Das A-Antigen ist eine Zuckerstruktur von
Glykoproteinen (s. Glykoproteine) und Glykolipiden auf der Oberfläche von
Erythrozyten, die als endständigen Zuckerrest ein α-1,3-glykosidisch verknüpftes N-Acetylgalaktosamin aufweist. Die Synthese des A-Antigens erfolgt durch die A-Transferase, eine Glykosyltransferase (
Glykosyltransferasen A und B), die den Transfer von N-Acetylgalaktosamin auf die
H-Substanz Fukose-α-1,2-Galaktose-β1-Rest katalysiert. Die A-Transferase wird von Trägern der
Blutgruppen A und AB synthetisiert, die mindestens ein A-Allel des AB0-Gens in ihrem Genom aufweisen. Personen mit Blutgruppe B oder 0, die kein A-Antigen auf den eigenen Erythrozyten tragen, bilden in den ersten Lebensmonaten als immunologische Reaktion auf A-Antigen-ähnliche Strukturen, wie sie zum Beispiel auf gramnegativen
Bakterien (
Gram-Färbung) des Gastrointestinaltrakts vorkommen, Anti-A-Antikörper (Anti-A-Isoagglutinine; s.
Isoagglutinine) aus. Diese Anti-A-Isoagglutinine gehören zu den komplementaktivierenden IgM-Antikörpern und reagieren mit hämolysierender Wirkung mit Erythrozyten der Blutgruppe A. Es existieren bei der Blutgruppe A Untergruppen, die sich in der Stärke der Antigenausprägung sowie in der Struktur des A-Antigens unterscheiden. Gemeinsam für alle A-Untergruppen ist das in der Regel fehlende korrespondierende Isoagglutinin, selbst bei nur geringer Antigendichte auf den Erythrozyten. Bei der Untergruppe A
1 wird zusätzlich zum A-Antigen das A
1-Antigen synthetisiert, das sich strukturell leicht vom A-Antigen unterscheidet und mittels einer Agglutinationsreaktion mit dem Lektin aus
Dolichos biflorus identifiziert werden kann. Bei der Untergruppe A
2 ist die Antigendichte, also die Zahl der A
2-Glykostrukturen auf der Erythrozytenoberfläche, deutlich geringer als bei der Blutgruppe A
1. Dies führt dazu, dass A
2-Erythrozyten sowohl mit dem A
1-Lektin aus
Dolichos biflorus wie auch mit dem Lektin aus
Ulex europaeus, das die H-Substanz erkennt, reagieren. Diese Reaktivität nutzt man im blutgruppenserologischen Laboratorium zur Differenzierung der A-Untergruppen A
1 und A
2. Allerdings reagiert Anti-H auch mit Erythrozyten der Blutgruppen 0, B sowie weiterer Untergruppen der Blutgruppe A mit schwacher Antigenexpression. Dieser Test ist folglich nicht geeignet, um eine Differenzierung der A-Untergruppe A
2 und weiteren A-Untergruppen mit einer sehr schwachen Antigenexpression durchzuführen. Diese weiteren A-Untergruppen wie A
3, Aend, Ax und Ael treten allerdings sehr selten auf und sind zumeist schon in der initialen Reaktion mit Anti-A-Isoagglutininen (s. Isoagglutinine) bei der
Blutgruppenbestimmung auffällig, da sie nur abgeschwächt mit Anti-A-Isoagglutininen reagieren. Alle A-Untergruppen mit sehr schwacher Antigenausprägung werden unter dem Oberbegriff „aweak“ zusammengefasst und ihre genaue Differenzierung ist in der immunhämatologischen Routinediagnostik von untergeordneter Bedeutung. In Europa gehören etwa 80 % der Träger der Blutgruppe A zur Untergruppe A
1 und 20 % zur Untergruppe A
2. Die anderen A-Untergruppen treten deutlich seltener auf, sie sind in der Summe bei weniger als 0,1 % der europäischen Bevölkerung nachweisbar. Die Verteilung der A-Untergruppen weist allerdings wie die generelle Verteilung der Blutgruppen große Unterschiede in Bezug auf die untersuchten Populationen auf. Als Beispiel seien asiatische Populationen genannt, bei denen teilweise die A-Untergruppe A
2 nicht auftritt, während bei der Gruppe der Lappen eine große Anzahl von A
2-Trägern gefunden wird. (s. a.
AB0-Blutgruppensystem).