Die funikuläre Myelose
ist die spinale Ausprägung eines Vitamin-B
12- oder seltener eines Folsäuremangelzustands. Häufigste Ursache ist eine gestörte Resorption von Vitamin B
12 bei chronisch
atrophischer Gastritis mit Intrinsic-Factor-Mangel. In erster Linie kommt es zu einer symmetrischen Demyelinisierung der Hinterstränge und Pyramidenbahnen. Wichtigste Begleiterkrankung ist eine makrozytäre
Anämie. Die funikuläre Myelose ist eine behandelbare Erkrankung; in den meisten Fällen ist eine lebenslange Substitutionstherapie notwendig.
Diagnostik
Wesentlich wichtiger als ein spezifisches Applikationsschema ist die
Compliance des Patienten. Die meisten Ursachen für einen Vitamin-B
12-Mangelzustand liegen lebenslang vor, und ein Rezidiv ist nach Therapieabbruch zwar mit Intervall, aber unweigerlich zu erwarten.
Das Ausmaß der Remission unter Substitutionsbehandlung ist unterschiedlich – Residualsymptome bleiben bei etwa 50 % der Patienten bestehen. Ausnahmslos sollte sich jedoch innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen eine Besserung zeigen. Falls sich diese innerhalb der ersten 3 Monate nicht einstellt, muss die Richtigkeit der Diagnose überprüft werden.
Facharztfragen
1.
Warum kann ein Patient eine fortgeschrittene funikuläre Myelose haben und trotzdem keine gesteigerten Muskeleigenreflexe zeigen?
2.
Welche diagnostischen Schritte sind bei Verdacht auf eine funikuläre Myelose einzuleiten und weshalb?
3.
Wägen Sie die Vor- und Nachteile einer oralen gegenüber einer parenteralen Substitution mit Vitamin B12 ab. Was ist bei der oralen Substitution zu beachten?
4.
Welcher Substratmangel kann das neurologische Bild eines Vitamin-B
12- bzw.
Folsäuremangels fast komplett imitieren?