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5’-Nukleotidase

Verfasst von: A. M. Gressner und O. A. Gressner
5’-Nukleotidase
Synonym(e)
5’-Ribonukleotid-Phosphohydrolase; EC 3.1.3.5; 5’-N
Englischer Begriff
5’-nucleotidase
Definition
Weit verbreitete Phosphatase mit Spezifität für Nukleosid-5’-Monophosphat, deren klinische Bedeutung als Cholestase-anzeigendes Enzym (Cholestase-anzeigende Enzyme) auf der Aktivitätserhöhung bei hepatobiliären (cholestatischen) Lebererkrankungen beruht.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
5’-N ist eine nahezu ubiquitär in Geweben verteilte, in den Nukleinsäurekatabolismus involvierte, Plasmamembran-gebundene Phosphatase mit Spezifität für Nukleosid-5’-Monophosphat wie Adenosin-5’-Phosphat, Cytidin-5’-Phosphat und Inosin-5’Phosphat. Katalysiert die hydrolytische Abspaltung der Phosphatgruppe am C5 der Ribose gemäß folgender allgemeiner Reaktion:
5’-N tritt mit multiplen Formen in Geweben und im Serum auf.
Funktion – Pathophysiologie
In der Leber ist 5’-N im kanalikulären Segment der hepatozellulären Plasmamembran und in Gallengangsepithelzellen lokalisiert und wird bei intra- oder extrahepatischen cholestatischen Lebererkrankungen durch die Detergenzwirkung retinierter Gallensäuren in die Zirkulation freigesetzt.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Serum, Heparin-Plasma (kein EDTA-Plasma).
Präanalytik
Hämolyse vermeiden (führt zu erhöhten Aktivitäten), EDTA inhibiert. Aktivität ist bei 4 °C für 4 Tage, bei −20 °C für 4 Monate stabil.
Analytik
Es stehen mehrere Methoden zur Verfügung:
1 Zusammengesetzter optischer UV-Test
I. Messreaktion
II. Hilfsreaktion
III. Indikatorreaktion
Adenosin-5’-Phosphat (auch Cytidin-5’-Phosphat) wird hydrolytisch durch 5’-N in Adenosin + anorganisches Phosphat (Pi) gespalten. Entweder wird die pro Zeiteinheit freigesetzte Menge Pi gemessen oder Adenosin mit Desaminase zu Inosin und NH4 + umgesetzt, das mittels Berthelot-Reaktion oder durch eine weitere Indikatorreaktion enzymatisch-optisch erfasst wird.
2 Radioenzymatische Methode
[32P]-markiertes Nukleosidphosphat wird als Substrat eingesetzt. Die Ausschaltung der Aktivität unspezifischer Phosphatasen gegenüber Adenosin-5’-Phosphat kann erfolgen über:
  • Spezifische Hemmung der 5’-N durch Nickelionen:
    [Aktivität im Ansatz ohne Nickel] – [Aktivität im Ansatz + Nickel] = 5’-N-Aktivität
  • Hemmung der alkalischen Phosphatase durch Exzessmengen von Phosphatestern (Phenyl-, β-Glyzerophosphat), für die die unspezifische Phosphatase, nicht jedoch die 5’-N eine hohe Affinität hat. Dadurch reduziert sich der mit Adenosin-5’-Phosphat reagierende Anteil der alkalischen Phosphatase (Phosphatase, alkalische) stark.
Referenzbereich – Erwachsene
2–17 U/L (0,03–0,29 μkat/L); Messtemperatur: 37 °C.
Referenzbereich – Kinder
Kinder und Adoleszenten haben erhöhte Aktivitäten.
Indikation
  • Diagnose cholestatischer Lebererkrankungen
  • Differenzialdiagnose bei erhöhter alkalischer Phosphatase zwischen hepatobiliärer und ossärer Ursache
  • Diagnose hepatobiliärer cholestatischer Lebererkrankungen während der Schwangerschaft (mit erhöhter alkalischer Phosphatase)
Interpretation
Deutlich erhöhte Aktivitäten findet man bei allen Formen intra- und extrahepatischer cholestatischer Lebererkrankungen unabhängig von der Ätiologie, Leberzirrhose, Lebertumoren, Metastasen, Hepatitis und besonders ausgeprägt bei Cholelithiasis.
Diagnostische Wertigkeit
Das nur noch selten klinisch eingesetzte Enzym ist besonders bei der Differenzialdiagnose erhöhter alkalischer Phosphatase-Aktivitäten wertvoll, da kein Anstieg bei Knochenerkrankungen und während der Schwangerschaft feststellbar ist. Ansonsten gehen die Anstiege von 5’-N, alkalischer Phosphatase und Leucinarylamidase(n) bei cholestatischen hepatobiliären Erkrankungen parallel.
Literatur
Boone DJ, Routh JL, Schrantz R (1974) Gamma-glutamyl transpeptidase and 5-nucleotidase. Comparison as diagnostics for hepatic disease. Am J Clin Pathol 61(3):321–327CrossRefPubMed
Goldberg DM (1973) 5’-Nucleotidase: Recent advances in cell biology, methodology and clinical significance. Digestion 8:87–99CrossRefPubMed