Aktuell werden in Deutschland jährlich ca. eine Million Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt. Gerade bei komplexeren Interventionen wird, neben dem Zugang über die A. radialis, bevorzugt die A. femoralis gewählt. In der Therapie der peripheren Extremitätengefäße ist dies der bevorzugte Zugangsweg. Die Anzahl der interventionellen endovaskulären Eingriffe nimmt hierbei stetig zu und wird von der S3-Leitlinie als „endovascular first“ mit einem Empfehlungsgrad A, Evidenzklasse 1 empfohlen (Lawall et al.
2017; Frank et al.
2019). Prinzipiell kann jede Punktion im Leistenbereich zu einem Pseudoaneurysma (PSA
) führen. Auch eine Fehlpunktion von Leistenvenen, z. B. bei Anlage eines zentralvenösen Katheters, Dialysekatheters oder passageren
Herzschrittmachern, kann Pseudoaneurysmata
verursachen. Hämatome und arteriovenöse Fisteln sind die häufigsten Komplikationen nach kathetergestützten Interventionen (Hessel et al.
1981; Smith und Galland
1992a,
b). Ihr Risiko liegt – abhängig von der Art der Intervention – zwischen 0,06 % und 0,18 % bei diagnostischen und zwischen 0,7 % und 6,25 % bei therapeutischen Eingriffen (Agrawal et al.
1992).
Dabei wiesen Kim et al. eine Zunahme der Häufigkeit innerhalb von zehn Jahren um das Doppelte und den Zusammenhang mit der therapeutischen Hemmung der Blutgerinnung nach (Kim et al.
1992). Zusätzlich bestehen weitere Risikofaktoren, die die Entstehung der oben genannten
Gefäßkomplikationen begünstigen. Dazu gehören unter anderem ein höheres Lebensalter, weibliches Geschlecht und erhöhter Blutdruck (Graham et al.
1992). Unter den Gefäßkomplikationen im Leistenbereich ist das PSA
, neben der Einblutung, mit einem Anteil von fast 30 % die zweithäufigste Komplikation (Peters et al.
2018; Stolt et al.
2018). Auch vaskuläre Verschlusssysteme können bei unzureichender Versiegelung der punktierten Gefäßwand oder Fehlanlage der Grund für ein PSA sein. Die Komplikationsrate nach manueller Kompression, gefolgt von einem Druckverband, entspricht der des vaskulären Verschlusssystems (Biancari et al.
2010). Das Pseudoaneurysma entsteht in der Regel am Ende des Eingriffes nach der Entfernung des Gefäßzuganges, z. B. einer Schleuse, bei unzureichender manueller Kompression oder ineffektivem Druckverband. Mehrere Punktionsversuche, Fehlpunktionen, unruhige oder incompliante Patienten erhöhen das Komplikationsrisiko. Der ehemalige Stichkanal wird nach der Schleusenentfernung zur Gefäßleckage, über die dann das Blut ungehindert in das umliegende Gewebe ausströmt. Somit umgibt das PSA keine Gefäßwand und es wird als „nicht wahres Aneurysma“ (Pseudoaneurysma) bezeichnet. Von der Gefäßwandperforation über den Stichkanal der Punktionsnadel oder im Falle einer lumenstärkeren Schleuse bildet sich dann der „Hals“ des PSA, der in der blasenartigen glattbegrenzten Höhle des PSA endet. Dieser wird als Aneurysma-Hals (englisch „neck“) bezeichnet und kann unterschiedlich lang und breit sein. Hier soll dann im PW-Doppler ein Flussprofil mit systolischem und diastolischem Anteil dargestellt werden (siehe unten). Pulssynchron und mit dem Pulsationsdruck, der dem arteriellen Blutdruck entspricht, strömt das Blut kontinuierlich in das PSA. Hierbei wird eine hohe Flussgeschwindigkeit erreicht, die ein charakteristisches Strömungsgeräusch verursacht, das sich bereits auskultatorisch mit dem Stethoskop detektieren lässt. Da der Bluteinstrom mit hoher Geschwindigkeit einschießt und das PSA keine wirkliche Begrenzung zum umliegenden Gewebe hat, kann es sich schnell vergrößern, „rupturieren“ und/oder Nerven und Gefäße komprimieren.