Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik
Info
Verfasst von:
A. M. Gressner und O. A. Gressner
Publiziert am: 30.08.2017

Acetaldehyddehydrogenase

Acetaldehyddehydrogenase
Synonym(e)
ALDH
Englischer Begriff
aldehyde dehydrogenases
Definition
ALDH gehören zu einer im Körper weit verbreiteten, mit höchster Aktivität in der Leber vorkommenden Gruppe von Aldehyddehydrogenasen, die breite Substratspezifität aufweisen und NAD+ als Koenzym benötigen.
Beschreibung
Die in zahlreichen Geweben vorkommenden ALDH oxidieren Aldehyde endo- und exogener Herkunft unter Verwendung von NAD+ als Koenzym. In der Leber werden 2 Formen (ALDH1, ALDH2) des tetrameren, aus Untereinheiten der Molmassen 54,8 und 54,2 kDa bestehenden Enzyms nach subzellulärer Lokalisation, Km-Wert und katalytischen Eigenschaften unterschieden. Die folgende Tabelle zeigt wichtige Charakteristika der Hauptformen der menschlichen Acetaldehyddehydrogenasen (ALDH):
ALDH-Typ
Subzelluläre Lokalisation
Km
Beteiligung am Ethanolabbau
ALDH1
Zytosol
30 μmol/L
(+)
ALDH2
Mitochondrien
<3 μmol/L
++
ALDH22
Mitochondrien
Katalytisch inaktive, mutierte Form, führt zu Flush-Syndrom
Die mitochondrial lokalisierte ALDH2 übernimmt den Abbau des aus dem Ethanolstoffwechsel (Ethanol) entstehenden Acetaldehyds, von dem über 90 % zu Acetat abgebaut werden. Polymorphismus der ALDH2 kann mit dem Verlust der katalytischen Aktivität einhergehen (ALDH2-defizienter Phänotyp), der das Ergebnis einer Punktmutation mit einem Austausch von Glutamat in Position 487 durch Lysin ist (ALDH22) und bei etwa 50 % der Japaner und Chinesen auftritt. Bei diesem Phänotyp kommt es nach Ethanolzufuhr zum Flush-Syndrom als Ausdruck einer durch Acetaldehydakkumulation vermittelten Freisetzung von Katecholaminen und von vasoaktiven Substanzen aus Mastzellen (Symptome: akute Gesichtsrötung, Schwindel, Tachykardie, Kopfschmerzen, Übelkeit). Die ALDH2-Mutation kann z. B. durch Haarwurzelanalyse (Haare als Proben) diagnostiziert werden.
Literatur
Ferguson RA, Goldberg DM (1997) Genetic markers of alcohol abuse. Clin Chim Acta 257:199–250CrossRefPubMed