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2-Methylacetoacetat

Verfasst von: G. F. Hoffmann, C.-D. Langhans und A. Schulze
2-Methylacetoacetat
Synonym(e)
2-Methylacetessigsäure; 2-Methyl-3-Oxobuttersäure
Englischer Begriff
2-methylacetoacetic acid
Definition
Die β-Ketocarbonsäure tritt als pathologischer Metabolit bei Störungen im Stoffwechsel der Aminosäure Isoleucin auf.
Struktur
C5H8O3; Strukturformel:
Molmasse
116,12 g.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Im Abbauweg der verzweigtkettigen Aminosäure Isoleucin entsteht nach Transaminierung, oxidativer Decarboxylierung und Hydrierung 2-Methyl-3-Hydroxybutyryl-CoA, das durch die 2-Methyl-3-Hydroxybutyryl-CoA-Dehydrogenase zu 2-Methylacetoacetyl-CoA (2-Methyl-3-Oxobutyryl-CoA) oxidiert wird. Letzteres wird durch die 3-Oxothiolase in Acetyl-CoA und Propionyl-CoA gespalten. Diese Spaltprodukte fließen in den Citratzyklus ein.
Bei einem Defekt der 3-Oxothiolase kommt es zu einem Anstau der Intermediate vor dem Enzymblock. 2-Methylacetoacetyl-CoA akkumuliert, und durch Hydrolyse wird 2-Methylacetoacetat gebildet.
2-Methylacetoacetat verteilt sich in allen Körperflüssigkeiten und wird effizient renal ausgeschieden.
Funktion – Pathophysiologie
2-Methylacetoacetat hat keine bekannte Funktion im Intermediärstoffwechsel. Untersuchungen zur individuellen Toxizität der verschiedenen Säuren im Katabolismus von Isoleucin liegen erst in Ansätzen vor.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Präanalytik
  • Durch Flüssig-Flüssig-Extraktion im sauren Medium mittels Ethylacetat oder Diethylether nach vorangegangener Oximierung mit Pentafluorbenzylhydroxylamin (PFBHA)
  • Mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS) als Pentafluorbenzyloxim-Trimethylsilylester
Retentionsindex RI: 1606 (syn), 1622 (anti)
M+ (m/z): 383
Quant Ion (m/z): 181
Conf. Ion (m/z): 368
Internationale Einheit
Referenzbereich – Kinder
<2 mmol/mol Kreatinin.
Pathologischer Bereich: 0–650 mmol/mol Kreatinin.
Indikation
Rezidivierende metabolische Ketoacidose, progrediente psychomotorische Retardierung.
Interpretation
Eine erhöhte Ausscheidung von 2-Methylacetoacetat neben 2-Methyl-3-Hydroxybuttersäure und Tiglylglyzin wird bei einem 3-Oxothiolase-Mangel, auch 2-Methylacetoacetyl-CoA-Thiolase-Mangel oder β-Ketothiolase-Mangel genannt, beobachtet. Das Auftreten dieser Säure differenziert diesen Defekt vom im Stoffwechselweg darüber liegenden Enzymdefekt, dem 2-Methyl-3-Hydroxy-Butyryl-CoA-Dehydrogenase-Mangel. Eine enzymatische oder molekularbiologische Bestätigungsdiagnostik ist möglich.
Diagnostische Wertigkeit
2-Methylacetoacetat ist pathognomonisch für den 3-Oxothiolase-Mangel.
Literatur
Blau N, Duran M, Gibson KM, Dionisi-Vici C (Hrsg) (2014) Physician’s guide to the diagnosis, treatment, and follow-up of inherited metabolic diseases. Springer, Berlin/Heidelberg