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ACTH-Test

Verfasst von: W. Hubl
ACTH-Test
Synonym(e)
Synacthen-Test
Englischer Begriff
ACTH stimulation test
Definition
Mit einer ACTH-Applikation (Adrenokortikotropes Hormon) wird die Stimulierbarkeit der Nebennierenrinde über einen Kortisolanstieg spezifisch getestet.
Durchführung
  • Blutentnahme: 6–10 Uhr für die Bestimmung von Kortisol bzw. 17-Hydroxyprogesteron
  • 1 Ampulle 250 μg ACTH 1–24 (Synacthen) i.v. als Bolus (Kinder 250 μg/m2 Körperoberfläche); Variante: Low-Dose-ACTH-Test mit 1 μg ACTH
  • Blutabnahme nach 60 Minuten zur Bestimmung von Kortisol bzw. 17-Hydroxyprogesteron; beim Low-Dose-ACTH-Test erfolgt die 2. Blutentnahme bereits nach 30 Minuten
Funktion – Pathophysiologie
Bei einer primären Nebennierenrinden-(NNR-)Insuffizienz werden die restlichen noch funktionstüchtigen Zellen bereits maximal durch ACTH stimuliert, sodass die Applikation von exogen zugeführtem ACTH keine weitere Steigerung der Kortisolsekretion mit sich bringt.
Bei einer Atrophie der NNR infolge einer sekundären bzw. hypophysären NNR-Insuffizienz kann der Kortisolanstieg ebenfalls vermindert oder ganz aufgehoben sein.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Präanalytik
Vermeidung von Stresssituationen, keine Östrogen- bzw. Glukokortikoidapplikation.
Referenzbereich
Kortisol Anstieg auf >200 % des Basalwerts bzw. >550 nmol/L; 17-Hydroxyprogesteron Anstieg auf ≤7,0 nmol/L.
Indikation
  • Differenzialdiagnostik des adrenogenitalen Syndroms (AGS):
    • Homozygotes, klassisches AGS
    • Heterozygote Form des AGS
    • Nichtklassische Form des adrenogenitalen Syndroms („late onset AGS“)
Eine partielle Insuffizienz der kortikotropen Hypophysenachse im Rahmen einer sekundären Nebennierenrindeninsuffizienz kann nach hochdosierter ACTH-Gabe (250 μg) durch einen Kortisolanstieg maskiert werden. Aus diesem Grund wird hier ein deutlich empfindlicherer Low-Dose-ACTH-Test mit 1 1 μg mu;g empfohlen, z. B. bei einem Hypophysentumor präoperativ.
Kontraindikation(en)
Überempfindlichkeit gegenüber ACTH.
Nebenwirkung(en)
Seltene allergische Reaktionen.
Interpretation
1.
Verdacht auf Nebennierenrindeninsuffizienz:
  • Kortisolanstieg auf >550 nmol/L 60 Minuten nach ACTH-Injektion schließt eine Nebennierenrinden(NNR)-Insuffizienz aus.
  • Geringerer Kortisolanstieg deutet auf eine NNR-Insuffizienz hin.
 
2.
Verdacht auf adrenogenitales Syndrom (AGS) infolge eines 21-Hydroxylasemangels (CYP21-Gendefekt):
  • Beim homozygoten, klassischen AGS ist der Basalwert des 17-Hydroxyprogesterons bereits deutlich erhöht (>30 nmol/L), und das Kortisol steigt nach ACTH-Gabe nicht oder nur geringfügig (<200 % bzw. auf <550 nmol/L) an.
  • Bei der heterozygoten Form des adrenogenitalen Syndroms (AGS) steigt das 17-Hydroxyprogesteron auf 7–30 nmol an.
  • Bei der nichtklassischen Form des adrenogenitalen Syndroms steigt das 17-Hydroxyprogesteron auf >30 nmol/L an.
 
Literatur
Mönig H, Harbeck B, Domm C et al (2014) Dynamische Funktionstests in der Endokrinolgie und Diabetologie. In: Lehnert H (Hrsg) Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Thieme-Verlag, Stuttgart, S 642–690
Oelkers W (1996) Dose–response Aspects in the Clinical Assessment of the Hypothalamo-Pituitary-Adrenal Axis, and the Low-Dose Adrenocorticotropin Test. Eur J Endocrin 135:27–33CrossRef
Petersenn S, Quabbe H, Schöfl C (2010) Sinnvolle Hypophysenstimulationstests. Dtsch Arztebl Int 107(25):437–443PubMedPubMedCentral
Schäffler A (Hrsg) (2015) Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel, Indikation, Testvorbereitung, Testdurchführung, Interpretation. Springer-Verlag GmbH, 3. Aufl. S 275 Abb 43