behandlungsindikation von Nieren- und Viszeralarterienaneurysmen (Hemp und Sabri 2015; Cappucci et al. 2017)
Indikation zur Behandlung
klinische Symptomatik
Durchmesser von 2 cm
Progredienz von 5 mm/Jahr
systemischen Vaskulopathie
Frauen mit Kinderwunsch/Schwangere
Patienten für Lebertransplantation
Multiple Aneurysmen der A. hepatica
Akute Ruptur
Pseudoaneurysma
Besonders zu empfehlen ist die endovaskuläre Therapie bei Viszeralarterienpseudoaneurysmen, da hier oft entzündliche Gefäßveränderungen nach bsp. Voroperationen eine Rolle spielen und damit die chirurgische Möglichkeit einer vaskulären Rekonstruktion am offenen Abdomen eingeschränkt ist.
Bei Nierenarterienaneurysmen gibt es zur Indikation wenig evidenzbasierte Daten und nur Konsensempfehlungen. Aneurysmen sollten dabei ab einem Durchmesser von 2 cm, symptomatische Patienten, Frauen im gebärfähigen Alter und Patienten mit einem therapierefraktären Hypertonus behandelt werden (Orion und Abularrage 2013; Klausner et al. 2015).

Endovaskuläre Therapie

Bei der endovaskulären Versorgung kann ein Aneurysmaverschluss durch ein reines Coiling (Metallspiralen) und/oder eine chemische Verklebung (Onyx, Cyanoacrylat) erfolgen. Dabei kommt es im Verlauf zur gewünschten Thrombosierung des Aneurysmas und somit zur Ausschaltung (Hemp und Sabri 2015). Dies gelingt nur bei Aneurysmen mit einem schmalen Aneurysmahals vom Hauptgefäß, da die eingelegten Hilfsmittel bei der Intervention nicht aus dem Aneurysma dislozieren (Abb. 10 und 12). Bei Aneurysmen mit einem breiten Aneurysmahals besteht zum einen die Möglichkeit eines stentgeschützen Coiling. Dabei wird ein ungecoverter Stent in das Hauptgefäß implantiert und anschließend ein Mikrokatheter in das entsprechende Aneurysma durch die Stentmaschen platziert und darüber mehrere Coils eingelegt. Auf diese Weise kann das Abwandern der implantieren Hilfsmittel aus dem Aneurysma verhindert werden. Zum anderen können Aneurysmen mit einem breiten Aneurysmahals mittels eines gecoverten Stents in das Hauptgefäß schnell und unkompliziert von der Perfusion ausgeschaltet werden. Einziger Nachteil ist das mögliche Endoleak Typ II, welches über Seitenäste das Aneurysma wiederauffüllen kann. In der akuten Ruptur können zur endovaskulären Blutungskontrolle ein Vascular-Plug (Metall-Pfropfen) oder ebenso auch Coils in das Hauptgefäß eingelegt werden, um dieses schnell zu verschließen. Hierbei sollte die Zielorganperfusion über Kollateralen zuvor geklärt sein, damit es nicht zu einer Endorganischämie kommt. Dies ist fast nur bei Aneurysmen der A. lienalis möglich. Bei Pseudoaneurysmen sollte jedoch ein gecoverter Stent in das Hauptgefäß favorisiert werden, denn es existiert keine echte Gefäßwand im Aneurysma (Abb. 13). Somit ist das Risiko des Aneurysmawachstums beim Coiling oder sogar die Ruptur bei der Intervention zu groß. In Summe ist die endovaskuläre Versorgung eine sehr effektive und sichere Methode. Es können jedoch vereinzelt Komplikationen auftreten. Diese sind die lokale Thrombembolie ggf. auch die Embolisation von Materialien in das Zielorgan, eine partielle oder auch komplette Organischämie, In-Stent-Verschluss und die Ruptur des Aneurysmas. Ein zentrales Problem der endovaskulären Versorgung ist die Perfusion des Zielorgans und das Auftreten von Infarzierungen (6–20 %). Die primäre Erfolgsrate liegt bei 70–90 % und die Mortalität bei 2,9–8,3 % (Croner et al. 2006; Meyer et al. 2010). Im Durchschnitt liegt die stationäre Liegedauer in der Klinik deutlich unter der von Patienten mit einer offen chirurgischen Versorgung. Die endovaskuläre Behandlung benötigt eine regelmäßige Nachsorge mittels CT-Angiografie, MR-Angiografie oder auch Duplexsonografie (Koganemaru et al. 2014).

Operative Therapie

Die offene operative Versorgung von Nieren- und Viszeralarterienaneurysmen ist aufgrund des technischen und materiellen Fortschrittes im endovaskulären Sektor in den letzten Jahren immer seltener geworden. Die chirurgische Behandlung ist bei jüngeren Patienten ohne schwerwiegende Nebendiagnosen ein sicheres und effektives Verfahren. Dabei lassen sich auch solche Aneurysmen versorgen, die endovaskulär technisch nicht zu behandeln sind. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Aneurysmaausbildung an einer Aufzweigung von mehreren Gefäßen liegt oder anderweitig technisch nicht zugänglich ist. In Summe lassen sich über eine mediane Laparotomie fast alle Nieren- und Viszeralarterienaneurysmen praktisch gut versorgen. Es wird dabei nach Darstellung und Mobilisierung des entsprechenden Aneurysmas und Heparinisierung das Hauptgefäß ausgeklemmt und es erfolgt die komplette Resektion des Aneurysmas. Danach wird die vaskuläre Rekonstruktion mittels End-zu-End Anastomose (direkte Naht) oder mittels Venen-Interponat bsp. der Vena saphena magna durchgeführt. Eine weitere Option stellt die proximale und distale Aneurysmaligatur und Belassung des Aneurysmas in situ mit folgender venöser Bypassanlage vor und nach der Aneurysmaligatur dar. Als Material für die vaskuläre Rekonstruktion sollte eine autologe Spendervene (V. saphena magna, V. saphena parva, V. cephalica oder V. basilica) favorisiert werden. Prothesenmaterialien sollten wegen der Infektionsgefahr und des geringen arteriellen Gefäßdurchmessers vermieden werden. Eine reine Aneurysmaligatur ohne Rekonstruktion des Hauptgefäßes kann nur bei gut kollateraliserten Arterien (A. lienalis, A. gastroduodenalis, A. pancreaticoduodenalis und A. mesenterica inferior) durchgeführt werden. Als letzte Option kann im Notfall, wenn ein Organerhalt nicht mehr möglich ist, auch die Gefäßligatur mit Resektion des Endorganes (Splenektomie – Abb. 14 oder Nephrektomie) erfolgen. In der akuten Aneurysmaruptur ist die endovaskuläre Therapie teilweise der chirurgischen Methode überlegen. Grund hierfür ist die schnellere endovaskuläre Versorgung im Vergleich zur offenen Operation, wo durch die diffuse Einblutung unübersichtliche Organ- und Gewebeverhätnisse herrschen. Nach elektiven operativen Eingriffen liegt die Mortalität bei 0–5 % und bei Notfalleingriffen wegen Ruptur zwischen 10–25 % (Meyer et al. 2010). Dies stellt in Summe ebenso eine sichere Behandlungsmöglichkeit dar und bedarf im Anschluss keiner weiteren radiologischen Kontrolle oder Antikoagulation.
Bei Nierenarterienaneurysmen sind die offenen und endovaskulären gefäßchirurgischen Techniken ähnlich den o.g. Verfahren bis auf eine besondere Technik: die offen chirurgische ex-vivo-Rekonstruktion. Diese wird angewandt, wenn die warme Ischämiezeit der Niere > 30 min beträgt. Hierbei wird die komplette Niere mit oder ohne Ureter entnommen und mit einer Konservierungslösung kalt perfundiert und somit blutleer gespült. Bei der anschließenden arteriellen Wiederherstellung wird das Nierenarterienaneurysma entfernt und rekonstruiert. Danach erfolgt die Positionierung in das ursprüngliche Nierenlager und die arterielle (Aorta) und venöse (V. cava inferior) Anastomosierung. Respektive wird die Positionierung in die Fossa iliaca mit Anastomosierung an die Iliakalgefäße durchgeführt. Wird der Ureter entfernt und danach reimplantiert, spricht man von einer Autotransplantation der Niere. Diese Methode wurde in der Arbeit von Klausner et al. 2015 beschrieben und zu 17 % selbst durchgeführt. Dies kann auch nach dem Versagen der primären endovaskulären Therapie als chirurgische Option in Betracht gezogen werden (Veiga et al. 2019)

Schwangerschaft

Eine Sonderstellung in der Therapie bei Viszeral-und Nierenarterienaneurysmen stellt die Schwangerschaft dar. Die meisten Viszeralarterienaneurysmen werden bei jungen Frauen diagnostiziert. Das häufigste Aneurysma ist im Bereich der A. lienalis. Es wurden weiterhin rupturierte Nierenarterienaneurysmen in der Schwangerschaft beschrieben (Augustin et al. 2019). Die Aneurysmabildung wird begünstigt durch einen erhöhen Blutfluss im Abdominalraum und im Bereich der A. lienalis. Das Herzzeitvolumen erhöht sich mit resultierender Hypertonie und es tritt ein Stabilitätsverlust der Gefäßwand durch die hormonellen Veränderungen auf. Diese Patienten benötigen eine besondere Aufmerksamkeit, da in der Schwangerschaft die Rupturhäufigkeit bei 25–95 % liegt. Besonders gefährlich sind das letzte Trimenon und die frühe postpartale Phase. In der Ruptur sind Mutter und Kind vital bedroht, bei einer Letalitätsrate von 75 % für die Mutter und 95 % für den Fetus. Dieses Risiko erhöht sich nochmals bei Frauen mit mehrfachen Schwangerschaften. Aufgrund der hohen Rupturgefahr in diesem speziellen Fall sollten die Viszeralartierienaneurysmen in der Schwangerschaft frühzeitig (nach dem 1. Trimester) und unabhängig vom Durchmesser (schon bei einem Durchmesser von 5–20 mm) therapiert werden (Croner et al. 2006; Ha et al. 2009; Meyer et al. 2010).

Fazit

Viszeral- und Nierenarterienaneurysmen
  • sind eher selten.
  • sind oft ein Zufallsbefund durch die weite Verbreitung der radiologischen Bildgebung.
  • sind gelegentlich eine technische Herausforderung.
  • können rupturieren (Cave Schwangerschaft).
  • können eine lebensbedrohlichen Blutung verursachen.
Literatur
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