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Klinische Angiologie
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Publiziert am: 07.04.2022

Dissektionen der extrakraniellen hirnversorgenden Arterien

Verfasst von: Stefan Engelter, Philippe Lyrer und Christopher Tränka
Die Dissektion hirnversorgender Arterien (CeAD) ist die häufigste Schlaganfallursache unter 50 Jahren. Charakteristisches Merkmal ist das intramurale Hämatom, das sensitiv mit dem MR (T1-fettgesättigte Sequenzen) nachgewiesen werden kann; dies mit Ausnahme der frühen Akutphase. Hier erweist sich die Duplexsonografie als zuverlässig; sie ist auch die Methode der Wahl für Follow-up Untersuchungen zur Therapiesteuerung und Beratung von Betroffenen. Bei CeAD-bedingtem Schlaganfall sollte trotz dafür geringer Evidenz die intravenöse Lyse oder endovaskuläre Revaskularisation eingesetzt werden. Sekundärprophylaktisch ist mit der unmittelbaren antithrombotischen Therapie zu beginnen. Ob diese mit Aspirin oder Vitamin-K-Antagonisten erfolgt, sollte individuell entschieden werden; unter Berücksichtigung, dass basierend auf kontrollierten Studien Aspirin nicht als Standardtherapeutikum gelten kann. Für den Einsatz direkt wirkender oraler Antikoagulantien fehlen Datenbasis und Zulassung.

Einleitung

Dissektionen der extrakraniellen hirnversorgenden Arterien (kurz: zervikale arterielle Dissektionen, CeAD) sind durch das Auftreten eines intramuralen Hämatoms der Arteria carotis interna (ICA) und/oder der Arteria vertebralis (VA) gekennzeichnet (Engelter et al. 2015; Debette 2014). CeAD werden als Ursache von ca. 2.5 % aller ischämischen Schlaganfälle in der Allgemeinbevölkerung angesehen, verursachen jedoch etwa 25 % aller ischämischen Schlaganfälle bei jüngeren Erwachsenen (<50 Jahre) (Bejot et al. 2014; Putaala et al. 2009). Die Inzidenz liegt bei 2.6–3.0/100.000 pro Jahr, wobei die ICA im Vergleich zur VA mehr als doppelt so häufig betroffen ist (Debette und Leys 2009; Debette et al. 2011a). CeAD Patienten sind im Durchschnitt etwa 45 Jahre alt (Metso et al. 2012a). In grossen, multinationalen, epidemiologischen und Registerstudien zeigte sich eine leichte Prädominanz des männlichen Geschlechts (52–69 %) (Metso et al. 2012b). In den untersuchten Populationen waren Männer im Durchschnitt ca. 5 Jahre älter als die untersuchten Frauen. Das eher junge Alter der CeAD Patienten schliesst das Auftreten der Erkrankung bei älteren Patienten nicht aus. So waren in einer grossen, prospektiven Registerstudie 7 % der CeAD Patienten 60 Jahre und älter (Traenka et al. 2017).

Ätiologie, Risikofaktoren, Pathophysiologie

Die CeAD ist durch die Entstehung eines Wandhämatoms in der betroffenen Arterie gekennzeichnet.
Die Entstehungsmechanismen sind nicht abschliessend geklärt (Engelter et al. 2017). Diskutiert wird ein subintimaler Einriss im betroffenen Gefäss – bildgebend häufig als Intima Flap darzustellen – mit konsekutiv Ausbildung eines falschen Lumen zwischen Intima und Media (häufiger eine intraluminale Stenose verursachend) oder Media und Adventitia (häufiger eine aneurysmatische Erweiterung verursachend) (Engelter et al. 2017; Caplan 2008). Alternativ wird eine Entstehung des Wandhämatoms durch eine Ruptur der Vasa vasorum diskutiert (Engelter et al. 2017).
Meist entstehen CeADs ohne erkennbare Ursache und werden daher als „spontan“ bezeichnet. Gemäss einer multizentrischen Registerstudie berichten 40 % der Betroffenen von einem „Trauma“ im Kopf-Halsbereich innerhalb der letzten 4 Wochen (Engelter et al. 2013). Die Mehrheit sind triviale Ereignisse, die im Alltag, auch im Freizeitsport oder im Beruf häufig vorkommen, so dass es meist zutreffender ist, diese als mechanische Auslöser oder Trigger denn als Traumata zu bezeichnen. CeADs im Rahmen schwerer Traumata inklusive Polytraumata sind zwar beschrieben, scheinen aber eine Minderheit auszumachen (Engelter et al. 2013). Mechanische Trigger-Events suggerieren eine mechanisch-physikalische Einwirkung auf das betroffene Gefäss bzw. dessen Wand als eine zumindest partielle CeAD-Ursache. Eine überzeugende Erklärung für die CeAD-Entstehung sind sie jedoch nicht, wurden mechanische Trigger auch in 20 % – d. h. der Hälfte der Rate der CeAD-Patienten – gleichaltriger Normalpersonen berichtet (Engelter et al. 2013).
Weitere, eine CeAD begünstigende Faktoren (assoziierte „Risikofaktoren“) sind beschrieben: Eine Infektion innerhalb von 4 Wochen vor einer CeAD deutet auf eine inflammatorische Komponente in der Entstehung der CeAD hin (Grau et al. 1998, 1999; Hunter et al. 2021). Ein kausaler Zusammenhang konnte bisher jedoch nicht nachgewiesen werden. Der Zusammenhang zwischen CeAD und fibromuskulärer Dysplasie (FMD) weist darauf hin, dass es sinnvoll ist, bei CeAD-Patienten duplexsonografisch nach FMD-Zeichen zu suchen. Grosse Registerstudien konnten zudem zeigen, dass CeAD Patienten im Vergleich zu Kontrollen deutlich häufiger eine arterielle Hypertonie aufweisen, weniger häufig eine Hypercholesterinämie und einen geringeren Body-Mass Index (Debette und Leys 2009; Debette et al. 2011b). Wiederholt wird in der Literatur ein gehäuftes Auftreten von Migräne (insbesondere ohne Aura) bei CeAD im Vergleich zu Kontrollen berichtet (Metso et al. 2012c).
Neben diesen Faktoren scheint auch eine genetische Disposition zu bestehen, besonders bei monogenetischen Bindegewebs-Erkrankungen (z. B. „vascular Ehlers-Danlos“, „Loeys-Dietz Syndrom“) (Kap. „Genetische Aortopathien“). Solche Erkrankungen traten in grossen Register-Studien jedoch nur in 1–2 % aller CeAD auf (Grond-Ginsbach und Debette 2009; Debette et al. 2014).
Das internationale CADISP (Cervical Artery Dissection and Ischemic Stroke Patients) Konsortium suchte auch nach genetische Entstehungsmechanismen. Eine genomweite Assoziations-Studie (Debette et al. 2015) (GWAS, n = 1393 CeAD Patienten, n = 14416 Kontrollen) zeigte, dass das Allel rs9349379 (PHACTR1) signifikant mit einem erniedrigten Risiko des Auftretens einer CeAD assoziiert war. Interessanterweise scheint dasselbe Allel mit einem erniedrigten Risiko des Auftretens einer Migräne (insbesondere der bei CeAD Patienten gehäuften Migräne ohne Aura) assoziiert zu sein; umgekehrt scheint jedoch ein erhöhtes Risiko für Myokardinfarkte und koronare Kalzifizierung mit diesem Allel assoziiert zu sein (Debette et al. 2015). Letzteres steht im Einklang mit der klinischen Beobachtung, dass CeAD-Patienten in der Regel keine bis sehr wenige atherosklerotische Veränderungen ihrer hirnversorgenden Arterien aufweisen. Diese Befunde deuten an, dass bei CeAD-Patienten das Risiko einer manifesten atherosklerotischen Erkrankung erniedrigt sein könnte.
In jüngerer Zeit wurden – im Hinblick auf eine vermutete genetische Prädisposition – Analysen zu copy number varianten (CNVs) und Exomsequenzierungen (WES, whole exome sequencing) bei CeAD Patienten und Kontrollen durchgeführt (Grond-Ginsbach et al. 2012, 2017a, 2017b; Traenka et al. 2019). Die CeAD-Population zeigte eine Häufung genetischer Varianten, die mit der Entwicklung der glatten Muskulatur und der Zelldifferenzierung assoziiert werden (Grond-Ginsbach et al. 2017c). Bei CeAD Patienten mit einer familiären CeAD-Vorbelastung oder CeAD-Rezidiven konnten zudem potenziell pathogene Varianten in Genen der Kollagenfamilie identifiziert werden (Traenka et al. 2019).
Elektronenmikroskopische Untersuchungen der Hautbiopsien von CeAD Patienten konnten in mehr als 50 % der Präparate morphologische Bindegewebsveränderungen nachweisen (Brandt et al. 2001). Diese, sowie jüngere Untersuchungen zur Biomarker-Signatur der Extrazellulärmatrix von CeAD Patienten unterstützen damit die Annahme, dass Bindegewebsveränderungen – nicht nur lokal an den betroffenen Gefässen, sondern möglicherweise systemisch und/oder assoziiert mit einer entsprechenden genetischen Alteration – eine relevante Rolle in der Entwicklung einer CeAD spielen könnten (Traenka und Debette 2020). Diese Studien müssen aufgrund der Grösse der Studienpopulation sowie noch ausstehender Validierung der Erkenntnisse durch weitere Untersuchungen jedoch vorsichtig interpretiert werden.
Wichtig
Trotz dieser mittlerweile umfassenden genetischen Studien konnte kein für CeAD spezifisches genetisches Target identifiziert werden. Aus den bisherigen Erkenntnissen ergeben sich daher keine Hinweise für den Nutzen einer generellen genetischen Testung; bei Hinweisen auf eine mögliche genetische Prädisposition (z. B. familiäre Häufung) kann eine Testung eines auf Bindegewebserkrankungen fokussierten Panels insbesondere auch im wissenschaftlichen Kontext sinnvoll sein.
Zusammenfassend ist bei der Entstehung der CeAD wahrscheinlich von einem wechselseitigen Zusammenspiel von Umgebungsfaktoren (v. a. mechanischen Einflüssen), individueller, auch genetischer Prädisposition und Risikofaktoren auszugehen. Nach dem bisherigen Kenntnisstand ist eine Gewichtung der jeweiligen Faktoren und damit auch eine individuelle Risikoabschätzung nicht möglich.

Klinik

In mehr als zwei Drittel aller Fälle führen CeAD zu akuten ischämischen Schlaganfällen, transienten ischämischen Attacken (TIA) oder retinalen Ischämien (bei ICA Dissektion) (Debette und Leys 2009; Debette et al. 2011a). Diese werden in der Regel von Kopf- und/oder Nackenschmerzen sowie weiteren sogenannten Lokalsymptomen, begleitet (Debette 2014; Debette et al. 2011a). Letztere stellen insbesondere das ipsilaterale Horner-Syndrom, Hirnnerven-Ausfälle oder ein pulsatiler Tinnitus dar.
Sowohl das Horner-Syndrom als auch Hirnnerven-Ausfälle sind in der Regel bei der ICA-Dissektion zu beobachten und sind als lokale Kompressionssyndrome durch eine aneurysmatische Erweiterung der disseziierten Arterie zu interpretieren .(Lyrer et al. 2014). Sehr viel seltener können diese Symptome aber auch als Zeichen einer durch eine VA-Dissektion verursachten Ischämie im Bereich der Hirnnervenkernen auftreten. Auch ein ipsilateraler, pulsatiler Tinnitus als Zeichen einer lokalen Fortleitung eines veränderten Strömungsgeräusches (Stenose, aneurysmatische Erweiterung der disseziierten Arterie) können bei einer ICA-Dissektion erwartet werden (Kellert et al. 2016).
Die lokale Ausdehnung des Wandhämatoms kann zu einer Stenosierung bis hin zur Okklusion der betroffenen Arterie und damit zu einer hämodynamisch bedingten, cerebralen Minderperfusion führen. Dennoch sind die allermeisten cerebrale Ischämien embolisch und nicht hämodynamisch bedingt. Die ist umso erstaunlicher, da eine vollständige Okklusion der betroffenen Arterie in multizentrischen Beobachtungsstudien in rund einem Drittel aller CeAD Patienten festgestellt wurden (Traenka et al. 2020a).
Pathophysiologisch scheint die Intima-Verletzung zu einer lokalen Thrombus-Bildung zu führen, die konsekutiv zu thromb-embolisch bedingten Hirninfarkten mit Verschluss einer der grossen intrakraniellen Arterien führen kann. Nicht selten kommen dabei Tandem-Okklusionen, d. h. Verschlüsse der extra- wie intrakraniellen Arterien vor (Traenka et al. 2018).
CeAD kann gelegentlich auch bei Patienten im Alter über 60 Jahren diagnostiziert werden. In einer grossen Beobachtungsstudie mit gepoolten individuellen Datensätzen von 2391 Patienten dreier CeAD Kohorten waren 177 Patienten (7.4 %) ≥ 60 Jahre alt (Traenka et al. 2017).
Interessanterweise wurden in den Analysen in dieser Altersgruppe, die für die CeAD charakteristischen Symptome des Kopf-/Nackenschmerzes, vorangehende mechanische Trigger-Events und eine vorbestehende Migräne signifikant weniger häufig als in der Altersgruppe <60 Jahren berichtet (Traenka et al. 2017). Das Wissen um das mögliche Fehlen solcher „red flags“ als klinischer Hinweis auf das Vorliegen einer CeAD ist insbesondere im klinischen Setting wichtig – insbesondere, wenn aufgrund des Alters der Patienten eine CeAD als Ursache prima vista als unwahrscheinlich erachtet wird.

Diagnostik

Bei klinischem Verdacht (siehe Abschn. 3) sollte eine auf die Suche nach einer CeAD fokussierte, bildgebende Diagnostik veranlasst werden. Hierzu stehen in der klinischen Routine die Computer- und Magnetresonanztomografie jeweils mit Kontrastmittel-gestützter Angiografie (CTA, MRA) sowie die Duplexsonografie zur Verfügung. Vor allem in der MR-Angiografie und in der Duplexsonografie werden für die Diagnosestellung folgende diagnostische Kriterien zu Grunde gelegt: Visualisierung des Wandhämatoms, eine aneurysmatische Erweiterung, eine flammenförmig zulaufende Stenose, Doppellumen oder eine Okklusion des betroffenen Gefässes, welches nach einer Rekanalisierung auch eine aneurysmatische Erweiterung oder eine im Verlauf nach distal zunehmende Stenose aufzeigt (Debette 2014; Debette und Leys 2009). Im Bereich der ICA ist das Dissekkat am häufigsten circa 2 cm oberhalb der Karotis-Bifurkation oder vor Eintritt in die Schädelbasis zu erwarten. Im Bereich der VA sind das V1-, vor allem aber das V2- und/oder das V3-Segment betroffen (Ortiz und Ruland 2015).
In der CTA sind die extrakraniellen und intrakraniellen hirnzuführenden Arterien angiografisch gut darstellbar und häufig beobachtete Charakteristika der disseziierten Arterie wie z. B. ein Intima-Flap, eine höhergradige Stenosierung oder Okklusion der Arterie können zuverlässig dargestellt werden (Ortiz und Ruland 2015). Nachteile der CTA sind jedoch die Strahlenbelastung, sowie die erfahrungsgemäss geringere Sensitivität in der Darstellung des Wandhämatoms. Dies kann das Risiko für eine falsch positive oder negative Diagnosestellung erhöhen.
Mittlerweile der Goldstandard ist die MR-Bildgebung welche spezielle, T1-gewichtete, fettgesättigte Sequenzen umfasst (siehe Abb. 1).
Wird die klinische Verdachtsdiagnose mit diesen Techniken bestätigt, scheint die Gefahr für falsch positive Befunde niedrig zu sein: In der im März 2021 publizierten Therapie-Studie, TREAT-CAD (siehe Abschn. 5.1), wurden Patienten erst nach MR-gesicherter CeAD-Diagnosestellung eingeschlossen. Die zentrale Auswertung zeigte mit nur 4 von 194 (2 %) eine sehr niedrige Rate falsch positiver Diagnosen (Engelter et al. 2021). Diese Zahl ist viel niedriger als die 21 % (52/250) falsch positiver CeAD Diagnosen in der grundsätzlich vergleichbaren CADISS (Cervical Artery Dissection in Stroke Study) Studie, in der Patienten heterogen, basierend sowohl auf CT- oder MR-Angiografien eingeschlossen wurden (Markus et al. 2015; Bae und Debette 2016).
Die hohe Sensitivität der MR-Bildgebung im Nachweis einer CeAD ergibt sich insbesondere aus der Durchführung axialer und coronarer T1-gewichteter fettgesättigter Sequenzen. In diesen erscheint das Wandhämatom in der Akutphase hyperintens (siehe Abb. 1). Schwächen zeigen diese Sequenzen jedoch meist in den ersten 48 Stunden nach Auftreten der Dissektion – das noch frische Wandhämatom kann hier noch iso- bis leicht hyperintens erscheinen und damit in der Diagnostik übersehen, oder nicht gegen die übrigen Gefässabschnitte abgegrenzt werden (Engelter et al. 2015). Hier hat sich die Duplexsonografie in unserer Erfahrung als sehr hilfreich erwiesen.
Ein Vorteil der MRI-Bildgebung ist, dass in der gleichen Untersuchung eine Darstellung der Halsarterien als auch des Gehirns erfolgen kann. Hiermit können in diffusionsgewichteten (DWI)-Sequenzen des Neurocraniums auch kleinste ischämische cerebrale Läsionen, welche der Auflösung der CT-Bildgebung möglicherweise entgehen, erfasst werden. Für die regelhaft jungen CeAD-Patienten können kleine Ischämien bedeutsam sein, selbst wenn sie in der routinemässigen neurologischen Untersuchung kein Korrelat zeigen (Engelter et al. 2021; Gensicke et al. 2015).
Duplexsonografisch können generell alle für eine Dissektion charakteristischen Gefässbefunde detektiert werden. Das Wandhämatom als hypoechogene Struktur in der Gefässwand, die zu einer Zunahme des äusseren Gefässdurchmessers führt, ist der häufigste duplexsonografische CeAD-Gefässbefund (Traenka et al. 2020b) und kann – unserer Erfahrung nach am einfachsten nachgewiesen werden (siehe Abb. 2) (Benninger und Baumgartner 2006). Der Intimaflap, eine in der Regel fadenförmige hyperechogene Struktur (siehe Abb. 3), die von der Intima ausgeht und sich mit dem Blutstrom im Lumen bewegt, entspricht meist der Rupturstelle und gibt Anhaltspunkte für das proximale Dissektionsende. Der Nachweis eines Initimaflaps gelingt in etwa 10 % der untersuchten Arterien (Traenka et al. 2020b).
Die Rekanalisation eines CeAD-bedingten Verschlusses der betroffenen Arterie (in etwa einem Drittel aller CeAD vorliegend)(Traenka et al. 2020a) ist in 60 % innerhalb von 6 Monaten zu erwarten (Nedeltchev et al. 2009). Da die Okklusion selbst an dissektionstypischer Lokalisation prinzipiell auch auf eine andere Ätiologie zurückgeführt werden kann (z. B. eine kardiogene Thromboembolie) kann die CeAD-Diagnose in diesen Fällen nicht ohne einen weiteren für CeAD charakteristischen Befund gestellt werden.
Ein Doppellumen (siehe Abb. 4) kann bei Aortendissektionen, die bis in die Aa. carotides communes reichen, zwar häufig detektiert werden; bei CeAD, die sich auf die ICA und/oder die VA beschränken, ist ein detektierbares Doppellumen hingegen selten (Traenka et al. 2020b). Ein dissezierenden Aneurysma, welches an der Lokalisation des Intima-Einrisses entstehen kann, lässt sich vereinzelt ebenso duplexsonografisch detektieren (siehe Abb. 5) (Traenka et al. 2020b).
Gerade in der Hochakut-Phase der CeAD (48h nach Symptombeginn) – der Schwachstelle der MR-Diagnostik – können vor allem das Wandhämatom oder der Intimaflap in der Duplexsonografie mit hoher Zuverlässigkeit dargestellt werden, wenn sie innerhalb beschallbarer Gefässabschnitte liegen. (siehe Abb. 6).
Da dies nicht immer der Fall ist, ist die Duplexsonografie unserer Erfahrung nach gut geeignet, eine Dissektionen nachzuweisen, nicht aber eine CeAD definitiv auszuschliessen.
Weitere Vorteile der Duplexsonografie sind die Beurteilbarkeit der Hämodynamik – nicht nur der betroffenen Arterien sondern auch der nachgeschalteten Arterien, die weitreichende Verfügbarkeit, die rasche und bei fehlender Strahlenbelastung bedenkenlose Durchführbarkeit, sowie vergleichsweise geringe Kosten der Untersuchung.
Allerdings bedarf es einiger Erfahrung, denn gerade die Erkennung der hochzervikalen ICA-Dissektionen sowie der VA-Dissektionen in den V1- und V3-Abschnitten setzen eine entsprechende Qualifikation und Expertise voraus, zumal sich die Prädilektionsstellen von denen der den Alltag prägendem atherosklerotische Befunden deutlich unterscheiden.
Eine Domäne der Duplexsonografie sind die Follow-Up-Untersuchungen. Die sonologische Beurteilung insbesondere im frühen Verlauf der CeAD in den ersten 4 Wochen bis 3 Monate kann hinsichtlich Beratung der Patienten sowie therapeutischen Entscheiden – unserer Erfahrung nach – sehr hilfreich sein. So zeigten sich beispielsweise in einer Untersuchung von seriellen Duplexsonografien im Follow-Up von CeAD Patienten in rund einem Drittel der untersuchten Arterien im Verlauf neue (insbesondere Rekanalisation, sekundäre Okklusion) Befunde (Traenka et al. 2020b). Hiervon waren wiederum nur ein Drittel klinisch symptomatisch (Traenka et al. 2020b).
Die in der Vergangenheit als Goldstandard zur Diagnosestellung der CeAD bezeichnete diagnostische, invasive digitale Substraktionsangiografie (DSA) ist mittlerweile in Anbetracht der genannten Vorteile der MR-Bildgebung und der Duplexsonografie weitgehend obsolet.

Akuttherapie

In der Akutversorgung des akuten ischämischen Schlaganfalls haben sich die intravenöse Thrombolyse (IVT) sowie die endovaskuläre mechanische Thrombektomie (EVT, mit oder ohne vorangehende IVT) als sichere und wirksame Therapien etabliert (Powers et al. 2018, 2019). Es liegen keine Daten (z. B. Subanalysen) aus randomisierten Studien vor, welche Sicherheit und Nutzen dieser Therapien bei CeAD Patienten untersucht haben. Es liegen jedoch Beobachtungsstudien vor, welche die Therapien im Vergleich zu Kontrollen oder gegeneinander verglichen haben.
Aufgrund der Unterschiede der Pathophysiologie der CeAD bedingten Schlaganfälle im Vergleich zu beispielsweise kardioembolisch oder arterio-arteriell embolisch (auf dem Boden einer Arteriosklerose) bedingten Ereignissen kann nicht a priori von einer gleichartigen Wirksamkeit oder Sicherheit der IVT oder der EVT ausgegangen werden. So könnte es unter einer IVT und damit einer systemisch fibrinolytischen Therapie zu einer Zunahme des durch die Dissektion bedingten Wandhämatoms kommen. Dies könnte aus ähnlichen Beobachtungen in Fällen einer Aortendissektion oder Koronardissektion abgeleitet werden (Kamp et al. 1994; Lee und Lim 2007). Bei einer EVT besteht das theoretische Risiko, dass bei der Katheterpassage des Dissekkates das falsche Lumen sondiert wird und somit die Gefahr einer Perforation der disseziierten Arterie steigt. Dafür bestehen in der Literatur jedoch keine belastbaren Hinweise.
In einer Beobachtungsstudie von 1062 IVT-behandelten Schlaganfallpatienten wurden 55 CeAD-Patienten mit 1007 Schlaganfall-Patienten (Kontrollgruppe) verglichen, bei denen eine andere Ursache zu Grunde lag (Engelter et al. 2009): Die CeAD-Patienten hatten eine kleinere Wahrscheinlichkeit ein exzellentes funktionelles Outcome zu erreichen als die Kontrollgruppe (Engelter et al. 2009).
Diese Resultate bedeuten nicht, dass die IVT bei CeAD nicht eingesetzt werden sollte. Dies, weil es keine Anhaltspunkte gab, dass die IVT den CeAD Patienten geschadet haben könnte. So war die Rate symptomatischer intrakranieller Blutungen als Folge der Behandlung in beiden Gruppen vergleichbar (Engelter et al. 2009). Da sich in dieser Studie bei CeAD Patienten eine höhere Rate an intrakraniellen arteriellen Verschlüssen fand – einem starken unabhängigen Prädiktor für ein schlechteren Outcome – erscheint dies eine mögliche Erklärung der Resultate und suggeriert den Einsatz der endovaskulären Therapie (EVT).
Auch zur EVT müssen wir uns weiterhin auf Beobachtungsstudien stützen. Mehrere Untersuchungen mit – auch aufgrund kleiner Fallzahlen – sehr heterogenen Resultaten haben keinen eindeutigen Nachweis erbracht, dass die EVT der IVT bei CeAD Patienten überlegen ist. Eine Meta-Analyse über acht Beobachtungsstudien, welche die EVT- mit der IVT-Behandlung bei CeAD vergleicht konnte dabei weder einen Nutzen noch ein Schaden der EVT im Hinblick auf den funktionellen Outcome der behandelten Patienten darstellen (OR 0.97 (0.39–2.44), P = 0.96) (Traenka et al. 2018). Erwartungsgemäss konnte wiederholt eine deutlich bessere Rekanalisations-Rate nach EVT im Vergleich zur IVT nachgewiesen werden, welche sich jedoch nicht in einen besseren funktionellen Outcome der behandelten Patienten übersetzte (Traenka et al. 2018).
Zusammenfassend besteht aufgrund der aktuellen Datenlage kein Grund, eine IVT oder eine EVT, CeAD Patienten vorzuenthalten (Powers et al. 2019). Das Design sowie die geringen Fallzahlen in den bisher publizierten Studien zur Akuttherapie (IVT, EVT) bei CeAD erschweren die Bewertung der Resultate im Blick auf die Anwendung im Alltag. Grössere, idealerweise randomisierte Studien sind notwendig um diese Frage befriedigend zu klären. Die Realisierung einer randomisierten Therapiestudie erscheint jedoch unwahrscheinlich, so dass die Entscheidungen im klinischen Alltag bis auf weiteres auf Beobachtungsstudien beruhen werden.

Antithrombotische Therapie

Ein wichtiger Bestandteil der Therapie bei CeAD Patienten stellt die Prophylaxe von zerebral-ischämischen Ereignissen bei gleichzeitig möglichst geringem Risiko einer relevanten intra- oder extrakraniellen Blutung unter antithrombotischer Therapie dar. In einer US-amerikanischen Register-basierten Studie (n = 2791 CeAD Patienten ohne Schlaganfall oder TIA bei Vorstellung) trat bei 1,7 % der beobachteten Patienten ein ischämischer Schlaganfall innert 2 Wochen nach Diagnose der CeAD auf (Morris et al. 2017). Gemäss dieser Daten scheint das Schlaganfallrisiko zwar klein, allerdings wurden hier explizit Patienten berücksichtigt, welche sich bei Diagnose ohne Schlaganfall oder TIA – also jenen Patienten mit einem besonders hohen Risiko für eine erneutes Ereignis – präsentiert hatten.
Wichtig ist die Information, dass das Schlaganfallrisiko initial und in den ersten 14 Tagen bis 4 Wochen am höchsten war und danach abnahm, was frühere Beobachtungstudien zu bestätigen scheint (Gensicke et al. 2015; Biousse et al. 1995).
Diese Daten, sowie Resultate von zwei randomisierten Studien zu dieser Fragestellung (s.u.) unterstützen die Annahme, dass eine prophylaktische antithrombotische Therapie so früh wie möglich im Verlauf einer CeAD begonnen werden sollte. Hierzu stehen zwei etablierte Ansätze zur Verfügung: die Thrombozyten-Funktionshemmung (TFH, mehrheitlich Aspirin) sowie die Antikoagulation (mehrheitlich Vitamin-K-Antagonisten (VKA) mit oder ohne vorangehendes Bridging mittels niedermolekularem oder unfraktioniertem Heparin).
Mehrere Beobachtungsstudien sowie darauf basierende Meta-Analysen hatten sehr unterschiedliche Resultate in Bezug auf Sicherheit und Wirksamkeit der beiden therapeutischen Ansätze erbracht (Menon et al. 2008; Lyrer und Engelter 2010; Sarikaya et al. 2013; Kennedy et al. 2012; Chowdhury et al. 2015). Umso wichtiger erscheint die Betrachtung zweier randomisierter Studien, welche TFH und VKA in der Behandlung von CeAD untersucht haben.
Die britische CADISS (Cervical Artery Dissection in Stroke Study) wurde als randomisierte (TFH vs VKA) kontrollierte Machbarkeitsstudie konzipiert (Cervical Artery Dissection in Stroke Study Trial, I 2007).
CADISS schloss 250 CeAD Patienten ein. Bezogen auf den primären Endpunkt der Studie (ipsilateraler Schlaganfall oder Tod in der intention-to-treat Population) zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied in den beiden Behandlungsgruppen: ischämische Schlaganfälle innert 3 Monaten nach Studieneinschluss traten bei 3 von 126 Patienten in der TFH-Gruppe sowie bei 1 von 124 Patienten in der VKA-Gruppe (OR 0335 (0006–4233), p = 0.63) auf (Markus et al. 2015). Ein relevantes Blutungsereignis trat ausschliesslich in der VKA-Gruppe (1 von 124 Patienten, n = 1 Subarachnoidalblutung) auf. Der Gruppenunterschied zeigte bei 2 weiteren Ereignissen im Follow-Up bis 12 Monate (jeweils plus einen ischämischen Schlaganfall in der TFH- und der VKA-Gruppe) keine statistische Signifikanz (Markus et al. 2019).
Basierend auf dieser geringen Anzahl an klinischen Endpunkten unter antithrombotischer Therapie wurde die Machbarkeit einer grösseren randomisierten CeAD Studie mit rein klinischen Endpunkten in Frage gestellt.
Der Einbezug von bildgebenden Endpunkten – vor allem ischämische Läsionen in der DWI (Diffusion weighted imaging) MRI-Bildgebung können helfen die Fallzahl zu reduzieren (Bonati et al. 2010) und damit eine Studie dennoch ermöglichen.
Eine Beobachtungsstudie konnte zeigen, dass 25 % der CeAD Patienten im Follow-Up (bis 4 Wochen) eine neue DWI-Läsion aufwiesen – rein bildgebende MR-Endpunkte traten also deutlich häufiger auf als dies von klinischen Ereignissen zu erwarten gewesen wäre (Gensicke et al. 2015).
Die TREAT-CAD Studie (TREATment of Cervical Artery Dissection) basierte auf dem Konzept klinische und MR-Endpunkte zu berücksichtigen. TREAT-CAD ist eine multizentrische, in der Schweiz, Deutschland und Dänemark durchgeführte randomisiert kontrollierte Therapiestudie (Traenka et al. 2020c). TREAT-CAD Teilnehmer erhielten randomisiert entweder Aspirin (ASA, 300mg/d) oder Antikoagulation (VKA mit oder ohne vorangehendes Bridging) für 3 Monate. Ziel von TREAT-CAD war es, die Nicht-Unterlegenheit (non-inferiority) von Aspirin zu VKA zu prüfen (Traenka et al. 2020c).
Besonderheiten der TREAT-CAD Studie liegen im Einbezug der MRI-Bildgebung beim Einschluss der Patienten (siehe Abschn. 4) als auch im Follow-Up. Der primäre Studien-Endpunkt setzte sich aus klinischen Ereignissen (ischämischer Schlaganfall, symptomatische intra- oder extrakranielle Blutung, Tod; bis 3 Monate) sowie bildgebenden Endpunkten (neu aufgetretene DWI- oder SWI (Susceptibility Weighted Imaging)/T2*-Läsion im Follow-Up bis 21 Tage) zusammen (Traenka et al. 2020c).
Der kombinierte primäre Endpunkt aus Klinik und Bildgebung trat in der primären Analyse (per-protocol) bei 21 von 91 (23 %) Patienten der ASA-Gruppe im Vergleich zu 12 von 82 (15 %) Patienten der VKA Gruppe auf (95 % CI -4; 21, non-inferiority p-Wert: 0.55) (Engelter et al. 2021). Dies bedeutet, dass die avisierte Nicht-Unterlegenheit von Aspirin im Vergleich zur Antikoagulation nicht gezeigt werden konnte. Allerdings kann – insbesondere auch aus methodologischen Gründen – daraus nicht geschlossen werden, dass die VKA- der Aspirin-Gabe überlegen wäre (Engelter et al. 2021).
Was die klinischen Endpunkte anging, traten alle 7 ischämischen Schlaganfälle in der Aspirin-Gruppe auf, während die einzige schwere extrakranielle Blutung in der Antikoagulationsgruppe auftrat (Engelter et al. 2021). Intrakranielle Blutungen oder Todesfälle traten in TREAT-CAD nicht auf. Trotz dieser numerisch eindrücklichen Verteilung der Ereignisse auf die Therapiegruppen war der Unterschied zwischen den Gruppen auch für die klinischen Ereignisse nicht signifikant (Engelter et al. 2021).
In Kenntnis dieser Daten scheint eine, insbesondere nach Publikation der CADISS-Resultate diskutierte und propagierte Abkehr (Bae und Debette 2016; Kasner 2015) von der historisch präferierten Antikoagulation hin zur Aspirin Therapie nach TREAT-CAD nicht generell gerechtfertigt. Kombinierte Analysen von CADISS und TREAT-CAD werden möglichweise aufzeigen können, welche CeAD-Patienten mehr von einer Antikoagulation profitieren könnten und bei welchen Patienten Aspirin in der Tat ausreichen könnte.
Eine weitere klinisch wichtige Erkenntnis aus TREAT-CAD besteht darin, dass alle ischämischen Schlaganfälle innerhalb von 7 Tagen seit Beginn der Studienmedikation auftraten; in 5 Fällen gar an Tag 1 (Engelter et al. 2021). Der unmittelbare und verzögerungsfreie Beginn einer antithrombotischen Therapie erscheint daher sinnvoll und empfehlenswert.
Unabhängig der Haupt-Fragestellung hat TREAT-CAD auch aufzeigen können, dass eine randomisiert kontrollierte Studie unter Einbezug von bildgebenden Endpunkten in einem multizentrischen Setting realisierbar ist; ein Modell für zukünftige CeAD-Therapiestudien.
Zum Einsatz der direkt wirkenden oralen Antikoagulantien (Faktor-Xa- und Thrombin-Inhibitoren) bei CeAD Patienten liegen bisher nur sehr wenige Daten aus Fallserien vor (Cappellari und Bovi 2017; Mustanoja et al. 2015). Zudem sind diese Substanzen für den Einsatz bei CeAD-Patienten nicht zugelassen. Auch aus medico-legalen Gründen möchten wir daher vom Einsatz bei CeAD abraten, auch wenn diese Substanzen aufgrund ihres (im Einsatz bei Schlaganfall-Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern) günstigen Nutzen/Risikoprofils eine lohnende Therapieoption auch bei CeAD darstellen könnten.
Zukünftige CeAD Therapie-Studien sollten dies berücksichtigen.

Verlauf und Prognose

Erfreulicherweise ist die Prognose für die Mehrheit der CeAD Patienten gut (Debette 2014). Bis zu 90 % der Patienten erreichen im einen guten funktionellen Outcome (definiert durch einen modified Rankin Scale score von 0–2). In grossen Registerstudien konnten einige prognostisch relevante Faktoren identifiziert werden: günstig sind hier das Vorliegen eines Horner-Syndroms oder eines pulsatilen Tinnitus (beides bei ICA-Dissektionen) zu werten (Lyrer et al. 2014; Kellert et al. 2016). Pathophysiologisch ist dies möglicherweise mit einer eher exzentrischen Ausdehnung des Wandhämatoms (dadurch bedingt stärkere Kompression der sympathischen Nervenfasern entlang der ICA mit konsekutiv Horner Syndrom; stärkere Fortleitung des veränderten Strömungsgeräusches der Arterie mit konsekutiv pulsatilem Tinnitus) zu interpretieren. Die Hämodynamik im betroffenen Gefäss ist in diesen Fällen weniger beeinträchtigt, das Risiko für eine cerebrale Minderperfusion dadurch wahrscheinlich geringer.
Prognostisch ungünstig ist hingegen die Okklusion der betroffenen Arterie zu werten (Traenka et al. 2020a). Umso wichtiger erscheint daher, die Möglichkeit der EVT zur Wiedereröffnung der Arterie in der Akutphase zu erwägen.
Re-Dissektionen wurden in einer Häufigkeit, von 0 bis 25 % berichtet, wobei sich die Studien erheblich auch hinsichtlich der Dauer der Verlaufsbeobachtung unterscheiden (Debette und Leys 2009). Die jüngste hierzu publizierte Studie berichtete über eine Früh-Rezidivrate von 8 % innerhalb des ersten Monats, die anschliessend auf 7 % fiel, dies bei einer mittleren Beobachtungszeit von 52 Monaten (4,3 Jahre) (Kloss et al. 2018). Prädiktoren, welche CeAD Patienten mit erhöhtem Risiko für eine erneute CeAD identifizieren könnten, sind nicht bekannt. Die insbesondere in der Frühphase nach Erstmanifestation der CeAD auftretenden Rezidive legen jedoch nach, dass insbesondere im ersten Monat eine vulnerable, instabile neurovaskuläre Situation besteht. Daher erscheint es empfehlenswert, in dieser Zeit von (auch leichten) sportlichen Aktivitäten Abstand zu nehmen. Entsprechend den in Follow-Up Untersuchungen dargestellten Gefäss-Befunden kann eine Wiederaufnahme der körperlichen Aktivitäten im individuellen Fall diskutiert werden.
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