Einführung
Molekulargenetik und -biologie haben unser Verständnis von Tumorentstehung/-progression erheblich verbessert. Einen entscheidenden Beitrag hierzu haben Techniken geleistet, die es erlauben, Tumorgenom und -proteom nicht nur an Frischmaterial, sondern auch an Formalin-fixiertem, Paraffin-eingebettetem (FFPE-)Gewebe genauer zu analysieren. Gleichzeitig wurden sog. zielgerichtete Therapeutika entwickelt, die zielgenau auf molekulare Aberrationen in den Tumorzellen einwirken.
Die Untersuchung von FFPE-Gewebe aus großen Studienkohorten ermöglichte die Identifikation gewebsbasierter prognostischer und prädiktiver Biomarker, die z. T. bereits Eingang in die pathologische Routinediagnostik gefunden haben (integrierter „morphomolekularer“ Ansatz). Diese prädiktiven Biomarker dienen zur Stratifizierung der Patienten in potenzielle Responder, die von einer zielgerichteten Therapie profitieren, und Non-Responder, für die eine zielgerichtete Therapie keinen Nutzen bringt.
Nicht zuletzt aufgrund der hohen Kosten, aber auch der Nebenwirkungen dieser Therapeutika ist eine solche molekularpathologische Diagnostik essenziell und wird von den Zulassungsbehörden gefordert. Während in den USA von der FDA zu jedem derartigen Medikament eine spezifizierte Companion-Diagnostik zugelassen wird, wird in Europa bislang von der EMA lediglich ein „geeigneter, validierter Test“ gefordert, was eine gewisse methodische Offenheit gewährleistet. Von der Companion-Diagnostik muss die Complementary-Diagnostik unterschieden werden, die nicht zwingend zur Therapieentscheidung beiträgt, aber dem behandelnden Arzt molekularbasierte Informationen zur Entscheidungsfindung liefert. In Deutschland muss nach Zulassung eines Medikamentes seit Kurzem auch die Erstattung einer Companion-Diagnostik von den Kostenträgern sichergestellt werden.
Die Entwicklung auf diesem Gebiet verläuft rasant, sodass auch die Zahl der Biomarker ständig wächst. Der Trend geht dabei hin zu immer aufwendigeren Analysen unter immer größerem Zeitdruck. Im diesem Kapitel werden wesentliche analytische Methoden zur Untersuchung des Tumorgenoms bzw. -proteoms dargestellt, die in der täglichen Diagnostik bzw. in der molekularpathologischen/onkologischen Forschung angewendet werden.
Alle Methoden, die in der molekularpathologischen Diagnostik zum Einsatz kommen und damit die Therapie des Patienten mitbestimmen, müssen zur Gewährleistung der Patientensicherheit einer kontinuierlichen
Qualitätssicherung unterliegen. Im Rahmen der Qualitätssicherungsinitiative Pathologie (QuIP) der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP) und des Bundesverbandes Deutscher Pathologen (BDP) werden seit Jahren externe
Ringversuche durchgeführt; die Teilnahme ist bislang nur für die
Zertifizierung von Organtumorzentren vorgeschrieben und (noch) nicht erlösrelevant. Der Kliniker/Onkologe sollte jedoch unbedingt darauf achten, dass sich die kooperierende Pathologie regelmäßig und mit Erfolg an den externen Qualitätssicherungsmaßnahmen beteiligt.